Durch einen Thread im Forum Länder bin ich ins nachdenken gekommen.
Da hat ein Vater seine Tochter zu einer Tour überredet. Resepkt dafür das war sicher nicht so einfach.
Wie ist das bei euch? Gehen eure Kinder mit auf Reisen?
Wie bekommt man Teenies dazu auf Fahrradurlaub zu gehen? Die wollen in den Ferien doch im allgemeinen bis mittags schlafen oder in den Süden jeten und Party machen.
Ich selber habe eine 14 Jahre alte Tochter, die eigentlich schon nicht mehr soviel Lust hat mit mir zu verreisen.
Seit sie 10 ist sind wir jedes Jahr mit dem Rad unterwegs gewessen. Meist in Norddeutschland, Holland und Dänemark.
Mit dem Zelt dabei hat es ihr immer viel Spaß gemacht und für Kinder ist das natürlich auch ein tolles Abenteuer.
Nun steht bei uns die Pubertät an... dazu muß ich wohl nicht viel sagen
Daher interessieren mich eure Erfahrungen mit Kindern auf Reisen.

Hallo Eva,
ich war die letzten 6 Jahre mit meinen Jungs (17+15 J.) auf Tour. In diesem Jahr war es dann leider vorbei. Ich habe die Jahre mehrere unterschiedliche Touren herausgesucht und die Jungs abwechselnd entscheiden lassen wohin es geht. Und zu den Touren auch Abwechslungen vorgeschlagen. Z.B. waren wir letztes Jahr an der Lahn und sind den Rhein weiter abwärts gefahren. In Köln haben wir dann 2 Tage Pause mit Besuch des Phantasialandes eingelegt. Da war bis dahin zumindest für Motivation gesorgt.
Ab nächstem Jahr will meine Tochter (10) hoffentlich mal ein paar Tage losradeln.

Ich wünsche dir viel Erfolg beim "Überzeugen".
Schöne Grüße aus dem Münsterland
Frank

Zu pubertierenden Kindern kann ich noch nichts beisteuern, aber zur Entwicklungsgeschichte eines kleinen Reiseradlers : Mein Sohn war noch keine zwei, da ging ich mit ihm im Anhänger auf Radreise an die norwegische Südküste. Die Steigungen waren mit Anhänger und Schwerlastgepäck damals zu viel für mich, nicht aber die Reise an sich für ihn. Mit drei war er wieder im Anhänger, diesmal plus Laufrad, auf Bornholm, via Schweden. Mit vier kam das Trets, es wurde nur besser: 2004 sind wir die jütländische Westküste hoch. 2005 wollte ich mal einen ruhigen Urlaub: Autourlaub in Schweden. Boh, war das langweilig - für uns beide. Zum Glück hatten wir die Räder aufgeladen und das Trets im Kofferraum. Auch 2006 waren wir dem Rad im Urlaub untreu. 2007 dann - wieder mit Trets - noch einmal Bornholm. 2008 ging es von Göteborg nach Norden, bis Oslo, die letzte Tour mit Trets.

Dieses Jahr ist das erste ausschließliche Selbstfahr-Jahr, das Trets ist verliehen, und wir waren im April an Donau, Altmühl und Ludwigskanal unterwegs. Jetzt kommen wir gerade vom Leine-Heide-Radweg zurück, er war jeden Tag voll dabei, 60 km pro Tag, bis er am Abend des 5. Tages in Soltau über den Lenker abstieg und wir die Radreise im Krankenhaus von Rotenburg beendeten. Aber auch die Schulterprellung (wieder mal gut gegangen ) hielt ihn nicht davon ab, am nächsten Tag noch nach Zug-Transfer die letzten km nach Hamburg reinzufahren.

Ob es so weitergehen wird? Keine Ahnung. Ich war gespannt, wie er die ersten Touren ausschließlich selbstfahrend (auch auf dem Trets musste er konsequent mittreten die letzten zwei Jahre, sonst gabs Ärger , aber es war natürlich bequemer) mitmachen würde - er war und ist nach wie vor begeistert dabei. Ich konnte mir nie einen "stationären" Urlaub für uns beide vorstellen, ich wäre vermutlich verrückt geworden. Und so musste er eben mit und erwies sich als kompatibel.

