Hallo Tally,
ich glaube, es stimmt beides: Ich kenne den Begriff Hafengrandies (für Hafenfacharbeiter und Fachkräfte für Lagerwirtschaft) von diversen Seminaren der ver.di Quellgewerkschaft ötv, wo man/frau abends spartenübergreifend im "Bierkeller" klönte (und so weiter
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).
Zu Tallymann hab ich einen Text im Netz gefunden:
Spartakus, der Tallymann:
Kinners, in der letzten Geschichte erwähnte ich kurz Spartakus Meier aus Rechtenfleth. Den Mann, den ich selbst zum ersten Tallymann der Welt ausbildete.
Dieser Spartakus Meier von seinen Eltern, dem Flickschuster Tabeus und dessen Frau Tabellaria, mit einem „kräftigen“ Vornamen versehen, war nur ein schmächtiger Mann, der aber eine einzigartige Begabung besaß. Er konnte zählen. Ja, ja, sagt nicht: Das kann ich auch. Klar könnt Ihr das. Sogar ich alter Zausel kann noch zählen. Aber dieser Spartakus Meier konnte unentwegt zählen! Ohne Pause und voll konzentriert. Erst als alter Mann - verwirrt durch die Liebe zu einer gewissen Gräfin Pilutti - ließ ihn diese Gabe im Stich. Denn bei der Berechnung von Unterhaltszahlungen für seine Frau versagte Spartakus erstmals. Und das zu seinen Ungunsten! Aber damals gegen 1760 war er ohne Konkurrenz.
Er, der den Beruf des Kopfschlachters auf Wunsch seines Vaters erlernen mußte, nur weil dieser so gerne Schweinsköpfe aushöhlte, und sie dann wie Jagdtrophäen im Hause präsentierte, wurde der erste Profischiedsrichterassistent Norddeutschlands - wenn nicht Europas.
Er zählte die Punkte beim damals berühmtesten Tennisturnier in Wimmbilden.
Er zählte die Tore in der Norddeutschen Hockey Liga (kurz: NHL) beim Eishockey, wenn sich die besten deutschen Mannschaften wie die Stotel Tigers und die Westerstede Icebears gegenüberstanden.
Oder beim Basketball, damals noch eine sehr junge Sportart, zählte er die Körbe, die geworfen wurden. Spartakus Meier soll sogar Trauzeuge des besten Basketballers aller Zeiten, Manni Johannsen, der bei den Hosermühlen Flyers spielte und von allen nur Magie genannt wurde, gewesen sein.
Das er für Magie Johannsen sogar vor jedem Spiel die Socken ausgewaschen hat, kann ich bestätigen, obwohl das natürlich für einen Schiedsrichterassistenten eigentlich nicht korrekt war, denn so verletzte er die Neutralität, die er bei einem Spiel zu wahren hatte. Aber zu seiner Ehrenrettung will ich gleich hinzufügen, daß seine Handlungsweise von den gegnerischen Mannschaften und dem Publikum voll gebilligt und auch erwünscht war. Jetzt erwartet Ihr natürlich eine Erklärung.
Richtig?
Und hier ist die einfache, aber grausame Erklärung: Magie Johannsens Socken und Füße stanken so erbärmlich, daß sich Gegner weigerten gegen die Hosermühlen Flyers anzutreten, ebenso strömten die Zuschauer voller Panik aus den Hallen, wenn Johannsen einlief.
Wenn sich unser guter Spartakus Meier nicht jedesmal geopfert hätte, mit einer großen hölzernen Wäscheklammer auf der Nase, Gottvertrauen und Selbstaufopferung, die fast einem Selbstmord gleichkam, und Magie Johannsens Socken ausgewaschen und sie anschließend mit Unmengen Parfum getränkt hätte, um so der Geruchsbelästigung Einhalt zu gebieten, wäre der Basketballsport im wahrsten Sinne des Wortes eingegangen. Warum kümmerte sich sonst niemand um Magies Socken, fragt Ihr?
Die Vereinswäscherinnen hatten ärztliche Atteste beigebracht, und sogar Johannsens Frau hatte dank eines verständnisvollen Arztes sich um diese heroische Tat bringen können. Und Magie selbst? Er hatte eine Waschmittelallergie. Was für ein Schicksal! Ich muß erwähnen, daß Spartakus´ Nase nur bedingt in der Lage war Gerüche aufzunehmen.
Wofür so etwas doch gut sein konnte!
In seiner Freizeit frönte Spartakus Meier seiner großen Leidenschaft dem Geldzählen, das er in einer intensiv zu nennenden Manier liebte, die Respekt einflößte. Wenn er unglücklich oder das Wetter schlecht war, öffnete er sein Portemonnaie und zählte zunächst seine Münzen und dann die Scheine.
