Hi(gh)!

Vorweg: Ich (Hartz IV, psychisch krank (Zwangsstörung), BMI 41) bin weit davon entfernt, wirkliche Radreisen unternehmen zu können, selbst für "lediglich" mehrtägige Touren durch die nähere Umgebung hat es bis jetzt nicht gereicht. Trotzdem habe ich mir dieses Jahr vorgenommen, nach mehreren Jahren weitgehender Fahrrad-Abstinenz wieder regelmäßig zu fahren und dabei ganz allmählich meinen Aktionsradius zu erweitern.

Der Eine oder Andere wird sich an meine (gelegentlichen) früheren Postings hier im Forum erinnern, in denen es vorzugsweise um Afghanistan und angrenzende Länder ging... diesen Traum von einer (Fahrrad-)Reise nach Afghanistan habe ich seit nunmehr 30 Jahren und werde ihn wohl zeit meines Lebens nicht loswerden, auch wenn das gegenwärtige Afghanistan alles andere als zu romantischer Globetrotterei (etwa im Stil der Hippie-Ära) einlädt.

Um meine Fortschritte zu dokumentieren, habe ich ein Fahrrad-Blog (als Teil einer umfassenderen Webpräsenz) online gestellt: www.khyberspace.de

Das Blog enthält sowohl Berichte über Touren als auch über Reparaturen an und neue Ausrüstungsteile für meine diversen "Rosinanten". Die Tourenberichte beginnen im Mai 2013; außerdem werde ich im Laufe der nächsten Monate parallel dazu ein "Touren-Archiv" mit (aus der Erinnerung rekonstruierten) Berichten über Fahrten seit 1981 einrichten.

Alle aktuellen Touren-Berichte sind ausführlich bebildert und mit Karten (OpenStreetMap) versehen; bei den Touren aus dem "Archiv" kommt es auf die "Quellenlage" an.

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Hallo Yadgar



Sicher, Afghanistan in den 70ern war sicher ne tolle Nummer gewesen ... wuensch Dir viel Spass auf dem Rad, um vielleicht doch dem "realen" Afghanistan etwas näher zu kommen, warum nicht in ein paar Jahren?

Hi(gh)!



In der Tat wäre es das gewesen... allerdings sind damals, also vor 1978, nur ganz wenige mit dem Fahrrad dorthin gefahren - mir sind aus den 70ern nur zwei "Afghanistan-Biker" bekannt, ein Holländer, der in einer frühen GEO-Ausgabe (1976 oder 1977) über seine Weltumkurblung berichtete, und natürlich Langzeit-Weltrekordler Heinz Stücke, dem ein (mittlerweile leider verstorbener) Freund von mir 1976 mitten im zentralafghanischen Hochland begegnet war... ach ja, und Googlen nach "mit dem Fahrrad nach Afghanistan" fördert auch noch einen gewissen Andrea Franchetti (http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=5&ved=0CEEQFjAE&url=http%3A%2F%2Ftenutaditrinoro.it%2Fstampa%2Fdownload%2F206&ei=rWfEUbuWBovR4QSQgIHwAw&usg=AFQjCNHWMVi4QhY6Aie_kMW2Ncf2BnD2Qg&bvm=bv.48293060,d.bGE) zutage, aber das dürfte es schon gewesen sein...

Selbst die Fahrradfreaks in meinem Freundeskreis (das sind nicht alle!) halten bzw. hielten (der eben erwähnte Bernt Glatzer (1943-2009), ein Ethnologe und ausgewiesener Afghanistan-Kenner mit langjähriger Erfahrung im Land) es unabhängig von Krieg oder Frieden für eine ziemlich dumme Idee, ein Wüsten- und Gebirgsland wie Afghanistan ausgerechnet mit dem Fahrrad bereisen zu wollen... eigene Fahrrad-Wüstenerfahrungen kann ich nicht nicht vorweisen, die höchsten Gebirge, die ich jemals mit dem Fahrrad bezwungen habe, sind Westerwald, Eifel und Schwäbische Alb... und letztere nur mit Hängen und Würgen von Heidenheim aus, leider hatte ich schon nach 25 km in Böhmenkirch die Schnauze voll und stieg in den Bus um.



