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#411364 - 02/06/08 09:14 PM Rund um Deutschland
kathrin74
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mache mal wieder eine Tour. verteilt über das ganze Jahr.

Was bis jetzt geschah:
Rund um Deutschland (RuD)

Irgendwann hatte ich es im Hinterkopf: einmal rund um Deutschland, das wäre toll.

Es war Herbst und ich überlegte, was könnte man eigentlich im nächsten Sommer für eine Tour fahren. Einmal quer rüber in den Osten und dann die Elbe bis nach Hamburg? Ja, das hört sich schon mal gut an. Das kleine Männchen, was im Hinterkopf rum schwirrte, hielt die Idee mit RuD weiter am Leben. Die Idee ließ mich nicht mehr los. Mal schauen, wie viele Kilometer das so sind: ooh, weit über 4000km. Das ist also nix für eine Sommertour.

Es vergingen wieder ein paar Wochen und dann kamen von zwei verschiedenen Leuten ein Link zum Rennrad News Forum, wo einer eine Deutschlandumrundung plante. Das Männchen im Hinterkopf schaufelte alle anderen Ideen für die kommende Sommertour weg. Mir wurde klar, das ich das auch fahren will.

Über Weihnachten wurde es dann mit der Planung konkret. Erst habe ich angedacht, machst du daraus ein Projekt von mehreren Jahren. Jetzt meldete sich das Männchen im Hinterkopf (der ist echt lästig!!) wieder: Warum versuchst du das nicht in einem Jahr durch zuziehen? In einem Jahr? Hmm... geht das überhaupt? Der Radroutenplaner wurde reichlich genutzt, Etappen grob geplant und mit meinen freien Tagen verglichen. Es könnte klappen, wenn ich sofort damit anfange. Was heißt sofort? Sofort heißt: Karneval. Anfang Februar. Wenn ich dann mehrere Tage hintereinander fahren will, muss sofort ein wenig Grundlage her. Das hieß: fahren, fahren, fahren! Und ich habe auf dem Rad gefroren wie selten. Aber was macht man nicht für so ein Ziel. Mit diesem Ziel vor Augen ging es dann auch ein wenig einfacher, sich mal abends für 1 bis 2 Stunden auf die Rolle zu setzen oder am Wochenende durch graues Wetter über die Rübenäcker zu zuckeln.

Auf Grund der Grenznähe wurde die erste kurze Etappe am 6.1. gefahren. 35km (Übach – Palenberg bis Wassenberg) waren nicht viel, aber immer hin der Anfang.

Karneval rückte näher und täglich gab es den ängstlichen Blick auf den Wetterbericht: Wie wird das Wetter werden? Bei Regen, Schnee und Gegenwind würde ich nicht weit kommen, war mein Ziel doch die Nordseeküste zu erreichen.

Der Mittwoch kommt und der Wetterbericht sagt gemischtes Wetter mit sehr viel und starken Wind voraus. Aber der Wind kommt aus südlicher und westlicher Richtung! Jipie! Also war packen angesagt!

Ob alles in den Rucksack/Satteltasche/Minilenkertasche passen wird??


Neben den angezogenen Klamotten habe ich keine weiteren warmen Sachen. Muss also reichen.

8,3 kg Gesamtgepäckgewicht. Es passt so gerade eben.



Wie starte ich am besten? Jetzt war Taktik angesagt. Donnerstag war Sturm aus Südwest vorher gesagt und am Freitag für das Rheinland Regen. Was macht man dann am besten? Richtig! Donnerstag sich aus dem Rheinland rauspusten lassen!


Donnerstag, 31.1.2008 „Tag des Windes“
Wassenberg - Nettetal/Hinsbeck

Nachdem Mittags die Arbeit Fluchtartig verlassen wurde, gab es zu Hause reichlich Stress. Schnell umziehen, eine Kleinigkeit essen, das Rad ins Auto und ab nach Wassenberg. Warum Wassenberg? Ganz einfach: bei der Tour am 6.1. habe ich die Grenze in Wassenberg verlassen. Bei der Autofahrt nach Wassenberg wurde mir schon ein wenig komisch, so ein Sturm war draußen. Ob das auf dem Rad was werden wird??

In Wassenberg die Wagenschlüssel meinem Vater übergeben und ich habe mich auf den Weg gemacht. Die Temperaturen waren ok, die Wolken waren schnell und dunkel...

Solange der Wind von hinten kam, war alles in bester Ordnung. Ich plante, schön nah an der Grenze zu fahren. Das wurde nichts, denn als ich Seitenwind hatte, konnte ich mich auf dem Rad kaum mehr halten. Echt krass!! So habe ich die Route ein wenig geändert und mich in Richtung Norden pusten lassen.

In Nettetal suchte ich den Weg nach Hinsbeck und schaute ratlos in die Karte. Sofort hielt ein Teenager und fragte, ob sie helfen könnte. Sie erklärte mir hervorragend den Weg. Klasse!

In Hinsbeck erst einmal in die Jugendherberge eingecheckt. Mein Rad durfte dieses Mal mit auf das Zimmer (O-Ton: „damit es nicht friert“). Warmes Abendessen? Nach diversen hungrigen Blicken und kurzer Rücksprache mit der Küche ging es auch. Ob es denn selbst gemachte Pizza und Salat sein dürfte? Klar! Ich hätte nicht hungrig gucken dürfen. Mit dem Backblech Pizza und Monstersalatteller hätte man gut zu zweit satt werden könne. Bei strömenden Regen und peitschenden Wind genoss ich die Wärme der JuHe.

Ob am nächsten Tag das Wetter besser sein wird?

Freitag, 1.2.2008 „Tag der ungeplanten Umwege“
Nettetal/Hinsbeck - Vreden

Hinsbeck – entlang der Grenze hoch bis nach Weeze – Uedem – Rees – Bocholt – Aalten (NL) - Vreden

Da in der JuHe ein Internetplatz ist, konnte ich wunderbar sehen, das ich durch die Kurzetappe vom Vortag dem Regen entkommen bin lach Super! Auch der Wind hat nachgelassen. Was will man mehr? Also rauf auf das Rad und los! Der Radweg ist noch nass und allerlei Äste liegen darauf. Ich bin noch keine 10km geradelt, wurde es am Vorderrad so schwammig weich. Ich habe doch keine Vorderradfederung??? Nein, ein Plattfuß, Glas. Also Reserveschlauch raus, Schlauch gewechselt und nach nur 250 Hüben mit der Pocket Rocket MasterBlaster (zu geil der Name) Luftpumpe hatte ich einen fast korrekten Luftdruck. Mir ist der Arm bei der Pumperei fast abgefallen.

Nach dieser kurzen Pause (seit Jahren das erste mal wieder ein Plattfuß am Renner) ging es bei gutem Wetter weiter in Richtung Norden. Der Wind kam zuerst von der Seite.



In Weeze bog ich in Richtung Rhein ab, der Wind schob schön. Mir wurde jetzt schon klar, das ich mich wohl mit der Kilometerplanung ein wenig vertan habe und das es wohl ein paar mehr Kilometer werden würden. Das es hinterher 130km werden, hab ich nicht geahnt. Doch dazu später mehr. Der Wind wehte mich schön in Rees über die Rheinbrücke und fand mich auf einer nicht so schönen Schnellstraße wieder. Egal, ich wollte Kilometer machen.

In Bocholt erst einmal bei Rose angehalten und einen neuen Schlauch und Flickzeug gekauft. Nach Bocholt selbst rein gefahren und oh Freude, da ist ja ein Zwischenziel ausgeschildert! Richtung stimmt auch, also los.

Warum ist eigentlich so hartnäckig Aalten ausgeschildert? Da will ich doch gar nicht hin??? Nach ein paar weiteren Kilometern wurde mir klar: du bist auf der komplett falschen Route. Was nun?? Erst einmal ein dummes Gesicht gemacht und dann die Karte genau studiert. Naja, das ist halt ein Umweg von gut 10km. Muss ich nun durch. Davor war die Strecke zwar auch schon ca. 10km weiter als geplant, aber jammern gilt nicht...

Vor Aalten musste man die Hauptstraße verlassen und es ging über die alte Straße nach Aalten rein. Hier war mal wieder eine klassische Beschilderung. Es ging in den Ort rein aber nicht wieder raus *grumpf*. Nein, mir lief die Zeit nicht weg und ich war auch üüüüüberhaupt nicht ko. Über den Hunger und Durst brauchte man auch nicht nachdenken, der war einfach da. Der Weg in Richtung Winterswijk war dann auch irgendwann gefunden und es ging weiter.