Die Münzen sortierte und stapelte er, dann warf er wieder alles zurück und zählte es wieder. Das tat er manchmal fünf- bis sechsmal hintereinander. Und danach war er wieder vollkommen glücklich und strahlte über das ganze Gesicht.
Das Ende der sportlichen Karriere Magie Johannsens bescherte mir den besten und ersten Tallymann der Welt.
Denn als Spartakus Meier wegen einer schwerwiegenden Krankheit - ich glaube, er hatte einen dicken Pickel auf der Nase oder sonstwo, denn eitel war der Rechtenflether - ein Spiel aussetzen mußte, und sich niemand fand - auch nicht unter Androhung von Gefängnis oder Folter - Magie Johannsens berüchtigte Socken auszuwaschen, entschied sich der Schiedsrichter leichtsinnigerweise trotzdem das Spiel anzupfeifen.
Die Hosermühlen Flyers standen den Albstedt Allstars gegenüber, als das Publikum bereits nach drei Minuten Spielzeit das Feld stürmte und den sportlich so geschätzten Magie Johannsen mit Gewalt vertrieb.
Bei der Flucht vor den aufgebrachten Menschen, von denen während der Verfolgung einige wegen der enormen Geruchsbelästigung in Ohnmacht fielen, stolperte Magie und verletzte sich so, daß er den Basketballsport aufgeben mußte.
Und als der große Sportler schließlich auch noch aus seiner Heimat vertrieben wurde, fand eine einst große
Sportlerkarriere ein tragisches Ende.
Der arme Magie Johannsen wanderte von einem Winkel der Welt zum anderen, immer wieder von Mitmenschen verfolgt, die rücksichtslos und ohne Mitleid gegen ihn vorgingen. Erst in der Wüste Gobi, meilenweit von menschlichen Behausungen entfernt, fand er eine neue Heimat.
Übrigens: Versuche einer Firma für Geschmacks- und Geruchsstoffe den Duft der Socken industriell für die Pestizid-Herstellung bzw. als Zusatz zum Stinkerkäse zu nutzen, scheiterten nur an den hohen Investitionskosten für die Belüftungsanlage.
Von dem Schicksal Magie Johannsens ergriffen, hängte Spartakus Meier seine Schiedsrichterassistententätigkeit an den Nagel und wanderte wie sein alter Freund ziellos durch die Lande, bis ich ihn unter meine Fittiche nahm.
Denn im Hafenumschlag brauchte man Leute wie Spartakus, daß hatte ich schon früh erkannt. Denn die Güter, die gelöscht, geladen, ausgeliefert, angeliefert, ausgepackt oder gepackt wurden, mußten genauestens unter die Lupe genommen werden. Und das hieß nicht nur zählen, sondern auch messen, wiegen und evtl. Ladungspapiere anfertigen!
Auch auf Beschädigungen mußte geachtet werden, so wie es heute auch noch ist. Denn auch schon damals mußten die Waren im einwandfreien Zustand ihre Empfänger erreichen. Die Versicherungsgesellschaften machten uns tüchtig zu schaffen, so daß ich darauf verfiel, die Tallyleute, die auch als Anschreiber, Checker oder Ladungskontrolleure bezeichnet werden, zu beeidigten Gütermessern zu machen.
Zuerst nannte ich den von mir erfundenen Beruf respektlos Sockenmann, dann aber änderte ich ihn aus humanitären Gründen in Spartakist ab - nach Spartakus Meier, versteht sich! Aber später setzte sich der englische Ausdruck tally durch, der für das Zusammenzählen und das Zusammenrechnen steht.
Wer kennt nicht das Lied von Harry Belafonte: „Hey, Mr. Tallyman, tally me banana.”
Eigentlich schade. Immerhin wurde die Bezeichnung Spartakist später von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht übernommen. So sind die großen Verdienste des guten Spartakus Meier, des ersten Tallymanns der Welt, leider etwas in Vergessenheit geraten.
Spartakus Meier war natürlich auch ein Meister der Statistik. Er lieferte die ersten ernsthaften Zahlen, die sich mit umgeschlagener Tonnage und Stückzahlen beschäftigten.
Dank der stinkenden Socken eines Sportstars und des beeidigten Gütermessers Spartakus Meier bekam Bremerhaven den Ruf eines äußerst zuverlässigen Hafens, von dem er noch heute profitiert.
So entstand der Begriff Tallymann und die erste Umschlagsstatistik wurde erstellt.
Oder so ähnlich.
Nicht wahr?
Lachende Grüße aus HH-Langenhorn,
HeinzH.
P.S. Ach so, hier die
Quellenangabe.