es ist schon komisch, wie leicht sich die Helmgegnerfraktion aufscheuchen läßt ...
Ich bin genauso wenig "Helmgegner" wie ich ein Gegner von geblümter Bekleidung bin. Allerdings hat mir noch keine Trägerin geblümter Bekleidung die Zumutung geboten, mein Verzicht auf diese sei ein schlechtes Beispiel für die Kinder oder verantwortungslos. Das passiert nur bei Fahrradhelmen und erklärt möglicherweise die etwas harschen Reaktionen.
Die haben mir aber auch gegen die vielen Gurtmuffel der frühen 80er gefehlt ... komisch, heute zweifelt niemand mehr die Schutzwirkung eines Gurtes an.
Es gibt Produkte, deren Schutzwirkung nachgewiesen ist. Dazu gehört der Sicherheitsgurt. Nicht dazu gehört ABS oder der Fahrradhelm. Abgesehen davon ist das Beweislastumkehr. Nicht ich muß beweisen, daß der Fahrradhelm nicht schützt, sondern die styroporverarbeitende Industrie muß beweisen, daß er eine Schutzwirkung hat.
Was fehlt, sind nachvollziehbare Crashversuche.
Hoffentlich kommt ein Hartz-Gesetz, das eine derartige Arbeit legalisiert, niemals. Nein, Tests mit Dummies sind nicht geeignet, da sie die Fähigkeit des Menschens sich beim Sturz zu bewegen und dabei insbesondere den Kopf instinktiv zu schützen, negieren würden.
Und wenn mir ein Helm schon mal das Leben gerettet hat, dann ist das ein sehr wichtiges Indiz.
Eine kleine Rechnung: Ca. 600 Radfahrer sterben jedes Jahr in Deutschland. Davon 70 Prozent an Kopfverletzungen ==> 420. Laut seriösen, auf Verkehrszählungen beruhenden Untersuchungen liegt die Helmtragequote unter Erwachsenen bei 5 Prozent ==> 21. Wenn ich die optimistischste Studie, die Seattle-Studie von Thompson, Rivara und Thompson zugrundelege, die 85 % Schutzwirkung unterstellt, komme ich auf 18 Personen, die jährlich durch den Helm ihr Leben gerettet bekommen. Es gibt ca. 40 Millionen Radfahrer in Deutschland, wenige Hundert davon nutzen aktiv dieses Forum, davon meinen mehrere, der Helm haben ihnen das Leben gerettet. ==> Die Vermutung, der Helm hat mir das Leben gerettet, ist in den meisten Fällen ein Wahrnehmungsfehler.
Aber worin zum Teufel besteht die Motivation, jemand anderem vom Helm tragen abbringen zu wollen? Außer vielleicht, man wünscht ihm/ihr böses
Die Motivation ist nicht, andere vom Helm tragen abzubringen. Die Motivation ist dem Irrglauben entgegenzutreten, Rad fahren sei eine besonders gefährliche Tätigkeit, für die eine wie auch immer geartete "Schutzbekleidung" nötig ist, wobei ich Handschuhe, obwohl ich selbst keine trage, noch als sinnvoll erkennen kann. Failure Analysis hat für die USA errechnet, daß das Fatalitätsrisko des Rad fahrens bei 0,26 pro Million Stunden Expositionsdauer liegt.
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Stefan