Die Windmühle in Winterswijk war nett anzugucken und ich nutzte das Motiv, um eine kleine Pause zu machen. Leider hat sich die Sonne hinter dicken Wolken versteckt.



Von da aus war Vreden im Vergleich zur vorherigen Streckenführung relativ leicht zu finden.

In Vreden war die Herbergssuche nicht ganz so einfach. Irgendwie fand ich eine Kneipe nach der anderen, aber ich wollte nicht wirklich in einer Kneipe die Nacht verbringen. Auch bei Passanten nachzufragen, wo denn bitte ein Hotel/Pension war, war zuerst nicht wirklich hilfreich. Man verwies mich an einer geschlossenes Hotel. Scherzkeks! Die nächste Passantin zeigt mir wenigstens den Weg zur Touriinformation. Dort konnte mir schnell geholfen werden und ich fand ein schönes Hotel, welches nicht mehr weit weg war.

Samstag, 2.2.2008 „Tag des schlechten Wetters“
Vreden - Lingen

Vreden – Gronau – Nordhorn - Lingen

Laut Wetterbericht sollte da heute der schlechtes Tag werden. Mal schauen, wie es wirklich werden wird, denn noch schien die Sonne. Ok, finstere Wolken waren im Hintergrund zu sehen. Die kommen bestimmt nicht zu mir her!

Nach leichten Irrungen und Wirrungen habe ich auch aus Vreden die richtige Ausfahrt gefunden (dieses mal hab ich es nicht so mit der Orientierung gehabt). Immer an der Grenze entlang in Richtung Gronau. Alles locker flockig. Ich freue mich, dass der Wind schräg von hinten kommt und das meine Beine noch nicht müde sind. Vor allem nach der langen Tour am gestrigen Tag.

Die Temperatur ist deutlich runter gegangen. Es ist nicht mehr so warm wie die vorherigen Tage. 2°C ist schon was frischer.

Gronau war relativ einfach zu durchqueren. Am Ortsausgang noch schnell einmal mit einem Berliner Ballen gestärkt und weiter ging es.

Die Wolken werden immer dunkler. Der Radweg ist nicht mehr Straßen begleitend, sondern führt über eine komplett andere Route, durch den Wald. Es scheint aber Rennradtauglich zu sein, denn ich sah in der Ferne 2 Rennradler. Der Himmel ist nun komplett dunkel, ich fahre einfach an der Schutzhütte vorbei. Denke an nix böses. Das zieht bestimmt vorbei.

Wieso kommt jetzt auf einmal so komisches Zeug von oben??? IIIHH!! Schnee mit Graupel! Also rein in die Regensachen. Was ich das Hasse. Der Spaßfaktor sinkt gegen Null.

Es geht in dem Unwetter weiter. Keine Möglichkeit, sich unter zustellen. Warum ich nicht den knappen Kilometer zu der Schutzhütte zurück gefahren bin und mich dort unter gestellt habe? Weiß ich nicht.

Nach einiger Zeit führt der Radweg wieder an die Hauptstraße. Es ist einfach nass. Ich merke, wie das Wasser so langsam in die Winterschuhe rein sickert. Nicht das noch!! Es ist ungemütlich, es ist an der Grenze zum frieren.

Der Schneefall hat aufgehört und es ist so 10km vor Nordhorn. Wieder wird das Rad schwammig. Zur Abwechslung ist nun der hintere Reifen platt. Eine grandiose Sauerei, die Schlauch zu wechseln, denn das Hinterrad ist so richtig fett eingesaut. Ich habe Probleme, den Mantel wieder auf die Felge zu bekommen, meine Hände sind zu kalt und steif. Nässe + 2°C ist keine Voraussetzung, um Mechanikus zu spielen. Es klappt zum Ende aber und ich darf mal wieder pumpen. Dieses Mal höre ich bei so etwa 150 Hüben (ja, ich habe wieder mitgezählt, was soll man sonst beim pumpen noch machen=?) auf und beschließe, in Nordhorn, eine Tanke oder Radhändler zu suchen und dort den Reifen auf den korrekten Luftdruck zu bringen.

Ich eiere also nach Nordhorn und der erste Laden ist ein ZEG Händler. Rein, gefragt und es hieß: „Komm da mal eben mit den Hof!“ Kaum gemacht, wurde hinten genügend Luft drauf gebracht und vorne auch noch mal nachgepumpt. Ich danke von hier aus noch mal für die schnelle Hilfe! schmunzel

Am Ortsausgang gab es die Überlegung: Lingen oder Meppen als Etappenziel? Meppen wären noch mal gut 20km weiter als Lingen gewesen. Nöö, muss bei dem Wetter heute nicht sein. Ein Riegel auf die schnelle und es ging auf nach Lingen. Was ist das so ein komisches Gefühl am Hinterrad? Was eiert da so? Ist etwa eine Speiche kaputt?? Glück gehabt, das ist nur der Mantel. Soll ich die Luft nun raus machen und den Mantel richtig in sein Felgenbett schieben? Och, lohnt nicht wirklich, der nächste Platten kommt bestimmt. Ich beschließe, es zu ignorieren. So schlimm war es dann auch nicht, werde ich später machen.

Der Wind schob mich wunderbar rüber nach Lingen. Das Hinterrad habe ich wunderbar ignorieren können.

Wo ist nur die Jugendherberge? War die nicht unten an der Ems? Uups, das ist die in Meppen gewesen, die liegt unten an der Ems. Die JuHe in Lingen liegt einige Kilometer außerhalb.

Dank einer guten Erklärung fand ich die JuHe schnell. Wie, kein warmes Abendessen möglich? Es gibt nur eine warme Beilage? Das reicht auch.

Im Zimmer (ich hatte einen Raum für mich alleine) fing ich an, meine ganzen nassen Sachen aufzuhängen. Es sah sehr speziell aus lach Was man mit so wenig Sachen für ein Chaos veranstalten kann lach

Jetzt macht sich der große Hunger bemerkbar. Ich war kurz davor, die Tischkante anzunagen. Der Automat wurde schon mal geplündert, machte aber nicht wirklich satt.

Das Abendrot wurde gemütlich vom Fenster aus angeschaut.



Endlich war Abendessenzeit. Es gab Nudeln mit roter Soße, was will man mehr? Nach reichlich Pasta, zig Broten und Salat war ich Ansatzweise satt.

Sonntag, 3.2.2008
Lingen - Leer

Lingen – Meppen – Haren – Lathen – Heede – Weener – Leer

Nach einem reichhaltigen Brötchen (Tipp am Rande: bei JuHes immer ca. 5-10min vor der offiziellen Beginn der Mahlzeiten da sein, dann hat seine Ruhe und die beste Auswahl lach) ging es dann mal wieder los. Das Wetter sollte ja wieder in Ordnung sein.

Wieder rein nach Lingen. Was ist denn das auf dem Radweg? Huch! Eis! Also rauf auf die Straße und ab. Es hört damit dann aber schnell wieder auf.
Ich kurbelte locker vor mich hin, dachte an nix böses, freute mich über die leere Straße, als ich von hinten einen Wagen hörte. Natürlich war es die Polizei, die mich finsteren Blicken auf den Radweg verwiesen. Dummerweise sind die dann extra langsam gefahren, ob ich denn auch ja auf den Radweg gehe. Tate ich den Jungs den Gefallen. Der Radweg war hier auch komplett in Ordnung. Es ging parallel des Dortmund – Ems Kanals. Weit über 10km ohne eine einzige Kurve.

In Meppen ging es wieder in die Stadt hinein. Kein Schild, wo ich hin musste. Also auf gut Glück suchen. Schnell waren wieder Schilder gefunden. Jipie, es passt. Auf dem Emsdeich entlang, schöner Teer, nichts los. So darf es bitte bis nach Leer bleiben! Leider war es nur ein kurzes Glück. Dann endete der Weg in einer Schlammwüste. Da wollte ich nicht unbedingt durch. Also mal eben schnell ins Wohngebiet, da muss doch direkt die Straße sein. *hüstel*, doch nicht. Mal wieder durch die Stadt gegurkt und den Weg raus gesucht. Relativ zügig hatte ich dann den Weg, den ich suchte.

Jetzt ging es auf ruhigen Nebenstraßen weiter in Richtung Norden.

Schöne Kreisverkehre waren zu bewundern:



Schön warm eingepackt fror ich auch nicht:



Ich hatte Hunger. So Riegel machen nicht wirklich satt. An einer Bäckerei wurde gestoppt und ein 2. Frühstück eingenommen. Wenn ich gewusst hätte, wie es weiter gehen würde, hätte ich die halbe Bäckerei leer gekauft. Aber ich hatte es kein Platz für irgendwelche Sachen.

