Servus Erik,
immer im April wiederholt sich das gleiche Ritual: Jede Zeitung, jedes Magazin bringt den obligatorischen Beitrag über die „Zecken-Epidemie“. Besonders übel trieb es dieses Jahr „JBK“ Kerner in seiner gleichnamigen Talkshow. Da wurde eine FSME-Erkrankte im Rollstuhl in das Studio geschoben und im Einspieler sah man drei Krankengymnasten, die die Patientin bei Gehversuchen unterstützte. Und der Tenor des Beitrags lautete: Impfen schützt. Wer sich nicht impft, ist selber schuld.
Dass es in ganz Deutschland 2006 gerade gut 500 FSME-Fälle gab und die meisten davon bereits ausgeheilt sind, wurde nicht erwähnt. Dass die Wahrscheinlichkeit, durch einen Verkehrsunfall massiv geschädigt zu werden, einige Hundert Mal höher liegt (als Vergleich nehm’ ich die Zahlen für einen Landkreis - FSME-Risikogebiet - südlich von München), das bleibt ebenfalls außen vor.
Es gibt einen einfach Grund für den alljährlich grassierenden Alarmismus: die Pharmaindustrie. Die drei empfohlenen Impfungen kosten beim Markführer knapp 110 Euro. Rechnet man mal die Impfrate unseres südlichen Nachbars Österreich, nämlich 90%, auf Deutschland hoch, dann bekommt man ein potentielles Markvolumen von cirka acht Milliarden Euro. Was kosten also dagegen einige kleine unterstützende PR-Aktionen, um ein paar Redakteure für dieses Thema zu interessieren? Praktisch auch, dass die Webseite zecken.de von eben diesem Marktführer betrieben wird.
Die Gefahr der Borreliose will ich dagegen keinesfalls herunterspielen. Aber die kann man sich in München sowohl beim Spazierengehn im Englischen Garten als auch an einem Busch an der Straßenecke holen.
Gruß Bernd