Entschuldigt für diese dumme Überschrift, dafür wird der nun folgende Text phänomenal!

Ich habe eine Frage an die erfahrenen Radtourer unter euch, oder die die dennoch Ahnung davon haben: Letztes Jahr startete ich zum ersten Mal eine Tour, sie war 700km lang und führte durch die Provence. Ich war mit einem Rennrad (Diamantrahmen (in DDR-Zeiten noch von meinem Vater mühsam erstanden)) unterwegs, darauf eine Packtasche auf dem Gepäckträger und ein Rucksack!

Nun meine eigentliche Frage: da viele (oder anscheinend fast alle von euch) keine "Rennräder" für ihre Touren benutzen und ich somit aufgrund meiner geplanten Tour im nächsten Jahr (Leipzig-Freiburg-MtVentoux-Galibier-Säntis) etwas verunsichert bin, frage ich mich, ob es irgendwelche unbedingt zu beachtenden Gründe dafür gibt, daß man längere Touren, mit Gepäck, nicht mit dem Rennrad fahren sollte!

Der Gemüsehändler

Ich muß zugeben, dass ich mit meinen 18 Jahren sicher nicht der Erfahrenste hier bin, aber an einem Rennrad würde mich vorallem die Sitzposition stören. Man sitzt auf einer Tour schließlich den ganzen Tag auf dem Bock. Aber die Sitzposition kann man ja problemlos ändern (Tourensattel ist Pflicht, es sei denn du bist Masochist). Vielleicht sind Felgen und Bereifung der großen Belastung nicht gewachsen. Bei einem alten Diamant brauchst du dir beim Rahmen keine Gedanken machen. Aber setzt bloß den Rucksack ab, oder willst du ne krumme Wirbelsäule?!

mfg Timbuk

NICHT ERNSTGEMEINT, BITTE NICHT SCHLAGEN
Gründe gegen Rennrad:
Du willst später noch Kinder
Du willst deine Frau/Freundin (oder sonstwen ) noch glücklich machen
Du willst abends noch stehen und laufen können
Du siehst nix von der Umgebung

Gründe fürs Rennrad
Du willst hart sein
Du willst dir unseren absoluten Respekt einheimsen
Du willst nur die nächsten 4 Meter vor dir sehen
Bei Blähungen der leichteste Weg für Erleichterung

So, jetzt fällt mir nix mehr ein.
Ach ja hab ich schon erwähnt?! NICHT ERNSTGEMEINT
hab nur meinen albernen, nix für ungut!

mir ist aber noch was eingefallen:
Ohne komplette Teamausstattung, Replicahelm und dem neuesten Sonnenbrillenmodell aus Carbon gehört man nicht auf ein Rennrad! Man hat schließlich seinen Stolz!

EBENFALLS NICHT ERNSTNEHMEN!

mfg Timbuk

Ich kenne genügend Leute, die solche Touren auf einem - pardon! - richtigen Rennrad machen, d.h. ohne Gepäckträger. In einem kleinen Rucksack wird das Nötigste mit genommen, wichtigstes Utensil ist die Kreditkarte. Bei denen steht allerdings bei Etappenlängen > 200km und Durchschnittsgeschwindigkeiten um 30 km/h das Fahren eindeutig im Vordergrund.
Wenn es die glücklich macht ....
Gruss
Uli

Hi Gemüsehändler,
dagegen spricht überhaupt gar nichts, abgesehen vielleicht von der u.U. geringeren Gepäckmitnahmemöglichkeit. Entscheidend ist m.E. nur, dass man die Tour macht, ob nun mit dem Hollandrad oder dem vollgefederten Reiserad für 4000 €. Viel entscheidender als das Material ist die Motivation.
Und alle hier im Forum haben irgendwann klein angefangen. Diese Touren waren sicher nicht die schlechtesten

Viel Spaß,
Jan

Hallo Gemuesehaendler (origineller Nickname)

Wie ja bereits von den Vorrednern erwaehnt, kommt es auf den Spass an!!
Und den hat man mit dem Rad auf dem man sich wohl fuehlt.

