Hallo Ralf,
ich denke wir sehen das durchaus ähnlich. Mir geht es nur um das Prinzip, daß Rennfahrertum kein Hindernis, aber auch keine Voraussetzung für einen guten Rahmenentwurf ist.
Zu 1.: Sicherlich wird das so gewesen sein. Eddy Merckx ist aber sicherlich auch nicht der normale Rennfahrer. Er hat sich schon immer sehr für den Rahmenbau und die Technik interessiert und hat mit seinen eigenen Rahmen ja auch nicht nur bestehendes kopiert. Es gibt natürlich auch bei Rennfahrern Leute, die das können und er gehört sicherlich dazu. Aber es ist kein Automatismus. Deshalb habe ich geschrieben, daß "die meisten Rennfahrer keine großen Beiträge zur Entwicklung von Fahrrädern oder Komponenten leisten können". Es geht um "die meisten". Es ist in fast allen Bereichen so. Ein guter Fußballspieler ist nicht zwangsläufig ein guter Trainer, und andersherum. Ein guter Sportler kann nicht zwangsläufig einen Verein führen, die meisten können froh sein, wenn sie nach der Karriere ihr Geld halbwegs zusammenhalten können. Aber auch da gibt es Ausnahmen, die das sehr wohl hinbekommen. Aber: Es ist eben kein Automatismus.
Zu 2: Es hat sich heute durch die ganze Sensorik und Computerisierung etwas verschoben, aber zu Schumachers Anfängen war es sicherlich noch so, daß man kein Spitzenfahrer geworden ist, wenn man den Ingenieuren nicht halbwegs mitteilen konnte, wie die Abstimmung des Autos für die jeweilige Strecke und die eigene Person zu verändern ist. Wer einfach nur sagen kann "der Wagen fährt irgendwie nicht optimal" wird nicht in die Spitzenklasse aufsteigen. Heute ist das wie gesagt etwas anders, weil das Fahrverhalten per Telemetrie vom Streckenrand am Bildschirm ziemlich gut beurteilt werden kann. Sachs hier in Schweinfurt hat zum Beispiel auch einen Dämpferprüfstand, in den alle möglichen Rennstrecken eingespeichert sind. Da kann dann vorab das ganze Auto schon mal abgestimmt werden.
Und sicherlich stellt ein Profi sein Rad nicht ausschließlich im Sinne der besten Kraftübertragung ein. Aber ich behaupte einfach mal, daß niemand in der Weltspitze landet, dessen persönliche Einstellung nicht der besten Kraftübertragung und Aerodynamik zumindes nahe kommt. Wir widersprechen uns da nicht, ich behaupt nur, daß die Auslese schon vorher geschieht. Zum Radprofi gehört mehr als schnell treten zu können. Wer sich nicht abgewöhnen kann, um 11 Uhr vormittags auf der Toilette das große Geschäft machen zu müssen, wird nur schwerlich ein Radprofi. Der kann abends jedes Rennen gewinnen, aber keine große Rundfahrt. Ein Sieger einer großen Rundfahrt wird sich also aus einem Kreis von Personen rekrutieren, die "profimäßig" auf dem Rad sitzen können UND kein Problem damit haben, schon morgens um 7 auf die Toilette zu gehen. Natürlich gibt es noch ein paar UND mehr. :-)
Viele Grüße,
Georg