Weiter ging es... Die Wiesen standen mächtig unter Wasser:



In Heede lies einfach mal die Tanke links liegen, den Hunger ignorierend. Das war ein Fehler. Bei den nächsten Kilometern war ich kurz davor, das Lenkerband vom Lenker abzugnagen. Grauslich. Da half auch kein Trinken und Riegel. Der Hunger blieb. ca. 10km weiter war die nächste Tankstelle. Dort wurden mal eben schnell ein paar Backwaren gekauft und sofort verspeist. Endlich lies der Hunger nach.

In Weener konnte ich das Hinterrad nicht mehr wirklich ignorieren. Ich schaute noch mal nach und stellte fest, das sich Mantel an einer anderen Stelle so langsam aber sicher verabschiedete. Was tun? So lange fahren, bis er sich komplett verabschiedet oder direkt wechseln? Ich beschloss, solange den Mantel abzunudeln, bis er das zeitliche segnet. Dafür musste ich mit dem eiernden Hinterrad leben. Ich hatte einfach keinen Bock auf 250mal Pumpen.

In Leer ging es dann über die Emsbrücke. Zurück hatte ich interessante Lichtverhältnisse.



Die Jugendherberge war schnell gefunden und ich machte davor ein mächtig dummes Gesicht. Im Winter nur gegen Voranmeldung. Meine Aussage zu (ich hab die dort angegebene Telefonnummer angerufen): „Ich mache das doch gerade!“ half nichts. Die Inhaber waren einfach nicht in der Nähe. Für mich dumm gelaufen. Also wieder ein Hotel suchen.

An einem Gästehaus vorbei gekommen und mir ist bei den Gästehauspreisen schon fast schlecht geworden. Das wird wohl ein teurer Spaß.

An der geschlossenen Touriinformation hingen ein paar Ausdrucke, wo man noch Zimmer finden konnte. Ich versuchte mein Glück am nächstbesten Schuppen und traf auf einen Radbegeisterten Hotelier, der mir einen guten Preis gemacht hatte. Mein Rad durfte im Café übernachten.

Abends noch einen kurzen Spaziergang unternommen.



Montag, 4.2.2008
Leer - Norden

Leer – Emden – Hinte – Greetsiel - Norden

Nach drei Versuchen habe ich morgens den Weg aus Leer in Richtung Emden gefunden. Ich wollte ja nicht die Hauptstraße fahren, sondern die Deichstraße. Ich blickte mich um und sah, dass der Himmel schwarz wurde. Hallo?? Es sollte trocken bleiben!! Der Wind schob eine finstere Wolkenwand hoch. Nur in Richtung sah es besser aus:



Es regnete natürlich. Genau solange, bis man seinen persönlichen „Wetterdienst“ (Vater an den PC gesetzt) anrufen konnte, um in Erfahrung zu bringen, wie lang der Regen dauern würde und bis man die Regensachen an hatte und losgefahren ist.

Ich deutete bei dem Telefonanruf an, das ich, wenn ich früh genug in Norden ankommen würde, mich in den Zug setzen würde und bereits heute zurück fahren würde.

Ich zuckelte also in den Regensachen los, meine Beine waren irgendwie leer.

Kurze Zeit später wurde es mir mit den Regensachen zu blöde und ich zog sie wieder aus. Ich war genau auf der Grenze von dem Regengebiet.

In Emden merkte man, da man in einer Hafenstadt ist.



Aus Emden habe ich erstaunlicher Weise gut raus gefunden. Hat ja schon mal was. Bei McD noch mal schnell mit Kakao und Cheeseburger gestärkt und es ging weiter.

Ich hatte Hinte gerade erreicht, als mein Vater wieder anrief und mir sagte, das um 13:53 eine gute Verbindung ab Norddeich Mole fahren würde. Es war 11Uhr. 35km. Mir war klar, das ist meine Verbindung! Kopp runter, die Schmerzen in den Beinen (und natürlich das eierende Hinterrad;)) ignorieren und ab!

Ok, wirklich schnell war ich nicht mehr. Ich konnte einfach nicht mehr. Aber ich wollte mir genügend Zeitreserve lassen, damit ich notfalls noch den Mantel hätte tauschen können. Und eine Fahrkarte brauchte ich auch.

Kaum gab ich Gas, klingelte wieder das Telefon. Was ist denn jetzt los???? Ach so, meine Fahrplanauskunft rief an und sagte, dass der zug um 14:09 ab Norden fahren würde. Das wäre ja ein wenig näher.

Der Wind war wieder sehr kräftig geworden und schob mich ganz gut voran. Kurz bevor ich Greetsiel erreichte, war mir klar, das ich mir doch Zeit lassen konnte. Es ging gut voran.

Greetsiel ist immer wieder lustig. Die beiden Windmühlen haben im Kopf einen Motor, der die Windräder antreibt. So liefen die Windmühlen selbst bei Windstärke 6 komplett ohne Bespannung lach



Die letzten paar Kilometer nach Norden waren schnell erledigt. Und ich dachte, der Bahnhof von Norden wäre in der Ortsmitte. Nöö, der war natürlich ganz im Süden von Norden. Von der Entfernung her hätte ich auch genauso gut nach Norddeich fahren können.

Das ich viel zu früh da war, war ja relativ klar, so schlug ich die Zeit dort tot und wunderte mich mal wieder darüber, das es nicht möglich ist, eine Fahrradkarte für die gesamte Strecke dem Automaten zu entlocken. Also irgendeine Fahrradkarte für 4,50€ gekauft und darauf gehofft, das ich den Schaffner beschwatzen kann, das er keinen Stress macht. Das war auch so.

Eine Zugfahrt die lustig.... und vor allem langweilig...



Mitte März geht es weiter. Dann ist die Nordseeküste dran und ein Teil der Ostseeküste. Dann hoffentlich mit schönem Westwind lach
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#411387 - 02/06/08 10:26 PM Re: Rund um Deutschland [Re: kathrin74]
zilptoph
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Hallo Kathrin!

Da hast Du Dir ja einiges vorgenommen für 2008....
Alle Achtung!

Aber nach dem schon so tollen Verlauf bisher - bei doch eher widrigen Bedingungen - sollte Dein RuD erfolgreich über die Bühne gehen bzw. rollen!

Dein Bericht ist übrigens richtig lebendig und witzig geschrieben und bestens bebildert.

Weiter viel Erfolg und Spaß für Deine große D-Runde!

Christoph
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#411935 - 02/09/08 10:59 AM Re: Rund um Deutschland [Re: kathrin74]
Holger
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Wirklich schöner Bericht, da kann ich mich Christoph nur anschließen. Und tendenziell dürfte es ja im Rest des Jahres etwas wärmer werden schmunzel

Eine Frage habe ich aber noch: Was ist das?

In Antwort auf: kathrin74
[…]Berliner Ballen[…]
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#411942 - 02/09/08 11:23 AM Re: Rund um Deutschland [Re: Holger]
kathrin74
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das sind Berliner

http://www.rezepte-nachkochen.de/fotoli2/berliner.jpg

verliebt

Danke für die Aufklärung schmunzel
Habe das Bild in einen Link umgewandelt, wg. Urheberrecht etc.
Gruß, Holger
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Edited by Holger (02/09/08 12:22 PM)
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Off-topic #411943 - 02/09/08 11:24 AM Re: Rund um Deutschland [Re: Holger]
mille1
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In Antwort auf: Holger

Eine Frage habe ich aber noch: Was ist das?
In Antwort auf: kathrin74
[…]Berliner Ballen[…]

Das dürfte ein Berliner Pfannkuchen sein.
Mille
Das Wie verstehe ich, aber nicht das Warum....
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Off-topic #411945 - 02/09/08 11:29 AM Re: Rund um Deutschland [Re: kathrin74]
mille1
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In Antwort auf: kathrin74

Schaue auch hier
Mille
Das Wie verstehe ich, aber nicht das Warum....

Edited by Holger (02/09/08 12:23 PM)
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#411951 - 02/09/08 12:24 PM Re: Rund um Deutschland [Re: kathrin74]
Holger
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Berliner Ballen war mir noch unbekannt. Berliner, Pfannkuchen, Kreppel (so heißts hier), Krapfen kenne ich.

zum Thema: Habe es drüben nicht so verfolgt. Hast Du jetzt schon eine Route für die gebirgigeren Teile im Süden?

