Leider disqualifiziert sich Uli Glauber mit dem Artikel: Soviel darin Wahres über das RadlerInnenleben in Wien verpackt ist, so sehr werden hier dumme und fremdenfeindliche Klischees bedient, die zum Aufreger werden und die berechtigte Kritik zudecken.
Im konkreten sind Sätze wie "Da sind in der herrlich altmodischen Metropole des früheren Habsburger Reiches ..." nicht berechtigte Klischees - Wien ist genauso altmodisch oder modern wie andere Weltstädte, wie Frankfurt auch. Dumm sind Sätze wie "in der transdanubischen Pampa nordöstlich der Donau".
Wahr ist jedoch, dass in Wien die Radwege mehrheitzlich eine Katastrophe sind, wobei dazu kommt, dass - anders als bei Ihnen in Deutschland - in Österreich eine unbedingte Radwegpflicht gesetzlich verankert ist, sodass Radwege trotz Unzumutbarkeit benützt werden müssen. Die Kritik gerade an Ringradweg und Opern-Kreuzung besteht zu recht und wird immer wieder, so wie die vielen anderen Unzulänglichkeiten im Wiener Radwegsystem, von einschlägigen Organisationen, VielradlerInnen und nicht zuletzt radelnden JournalistInnen angeprangert.
Wahr ist zwar auch, dass die AutofahrerInnen RadlerInnen als Störfaktor ansehen, Gesetzgeber und Verwaltung die RadlerInnen von der allgemeinen Fahrbahn möglichst weitgehende verbannen wollen; wahr ist weiters auch, dass Fahrräder weitestgehend nicht mit Fahrzeug, das sie nach StVO in Österreich wie in Deutschland und anderswo sind, sondern mit Spass-, Spiel-, Sport- und Freizeitgerät assoziiert und so behandelt werden.
Wahr ist aber in dem Zusammenhang auch, dass dies nicht etwas wienspezifisches ist, sondern ein allgemeines Phänomen der motorisierten Welt ist und das "Autosyndrom" in Frankfurt nicht mehr und nicht weniger als Wien zu finden ist.
Fremdenfeindlich auf der einen und dumm auf der anderen Seite ist die Behauptung "Folgerichtig scheiterte "Vienna-Bike" daran, dass binnen Wochen nahezu sämtliche Vehikel geklaut worden waren. Nicht nur in Kellern von Wiener Gemeindebauten, sondern bis weit in den Balkan soll das schmucke Blau oder Violett der Wiener Radln gesichtet worden sein." Weder sind fast alle Räder verschwunden noch sind die verschwundenen welchen nur in Gemeindebauten und am Balkan gelandet.
Wahr zum Viennabike-Projekt ist vielmehr, dass der bei solch einem Projekt übliche Schwund zu Beginn zu verzeichnen war (vgl. die funktionierenden Gratisradprojekte in anderen Städten), wahr ist auch, dass das Projekt vom Trägerverein, hinter dem sich ein Firmengeflecht rund die Vereinsbetreiber versteckt hat, stümperhaft begonnen und abgewickelt und schlussendlich von der Wiener Stadtverwaltung zu früh das Handtuch geworfen wurde. Somit ein gutes, in anderen Städten erprobtes System durch Stümperhaftigkeit seitens Betreiber und Stadtverwaltung verspielt wurde.
Hätte sich Uli Glauber also, statt Klischees und sich Vermutungungen ("vermutlich") zu bedienen besser informiert, auf einschlägigen RadlerInnenpages und -foren recherchiert, wäre sie/er nicht zu voreiligen Schlüssen gekommen und würde die berechtigte Kritik am Wiener Radwegsystem zur Geltung kommen, statt Empörung über die Klischees auszulösen (siehe z.b. hier:
Foruminterner Link, wo ich diesen Leserinnenbrief auch deponieren werde).
Elisabeth P.,
Wien