Ich bin 1987 mal mit dem Rennrad eine Tour gefahren. War nicht so der Hit, denn ich hatte zuviel Gepaeck dabei, und alles auf dem Hinterrad, demzufolge hatte ich mehrmals Durchschlagplattfuesse.
In der Folgezeit begann ich mir Reiseraeder aufzubauen. NUR: weil die Leute alle keine Augen im Kopf haben, sagen sie auch zu meinem Reiserad Rennrad *haha* Und wieso? Weil es einen Rennlenker hat. Der ist nun aber mal, auf mehreren zehntausend kilometeren eruiert, der beste Lenker fuer die Langstrecke !!

Die Frage ist auch: Wieviel Rennrad ist Rennrad?
Da gibt es die echten Rennraeder, die haben weniger als einen meter Radstand, es besteht keine Chance, Schutzbleche zu montieren. Mit so einem Rad wird eine Tour echt spannend. Manche probieren es mit einem grossen Rucksack, fuer mich waer das aber nix.
Dann gab es mal (die Gattung scheint ausgestorben zu sein) die Trainingsrennraeder. So eins war mein 1985er Cilo Swiss, mit dem ich '87 in Italien unterwegs war. Radstand knapp ueber ein Meter, und Schutzbleche sind moeglich; diese Raeder haben dafuer auch laengere Bremsbacken gehabt!
Nimm so ein Trainingsrennrad, widme es um auf Cantilever, und gib ihm noch ein paar cm mehr Radstand, sowie Anloetteile, und genehmige Dir statt 23mm Reifen mit acht bar die Marathon XR in 32mm mit sechs bar ... dann hast Du mein Reiserad. Das traegt das Gepaeck und faehrt trotzdem noch gut!

Sei wie es ist, womit einer faehrt muss er mit sich selbst ausmachen, IMHO ist ein -egal wie 'krasses'- Rennrad immer noch besser fuer eine Tour geeignet als solch ein uebergewichtiges 'Reiserad', wie es heute gerne fertig angeboten wird. So was wiegt einfach zuviel, und das ist nun mal die groesste denkbare Spassbremse!

Solche Leute fahren dann aber auch nur mit American Express Karte und Zahnbürste in den Urlaub.
Das würd ich aber nicht machen, das ist ja kein Urlaub, da würd ich lieber auch noch Visa oder MasterCard mitnehmen

Hallo Gemuesehaendler,

ich kann eigenbtlich nur zu einer Tour mit dem rennrad raten. Wichtig ist natuerlich das die Infrastruktur, die man unterwegs antrifft, zu der geringen Gepaeckmenge passt, die man transportieren kann. Ich benutze sowohl fuer das MTB als auch fuer das Rennrad den Deuter Transalp Rucksack und wenn der voll ist, dann wird es zuviel auf dem Ruecken. Ich habe das nie so genau gewogen, aber ich denke, dass 5-6kg da eine Obergrenze auf dem Ruecken darstellen.

Was mir daran gefaellt istt dass man wirklich zuegig voran kommt und das bringt mir persoenlich mehr vergnuegen als mich muehsam durch die Lande zu kurbeln.
Es ist also weniger die Frage, ob man grundsaetzlich mit dem rennrad eine reise machen kann, als viel mehr, ob das rennrad zum vorgesehenen Reisestil passt.

Gruss
Thomas (thory - habe vergessen mich anzumelden)

Tach Gemüsehändler,

ich kann mich noch gut an die Zeitvor 20 Jahren erinnern, als die meisten Fahrradhersteller noch Reise Randoneure im Standardangebot hatten. Es spricht also nichts dagegen mit einem Diamant-Rahmen eine lange Reise zu tun.
Letztes Jahr hatte ich noch ein Randoneur von Canondale und habe damit sehr schöne Touren gefahren.

Gruß Bike-Schaich

Hi Gemüsehändler,

Bis vor 3 Jahren hab ich all meine längeren Touren mit dem Rennrad gemacht.
Danach nur noch mit dem MTB(Cannondale).

