In gewisser greife ich damit auf mein - eigentlich für die dunklen Jahreszeiten reserviertes - Berichtswesen vor. Meine Reise verlief ja auf ähnlicher Strecke, nur umgekehrt. Ganz ohne Streik fiel in Stuttgart schon der reservierte IC nach Offenburg aus (Grüße von S21, gratuis sozusagen). Geschickterweise hatte ich die Notankerlösung schon berücksichtigt - eine reine Regionalverbindung nach Strasbourg. Dort war dann Streik-Chaos, ich wurde nach mehrfachem Übersehen meiner kleinen Person schließlich in ein SNCF-Hotel beim Bahnhof untergebracht - mit Vesperpaket. Den Frühstücksgutschein für die Bistros im Bahnhof konnte ich nicht verwerten, da ich noch vor deren Öffnung den ersten Zug nahm.
Die Reise nach Banyuls-s-Mer führte dann zunächst per TGV nach Avignon (Originalton SNCF-Mitarbeiter: "Die beste Lösung, Anschlusszüge können wir aber nicht angeben. Paris wäre aber schlechter." In Avignon hat man mich dann Richtung Valence geschickt. Es gab dann 2 TGVs Richtung Paris bzw. Brüssel, die unmittelbar aufeinander folgten und beide mit Verspätung, aber in der Abfahrtsreihenfolge vertauscht. So fand ich mich im falschen TGV wieder - sprich nach Paris ohne Zwischenhalt.

Im Zug bekam ich dann einen "cholerischen Anfall" (Zitat eines Fahrgast aus der Provence, der mich spontan in die Gegend von Castellane eingeladen hat).

Noch im Zug stellte mir das Ersatzpersonal (Ticketkontrollen entfielen allenthalben) einen TGV Paris - Perpignan in Aussicht.
In Paris hatte ich Zeit, den Gare de Lyon auf seine architektonischen Feinheiten zu studieren. Ich kenne jetzt jedes Mückenloch dort.

Im Bahnhof herrschten asiatische Belagerungszustände. Als der Bahnsteig für den TGV nach Perpignan veranschlagt wurde, standen schon zuviele Menschen dort. Es hieß "nur Personen mit regulärer Reservierung für diesen Zug". Das konnte ich natürlich nicht vorweisen, setzte mich aber etwas frech über die SNCF-Dame am Bahnsteig hinweg. Das war Glück im Unglück, denn zwei Minuten später marschierte die Polizei mit MPs auf und sperrte den Bahnsteig. Es wurden nur noch ausgewählte Personen durchgelassen. Um die Plätze fanden kleinere Faustkämpfe statt. Da hätte ich schlechte Chancen gehabt in der untersten Gewichtsklasse.
Fast hatte ich also den Weg in den Süden geschafft. Ein Ersatz-Mitarbeiter der SNCF verlangte dann im Zug, dass ich mein Rad hochkant in die Türklemmen müsse (was gefährlicher war als meine Standlösung mit Ständer), sonst würde ich in Valence rausfliegen. Nochmal zittern also. Ein Frau mit Kind tröstete mich mit Smarties, nachdem ich auf ihr Kind mal aufgepasst hatte. Vielleicht wollte ie sich auch nur vor einem weiteren cholerischen Anfall schützen.

Gegen Mitternacht erreichte ich dann Perpignan. Nachts dann noch eine kleine Radfahrt zur Küste bei Collioure (Camping) - endlich Frischluft! Gegen Vormittag erreichte ich dann per Radl Banyuls, ca. 27 Stunden nach der geplanten Anreisezeit. - Achso: Ich fuhr los am Freitag, dem 13ten - nur so nebenbei bemerkt.

Übrigens: Alle TGVs waren vom Typ Duplex - also ohne reguläre Radmitnahme. In Streikzeiten wird das dann erlaubt, wenn man Züge verpasst hat. Geht wunderbar, es gibt jede Menge Möglichkeiten ein Rad an einem Einstieg unterzubringen (sowohl oben wie auch unten). Es ist dann eigentlich schon lächerlich, wenn in regulären Zeiten einem das verweigert wird. (Ggf. liefere ich noch Bilder nach.) - Es sind halt letztlich doch nur dickköpfige Beamte, diese Bahnleute - vom Assistenz-Kontrolleur bis zum Topmanager.