Tadschikistan und Iran könnte ich mir gegenwärtig noch vorstellen... nach Tadschikistan wäre ich 1991 sogar fast einmal tatsächlich gekommen (dass ich dann doch nicht gefahren bin, lag ausschließlich an meiner eigenen Sturheit, ich wollte unbedingt mit einem Freund zusammen an der organisierten Dreiwochentour von Duschanbe nach Samarkand teilnehmen - und dieser Freund war dann in letzter Minute aus familiären Gründen verhindert... ein halbes Jahr später brach dann der Bürgerkrieg in Tadschikistan aus, möglicherweise die größte Dummheit meines Lebens...)...

Iran soll nach allem, was ich gelesen (und von besagten Freunden gehört habe) ein angenehmes Reiseland sein, erst recht, wenn man wie ich Grundkenntnisse in Persisch hat... und mit dem neuen Präsidenten kann es eigentlich nur besser werden.

Aber ich wäre schon froh, wenn mir in absehbarer Zukunft wenigstens mal eine Alpenüberquerung gelingt, den Rhein hoch und dann über Flüela- und Ofenpass ins Etschtal, Endziel wäre dann der Gardasee... davon träume ich auch schon seit gut 20 Jahren. Aber wie gesagt, die höchste Erhebung, die ich jemals mit dem Fahrrad bezwungen habe, war dieser ungefähr 620 Meter hohe Huckel zwischen Erftquelle und Blankenheim... und selbst das ging nur mit etlichen hundert Metern Schieben...

Nein, ich muss meine Wampe loswerden... dummerweise haben die Medikamente, die ich seit über 20 Jahren schlucken muss (ohne das Zeug wäre ich in kürzester Zeit reif für die Klapse!) als hauptsächliche Nebenwirkung Gewichtszunahme!

Und solange ich keinen einigermaßen "bürgerlichen" Schlaf-Wach-Rhythmus hinbekomme und immer erst gegen Mittag aufstehe, werde ich nicht über 50-km-Hopser hinauskommen... gut möglich, dass mein Blog auf die Dauer hauptsächlich ein Abnehm- und Zeitorganisations-Blog wird... dabei wollte ich eigentlich Fahrrad fahren!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Ich lese gerade ein Buch von Dervla Murphy "Aus eigener Kraft"
Die Frau ist 1963 mit dem Rad nach Indien gefahren und war von Afghanistan begeistert. Falls du gerne liest kannst du es gerne von mir haben.
LG Elke

Ja, gerne! Meine Adresse findest du im Impressum meiner Homepage: www.khyberspace.de!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Mach ich!

mmmh, nach dem Buch suche ich schon länger. Könnten wir da nicht sowas wie Booksharing machen?
Apropo Afghanistan, such mal im Netz nach Rob Lilwall, cycling home from Siberia. Da radelt er durch Afghanistan (2007), zwar nur eine kleine Episode seiner Reise, aber denoch interessant.

Gruß Christian

Warum nicht?



Seit 2001 haben das wohl eine Reihe von Globetretern mehr oder weniger erfolgreich versucht - mir am stärksten in Erinnerung ist Peter "Lemlem" Smolka! Auch wenn er zwischen Jalalabad und Kabul dann lieber doch den Bus genommen hat... die Strecke durch die Tang-e Gharu-Schlucht (landschaftlich absolut spektakulär!) war damals noch nicht wieder asphaltiert und wohl auch talibantechnisch unsicher. Auch sonst hat er sich in .af nicht wirklich wohl gefühlt, die Fahrt runter vom Salang in die Nordprovinzen schildert er als das reinste Spießrutenlaufen...