Von der Pubertät ist er allerdings noch etwas entfernt, auch wenn sein Verhalten auf den Campingplätzen, wenn es um Abwasch etc. geht, doch schon so einiges anklingen läßt. Ob er diese Art des Reisens irgendwann über haben wird? Möglich. Wir hatten bereits tolle Reisen miteinander, die zwar für mich nie "erholsam" waren, aber unglaublich schöne Erlebnisse mit sich brachten. Das möchte ich nicht missen, er vermutlich auch nicht. Und wir haben Pläne. Im Augenblick studieren wir gemeinsam einen Bildband über die Gobi. Wenn er so nicht mehr reisen will, findet sich was anderes. Überreden werd ich ihn nicht. Aber entscheiden, wie ich reisen will. Und dann müssen notfalls Kompromisse her. Wir liebäugeln z.B. mit einem Faltboot. Und dann reist man mal mit anderen - ein Hauptmotivator für die zwei vorpubertären Jungs, die uns auf unserer Aprilreise begleiteten. Und ich reise auch ganz gerne mal ohne ihn - aber nicht ohne Rad.

Wenn Eltern einen Urlaub für ihre Kinder machen, dem sie selbst nichts abgewinnen können, geht es schief. Wenn Eltern einen Urlaub machen, der zu ihnen passt, sind sie wesentlich entspannter und können pubertären Genervtheiten mit größerer Gelassenheit begegnen. Und für die zwei, drei anstrengendsten Jahre der Pubertät gibt es schließlich Jugendfreizeiten etc. Als Eltern kann man in der Zeit ja prima eine schöne Radreise machen. Ein paar Jahre später wollen viele Jugendliche plötzlich wieder mit - Erfahrungswerte besonders bei Radreisenden in Skandinavien - dann ist das nämlich wieder ...

Wünsche Dir viel Spaß auf Deinen Reisen, mit und ohne Kind.
Tine

Also, wir haben zwei Jungs 16+18 Jahre.
Wir sind über viele Jahre immer auf Radreisen gegangen, aber nicht ausschließlich. Dieses Jahr zwei Wochen von Salzburg nach Hann Münden ca 1.050 KM.
Die Jungs waren begeistert dabei. Für den Einen hatten wir seinen Kumpel mit und für den Anderen(und uns) haben wir drei, vier Thermen nachmittags besucht(eigentlich alle die auf dem Weg waren).
Unsere Erfahrung zeigt, dass reines Radfahren und Kultur(Kirche, Schloß, Museum etc besichtigen)zu langweilig ist. Es müßen immer in Abständen Highlights für die Jungs eingestreut werden( Shopping in Regensburg, Computerladen in Passau etc. je nach Gusto der Lieben). Dann entspannt sich die Stimmung und alle erholen sich.
Für das nächste Jahr hat der Große Interesse bekundet, der Kleine hat klar abgesagt. Also Ende der gemeinsamen Urlaube(stand aber auch zu befürchten an).
Gruß
Lutz

Wie kann man sich den Besuch des Highlights Computerladen vorstellen? Eine Gruppe Radler geht in ein Computergeschäft, schaut sich Drucker, Festplatten und Mäuse an und fährt dann fröhlich weiter? (klingt für mich sehr originell, man lernt nie aus im Forum)

Der Velotroll hat zu dem Thema Radreisen mit Kindern eine ausführliche Website.

Also das wichtigste ist, dass man die Sprösslinge zu nichts zwingt. Zwang löst Trotz aus und ist damit der Anfang vom Ende des erholsamen Urlaubs. Evtl. kann es hilfreich sein, die Kinder beim planen mit einzubeziehen und ihnen so das Gefühl geben, das es auch ihr Urlaub ist, wo sie Sachen bestimmen können.

In meiner Kindheit/Pubertät waren es zwar keine Radreisen sondern Städtereisen und Pauschlaurlaub, aber da unterscheiden sich die Reisearten nicht sonderlich. So hatte ich bspw. Einfluss auf das Reisegebiet und das Hotel.
Bei einer Radreise könntest du deine Tochter bspw. auch mit in die Zielsuche miteinbeziehen und fragen, wo sie mal gerne mit dem Rad hin möchte.

Wenn sie aber nicht mit will, sollte man sich nach einer Ferienfreizeit oder ähnlichem umschauen. Dann wird es zwar kein Familienurlaub, aber jeder hat seinen Spaß.

Ja so ähnlich...so wie Frauen das nächste Klamottengeschäft erstürmen, erstürmen die Jungs von heute Elektronikmärkte. Wobei der Fokus eher auf PC-Hardware und Software liegt. Gerade wenn man auf dem Land wohnt und man für gewöhnlich die Elektronikdiscounter nicht zu gesicht bekommt.