Pro fürs Rennrad:
Höherer Stundenschnitt
Längere Etappen bis 150 km sind locker drin
Auf Teerstraßen unschlagbar
Geringerer Kraftaufwand,man ist abends nicht so ausgepowert

Contra fürs Rennrad:
Man kann nicht viel Gepäck mitnehmen(höchstens 12-15 kg)
Ungünstige Haltung für die Wirbelsäule
Nur auf guten Teerstraßen brauchbar
Eine gewisse Steifigkeit beim Lenken(nur für geübte)!

Gruß Ronald

Da hab' ich mal 'ne Frage: Fährst Du denn selber viel Rennrad, oder is dass nur eine Vermutung von Dir?

Freilich gehts mit dem Rennrad gut!
Ich bin die ersten 18 Jahre (!) alle Radtouren mit dem Rennrad gefahren, weil es bei uns in Österreich keine anderen stabilen und robusten Räder, die ich zahlen konnte, gab. Mein erstes Rad (gebraucht, Puch) war nach zwei harten Touren tot, das Rad, das ich danach selbst auf einem Daccordi-Rahmen (Cro-Moly, sehr leicht und nicht umzubringen) aufgebaut habe (sogar recht billig!) fahre ich heute noch, wenn auch nicht mehr auf Touren.
(Reparaturen: v.a. Gabel getauscht, weil gestaucht, Freilauf gestorben (Herstellungsfehler, Shimano), im Vorderrad heute noch die erste Felge, Pedale und Mittellager nach ca 16 Jahren getauscht, ab und zu einmal Kette und Kranz oder ein Seil...)

Z.B. gefahren: Lissabon-Udine, teilweise sogar auf Hohlwegen gefahren, nicht geschoben, oder Tour durch Ungarn, Bosnien, Kroatien und Slowenien, auf Lehm- und Schotterpisten, oft dicke, scharfkantige Steine , alles gefahren, nichts geschoben. Dabei ein Reifenplatzer (Billigreifen) auf zwei Rennrädern auf 1500km, keine weiteren Defekte.

Was ich an Rennrädern liebe:
laufen sehr leicht, sparen Kraft
lassen sich genauso beladen wie andere Räder (ich belade sie mit ca 20-25kg)
hochwertigste Stahlrahmen werden gerade abverkauft, spottbillig!
(bei Alu-Rahmen würde ich ein bisschen aufpassen)
die Schaltung war schon damals (vor 19 Jahren) präzise und leichtgängig, genauso die Bremsen (Seitenzug) (und sind es heute noch)
Problematisch:
Der hintere Gepäcksträger braucht etwas Basteln (lässt sich aber problemlos und dauerhaft mit Schellen am Rahmen befestigen), weil der Hinterbau kürzer ist.
manche stört der "nervöse" Geradeauslauf, der es aber erleichtert, Schlaglöchern auszuweichen.
Wer, wie ich, langsam etwas auf seine Bandscheiben aufpassen muss, sollte mit dem Rennrad nicht mehr so viele km Schotter fahren.

Derzeit benütze ich für schnelle Touren auf guten Straßen ein Cross-Trekkingrad, auch ein Eigenumbau, läuft nicht ganz so leicht, ist aber leicht robuster.

lg georg

Hallo Gemüsehändler!

Vor Jahren ('91) hab ich meine erste Tour gemacht von Genf in die Gorges dur Verdon, untrainiert, wie es sich gehört , dafür aber mit wenig Gepäck (ca. 6-8 kg) und mit zunehmenden Knieschmerzen, die auf dem Weg zum Bahnhof nach Avignon so schlimm wurden, dass ich 20 km vorher schon in den Zug steigen musste. Ich habe Monate gebraucht, um sie auszukurieren .

Schuld war: die Übersetzung von 42/25(?) und , vielleicht, meine erste Radhose (kurz).

Wenn du eine ähnliche Übersetzung hast - überleg's dir gut. Wahrscheinlich lohnt es sich auch nicht mehr, dein Rad auf Dreifach-Kettenblatt umzurüsten.

