Posted by: Sasa
Re: Suedamerika - Sasa on Tour... - 06/06/03 07:43 PM
Hallo Ihr!
Also mein heutiger Tagesablauf und das, was gestern noch passiert ist, war auch noch "ganz nett".
Nach dem Besuch im Internet-Cafe wollte ich natuerlich gleich, wie mir geraten wurde, Silica-Gel fuer meine Kamera kaufen. Aber glaubt ihr vielleicht das ginge hier so einfach??? Von jedem Laden wurde ich weitergeschickt zu einem anderen. In so ziemlich allen Fotolaeden war ich hier, in einigen wenigen Computerlaeden, ja - verdammt - sogar in zwei Apotheken wurde ich geschickt! In einem kleinen Technikladen (dessen Sortiment man nicht so genau einsortieren konnte, wie bei vielen anderen hier), hat man mir gleich den kleinen Jungen des Ladenbesitzers an die Hand gegeben. Der hat mich dann bestimmt auch noch mal 10 Kilometer durch die Innenstadt gefuehrt und ich konnte schon fast nicht mehr auf den Beinen stehen, wie er (endlich!) aufgegeben hat das Silica-Gel fuer mich zu finden.
Im Endeffekt habe ich das Problem mit dem von Innen feuchten Kameraobjektiv so geloest, dass ich ueber Nacht einfach in Taschentuch draufgelegt habe. Jetzt funktioniert sie wieder.
Es ist uebrigens unglaublich, was hier an vielen Stellen fuer ein Aufwand an Personal betrieben wird. Im Supermarkt gibt es fast mehr besetzte Kassen als Kunden und an jeder steht auch zusaetzlich noch ein Tuetenpacker. In einem kleinen Laden, wo ich Handtuecher gekauft habe, wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass ich mein Geld doch bitte erst zur Kasse bringen sollte, mir dort die Quittung holen soll, und dann meine Handtuecher in Empfang nehmen darf. Die Kasse war ein kleiner Kasten mit Glasscheibe vorne, in denen ein kleines Maennlein seine Pfruende bewacht hat, und von dem ich dann eine schoene handschriftliche Quittung bekommen habe.
Heute morgen wollte ich mich mal auf den Weg machen, um Landkarten und anderes Zeugs zu kaufen. In einem riiiiiesigen Einkaufszentrum (so etwas habe ich selbst in Frankreich noch nicht gesehen) laeuft mir ein Kundenberater namens Raul ueber den Weg, der mich nicht gehen laesst, bevor ich alles habe. Ein Spannband (das hat mir die Airline auch geklaut) und ein neues Kopfhoererset (ging im Flugzeug kaputt), sind schnell gefunden. Dann moechte ich gerne noch einen schoenen Laenderaufkleber von Chile haben, den ich dann auf eine meiner Ortliebs kleben kann. Da hat Raul sich dann richtig ins Zeug gelegt. Nachdem unsere Suche im Einkaufszentrum erfolglos ist, geht Raul einfach mit mir die in die Innenstadt. "Hast Du denn uberhaupt die Zeit, um mit mir hier durch die Stadt zu gehen?", frage ich ihn. Er sagt nur: "Alle Zeit, die ich frei vom Arbeitsplatz bin, ist eine gute Zeit!" Leider muss muessen wir letztendlich auch die Suche nach Landkarten aufgeben, da viele Laeden zur Mittagszeit geschlossen haben. Irgendwie bin ich froh, dass ich ihn los bin, da ich vielen Leuten hier einfach nicht allzusehr traue. Doch zum Abschied schuettelt er mir noch die Hand und fragt mich nach meiner E-Mail Adresse. Jetzt sehe ich erst warum er die ganze Zeit seine Linke "Hand" in der Hosentasche hatte. Sie ist ein urtuemliches Geruest aus Metall, Draehten und Federn.
Im uebrigen ist das Krankensystem hier scheinbar auch ein wenig ausgeflippt. Ueberall findet man riesige "Farmacias", in denen mit Medikamenten und Drogerieartikeln nur so um sich geschmissen wird. Dort wird mit Spruechen geworben, wie "Toma Aspirina", aehnlich wie "Beber Coca Cola - Drink Coca Cola". Leute schieben ihre Verwandten im Rollstuhl mit den daran befestigten Blubberflaschen gegen Lungenembolie durch die Strassen. Kleine Ambulanzen werben Tafeln mit der Aufschrift mit "Abierto 24 horas!" und so weiter...
Raul habe ich uebrigens mal gefragt, wie es denn hier so mit dem Wetter ist. Heute ist es ziemlich bewoelkt und die Sonne kommt erst jetzt langsam wieder zum Vorschein. Wie man es so von der deutschen Kueste gewohnt ist, sollte es dann doch eigentlich auch regnen. "Regen? Ja den hatten wir - in den letzten 3 Jahren zweimal!"
Er sagte mir auch, das mir alle Leute hinterher sehen wuerden.
-"Wieso? Sehe ich denn aus, wie ein Nordamerikaner?"