Edited by Holger (02/09/08 12:27 PM)
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#411960 - 02/09/08 01:49 PM Re: Rund um Deutschland [Re: Holger]
kathrin74
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ja, die Route steht mehr oder weniger fest. Ich werde leiden müssen. Sehr viel leiden lach

Aber wenn ich weiter so viel fahre, wie zur Zeit, sollte das ganz gut machbar sein. Nur muss ich gerade weider gesund werden. Nein, nicht beim Rad fahren krank geworden, sondern PKW Unfall, mir ist hinten einer zügig rein gefahren und mein Nacken schmerzt ganz lustig.
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#412052 - 02/09/08 08:33 PM Re: Rund um Deutschland [Re: kathrin74]
Pedalen-Paule
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In Antwort auf: kathrin74

Mal schauen, wie viele Kilometer das so sind: ooh, weit über 4000km

Hallo Kathrin,

Die Grenzlänge Deutschlands beträgt 3621 km, die der Küste 2389 km.
Hier gefunden. Ansonsten: Ein sehr interessantes "Projekt".

Gruß, Paule
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#412543 - 02/11/08 07:00 PM Re: Rund um Deutschland [Re: kathrin74]
Holger
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Na, dann wünsche ich nackenmäßig gute Besserung und bin gespannt auf die Fortsetzung des Berichts.
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#414082 - 02/16/08 09:18 PM Re: Rund um Deutschland [Re: Holger]
Erwin W.
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Hallo Kathrin,

den Wünschen um gute Besserung kann ich mich nur anschließen!
Im August/September 2007 sind ein Bekannter und ich ebenfalls um Deutschland geradelt. Es waren 3900 km, einige kleine Ecken haben wir abgekürzt. Nach genau 5 Wochen waren wir wieder in Köln.
Viele Eindrücke und Erlebnisse bleiben unvergessen.
Eine Erfahrung auf meinen Radtouren: man muss auf Autofahrer aufpassen, viele geben nämlich nicht auf Radfahrer acht!
Wir hatten bis auf einen Speichenbruch keine Panne, keinen Unfall.
Aber im Sommer werde ich noch einmal im langsameren Tempo an der Ostseeküste lang fahren.
Dir weiterhin gute Besserung. Gerne kann ich Dir meine Streckenführung zumailen.
Viele Grüße
Erwin
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#414121 - 02/17/08 05:41 AM Re: Rund um Deutschland [Re: Erwin W.]
kathrin74
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Hallo Erwin,

ja, über die Streckenführung würde ich mich freuen.


+++++++++++++++++
Danke für die Genesungswünsche.

Nachdem 2 Nackenwirbel die Woche eingerenkt worden sind, geht es zum Glück wieder, der Doc hat für das Radeln grünes Licht gegeben.
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#414131 - 02/17/08 08:34 AM Re: Rund um Deutschland [Re: kathrin74]
Job
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Willst Du die Strecke in der gleichen Orientierung weiterfahren? Also jetzt an der Küste nach Osten und dann an der Oder/Neisse nach Süden?

job
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#414211 - 02/17/08 04:19 PM Re: Rund um Deutschland [Re: Job]
kathrin74
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klar.
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#425168 - 03/27/08 02:26 PM Re: Rund um Deutschland [Re: kathrin74]
kathrin74
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Rund um Deutschland (RuD), Teil 2

Die Osterferien haben angefangen und nun geht es wieder los zum zweiten Teil von Rund um Deutschland. Ich gehe davon aus, dass die Kälte und das schlechte Wetter bald verschwinden und ich bei milden Temperaturen radeln kann. Also Bahnkarte kaufen und Fahrradstellplatz reservieren. Leider war im gewünschten Zug nichts mehr frei. Also einiges später fahren.

Samstag, 15.3.2008
Elsdorf – Bergheim; Zugfahrt; Norddeich - Esens

Norddeich – Esens

Heute morgen beschloss ich, doch einen Anschlusszug früher zu fahren, damit ich in Köln auf jeden Fall den IC bekomme. In Köln also eine gute Stunde gewartet und dann kam pünktlich der Zug. Huch, wo hält er denn?? Fährt er durch bis nach Deutz? Der letzte Wagen war nicht wie angekündigt im Abschnitt F, sondern noch so gerade im Abschnitt C, mit einer Tendenz zum Abschnitt B. Alles rannte dem Zug hinterher. Das Radabteil war natürlich die erste Tür und fast alle wollten durch diese eine Tür rein *grummel* Wieso stellen die im Radabteil ihre dämlichen Koffer hin? Die Familie war nicht wirklich geübt mit dem Verstauen der Räder. Wieso wollen die ihre Kisten an mein Rad dran klatschen?? >:-< Die Zugfahrt ist wie immer relativ langweilig und zog sich dahin. Auch der Ausblick aus dem Zug war nicht sooo toll.



Irgendwann war dann auch die Fahrt zu Ende und ich stieg einen Haltepunkt vor der Mole aus, um dem Aussteigechaos zu entgehen. Da die beiden Bahnhöfe in Sichtweite sind, war das nicht so schlimm.

Schnell runter zum Hafen und ein Foto machen. Nur mit einem schnellen Griff konnte ich verhindern, das mein Rad in das Hafenbecken fällt. Das wäre mehr als peinlich gewesen...



Im Zug konnte ich die ganze Fahrt lang den Ostwind anschauen. Wenn man dann in Richtung Osten fährt, ist ja klar, was man dann hat: Gegenwind.

Der Rucksack quält mich. Er ist irgendwie falsch gepackt und mein Kreuz tut weh, hoffentlich legt sich das bald, sonst werden die nächsten Tage eine Qual. Ich hoffe, das ein Umpacken des Rucksackes am nächsten Tag Besserung bringen wird. Es beginnt ein leichter Nieselregen, genau so viel, das man den Niederschlag merkt, aber jeglicher Regenschutz übertrieben ist. Die Beine fühlen sich nach der langen Fahrt und vorherigen Pause ok an, nur der Puls ist noch ein wenig hoch. Das wird schon!
Bei der Ankunft in der Jugendherberge komme ich mir vom Service vor wie in einem Hotel. Toll!


Sonntag, 16.3.2008
Esens – Nordenham

Esens – Wittmund – Friedeburg – Varel – Nordenham
Morgens kann ich sofort in Regensachen starten, denn es regnet. Ein leichter Regen und satter Gegenwind. Das macht Mut. Aber bestimmt nur für heute so ein Wetter und morgen wird es bestimmt besser! Meine Motivation ist ziemlich weit unten. Nach einigen Kilometern hätte ich am liebsten aufgehört und mich ins Warme und Trockene verdrückt. Ich zwang mich weiter zu fahren. Ich legte meine Route so zurecht, das ich wenigstens zwischendurch mal „nur“ Seitenwind habe. (Wieso schreibe ich im Tagebuch: „Ich habe die Route so gelegt, das ich zwischendurch „nur“ Seitenwind von vorne hatte“??). Der Tacho zeigt selten Geschwindigkeiten von über 20km/h an. Ich beschließe, nur bis Varel zu fahren und dort die Etappe zu beenden.

Jaja, „Glück zu“. Oder auch Glück zu Ende...



Unterwegs traf ich zwei kleine Mädchen, die trotz des Wetters draußen auf dem Radweg spielten. Sie hielten mich an und fragten mir Löcher in den Bauch.
Kinder: Wo kommst du her?
Ich: Ich komme aus Köln.
---kleine Pause---
K: Wir wohnen in dem Haus da. Machst du auch ein Picknick unterwegs?
I: Ja natürlich.
Ein Mädchen schaut sinnig auf mein Rad und meint dann: Trinken hast du ja dabei. Dein Rad schaut fast aus wie ein Rennrad.
I: das ist auch ein Rennrad, nur habe ich wegen dem schlechten Wetter hinten ein Schutzblech dran gemacht.
K: Was hast du denn alles an?
I: Eine Regenjacke, eine Winterjacke und ein Pulli, damit es mir nicht kalt wird.
K: Hast du wegen dem Wetter auch die Matschhose an? (die beiden zeigen auf meine reichlich dreckige Radhose)
I (grinse innerlich von einem Ohr bis zum anderen): Ja, sicher! Ich wünsche euch noch einen schönen Tag!

Weiter ging die Fahrt. Unterwegs konnte dann mal ein wenig Osterdeko der anderen Art bewundert werden:



Kurz vor Varel war dann Nordenham ausgeschildert. 39Km! Oje, das sind heute 2,5 Fahrzeit. In Varel stellte ich fest, es sind ja gerade mal 13h. Also in ein Cafe rein, Kaffee und Wärme tanken. So viel Wärme war es dann auch wieder nicht und im Hintergrund lief ein Radio und ich konnte den lokalen Wetterbericht anhören. Das hat mir erst einmal einen Schrecken eingejagt. Es soll so nicht mehr bleiben, sondern der Regen soll in Schnee über gehen. Das kann ja noch heiter werden.