Ja, unsere Tochter (jetzt 10) ist gern dabei. Letztes Jahr 2 Wochen in der Schweiz (ca. 650km), dieses Jahr in Schweden (3 Wochen, 1000km).


Gruß,
Andre

Hallo Eva,

hatte hier vor einiger Zeit änhliches gefragt.

Da wurde vieles diskutiert und angeregt.

Gruß
Roul

Hallo Eva,

meine Tochter die jetzt 13 wird fährt ab und an gerne mal ne Tour mit. Die Touren bewegen sich im Umkreis von ca. 60 km um unsere Stadt. So richtig Reiseradeln (mit Ausnahme unserer Donautour) will eigentlich keiner von uns so richtig.

Aktiviert habe ich meine Tochter zum radeln indem ich die Touren als "Räubertour" betitelt habe. Den in den Packtaschen mitgenommene Proviant wird dann vorsintflutlich mit dem Jagdmesser und mit der Hand gegessen.
Mal eine Abwechslung zu den Tischmanieren. Weiter hat sie dadurch auch ihren Horizont der Natur gegenüber erweitert in dem man so einiges sieht und erfährt auf so einer Tour. Ganz im Gegenteil zu einer Autofahrt ins "Grüne".

Wenn dann auch einmal im Jahr eine Übernachtung mit dem Zelt gemacht wird ist die "Räubertour" perfekt. Hier hat sie dann das Gegenteil zu einem 5 Sterne Hotel.
Das funktioniert auch noch prächtig in dem Alter in dem sie jetzt ist. Ob das noch lange so geht bezweifele ich aber.

Also, für sie war es bisher immer das krasse Gegenteil zu der herkömmlichen Lebensweise bei uns und macht ihr ne Menge Spaß.
Noch anzumerkem wären Besuche auf Burgen oder Schlössern oder etwa dabei eine Fahrt mit ner Fähre etc..

LG

Markus

Meine Tochter (15) und mein Sohn (12) sind schon von ganz klein an (erst Anhänger später Selbstfahrer) bei unseren Radtouren dabei (Zelt).
Bemängelt wurde von meiner Tochter zuletzt, dass wir jeden Tag weiterfahren. Mit den Eltern in Urlaub zu fahren ist nur noch attraktiv, wenn auch entsprechende Freizeitmöglichkeiten oder Kontakte angeboten werden.

Wenn wir also mit unseren Kindern auf Radtour gehen, nehmen wir meist noch einen Freund / Freundin mit und machen eine kürzere Tour - dann fahren auch beide sehr gerne mit.

Mein Sohn ist eher für Radtouren zu begeistern - so ist das eben - individuell sehr unterschiedlich.

Auch wenns ne Binsenweisheit ist halte ich diese Feststellung für sehr wichtig. Eltern, deren Kinder sich nicht für ihr Hobby begeistern, sollten sich keineswegs als Versager fühlen bzw. sich das von irgendjemand einreden lassen. Genausowenig wie sich die anderen mit ihren Erziehungskünsten brüsten sollten.

Martina

wir sind gerade von unserer ersten Radreise zurückgekehrt. Wir sind eine Patchworkfamilie mit 4 Kindern m6, w14, m15 + m17. Der größte wohnt allerdings beim anderen Elternteil und war sozusagen 'auf Besuch' mit.


Nun ja, wir haben sie nicht wirklich gefragt... sonst wären 2 der Großen wohl nicht mitgekommen. Allerdings sind es alle auch gewöhnt, das wir unsere Ausflüge zusammen unternehmen und Ausnahmen dazu eher selten sind. So auch den gemeinsamen Urlaub.

Ich denke, Jugendliche haben einen Hang dazu die Welt eher passiv zu erleben - oder nur unter ihresgleichen aktiv zu werden. Daher geben wir ihnen oft neue Impulse - diese Tour war so einer. Denn auch Jugendliche sind in unseren Augen noch Kinder, auch diese (bzw. gerade sie!) brauchen Förderung, Herausfordungen und klare Richtlinien.


Das ging an den Tourtagen natürlich nicht, aber wir sind nicht durchgängig geradelt. So war an einigen Tourtagen dann auch ausschlafen für alle drin.