-"Nun ja, vielleicht ein wenig". Der Nordamerikaner werden hier uebrigens nicht Gringos sondern Yankees genannt. Und stolz erzaelt er mich davon, wie kosmopolitisch Antofagasta doch sei. "Sind die Nordamerikaner denn nicht unbeliebt?", harke ich nach. Nun ja, da muss er dann doch zugeben, dass viele sie nicht so wirklich moegen.
Und mit ein paar Ausnahmen kam mir diese Stadt bisher auch recht komisch vor. Wenn ich auf der Strasse jemanden nach dem Weg frage, dann muss ich schon standhaft darauf beharren, sonst wollen mir besonders aeltere Leute keine Antowrt geben. Und waerend ich mit dem Fahrrad und Gepaeck unterwegs war, wollten erst recht die wenigsten etwas mit mir zu tun haben. Das hat sich erst gebessert, nachdem ich den Fahrradhelm abgenommen habe - eigentlich eine recht unkluge Entscheidung bei diesem Verkehr. Aber damit haben mich die Leute wenigstens wieder als Menschen erkannt.
Ganz schoen arrogant finde ich auch die Haltung gegenueber meinen recht schlechten Spanischkenntnissen. Ich habe zwar in der Schule als Bester abgeschlossen und in Spanien hat man sich mit mir immer recht gedudig gezeigt, doch hier haben viele Leute einfach kein Verstaendniss dafuer. Oft heisst es dann nur hinterm Ruecken "Ach, der versteht doch sowieso nichts." Seltsam ist es dann nur fuer die Leute, wenn ich solche dummen Bemerkungen, dann doch verstanden habe...
Hmm... was gaebe es noch zu erwaehnen. Ja, einen amerikanischen Jeep bekaeme man schon am 10.000 $ - Neu! Also eines dieser Riesenmonster, mit denen man in Deutschland so angeben kann. Mensch - das bringt mich vielleicht doch noch auf Ideen...
Soweit erst einmal. Ich werde mich dann morgen auf den Weg nach Calama machen und hoffe, dass ich euch nach zwei Tagen Anreise von dort eine kurze Nachricht zukommen lassen kann. Wenn nicht, dann werde ich mich vermutlich erst aus San Pedro de Atacama wiedermelden. Habe aber keine Ahnung, ob es dort ueberhaupt ein Internet-Cafe gibt, da es dort laut Reisefuerer auch nur Abends Strom gibt...
Vielen Dank fuer eure guten Wuensche! Jetzt habe ich wenigstens schon etwas mehr Mut gesammelt! Drueckt mir die Daumen, dass meine Gabel allermindestens bis Calama durchhaelt!!!
Gruesse
Sasa
Also mein heutiger Tagesablauf und das, was gestern noch passiert ist, war auch noch "ganz nett".
Nach dem Besuch im Internet-Cafe wollte ich natuerlich gleich, wie mir geraten wurde, Silica-Gel fuer meine Kamera kaufen. Aber glaubt ihr vielleicht das ginge hier so einfach??? Von jedem Laden wurde ich weitergeschickt zu einem anderen. In so ziemlich allen Fotolaeden war ich hier, in einigen wenigen Computerlaeden, ja - verdammt - sogar in zwei Apotheken wurde ich geschickt! In einem kleinen Technikladen (dessen Sortiment man nicht so genau einsortieren konnte, wie bei vielen anderen hier), hat man mir gleich den kleinen Jungen des Ladenbesitzers an die Hand gegeben. Der hat mich dann bestimmt auch noch mal 10 Kilometer durch die Innenstadt gefuehrt und ich konnte schon fast nicht mehr auf den Beinen stehen, wie er (endlich!) aufgegeben hat das Silica-Gel fuer mich zu finden.
Im Endeffekt habe ich das Problem mit dem von Innen feuchten Kameraobjektiv so geloest, dass ich ueber Nacht einfach in Taschentuch draufgelegt habe. Jetzt funktioniert sie wieder.

Es ist uebrigens unglaublich, was hier an vielen Stellen fuer ein Aufwand an Personal betrieben wird. Im Supermarkt gibt es fast mehr besetzte Kassen als Kunden und an jeder steht auch zusaetzlich noch ein Tuetenpacker. In einem kleinen Laden, wo ich Handtuecher gekauft habe, wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass ich mein Geld doch bitte erst zur Kasse bringen sollte, mir dort die Quittung holen soll, und dann meine Handtuecher in Empfang nehmen darf. Die Kasse war ein kleiner Kasten mit Glasscheibe vorne, in denen ein kleines Maennlein seine Pfruende bewacht hat, und von dem ich dann eine schoene handschriftliche Quittung bekommen habe.