Nach 20min Pause habe ich beschlossen, weiter nach Nordenham zur Jugendherberge zu fahren. Mit ganz viel Willen bin ich dann dann auch in Nordenham angekommen. Nur leider am falschen Ende der Stadt, also 3km wieder zurück fahren. Zum Glück war in der JuHe noch was frei und ich habe ein Zimmer mit Weserblick bekommen. Endlich die nassen Sachen ausziehen. Ob die bis morgen trocken werden?



Mit einsetzen der Flut konnte ich dann vom Fenster aus die großen Schiffe fahren sehen.

Ein warmes Abendessen gab es in der JuHe nicht, schade. Aber man hat mir ein Lokal, ein paar Meter weiter empfohlen. Ich solle „Am Weserstrand“ essen gehen. Regenschirm ausgeliehen und ab dahin. Einen Klassiker bestellt. Das Schniposa wurde schnell geliefert und sorgte für ein OOH! Der Salat war kein Problem, die Pommes auch nicht. Bei dem Schnitzel musste ich nach 2/3 die Waffen strecken. Es ging nix mehr. Man muss dazu aber sagen, dass der schnöde Rest von 1/3 Schnitzel immer noch so groß war wie ein normales Schnitzel.


Montag, 17.3.2008
Nordenham – Glückstadt

Nordenham – Blexen – Fähre – Bremerhaven – Schiffdorf – Lintig – Lamstedt – Hemmoor – Wischhafen – Fähre – Glückstadt

Was weckt mich denn da morgens? Ist das etwa die Sonne??? Tatsächlich! Ich genoss den schönen Sonnenaufgang über der Weser. Wieso wird es denn wieder so dunkel? Ist der Tag abgeschafft? Habe ich was nicht mitbekommen? Nur ein kurzer Schauer, danach kam die Sonne wieder raus. Die Regensachen konnten also weg gepackt werden.

Nach dem Frühstück ging es dann mit weg gepackten Regensachen los in Richtung Weserfähre. In Nordenham kam aber schon der erste Hagelschauer. Also unterstellen und die paar Minuten abwarten.

Nach gut 10km erreichte ich den Fähranlegeplatz. Die Uhr zeigte noch 20min bis zur nächsten Fähre. Also mal die Zeit für ein paar Fotos nutzen.

Dieser Regenguss kommt jetzt:



Meine Motivation war dadurch „blendend“:



Ich hatte da beschlossen, meinen IQ nach Hause zu schicken und nur einen IQ knapp über Toastbrot zu behalten. Damit ist dann vielleicht das Leben ein wenig einfacher. Jedenfalls macht man sich dann nicht zu viele Gedanken um das sein oder nicht sein lach

Die Überfahrt nach Bremerhaven ist toll. Die Skyline vom Überseehafen ist beeindruckend.



Auch die Stadtansicht ist toll.



Die Stadt selbst fand ich nicht so toll. Es kam mir vor, als ob dort nur Slums sind. Die Radwege waren entsprechend. Da ich keine passende Beschilderung fand, fragte ich einen Postboten nach dem Weg. Der wusste den Weg gut zu erklären.

Der Wind kam nun schräg von vorne. Immerhin kein reiner Gegenwind, das ist ja schon mal was. Anstrengend war es trotzdem. Da es schon wieder ein Hagelschauer gab und mir doch kalt wurde, zog ich wieder die Regenjacke an. Während es graupelte, wartete ich in einem Carport. Egal, was die Leute denken. Hauptsache den Hagel nicht abbekommen.

In der tiefsten Pampa, in einem Kuhdorf ist endlich mal eine Möglichkeit, sich was zu beißen zu besorgen. Oder auch nicht so wirklich, denn die Brötchen waren aus. Also ein halber Liter Kakao und und ein Muffin. Der Hund draußen wollte natürlich seinen Teil abbekommen und war ganz enttäuscht, das er nur mit am Rad schnuppern ab gespiesen wurde.

Der Wind wurde kräftiger. Ich war froh, das ich im Landesinnere war und somit nicht die volle Wucht ab bekam. Hinter Hemmoor ging es über die Oste, dort kann man von der Brücke aus die Schwebefähre bewundern. Diese wird mit großen Aufwand von Privatleuten in Schuss gehalten.



Das mit dem Landesinnere und weniger Wind hatte sich bald erledigt und ich kam zur Elbe. Jetzt 5km stramm gegen den Wind. Die Geschwindigkeit sank auf 15km/h. Huch! Es war sehr, sehr mühsam. Ich überlegte, was ich machen sollte. Ob 85km eine gescheite tagesetappe sind? Sind es! Also in Glückstadt in die JuHe.

Davor war wieder eine Fährfahrt angesagt. Jetzt war die Elbe dran.

Gänse und AKW



Auf der Elbe fuhr ein großes Containerschiff und ich sah, wie sich die Wellen am Bug brachen. Das gibt gleich bestimmt große Schaukelei.



Flugkünstler!


Auf der Fähre kam ich mit zwei Eingeborenen, ääh, Einheimischen ins Gespräch. Ich fragte diese, welche Windstärke wir denn wohl hätten. Der eine sagte 6-7 und der andere 5-6, aber auf jeden Fall keine 7 oder drüber, denn dann würde die Fähre nicht mehr fahren. Da habe ich ja mal Glück gehabt... Der eine fing dann an zu erzählen, wie sie mit einem Hochseeangelschiff von einem Orkan der Windstärke 12 überrascht wurden...

Auch eine Elbefähre ist dann mal wieder am anderen Ufer

Alle meine Entchen!


Die Juhe von Glückstadt ist liegt am alten Stadthafen. Der Herbergsvater ist auch Rennradler und konnte irgendwie nicht verstehen, das man bei dem Wetter freiwillig fährt.

Abends noch das Städtchen angeschaut. Die Frau auf dem Zimmer war mir im höchsten Maße unsympathisch. Also um 20:15 die Augen zu und eine Runde pennen... lach


Dienstag, 18.3.2008
Glückstadt – Husum

Glückstadt – Brunsbüttel – Meldorf – Heide – Zugfahrt – Husum

Der Wind kommt weiterhin stürmisch aus Nordnordwest, die Böen sind bis zum 70km/h schnell. Für meine Tour heißt es also für den Tag: komplett Gegenwind.

Der Wind ist brutal. So etwas habe ich selten erlebt. Ich komme nur noch im Schneckentempo voran.

Hinter dem Störsperrwerk halte ich an und überlege, wie ich weiterfahren soll. Wie der Herbergsvater sagte: hinter dem Deich oder doch entlang der Straße? Hmm, über die Straße ist die Strecke nach Brunsbüttel 5km kürzer aber am Deich entlang ist es schöner. Dann fielen mir die Worte meines Vaters ein: Fahre NIEMALS auf dem Deich, wenn der Weg nass ist. Die Schafskacke bekommst du nicht wieder an. Und du hast keine Chance, diese über Wasserschlauch ab zu bekommen. Und die Schafskacke stinkt! Der Blick fiel nach unten auf den Radweg: komplett nass. Also doch über die Straße. Da nicht viel los war, war es nicht so schlimm.

Den Blick auf den Tacho versuche ich zu vermeiden. Kilometer um Kilometer zieht sich das noch länger als sonst hin. Ich frage mich, ob ich überhaupt vorwärts komme... Langsamst ging es am AKW Brokdorf vorbei. Meine Moral war im Keller. Es ging einfach nicht voran. Also mp3 Player raus geholt und volle Dröhnung in die Ohren. In der Hoffnung, das es mit Musik besser geht. Minimal besser war es dann. Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit komme ich am AKW Brunsbüttel vorbei. Somit war die Fähre über den Nord-Ostsee-Kanal nicht mehr weit.

In Brunsbüttel an der Fähre war ich schier erschrocken. 12Uhr und erst knapp 30km. Das versetzte meiner Moral den absoluten Tiefpunkt.

Jetzt erst einmal eine kleine Pause und mit der Fähre über den Nord-Ostsee-Kanal. Die Fähre musste einen kleinen Moment warten, um diesen rostigen Überseetanker vorbei zu lassen.



Danach ging es langsam weiter. Ich kämpfte gegen den Wind an und was zeigt der Tavcho an? 12km/h. Da ich irgendwann auch noch mal weiter kommen will, fällt der Entschluss, die Etappe mit dem Zug zu Ende zu fahren. Die Mittagspause wird wieder genutzt, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln und an einer Tanke ist mal wieder ein Kakao fällig. Dieses mal in der Kombination mit einer Bifi Roll. Im Windschatten legte ich mich erst einmal total ko in die Sonne.