Für Touren nehme ich nun ein MTB, nicht wegen dem Komfort - ich fahre mit 6 bar Minimum und ohne Schutzbleche - sondern wegen den kleinen Gängen, die mich und mein Gerümpel (ca. 12 kg (?) - Zelt, Kocher und als Kavalier den Teller meiner Frau ) mit deutlich weniger Substanzverlust über die Berge bringen. Die 20 km zum Mt. Ventoux hoch gehen mit 42er oder 39er Blatt und Gepäck ganz schön in die Knochen... Und weil der Schwerpunkt des Gepäcks tiefer liegt, kann ich auf der Abfahrt vom Galibier noch 3 km/h zulegen...

Gruß
Walthari

Danke erst mal an alle die sich so schnell meiner angenommen haben. Da ich nicht wirklich viele Kilo an Gepäck mitnehmen werde (ich glaub ich besitze gar nicht genug um auf 25kg kommen zu können), dürfte es keine Probleme geben, jedenfalls habt ihr mir in der Hinsicht Mut gemacht und wenn ich doch Probleme habe, seid eindeutig ihr Schuld!

Aber nix für ungut, danke nochmal und schönen Abend noch

Du weißt aber schon, dass die geniale Innovation "3. Kettenblatt" nicht MTB-exklusiv verbaut wird?

3-blättrige Randonneur-Grüße von

Antje

Hi Antje,




Es soll immer noch Leute geben, denen es peinlich ist, ein Rennrad mit drei Kettenblättern zu kaufen Beim MTB (und bei der seltenen Spezies Randonneur ) ist das wohl eher gesellschaftsfähig.

Martina, die ganz bestimmt nicht zu dieser Gruppe gehört

Man kann auch mit dem RR Touren unter 200 km machen und dabei viel Spass und Erholung haben.
Im übrigen ist die Sitzposition auf einem RR gar nicht so ungemütlich und ungesund (die meisten ehemaligen Profis sind mehrfache Väter....), das Ganze ist eine Frage des Geschmacks und der Routen (nach Afrika ist ein RR definitiv daneben, aber solange ich mich auf befestigten Strassen bewege, warum nicht?).

RR oderMTB
Stahl oder Alu
Shimano oder Rohloff
katholisch oder reformiert
Christ oder Muslim
Krieg oder Frieden?

"voll daneben" ist in dem Zusammenhang "Krieg oder Frieden", das kann und wird sich kein normaler Mensch aussuchen

Aku

Hallo,
ich fahre auch mein Rennrad mit 3 Blättern!! Wenn auch nicht mit einem Untersetzungsverhältnis von 22:34 wie beim Reiserad. Mein Knie dankt es mir. Es spielt immer noch mit, obwohl es eigentlich schon Schrott ist.
Ein Knieling (Wärme) tut ein Übriges.
Gruß Anne

Ich weiß, ich weiß, ich hab ein solches an meinem RR und freue mich immer dann an ihm, wenn ich nach 200 km am Berg noch erfolgreich attackieren kann - ist mir aber nur einmal passiert.

Gruß
Walthari

keinesweg. war schon ca 15 radreisen mit rennrad unterwegs (praktisch alle balkanländer, franz. alpen, pyrenaen, kuba, polen,korsika, sardinien,...) wichtig erscheint mir nur, daß man das gepäck klein und leicht hält. wir kommen da mit 4-5 kg (aalso ein kleiner jugendrucksack auf einem an der sattelstange montierten gepäckträger aus).die bereifung wird je nach destination gewählt. z. b für länder wo man schlechte strassen erwartet die bewährten "quer feld ein" reifen, also 28-er oder wenn es die gabel erlaubt 32-er aufziehen; dann fährt man auch auf schotterstraßen ganz gut.
lg
günter

Ich sehe das wie Christian.
Wenn Du nur schnellstmöglich Kilometer fressen willst und die Strecke als Sport ansiehst, dann nimm ein Rennrad.
Wenn Du Dir die vorbeiziehende Natur in aller Ruhe anschauen möchtest und ganz entspannt dahingleitend Reisen willst, kommst Du an einem Liegerad nicht vorbei. Zumindest solltest Du Dir mal eines ausleihen. Danach wirst Du Dein Rennrad nicht wieder haben wollen

Der Winter noch nicht vorbei und die missionarischen Ereiferer melden sich wieder zu Wort?