Heute morgen wollte ich mich mal auf den Weg machen, um Landkarten und anderes Zeugs zu kaufen. In einem riiiiiesigen Einkaufszentrum (so etwas habe ich selbst in Frankreich noch nicht gesehen) laeuft mir ein Kundenberater namens Raul ueber den Weg, der mich nicht gehen laesst, bevor ich alles habe. Ein Spannband (das hat mir die Airline auch geklaut) und ein neues Kopfhoererset (ging im Flugzeug kaputt), sind schnell gefunden. Dann moechte ich gerne noch einen schoenen Laenderaufkleber von Chile haben, den ich dann auf eine meiner Ortliebs kleben kann. Da hat Raul sich dann richtig ins Zeug gelegt. Nachdem unsere Suche im Einkaufszentrum erfolglos ist, geht Raul einfach mit mir die in die Innenstadt. "Hast Du denn uberhaupt die Zeit, um mit mir hier durch die Stadt zu gehen?", frage ich ihn. Er sagt nur: "Alle Zeit, die ich frei vom Arbeitsplatz bin, ist eine gute Zeit!" Leider muss muessen wir letztendlich auch die Suche nach Landkarten aufgeben, da viele Laeden zur Mittagszeit geschlossen haben. Irgendwie bin ich froh, dass ich ihn los bin, da ich vielen Leuten hier einfach nicht allzusehr traue. Doch zum Abschied schuettelt er mir noch die Hand und fragt mich nach meiner E-Mail Adresse. Jetzt sehe ich erst warum er die ganze Zeit seine Linke "Hand" in der Hosentasche hatte. Sie ist ein urtuemliches Geruest aus Metall, Draehten und Federn.
Im uebrigen ist das Krankensystem hier scheinbar auch ein wenig ausgeflippt. Ueberall findet man riesige "Farmacias", in denen mit Medikamenten und Drogerieartikeln nur so um sich geschmissen wird. Dort wird mit Spruechen geworben, wie "Toma Aspirina", aehnlich wie "Beber Coca Cola - Drink Coca Cola". Leute schieben ihre Verwandten im Rollstuhl mit den daran befestigten Blubberflaschen gegen Lungenembolie durch die Strassen. Kleine Ambulanzen werben Tafeln mit der Aufschrift mit "Abierto 24 horas!" und so weiter...
Raul habe ich uebrigens mal gefragt, wie es denn hier so mit dem Wetter ist. Heute ist es ziemlich bewoelkt und die Sonne kommt erst jetzt langsam wieder zum Vorschein. Wie man es so von der deutschen Kueste gewohnt ist, sollte es dann doch eigentlich auch regnen. "Regen? Ja den hatten wir - in den letzten 3 Jahren zweimal!"
Er sagte mir auch, das mir alle Leute hinterher sehen wuerden.
-"Wieso? Sehe ich denn aus, wie ein Nordamerikaner?"
-"Nun ja, vielleicht ein wenig". Der Nordamerikaner werden hier uebrigens nicht Gringos sondern Yankees genannt. Und stolz erzaelt er mich davon, wie kosmopolitisch Antofagasta doch sei. "Sind die Nordamerikaner denn nicht unbeliebt?", harke ich nach. Nun ja, da muss er dann doch zugeben, dass viele sie nicht so wirklich moegen.
Und mit ein paar Ausnahmen kam mir diese Stadt bisher auch recht komisch vor. Wenn ich auf der Strasse jemanden nach dem Weg frage, dann muss ich schon standhaft darauf beharren, sonst wollen mir besonders aeltere Leute keine Antowrt geben. Und waerend ich mit dem Fahrrad und Gepaeck unterwegs war, wollten erst recht die wenigsten etwas mit mir zu tun haben. Das hat sich erst gebessert, nachdem ich den Fahrradhelm abgenommen habe - eigentlich eine recht unkluge Entscheidung bei diesem Verkehr. Aber damit haben mich die Leute wenigstens wieder als Menschen erkannt.
Ganz schoen arrogant finde ich auch die Haltung gegenueber meinen recht schlechten Spanischkenntnissen. Ich habe zwar in der Schule als Bester abgeschlossen und in Spanien hat man sich mit mir immer recht gedudig gezeigt, doch hier haben viele Leute einfach kein Verstaendniss dafuer. Oft heisst es dann nur hinterm Ruecken "Ach, der versteht doch sowieso nichts." Seltsam ist es dann nur fuer die Leute, wenn ich solche dummen Bemerkungen, dann doch verstanden habe...

Hmm... was gaebe es noch zu erwaehnen. Ja, einen amerikanischen Jeep bekaeme man schon am 10.000 $ - Neu! Also eines dieser Riesenmonster, mit denen man in Deutschland so angeben kann. Mensch - das bringt mich vielleicht doch noch auf Ideen...

Soweit erst einmal. Ich werde mich dann morgen auf den Weg nach Calama machen und hoffe, dass ich euch nach zwei Tagen Anreise von dort eine kurze Nachricht zukommen lassen kann. Wenn nicht, dann werde ich mich vermutlich erst aus San Pedro de Atacama wiedermelden. Habe aber keine Ahnung, ob es dort ueberhaupt ein Internet-Cafe gibt, da es dort laut Reisefuerer auch nur Abends Strom gibt...
Vielen Dank fuer eure guten Wuensche! Jetzt habe ich wenigstens schon etwas mehr Mut gesammelt! Drueckt mir die Daumen, dass meine Gabel allermindestens bis Calama durchhaelt!!!
Gruesse
Sasa