Nach knapp 60km und über 4h reiner Fahrtzeit bin ich dann in Heide in den Zug gestiegen und bin die Etappe mit dem Zug zu Ende gefahren. Ich war fertig, ich gab auf. Welch Schmach...

In Husum waren dann die letzten Kilometer nicht mehr so anstrengend. Leider gab es in der JuHe kein Abendessen, also im Supermarkt einen Salat geholt und gut war. Nach diesem etwas sparsamen Abendessen habe ich noch die lokale Tageszeitung gelesen. Dort stand in einem Artikel, das wegen Windböen der Stärke 9 Brückenarbeiten nicht mehr beendet werden können. Ok, bei so einem Wind aufzugeben, ist nicht ganz so schlimm. Um kurz nach 20h fiel ich in einen tiefen Schlaf.


Mittwoch, 19.3.2008
Husum – Flensburg

Nach einer sehr erholsamen Nacht ging es auf eine Kurzetappe. Ich spürte jeden einzelnen Tritt. Immerhin war der Wind im Vergleich zu den letzten Tagen deutlich schwächer. Der Wind kam von der Seite bis schräg von vorne. Die Sonne schien mir kräftig ins Gesicht. Ich musste aufpassen, da an vielen Stellen die Strecke vereist war. Bei der Ausfahrt aus Husum dachte ich, dass das Industriegebiet bis nach Flensburg geht. Da Radweg noch vereist war, musste ich auf die Straße ausweichen, was natürlich ein paar Oberlehrer auf den Plan rief.

Alles gut??



Ich frage mich, ob ich The Scrub und MHF unterwegs treffen würde oder nicht. Nach 35km legte ich eine Kaffeepause ein. Kaum war ich mit meinem Kaffee fertig, sah ich draußen die beiden vorbei radeln. Das Forumstrikot hat einen echten Vorteil. Da die zu schnell aus meinem Rufbereich zurück waren, klingelte ich The Scrub an und die beiden kamen zurück.

In Begleitung ging es dann wieder zurück nach Flensburg. Jetzt die Fassung wahren. Aber es ging, da die beiden nicht anfingen, ein Rennen zu fahren, sondern sich klasse an meinem Tempo orientierten.

Am Ortseingang gab es die erneute Parole: Kaffee! The Scrub und ich waren sehr schnell bei der Tanke, da wir die Abkürzung über die 4 spurige Straße genommen haben. MHF kam dann aber in einer ordentlichen Poser Pose auf die Tanke gerollt. lach



Danach trennten sich bald unsere Wege. The Scrub war halb erfroren und fuhr den direkten Weg nach Hause und MHF hat mich noch bis zur Juhe begleitet. Obwohl ich vor 2,5 Jahren nur einmal da war, wusste ich noch den Weg. Immerhin hat mein Wegegedächtnis noch nicht ganz versagt. Die Steigung hoch ging dieses mal besser.

In der Juhe bekam ich wieder das gleiche Zimmer wie 2006. Lustig. Leider konnte ich nicht 2 Tage in der Juhe bleiben, weil sie am nächsten Tag komplett mit Tischtennisspielern ausgebucht war. Also noch schnell eine neue Bleibe für den nächsten Tag organisiert.

Danach war erst einmal ein halber Fresstag eingelegt. Ok, So ein Großwaschtag und dem Schneefall zu gucken ist auch sehr anstrengend zwinker

Abends ging es mit den beiden noch runter in die Hansens Brauerei, der nördlichsten Gasthaus Brauerei von Deutschland. Natürlich wurde noch weiter Bikerlatein geschwafelt. Nach ein paar Stunden ging es dann wieder zurück.

Kaum lag ich im Bett, kam ein Kerl (unsympathisch, was ich so sah) in den Raum und bezog ein Bett. Ja, Hallo? geht’s noch? Nach einiger Zeit merkte er es dann doch, das er im falschen Zimmer gelandet ist.


Donnerstag, 20.3.2008
Flensburg, Ruhetag

Kurz nach 9Uhr musste aus der Juhe raus. Was soll ich bei dem grauen Wetter und der Kälte bis 12Uhr bloß machen? Aber 12 Uhr kann ich erst in das Etap Hotel. Ach ja, ich wollte ja mal eben rüber nach Dänemark, dort ein Foto machen. Sozusagen als Beweis, das man alle Länder besucht hat, wo Deutschland dran grenzt.



Uuups, das war ja wohl nix. Jetzt versuchst du das Ganze mal mit Lächeln!



Auch nicht viel besser. Egal, das muss nun gut sein!

Mir war einfach nur kalt. Auf dem Rückweg bin ich einen kleinen Fußweg unten an der Ostsee gefahren. Schlammig, aber nett. Schneeregen setzte ein. Also runter in die Stadt. Was mache ich bloß in den >1,5h mit dem Rad + Gepäck? Also die Fußgängerzone hoch und runter. Das mir kalt war, erwähnte ich schon, oder?

Kurz vor 12Uhr habe ich dann endlich eingecheckt. Jetzt konnte ich die ganzen Sachen erst einmal abstellen. Danach noch einmal in die Stadt rein. Ich wollte eine warme Mütze kaufen, denn der Winterbuff ist mir zu dünn. Die Mützen, die ich gefunden hatte, waren leider alle so groß, das ich dann den Helm nicht mehr hätte anziehen können.

Der Regen fällt wieder so richtig satt vom Himmel. Also wieder zurück ins Hotelzimmer und den Luxus des großen Bettes und der Glotze genossen. Manchmal bin ich mit ganz wenig zufrieden...

In den Nachrichten wurde laufend erwähnt, dass das Wetter so richtig mies werden soll. Das macht mir nicht wirklich Mut.


Freitag, 21.3.2008
Flensburg – Eckernförde

Flensburg – Gelting – Kappeln – Echernförde

Der Ruhetag hat den Beinen gut getan. Die Schmerzen sind endlich mal weg. Das Wetter scheint auch mal endlich ok zu sein. Die Sonne blinzelt immer wieder zwischen den Wolken hindurch. Der Wind? Auch relativ human.

Locker ging es aus Flensburg raus. Respekt vor der alten Dame mit ihren Damenrad, welche auch die Steigung locker hoch kurbelte. Irgendwann griff sie nach der Mütze und mit einem geübten Griff landete diese dann in ihrem Korb. Ich bin noch einen Moment mit ihr die Steigung hoch gefahren und wir haben ein kleines Schwätzchen gehalten.

Als ich aus Flensburg raus fuhr, sah ich überall so finstere Wolken. Ich sah mich zum ersten mal nass werden. Ich hatte aber Glück und ich blieb lange Zeit trocken.



Die Strecke führte leicht wellig durch die Gegend. Was für eine Wohltat, auch mal die Beine hängen zu lassen und man kommt trotzdem noch voran.



Es sind nie lange Steigungen, aber immer wieder von Null hoch. Mal 30Höhenmeter, mal 70Höenmeter, mal 20 Höhenmeter....



In Gelting gab es ein paar Tropfen von oben. Bevor ich das ganze Regenzeug anziehe, halte ich lieber an der Tanke und mache mein 2. Frühstück (das Frühstück im Etap Hotel war für das Geld eine Frechheit gewesen, da haben Juhes einen deutlich besseren Standard). Die Frau von der Tanke gab mir den Tipp, über die Landstraße nach Kappeln zu fahren, da sei es schöner her.

Sie hatte recht gehabt:


Ich hatte sogar das Lachen wieder gefunden!


Sie hatte Recht. Die Strecke war sehr schön ruhig.

In Kappeln war ich von der Radwegführung ziemlich irritiert. Auch sollte ich gefühlte 10min an einer roten Ampel stehen bleiben, das bei absolut leerer Straße. Das wurde mir dann schnell zu blöd und ich fuhr einfach die 4spurige Straße runter zur und dann über die Schlei. Am Ortsausgang war wieder das verhasste „Radfahrer verboten“ Schild. Die Kare sagte viel Sucherei voraus, es wird also spannend!

Die Beschilderung war aber ok und so ging es über winzige Straßen. Und ich sah, das ich dann doch noch nass werden würde. Aber in den Regensachen wäre das Problem, das mir hin und wieder doch ein wenig frisch war, erledigt. Mit diesem zusätzlichen Windschutz ist mir auf jeden Fall warm genug.

Kaum hatte ich das Regenzeug an, ging es auch schon los. Bäh, kalt und nass. Als ob das nicht schon genug gewesen wäre?!?!?!?!?! Ich sollte echt zum Schönwetterfahrer werden!

