Das (man mit einem "Aufrecht-Rad" auch nur annähernd so gut Berge raufkommt) halte ich für eine gewagte Theorie - meiner Erfahrung nach wird das Klettern mit dem Rad durch eine Sitzposition, die Gewicht aufs Vorderrad bringt, beträchtlich erleichtert - siehe auch die absenkbaren Gabeln fürs MTB. Ich behaupte mal, dass ein Randonneur oder Rennrad einem Hollandrad (gleiches Gewicht und Übersetzung vorausgesetzt) diesbezüglich immer überlegen ist
Nun, die Positionen auf den Rennrad widersprechen dem aber. Bergauf versucht sich jeder in eine möglichst aufrechte Position zu bringen. Ich glaube sogar, das viele Rennradler sich an steilen Bergen mehr Aufrechtposition wünschen würden, aber die Dackelschneidereitelkeit dürfte einen Umbau verhindern. Lieber bleibt man im gemäßigten Hügelland.
Der Randonneur unterscheidet sich bereits deutlich vom gängigen Rennrad, bei dem eine deutliche Sattelüberhöhung vorherrscht. Interessanterweise findest du selten Rennradler auf freier Strecke, die in der tiefsten Rennposition hängen, wenn sie nicht gerade runterfahren. Selbst bei starkem Gegenwind auf Flachstrecken sehe ich die meisten am oberen Lenkerteil festhalten.
Fasse ich meinen Randonneur am oberen Lenkerteil an, befinde ich mich ungefähr auf Sattelhöhe (oder sogar ein wenig drüber). Das entspricht schon vielen Aufrechträdern - Holland oder gar Bonanzarad sind jetzt nicht unbedingt so gut als Vergleich geeignet. Die leicht vorgeneigte Position des Oberkörpers bekommst du aber auf fast jedem "Normalrad" hin, dass sich einigermaßen an geeigneter Radfahrergonmie orientiert. Ein Contador wird dir aber auch auf einem Spaßrad mit Kerzenposition davonfahren. Es sei denn, du hast auch seinen Speise- und Medikamentenplan übernommen.
- und auf unbefestigten Untergrund wird man mit einem MTB mit entsprechender Sattelüberhöhung und niedriger (oder abgesenkter Gabel) auch besser bergauf fahren können als mit einer "bequemen" aufrechten Sitzposition, die viel weniger Druck aufs Vorderrad bringt.
Hier kommt das Rad nochmal in eine anderen Grenzbereich. MTB-typisch sind ja steile Rampen jenseits üblicher Straßenpasssteigungen. Da kann man nicht mehr "aufrecht" sitzen bleiben, sonst kippt das Rad nach hinten weg. Die Oberkörperposition ist dabei immer noch weniger extrem als beim Rennradler in Rennposition. Je mehr ich bergauf ans Leistungslimit gehe, desto mehr muss die optimale Atmungsposition (Zwerchfell!) einnehmen - und die ist nicht gebeugt. Fahre ich steile Pässe rauf, muss ich ab ca. 15 % mich auch nach vorne über den Lenker beugen - bei Offroad-Strecken schon bei geringeren Steigungen. (Mit Vollgepäck später, leer oder Halbgepäck früher.) Das mache ich nicht, um mehr Geschwindigkeitsdruck zu erzeugen, sondern um das Rad auszubalancieren und ich eben nicht abgeworfen werde. Diese Situation sind aber ergonomisch schlecht, da stehe ich immer im Dilemma zwischen "richtige Körper- und Atemhaltung" vs. "Balance/Stabilität des Systems".
Bei solchen Steigungen sehe ich als Normalsterblicher auch keinen Tempo-mach-mal-mehr-Spielraum - da gibt es nur eine Geschwindigkeit knapp über der Umfallgrenze mit Durchhaltewillen. Sollte es bei dir anders sein, darfst du dich zu den Nicht-Normalsterblichen zählen.