Mich würde mal interessieren, ob Afghanistan auch in den 1990er oder womöglich sogar 1980er Jahren bekurbelt worden ist...

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Now playing: Swing Medley II (Florian Hutter) - die volle Wersi-Orgel-Dröhnung!

Hier ein Blogeintrag von einem Radler, der vor wenigen Wochen in Afghanistatn war:

http://englandtoindia.blogspot.com/2013_03_01_archive.html

Hi(gh)!



Beeindruckende Fotos und Videos... vernünftigerweise sind die beiden in Herat ins Flugzeug umgestiegen, eine Fahrt durch die Südprovinzen wäre glatter Selbstmord!
Die Zentralroute durch das Hochland von Hazarajat (mit Band-e Amir und Bamiyan) wäre so früh im Jahr wahrscheinlich noch keine Alternative gewesen, abgesehen davon gibt es dort so weit ich weiß bis heute so gut wie keine asphaltierten Straßen.

In und um Kunduz scheint es wohl ruhiger geworden zu sein, ich erinnere mich, dass die Gegend so zwischen 2008 und 2011 ein ganz heißes Pflaster war...

Am gefährlichsten ist es in Afghanistan übrigens, sich in der Nähe von ISAF oder afghanischem Militär aufzuhalten, auch an Orten, wo sich Westler konzentrieren (z. B. in der Chicken Street in Kabul) sprengen sich öfters Selbstmordattentäter in die Luft.

Dunkle Kontaktlinsen und hennagefärbte Haare bzw. Bart bräuchte ich wahrscheinlich nicht... ich konnte mir aber seit jeher schon vorstellen, für einen Trip nach Afghanistan meine "Hippiematte" zu opfern (was wohl auch im Iran eher angebracht wäre). Es gibt zwar in beiden Ländern auch eine Tradition langer Haare bei Männern, die wird aber eigentlich nur von mehr oder weniger unorthodoxen Mystikern, also Sufis und Derwischen praktiziert, die haben es in beiden Ländern zur Zeit nicht leicht (was in den 70ern insbesondere in Afghanistan noch anders war!).

Was mich in den Videos erstaunt hat ist das Tempo mit dem die beiden da durch die Landschaft brettern - das sieht nach 30 km/h aus (mit 'nem Affenzahn durch Afghanistan...)! Könnte ich nicht, schon gar nicht mit soviel Gepäck... und konnte ich auch früher nicht, als ich noch jung und schlank war!

Ich sollte wirklich wieder regelmäßig Nachrichten aus Afghanistan verfolgen (nicht aus deutschen Medien (die bringen kaum etwas), sondern z. B. Voice of America, Associated Press oder BBC)... hatte es sechseinhalb Jahre regelmäßig getan, weil ich damals die Afghanistan-Seiten der InWEnt gGmbH ( http://liportal.giz.de/afghanistan.html ) betreute, den Job aber 2011 hingeschmissen, weil es einfach zu abtörnend wurde, es war ja nur noch Leichenzählerei...

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Uih, Du hast ein gutes Gedächtnis! Allerdings bin ich im Februar/März 2004 den kompletten Weg durch Afghanistan geradelt, auch Jalalabad-Kabul. Alles andere stimmt genau so, wie Du es schreibst: spektakuläre Schlucht, der Asphalt - falls es ihn je gegeben hat - war längst zerbröselt, die Gegend nicht sicher. Weiterempfehlen möchte ich eine Afghanistandurchquerung daher ausdrücklich NICHT! Gerade der Abschnitt zwischen Jalalabad und Kabul war äußerst gefährlich, besonders die Umgebung von Sorowbi. Soweit ich weiß, ist es derzeit aber eh nicht möglich, von Pakistan am Khyberpass einzureisen.

Grüße aus Astana - Peter

Hi(gh)!