Grau in grau...


In Vogelsang wurden die Radfahrer wieder parallel zur B203 geführt. Wieso muss ich eigentlich immer eine Pinkelpause einlegen, wenn es am ungemütlichsten ist? Es ist für Frau gar nicht so einfach, eine Stelle zu finden, wo man wenigstens etwas Sichtschutz hat. Außerdem ist es blöd, weil man sich halb ausziehen muss.

Kaum sass ich wieder auf dem Rad, sah ich hinter mir in der Ferne ein leichtes Verkehrschaos. Kurze Zeit später kam mir ein Großaufgebot an Krankenwagen, Polizei und Feuerwehr entgegen. Da muss es wohl kräftig gescheppert haben...

Kaum war ich in Eckernförde, habe ich mal wieder den offiziellen Weg verloren. Es ging über einen sehr schlammigen Weg weiter. Aber auch dieser endete bald und schon kam ich zum Hafen.



Auf dem Plan war es ganz einfach, die Juhe zu finden. Nur in der Realität war das mal wieder etwas anders. Und es ging natürlich wieder ein paar Höhenmeterchen den Berg hoch.

Abends unterhielten sich die Leute über das Wetter, was kommen wird. Das stimmte mich nicht wirklich glücklich. Schnee, Sturm... das waren ihre Worte. Aber das Wetter kann doch nicht mehr schlechter werden, oder???


Samstag, 22.3.2008
Eckernförde – Preetz

Eckernförde – Gettorf – Kiel – Preetz

Nach gut 10h Schlaf höre ich beim Aufwachen draußen schon den Wind. Das ist kein gutes Zeichen! Bald sehe ich auch die ersten Schneeflocken. Das mit >100km kann ich wohl knicken... Ich werde einfach mal schauen, wie weit ich kommen werde. Vielleicht ist es auch gar nicht so schlimm. Wenn ich gewusst hätte, was mich erwartet, wäre ich liegen geblieben...

Natürliche fahre ich los. Kaum war ich unten an der Küste, werde ich von dem Seitenwind... MOMENT! Seitenwind?? Wieso Ostwind? Ich sollte doch Nordwind bekommen? Das ist gemein! Ich fahre doch nun in Richtung Südosten, da habe ich also wieder Gegenwind! Och nöö! Also, kaum war ich unten an der Küste, werde ich von dem Seitenwind voll erwischt. Ich kann mich kaum auf meinem Rad halten. Oha. Ich war kurz davor, umzudrehen und mich wieder in der Juhe einzubuchen. Ich versuche krampfhaft auf dem Rad zu bleiben, der Schnee pustet mir ins Gewicht und schon fliegt meine Karte davon. Also schnell das Rad ganz schräg an das Geländer lehnen und die Karte einfangen. Kaum hatte ich meine Karte wieder, musste ich zu meinem Rad spurten, um das aufzufangen, denn der Wind blies es gerade im Zeitlupentempo um... Die Entscheidung, weiter zu fahren, wurde immer härter. Aber schon wieder wollte ich nicht aufgeben. Ich habe bestimmt nachher noch Rückenwind. Und es wird bestimmt wärmer. Nach wenigen Kilometern war dann das heftige Seitenwindstück vorbei, die Straße war nun geschützter vom Wind. Es wurde immer kälter, mir natürlich auch. Die Batterien vom Tacho sind bald leer, bei der Kälte kann ich nur noch erahnen, was angezeigt wird.

In Gettorf halte ich erst einmal bei einem Schlecker, ich brauche Pflaster, denn ich habe eine offene Stelle genau am Knöchel, also da, wo der Radschuh einen ganzen Tag leicht scheuert. Nicht sehr angenehm. Vor allem, weil es sich leicht entzündet hat. Das ich mich bei der Ortsausfahrt von Gettorf erst einmal verfahre, ist fast klar, was sollte denn an so einem Tag auch gut gehen... ich wusste schnell, dass da was nicht stimmt, denn ich hatte Gegenwind. Also bei einer Kreuzung (die erst einmal nicht kam) anhalten, Karte aus dem Rucksack kramen, die Eiszapfen am Straßenschild bewundern und dann gucken, wo ich überhaupt bin. Aha, ein Umweg von 5km also. Umfahren lohnt sich nicht, denn bis ich dann den Abweig gefunden habe, habe ich die Kilometer auch in den Beinen.

Ich sagte (bibberte) mir, in Kiel gehst du in die Jugendherberge. Dann kannst du wenigstens wieder auftauen. Mir war schrecklich kalt. Davor war einmal die Kanalhochbrücke Levensau angesagt. Die türmte sich mächtig vor mir auf. Diese Hochbrücken haben am NOK eine Schiffsdurchfahrtshöhe von 42Meter! Wenn man also über die Brücke fährt, hat man mal schnell 50Höhenmeter zu erklimmen. Oben auf der Brücke war Glatteis gewesen, also eine Runde schieben.



Die Abfahrt konnte ich nicht genießen, es war mir zu kalt. Ein Außenthermoter zeigte selbst in Kiel -1°C an. Meine Bedenken, das ich mich in der Stadt verfahre, erwiesen sich als unbegründet. Es ist alles gut ausgeschildert gewesen. Nur nicht die Jugendherberge. Also einfach weiter Stadtauswärts. Ein schönes Hotel habe ich nicht direkt an der Strecke gesehen, also weiter. Ich würde fast alles für ein warmes Hotelzimmer geben! Aber die Hotels an der Strecke sehen alle ein wenig, naja, komisch aus. Augen zu und durch! Stop! Augen auf! Sonst hätte ich die kleinen Farbtupfer nicht gesehen.



Ich bibberte mich also in Richtung Preetz. Am Ortseingang wurde noch schnell ein Laden gestürmt und ich habe mich mit Getränken versorgt. Der Schnee blieb mittlerweile auf allem liegen. Schnee auf dem Rad, Schnee auf dem Helm, Schnee auf der Jacke... Auf dem Marktplatz fragte ich jemanden nach einem Hotel/Fremdenzimmer. Ich war bereit, fast jeden Preis zu zahlen, Hauptsache trocken und warm. Ein Hotel gab es nicht, dafür ein Fremdenzimmer, nicht all zu weit weg. Ein Glück. Vor allem, das dort geöffnet und was frei war. Ich brauchte sehr lange, bis mir wieder warm wurde.

Gegen 17Uhr kam die Sonne raus. Das musste ausgenutzt werden und ich ging noch einmal in den Ort, eine kleine Runde spazieren. Die Bronzestatuen auf dem Marktplatz sind ganz lustig. Oh, eine geöffnete Pizzeria. Das ist eine gute Idee! Bestellt und probiert. Ungenießbar! Also in dem Gasthof essen, wo ich auch nächtige.

Dort saßen auch ein paar alte Herren, welche dort speisten. Da diese ein wenig schlecht hörten, unterhielten sie sich ein wenig lauter. Sagt der eine zum anderen: “Die südlichen Länder hat es ganz schön erwischt. Ich habe eben mit Düsseldorf telefoniert.“ Die vier mussten weit in ihrem Gedächtnis kramen, um herauszufinden, wann es zu Ostern auch mal so kalt war. Sie kamen auf das Jahr 1978. Muss ich erwähnen, das ich genau in diesem Jahr mit meinen Eltern in Preetz beim Zelten war und das miterlebt habe??


Sonntag, 23.3.2008
Preetz – Wismar

Preetz – Plön – Eutin – Scharbeutz – Timmendorfer Strand – Travemünde – Klütz – Wismar

Morgens gab es drket wieder Sonne zu bewundern. Der Videotext sagte um 7Uhr morgens, das es in Kiel -7°C sind. Ich dachte mit Schrecken an meine beiden Radflaschen, welche am Rad genächtigt hatten. Ob die wohl heile geblieben sind? Oder habe ich 1,5kg Eis am Rad?

Ui, war das draußen kalt. Aber die Sonne scheint und so ist es ganz erträglich. SONNE? Tatsächlich, von einem nahezu makellosen Himmel. Was für ein Unterschied zum Vortag. Endlich mal einen ganz normaler Radtag schmunzel

Die Farbenspiele waren schön gewesen. Ein wenig blau, grün, braun und weiß...




Der Plöner See lädt zum verweilen ein.




Weiter geht es durch die Holsteinische Schweiz. Immer wieder die kurzen Steigungen von 10 bis 50 Höhenmeter. Schwung holen und hoffen, das man bis nach oben damit hinkommt, notfalls einfach mal ein paar Meter die Kurbel rum würgen. Es macht einfach Spaß. So habe ich mir die Tour eigentlich komplett vorgestellt.

