Den Fernpass habe ich in der Tat als anspruchsvoller in Erinnerung als den Reschenpass. Das steilste Stück ist unmittelbar hinter Reutte bis zu der markanten Hängebrücke. Dieses lässt sich vermeiden, wenn man die Zufahrt von Garmisch-Partenkirchen wählt. Die Passhöhe selbst wird auf einem Schotterweg erreicht, der für mich durchaus machbar war. Auf der Abfahrt nach Süden hätte sich der Schotterweg normalerweise fortgesetzt, aber seinerzeit war er gesperrt, so dass ich auf die Straße ausweichen musste.
Weniger anspruchsvolle Möglichkeiten, von Norden ins Zentrum Tirols zu gelangen, sind der Innradweg ab Rosenheim über Kufstein und Innsbruck sowie die beiden Varianten des München-Venezia-Radwegs über Bad Tölz bzw. Tegernsee zum Sylvensteinsee, Achenpass und Achensee. Die Abfahrt vom Achensee ins Inntal ist ein Genuss. In die Gegenrichtung wollte ich dort allerdings nicht fahren. In beiden Fällen fährt man ein längeres Stück auf dem Tiroler Inntalradweg. Dieser ist sehr gut ausgebaut, jedoch insbesondere zwischen Innsbruck und Telfs durch die parallel verlaufende Autobahn beeinträchtigt.
Den Abschnitt von Imst nach Landeck durch das Inntal habe ich nicht als besonders anspruchsvoll in Erinnerung. Anders sieht es natürlich aus, wenn man die Alternative über Wenns im Pitztal und die Pillerhöhe wählt. Das habe ich nicht ausprobiert.
Der weitere Weg der Via Claudia Augusta durch den Vinschgau ist ein Genuss. Erst hinter Bozen wird er etwas eintönig, so dass sich ein Abstecher zum Kalterer See anbietet.
Die Strecke durch das Engadin kenne ich nur in der Gegenrichtung. Auch dort gibt es eine Wegführung abseits der Hauptstraße, die allerdings zwei knackige Gegensteigungen aufweist. Im oberen Abschnitt zwischen Maloja bzw. St. Moritz und Zernez war der Weg an einigen Stellen noch durch Schneereste unpassierbar (ich war Anfang Mai dort), aber auf der Hauptstraße war in der Nebensaison nur wenig Verkehr, so dass ich problemlos ausweichen konnte. Wenn man den Raum St. Moritz erst einmal erreicht hat, ist der Malojapass sicherlich die mit Abstand bequemste Fortsetzung in Richtung Italien. Jenseits der Passhöhe kenne ich die Strecke nicht.
Falls noch eine ganz andere Route in Frage kommt, kann ich den München-Venezia-Radweg empfehlen. Beim Anstieg zum Brenner gibt es ein steiles Stück unmittelbar hinter Innsbruck. Wenn man Igls erreicht hat, liegt das Schlimmste hinter einem. Auf Südtiroler Seite ist der Brennerradweg sehr gut zu fahren. Im Pustertal setzt sich der Weg von der Beschaffenheit her ähnlich fort, allerdings sind hier ein paar hundert Höhenmeter zu überwinden. Als sehr angenehm habe ich den Bahntrassenradweg von Toblach über den Drei-Zinnen-Blick und den Scheitelpunkt an Cimabanche nach Cortina d'Ampezzo in Erinnerung. Danach kommen keine größeren Steigungen mehr.