Was Jugendliche ziemlich abtörnt ist ALLEINE mit den Eltern oder einem Elternteil zu verreisen. Wit hatten ja nun 3 dergleichen dabei, die auch mal alleine losziehen durften. Eventuell kann deine Tochter ja eine gute Freundin mitnehmen - das würde ihre Motivation bestimmt steigern.


Auch wenn wir unsere lieben Jugendlichen quasi gezwungen haben (na ja ich würde sagen 'sanft geschubst') hat es allen am Ende nicht leid getan, das sie mitgekommen sind. Zwischendrin, wenns mal nicht alles perfekt lief hatte jeder von ihnen abwechselnd auch mal ein Tief (Das 'ESPI'-Prinzip: Einer SPinnt Immer ;-)
Letztlich muss man aber als Eltern genau schauen ob man nur die natürliche Trägheit seiner Jugendlichen überwinden muss oder diese wirklich gar keine Lust zum Radreisen haben... im letzteren Fall ist das ganze Unternehmen natürlich eine Quälerei für alle.

Grüßle Christian


Unsere Tour im Einzelnen:

Tag 1: Hamburg -> Brunsbüttel (95 km)
Tag 2: Brunsbüttel -> Büsum (65 km)
Tag 3: Büsum -> Friedrichstadt (48 km)
Tag 4: Friedrichstadt -> Husum -> Nordstrand (40 km)
Tag 5: Fährüberfahrt nach Amrum (Radeln 10 km)
Tag 6-7: Baden und Ausruhen auf Amrum
Tag 8: Fährüberfahrt nach Sylt (Radeln 6 km)
Tag 9: Baden und Ausruhen auf Sylt
Tag 10: Sylt Rundtour (40 km mal ohne Gepäck)
Tag 11: Rückreise nach Hamburg mit der Nord-Ostsee-Bahn (Radeln 25 km)

Hallo Christian,
erste Radreise--> erster Tag--> 95km??
Ich glaube meine Family hätte keinen zweiten Tag mehr geradelt.

Gruß
Frank

Da kann ich nur sagen, klasse Strategie
Meine Tochter ist grundsätzlich auch nciht abgeneigt auf Radreise zu gehen, wenn da nur nicht all die anderen Versuchungen wären.
Wir waren, wie gesagt, schon oft unterwegs, u.a. in Schleswig-Holstein und es hat ihr immer gefallen.
Nun gut, für dieses Jahr hat sie es anders gewollt. Aber es tut ihr bereits leid, im nächsten jahr geht es dann wieder auf Tour.
Bei Teenies kann man sich solche Zusagen doch lieber schriftlich geben lassen
Aber ich habe nicht verzichten müßen, es ist doch nichts besser als die Mutter allein auf Reisen zu schicken und dann zuhause machen was man will.
Aber du hast schon recht, in diesem Alter muß man die kleinen Erwachsenen schon mal zu ihrem Glück zwingen.
Aber eins weiß ich sicher, 95 km am ersten Tag, da hätte meine Tochter gestreikt.
Genau wie du habe ich allerdings auch bei jeder Reise Ruhetage eingebaut, das muß bei Kindern eben sein. Ist aber auch ok.
Liebe Grüße
Eva

Na gut, wir hatten zu Pfingsten schon eine 3-Tages-Probetour gemacht um unser Leistungsvermögen mal auszuloten. Also ein wenig Erfahrung gabs schon...

Die 95 km waren eigentlich in 2 Etappen geplant gewesen. Nun gab es an unserem Starttag heftigen Dauerregen, da hatte auch niemand Lust drauf. Also haben wir alles fertig gepackt und sind erst am nächsten Tag los, einigermassen zeitig um 9 Uhr. Mit mäßiger Geschwindigkeit und vielen Pausen haben wir dann abends 19:30 unser Ziel erreicht. Alle waren geschafft aber eben auch mächtig STOLZ diese Doppeletappe gemeistert zu haben.

Allerdings: Hätte ich für den folgenden Tag noch so eine Strecke angekündigt wäre ich wohl von ALLEN verhauen worden


btw: Mein 6-jähriger Sohn hat die ganze Tour auf unserem Eltern-Kind-Tandem (Kind vorne, Elternteil hinten) absolviert. Die ersten 30 km hat er meist kräftig mitgetreten, danach hat meine Partnerin fast die ganze Arbeit alleine leisten müssen.

Wir machen fast jeden Sommer eine Fahrradtour mit unseren Kindern. Auch 2009. Meistens in Skandinavien, dieses Jahr in Norwegen.