Schnell ist für die Radfahrer Haffkrug ausgeschildert, damit erreiche ich dann wieder die Küste. Die paar Touriorte werden nicht so schlimm sein.

Als ich unten in Haffkrug ankam, wusste ich, das es noch schlimmer kommen würde. Die Kombination von Mittagszeit, Ostersonntag und gutem Wetter lockte sämtliche Leute hervor. Immerhin steigerte sich das Ganze langsam. Haffkrug war erträglich, dann wurde es mit Scharbeutz mit der Kirmes ganz interessant. Dort bin ich ganz frech hinter einem Auto, welches sich den Weg durch die Menge quälte, her gerollt. Von Fahren konnte nicht mehr die Rede sein. Wenn ich gewusst hätte, was mich mit Timmendorfer Strand erwartet hat, wäre ich freiwillig einen großen Bogen gefahren. Es war die Hölle los. Und als Radfahrer war man natürlich ein erklärtes Feindbild bei den feinen Pinkel. Es war voller als in Kölner Fußgängerzone, kurz vor Weihnachten. Fürchterlich. Ich war mit den Nerven am Ende. Wo ist bloß die Straße nach Travemünde?? Diese gefunden, kurzer Moment glücklich und schon stand ich wieder vor dem „Radfahrer verboten“ Schild. Noch einmal die Karte raus und genau gucken, wie ich nun dahin komme, denn für Radfahrer stand kein sichtbares Schild. Freundlicher Weise erklärte mir ein Passant den Weg nach Travemünde.

In Travemünde wurde schnell mit der Fähre über gesetzt und der Blick nach hinten genoßen.


Hinter Travemünde passierte ich wieder eine Bundeslandgrenze. Bundesland Nr. 4 steht auf dem Programm. Das ich in Mecklenburg war, merkte ich sofort. Es standen nebeneinander vollkommene Bauruinen (ehemalige LPGs) oder Neubauten. Auch an der Straße gab größere Unterschiede. Gab es sonst überall Radwege, gab es diese hier nicht. Das ist ja an für sich nicht schlimm. Nur waren einige (leider zu viele) Autofahrer mit der Gesamtsituation (Sonntag nachmittag, kleinere Straße, schönes Wetter und dann auch noch ein Radfahrer!) merklich überfordert. Auch diese historischen Straßen in den Ortsdurchfahrten sind nicht jedermanns Ding. Meines jedenfalls nicht. Nix gegen ein Stück Pave, aber was da in den Orten liegt, das ist alles andere als ein „ordentliches“ Pave. Das ist eine Aneinanderreihung von großen Steinen, ohne jeglicher Verfugung. Da muss ich nun durch. Die Straße wurde hinterher ein wenig breiter.

Alles ist natürlich nicht schlecht! Die Gegend entschädigt für vieles und es ging weiter mit einem netten Wellblechprofil.


Kurz vor Wismar waren meine Beine gnadenlos leer. Da wurden die kleinsten Anstiege plötzlich zu Berge. Was auch kein Wunder war, denn das letzte mal zu trinken war schon was länger her. Meine Trinkflaschen waren kurz hinter Travemünde leer geworden und ich hatte gedacht: ach komm, die nächste Tanke ist nicht weit. Das es fast 40km waren, nätte ich dann doch nicht gedacht.

In Wismar wieder in die Jugendherberge. Da es dort kein Abendessen gab, kam halt mal zur Abwechslung der Pizzadienst. Meine Beine waren einfach zu leer, als das ich noch irgendwo hingehen konnte.

Ach ja, die Pizza war gut essbar.


Montag, 24.3.2008
Wismar – Rostock

Wismar – Neuburg – Neubukow – Bad Doberan – Rostock

Die letzte Etappe! Endlich? Oder doch schade? Ich weiß es nicht. Einerseits bin ich froh, das ich dann bei dem Wetter nicht mehr weiter fahren „muss“, anderseits ist es doch ein wenig Schade, denn man erlebt nichts neues mehr. Vorerst jedenfalls.

Das Wetter ist heute auf jeden Fall nicht mehr so gut wie am Vortag. Es ist schwer bewölkt. Niederschlag von oben scheint mir gewiss. Ich bin mir aber sicher, das ich die Kilometer bis nach Rostock trocken bleiben werde.

Es blieb wellig, es ging durch Alleen, wo an zu vielen Bäumen Kreuze standen.



Kurz vor Bad Doberan gab es auf einmal Radwege. Ja super, endlich von der gefährlichen Straße runter. Leider waren diese Radwege nicht wirklich toll. Abgrundtiefe Schlaglöcher, hohe Bordsteinkanten, plötzlich endende Radwege und Autofahrer, die nicht dran dachten, das auf einem Radweg ja doch Radfahrer kommen könnten.

Hinter Bad Doberan ging dann der Radweg ein kleines Stückchen von der Straße weg und schon sah man wieder ein paar blühende Buschwindröschen.



Es wurde wieder kälter und der Himmel immer dunkler. Ich zog die Regenjacke an, damit ich nicht weiter auskühle.

Die Stadtdurchfahrt in Rostock war nach so viel Natur für mich Stress pur. Ich bin einfach kein Stadtmensch. Mein Weg führte direkt zum Bahnhof, wo ich die Zugfahrkarte holte und ging an der Stadthalle in ein Hotel. Ich hatte keine Lust mehr auf eine Jugendherberge.

Nachdem ich geduscht und umgezogen war, ging es mit der Straßenbahn in die Innenstadt. Dort noch ein wenig durch die Fußgängerzone gebummelt und nach einiger Zeit bin ich zurück zum Hotel. Genau richtig, denn danach gab es erst einen kleinen Schneesturm und darauf folgte Schneefall.


Dienstag, 25.3.2008
Rostock – Zugfahrt – Elsdorf

Morgens um kurz nach 8h stand ich auf dem Bahnsteig und habe auf den Zug gewartet. In nur 7:04h sollte er mich nach Hause bringen. Es ist einer der wenigen Züge, welche bis nach Köln durchgehend fahren.

Ja, mir war beim warten ein wenig langweilig lach


Die Zugfahrt bestärkte mich darin, dass das Zugfahren nicht meine Welt ist. Ich spare mir dazu jeden weiteren Kommentar. Es sind nicht die Züge und das Personal, was mich stört, sondern das Publikum, was da zum Teil mit fährt....

In Köln war beim Umsteigen etwas Chaos angesagt, weil die Züge ein wenig anders sortiert wurden und bis dann klar war, wo welcher Zug steht, dauerte etwas.

In Horrem habe ich mir den Luxus des Abholen lassen gegönnt, das war auch gut so, denn es schneite mal wieder kräftig.



Fazit:
Es war kalt, es war sehr windig, der Spaßfaktor war mitunter gering und trotzdem waren es viele Erlebnisse auf den 665 km. Es sind leider deutlich weniger Kilometer geworden, wie ich geplant hatte. Ich musste da doch ein Tribut an das Wetter zollen.

Würde ich es wieder machen? Ja, warum nicht. Nur sollte ich dann doch die dicke Wintermütze mitnehmen und evtl. doch besseres Regenzeug besitzen.

Ende Juni geht es dann weiter.

Tschöö!
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#425471 - 03/28/08 10:42 AM Re: Rund um Deutschland [Re: kathrin74]
grasdach
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hallo kathrin,

während die meisten von uns bei einem blick aus dem fenster und auf die wetterkarte doch lieber etwas anderes als eine längere radtour unternommen haben, bist du den zweiten teil deiner RuD- tour gefahren: hut ab !!

dein bericht ist unterhaltsam und anekdotenreich geschrieben, es hat spass gemacht, ihn zu lesen. auch die fotos waren/sind prima !!

ich hoffe, du hast bei der nächsten etappe entschieden besseres wetter und -zum gerechten ausgleich für das letzte teilstück- N U R rückenwind !!
und ich hoffe, dass du dir wieder die mühe machen wirst, darüber zu berichten.

weiterhin gute fahrt.
peter
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#425556 - 03/28/08 04:03 PM Re: Rund um Deutschland [Re: grasdach]
kathrin74
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In Antwort auf: grasdach

und ich hoffe, dass du dir wieder die mühe machen wirst, darüber zu berichten.

ja, sicher das! grins



In Antwort auf: grasdach

dein bericht ist unterhaltsam und anekdotenreich geschrieben, es hat spass gemacht, ihn zu lesen. auch die fotos waren/sind prima !!

freut mich, das es gefällt. So soll es sein, auch wenn mir hier im Forum wegen der Berichte schon was weiß ich vorgewurfen wurde ( grins Neid?)
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