In diesem Jahr ist es 20 Jahre her: nachdem wir 1991 das erste Mal mit den Rädern durch Europa radelten, sollte es 1993 gleich richtig groß werden: unser Ziel war es, den afrikanischen Kontinent mit dem Fahrrad zu erreichen. Einmal in Marokko anschlagen und wieder zurück. Eine absolute Reise ins Unbekannte und Ungewisse. Die Hinreise dauerte 40 Tage. Der Weg führte durch Tschechien, Österreich nach Italien, durch die Po-Ebene, über die Alpen weiter nach Frankreich, Andorra nach Spanien und via Gibraltar nach Marokko. Tanger lautete das Ziel. Exotisch, spannend, nicht vorstellbar.
Über Portugal, Spanien, Frankreich und Benelux ging es zurück nach Deutschland. Nach 74 Tagen und 7.956 Kilometern waren wir wieder zurück in Leipzig und belohnten uns mit einem Mega Eisbecher in der (leider nicht mehr existenten) Leipziger Pinguin Eisbar.
Aus heutiger Sicht fallen mir zu dieser Tour drei Erlebnisse ein, die sich festgebrannt haben:
Zum einen dieses unglaubliche Gefühl, als wir am Ende Europas, in Gibraltar, standen und uns nur noch das Wasser von Afrika trennte: “Da drüben ist Afrika!”. Damals war das Wahnsinn. Und dann der totale Kulturschock drüben in Tanger, mit den Eindrücken der Altstadt Tangers, den Schleppern, den Marrokanern und den vielen vielen unbekannten Sachen, die ich dann ein paar Jahre später richtig erkunden konnte.
Dann auf dem Rückweg in Portugal, als wir verzweifelt einen Platz zum Übernachten suchten und uns dann in eine scheinbar allein und verlassen stehende Bushaltestelle flüchteten. Die Räder wurden hochgehängt, das Bushäuschen mit Rettungsfolie “abgedichtet” und innen richteten wir es uns auf der Sitzbank und dem Boden für die Nacht ein. Erst als ich morgens halbnackt zum Punkeln rausging, merkte ich, wie zentral offensichtlich diese Haltestelle war: an die 30 Leute standen ringsumher im Nieselregen (rein konnten sie ja nicht) und warteten auf den Bus. Ich dann auch, denn vorher war an Morgentoilette nicht zu denken ;-)
Wenig später wurde es Herbst, wir waren in Frankreich, verpassten die Zeitumstellung um eine Woche und fingen an, uns nicht mehr zu waschen. Ok, normalerweise schaffen wir es uns mindestens aller drei, vier Tage zu waschen. Aber irgendwie hat es seit Portugal sich nicht mehr ergeben. Und so kam es, dass wir aus dieser Entwicklung eine Wette, ein Experiment machten: wir waschen uns nicht bis wir in Leipzig ankommen. Das hat dann insgesamt geklappt, auch wenn es einen ganzen Monat dauerte. Eine interessante Erfahrung – ich trug dann einige Zeit Tredlocks. heute leider kaum mehr vorstellbar ;-(
Unabhängig davon war diese Tour ein wichtiges Ereignis für mich. Sie zeigte, dass ich auch längere Strecken mit dem Rad überwinden kann und sogar Spaß an dieser Art zu Reisen fand.
Im Oktober 1994 schrieb ich dann einen kleinen Reisebericht. Leider hat nur noch ein gedrucktes Exemplar die letzten Jahrzehnte überlebt. Diesen Reisebericht habe ich nun digitalisiert. Er spiegelt die Eindrücke des Martin vor 20 Jahren wieder – und seine Rechtschreib- und Ausdrucksfähigkeiten Im Folgenden könnt ihr die 36 Seiten lesen. Und natürlich die Bilder Euch anschauen.
Die Bilder und den Reisebericht von damals findet ihr
HIER Viel Spaß!