Auch der Wetterbericht im Hochgebirge ist nicht ganz uninteressant, ich habe keine Lust, oben auf dem Pass vom (Schnee-)Sturm erwischt zu werden.
Das lässt sich leider auch mit Wetterbericht nicht verhindern. Lokale Wettervorhersagen sind so genau gar nicht möglich (Gewitter, sommerliche Wintereinbrüche in den Bergen). Eine dauerhafte Schlechtwetterfront in den Bergen kann der Wetterbericht natürlich schon melden - dann müsste man aber den gesamten Bergraum, den man gerade beradelt, verlassen bzw. die Reise abbrechen. Macht man trotz schlechter Aussichten weiter, ist man ja inkonsequent und könnte sich den Wetterbericht auch sparen. Ich habe hier im Forum schon mal die Frage gestellt, wer eine Tour mal abgebrochen hat und aus welchen Gründen. Es gab nur sehr wenige "positive" Rückmeldungen, die meisten setzen auch bei schlechtem Wetter auf Durchhalten - für manche ist nicht mal eine augekugelte Kniescheibe ein Hinderungsgrund.

Würde man die Frage dahingehend verändern, wer schon mal wegen lokaler Wettervorhersagen Touren verändert oder abgebrochen hat, dürfte die "positive" Resonanz noch geringer ausfallen. Den Wetterbericht hört man meistens nur, weil es gut zu wissen ist, wie es werden könnte - Konsequenzen zieht man aber nicht. Man könnte auch sagen, wir fühlen uns mit Informationen sicherer, auch wenn wir sie nicht benötigen (wollen).
1. Beispiel (für Wintereinbruch): Einst in den Dolomiten unterwegs, Gewitterwolken, Giau-Pass fing es an zu schütten, bin trotzdem runter, weil Hotel oben zu teuer. Wetterbericht hätte mir auch nicht geholfen, denn die Tour muss man in solchen Fällen weiterfahren, irgendwann wird es wieder besser. Übernachtungsalternativen fehlen - also wie eine tropfende Säule hinunter nach Cortina. Nächster Tag ähnlich, gegen Abend wieder Gewitter, zwangsweise auf Würzjoch im Hotel übernachtet, nächster Morgen weiße Weihnachtslandschaft. Das ändert aber nichts dran, dass es alsbald wieder sommerlich war und man sogar morgens die Straße abfahren konnte. Was hilft da der Wetterbericht? - Man muss selbst entscheiden - und zwar äußerst kurzfristig, wenn die Wetterfront aufzieht -, wann und wie man die Etappe abbrechen muss/will, ob man noch den Berg hochfahren will oder lieber einen Tag wartet usw.
2. Erfahrung: 2010 habe ich zum Schluss die Tour um zwei Tage verkürzt, weil ich erkannt habe, dass es eine dauerhafte Wetterstörung mit Regen im von mir beradelten Alpenraum geben wird. Ein Durchkommen zum geplanten Endziel war unwahrscheinlich, und wenn, ohne Fotos. Dazu brauchte es auch keinen Wetterbericht, denn die Wassermaßen und tiefen Wolken waren eindeutig. Wäre es mitten in der Tour gewesen, hätte ich evtl. anders auf Durchhalten entschieden und mich über Kurzetappen qequält.
3. Erfahrung: Wetterbericht zweimal in Spanien im (nationalen) TV gesehen - jeweils wurde der äußerste Norden mit dem Kantabrischen Gebirge so am Rande behandelt, dass die Vorhersage für dort falsch war (unbeschwerte sonnige Aussichten, ein paar Wolken). Kein Hinweis auf die Schlechtwetterfronten, die vom Atlantik über die Berge zogen und mir das Leben schwer machten - letztlich auch zu einer veritablen Erkältung führten. Da war meine persönliche Einschätzung besser als der Wetterbericht.
4. Erfahrung: Letztjährige Pyrenäentour endet in der letzten Phase unter sehr schwierigen Witterungsbedingungen. Dauerhafte Störung, die ebenfalls für mich ohne Wetterberichte erkennbar war. Es gibt aber keine Vorhersage, die dir sagt, wie gut oder schlecht du noch durch solches Wetter radeln kannst. Die Schwierigkeit ist die Entscheidung zum Tourabbruch, die Einschätzung deiner eigenen Leidensfähigkeit - eine Wettervorsage hilft insofern nicht.
5. Erfahrung: Ich lass mich durchaus von Wettervorsagen beeinflussen, wenn es überschaubare Zeiträume sind - bei Kurzreisen. Dort geht es aber darum, ob ich die Reise überhaupt antrete oder nicht - also im Vorfeld zu Hause. So geschehen aktuell für Allerheiligen mit Brückentag: Aussichten waren zu turbulent, deswegen keine Spätherbsttour mehr, Entscheidung fiel bereits letzte Woche und ist m.E. auch richtig gewesen. Nachteil: Auf diese Art kommt man selten an günstige Fernreisetickets der Bahn.