Dochdoch, das war in den 60er bis 80er Jahren eine richtige Asphaltstraße, soweit ich weiß, eine der ersten in Afghanistan überhaupt! Guckstu hier: http://trecarr.blogspot.de/2010/12/snot-march-1979-kathmandu-to-london_19.html



Über Islam Qal'a Richtung Herat bzw. über Termes/Hairatan Richtung Mazar-e Sharif sollte aber gehen...

Würdest du denn nochmal Afghanistan bekurbeln wollen, falls sich die Lage dort wesentlich entspannen sollte?



Ach, deswegen das Posting zu nachtschlafender MESZ... hast du aber Glück, dass ich ausnahmsweise schon so früh am Rechner bin (sollte mir das Frühaufstehen sowieso angewöhnen, sonst bleibt es bei 50-km-Nachmittagshopsern!)...

Übrigens: Ich bin seit Jahren mit einem ambitionierten Raytracing-Projekt beschäftigt, Kabul und Umgebung (mitsamt Tang-e Gharu-Schlucht) im Zustand der 70er Jahre nachzubauen ("Kabulmodul", ein Teil des Khyberspace)!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar

Es gibt noch weitere Übergänge, die offen sein dürften (z.B. Khorog). Aber wahrscheinlich keinen einzigen von/nach Pakistan.

Nochmal nach Afghanistan, wenn sich's entspannt? Auf jeden Fall! Die allermeisten Afghanen sind sehr offen, freundlich und hilfsbereit. Aber die Fanatischen sind derzeit nicht nur unangenehm, sondern zum Teil lebensgefährlich.

Gute Nacht (UTC+6) - Peter

Super interessant hier mitzulesen ! Danke dafür.
Der Freund, dessen Firma mir das Spendentool auf die Seite gepackt hatte - er war für einen längeren Hilfeinsatz mit Ärzten in Afghanistan.

Ziemlich voreingenommen reiste er dort hin. Klar, es war gerade der 11. September vorbei und aus den Medien schien es nichts positives über dieses Land zu berichten zu geben.

Er kam nach Monaten zurück, zeigte uns Bilder und sagte:

"Hab wirklich viel in meinem Leben gesehen und erlebt, aber diese Menschen dort sind wirklich was ganz spezielles. Es tut mir leid für sie, dass sie in diesem Terror-Schatten stehen. Echt schade."

Als ich im Dezember den Flug und die Möglichkeit erhielt, nach Indien zu reisen, wollte ich ja eigentlich ab der Türkei mein Glück versuchen und über Afghanistan und Pakistan nach Indien radeln.

Mir wurde von allen Seiten abgeraten und niemand von meinen Bekannten und Freunden hätte mich dabei unterstützt. Heute weiß ich nicht wie ich handeln würde.

Es sieht nicht so aus, als würde ich so zeitnah Pakistan oder Afghanistan bereisen können. Aber die Lage in Ländern verändern sich immer mal wieder. Who knows - aber was ich auch von alten Reisenden, die man so auf seiner eigenen Reise trifft, erfahre, soll Afghanistan ein sehr kulturreiches Land sein. Ein Land in dem Traditionen und Philosphie tiefer sind, als es die Medien vermitteln können/wollen bzw. tun (dürfen).

Gute Nacht.
Alexandros

PS: Solche Diskussionen bekommt man halt doch nur in solch einem Forum.
Schön hier sein zu dürfen.

Hallo Yadgar,

monatelang habe ich hier nur still mitgelesen und mich nun endlich hier angemeldet, um Dir Danke für diesen thread und Deinen Fahrradblog zu sagen. Das ist alles sehr interessant und kurzweilig zu lesen.

Ich drücke Dir die Daumen, dass Deine Rosinantes treu bleiben und Du Deinen Aktionsradius doch noch vergrößern kannst.

Am vergangenen Wochenende bin ich von Bonn nach Rörath geradelt - musste dabei ständig an Berghanistan denken.