In Antwort auf: Peter Lpz
Ich muss zu meiner Schande gestehen, das Hightech und das viele Gehirnschmalz an meiner Kettenschaltung bislang vergeblich zu suchen.


Fahr mal zum Vergleich ein einfaches Peugeot-Rennrad aus den frühen 70er Jahren.
2x5 Gänge, Rahmenschalthebel, nicht indexiert, immer krumme Hinterachse wg. Schraubkranz, Simplex-Schaltwerk, Weinmann-Seitenzugbremse, die nicht bremst, immerplatte Reifen. In der Zeit fuhr ich Sachs Dreigangnabe - und zwar sogar ziemlich viel.
Dann kam Shimano und hat zunächst mal mit den Uniglide-Kassetten das Hinterachs-Elend aus der Welt geschafft (breite Lagerung) und die Schaltwilligkeit deutlich verbessert. Ich kaufte mein erstes Rennrad. Das hatte eine wirkliche Shice-Bremse, auch von Shimano, die ich mittlerweile ersetzt habe - gegen was damals aktuelles von Shimano, das nun aber taugte.
1990 wohnte ich mitten in der Stadt und brauchte dafür ein robustes Fahrrad wegen der Bordsteine und zur Montage eines Kindersitzes. Das erste Mountainbike kam ins Haus, nix Dolles, sondern Kaufhausklasse. So richtig viel habe ich mir von dem Ding nicht versprochen und insbesondere der rechte Schalthebel erweckte meinen Argwohn. Sieben Ritzel hinten über einen indexierten Hebel vorne schalten zu wollen, das schien mir um Probleme gebettelt. Schwierigkeiten gab's damit aber nie in all den Jahren, genauso wenig wie mit allen anderen Komponenten, von vorne bis hinten Shimano. Aus Uniglide war mittlerweile Hyperglide geworden. Die Ritzel sind mit den Nachbarn gepaart und an einzelnen Zähnen so modifiziert, daß die Kette beim Gangwechsel eine Gasse vorfindet, in der sie formschlüssig beide Räder fassen kann. Und das war kein leeres Marketing-Gewäsch, sondern funktionierte prächtig, selbst wenn man über mehrere Gänge auf einmal schaltete. Mit Kettengewürge hat das nun wirklich nix zu tun, sondern geht butterweich. Technischer Stand vor einem Vierteljahrhundert an einem Kaufhausrad, wohlgemerkt!
2003 kam dann ein Stumpjumper FSR ins Haus, mein erstes "gutes Fahrrad". 3x9 Gänge, vorne und hinten indexierte Rapidfire-Schalthebel, alles funzt und flutscht nochmal deutlich geschmeidiger - und zwar bis heute. Das einzige größere Problem, das es mit der Schaltung mal gab, war wegen Heu, das sich hinten in den Ritzelblock gewurschtelt hatte. Da ging dann naturgemäß nix mehr und es war eine Zerlegung fällig, um mit dem Sägeblatt die Zwischenräume wieder freizulegen. Schlamm hat das Ding schon jede Menge gesehen, aber die Schaltung hat das nie gekümmert.
Bei dem Kaufhausrad hat das Schaltwerk mal im ersten Gang in den Speichen rumgeklimpert, nach einem Sturz, bei dem das Schaltauge verbogen worden war. Das hat die Funktion aber nicht weiter beeinträchtigt oder gar die Weiterfahrt in Frage gestellt. Man konnte halt nur nicht mehr in den ersten Gang. Zuhause zerlegt, das Ausfallende zwischen die Schraubstockbacken und einmal zugedrückt (Stahlrahmen), dann paßte alles wieder, selbst die alte Einstellung. Das Rad hat übrigens hinten eine Schraubachse, und die hat m.W. das gleiche Gewinde, das sich auch im Schaltauge findet. Wenn's also hätte sein müssen, dann hätte man auch mitten im Wald das Hinterrad ins Schaltauge schrauben können, um es wieder gerade zu biegen.

Gruß,

Clemens