Da ich mittlerweile in Schulwerkstätten arbeite und kostenfreien Service für Schüler durchführe, habe ich zumindest hinsichtlich der Montage von Fahrrädern und auch Neuteilen (die nicht erst reinigen muss) schon umfangreiche Erfahrung und bin auch in Übung. Mitunter ist viel zu tun, gerade im Sommer, daher lege ich schon ein recht professionelles Tempo vor. Allerdings ist das Arbeitstempo und das Einschieben von Pausen bei der Heimarbeit sehr viel großzügiger als in den Werkstätten.
Stimmt schon, die Zeiteinteilung spart die Bestimmung der Komponenten aus. Aber diese Zeitspanne liegt vor dem Vertragsabschluss und ist Teil der Beratung. Das ist Arbeitszeit, die man dem Kunden nicht direkt in Rechnung stellt, sondern in die allgemeinen Personalkosten einrechnen muss.
Wenn ein einstündiges Beratungsgespräch abgeschlossen wurde und man der einzige Kunde im Laden war, was im Dezember ja durchaus vorkommt, bleibt der Verkäufer dennoch weiter an seinem Arbeitsplatz, an den er täglich für etwa acht Stunden gebunden ist. Die bekommt er aber auch bezahlt.
Damit aber nicht die gesamten Betriebskosten (Laden, Werkstatt, Personal, Steuern, etc.) ausschließlich von den wenigen Kunden getragen werden müssen, die im Winter vorbei schauen, muss diese auftragsarme Zeit vom Ergebnis des Sommers mitgetragen werden.
Gelingt dies nicht, muss der Laden außerhalb der Hauptsaison schließen und das Personal unbezahlt freistellen, was in vielen Branchen durchaus üblich ist.
Eine Kalkulation mit den Preisempfehlungen der Hersteller ermöglicht ein komfortables Einkommen. (Ich bestelle leider nur für Werkstattbedarf bei Hartje und habe dort immerhin 35% Spanne zum EVK. Und Hartje ist vergleichsweise teuer, hat aber ein großes Angebot.)
Aber wie üblich in der Marktwirtschaft, läuft der Wettbewerb auch über den Preis. Setzt ein Händler seine eigene Gewinnspanne niedriger an als seine Mitbewerber, kann er vielleicht mehr Kunden gewinnen und über mehr Umsatz dennoch ein ausreichendes Ergebnis erzielen.
Versucht ein Händler hingegen, seine gesamten Kosten auf immer weniger Kunden umzulegen, werden Diese irgendwann das Spiel nicht mehr mitspielen wollen.
Was ist in diesem Beispiel hier wohl passiert?
Händler 1 hat gemeinsam mit dem Kunden das Rad in Teilen zusammen gestellt, beraten und sein Angebot abgegeben. Der Kunde ist nun aber zu Händler 2 gegangen und hat dort bestellt.
Händler 1 hat also unbezahlt gearbeitet (also quasi Rücklagen aufgezehrt) und Händler 2 hatte deutlich weniger Aufwand und hat auch dank zurückhaltender Kalkulation den Umsatz erzielt. Die zu rechnenden Zeiten kommen meiner Meinung nach ganz gut hin.