Herzlichen Dank allen, die uns bezüglich der Route von Mittenwald zum Inntalradweg beraten haben!Hier ein kurzer Tourenbericht
Tourenbericht von WIN (Flux V200) und HeinzH. (BEVO-Bike):
"Frisch" aus dem DB-NachtZug mit modernen, auffallend flachen TALGO-Waggons aus spanischer Produktion von Hamburg kommend, ab München Hbf per Regionalbahn, starteten wir am 6. August am Mittenwalder Bahnhof, rollten über Krün und Wallgau zur Mautstraße - Radfahrer frei! - entlang der Isar. Im mittlerweile strömenden Dauerregen ging es vorbei am Silvensteinspeicher ´gen Achensee.
Da wir den Radfahrer-Abzweig zum Achenseeradweg verpasst hatten, nahmen wir die österreichische Bundesstraße und gelangten vor einen Straßentunnel. Ein "Radfahrer verboten"-Schild gab es nicht, ein Wenden im fließenden Verkehr am Tunnelportal auch nicht. Also: Licht an - Augen auf - und durch mit selbstbewusstem Fahrstil, d.h. ohne Hektik und mit 80 cm Abstand von der Bordsteinkante. Hinter uns bildete sich eine Schlange, u.a. von Reisebussen und Lkw`s, die sich aber sehr zivilisiert verhielten. Immerhin, im Tunnel regnete es nicht
!
Wetterbedingt campten wir nicht am Achensee, sondern nutzen von Maurach zum Inntalradweg ab Jenbach die vorgeschlagene steile Abfahrt (400 Höhenmeter?), bei der die heißen Felgen im Regen zischten. Nach 85 Tageskilometern übernachteten wir in Brixlegg/Inn.
Am nächsten Morgen stoppte uns in der Fußgängerzone von Rattenberg zunächst eine Gruppe von Holländern mit dem Ausruf "Ligfiets!", die uns fotografieren wollte. Nullkommanichts waren wir umkreist von ca. 20 weiteren Passanten, die uns alle möglichen Fragen zu Liegerädern stellten.
Auch an diesem zweiten Tag (bis Rosenheim) hatten wir durchgehend Dauerregen. Vom 8.8. bis einschließlich 10.8. war das Wetter dann sehr gut.
Unterwegs begegnete uns ein Paar aus Colorado auf RANS Lang-Liegerädern (@Martina: Ja, RANS ist die US-Firma, die diese guten Liegetandems herstellt) mit BOB-Yak.
Die beiden waren im März in Lissabon gestartet, hatten schon diverse europäische Länder inkl. Dänemark und Polen durchreist und befanden sich auf dem Weg über den Brenner nach Rom, von wo aus sie im Oktober zurückfliegen wollen.
Am 11.8. setzte erneut Dauerrregen ein, was uns aber nicht davon abhielt, unser Ziel Passau anzufahren. Kurz vor Passau war ein dicker Baum auf den Inntalradweg gestürzt. Wir waren, den Spuren im durchweichten Weg nach zu urteilen, die Ersten, die dieses Hindernis überwinden mussten. Links ein Berghang, rechts der Inn - Räder abgeladen, unter den Baum seitlich geneigt durchgeschoben, auf der anderen Seite wieder beladen und weiter.
In Passau angekommen trafen wir ein Liegeradlerpaar aus Mulhouse (F) und sahen anschließend einen weiteren österreichischen Liegeradler, sodass an diesem Tag zeitgleich nicht weniger als 5 Lieger in Passau waren.
Danach, wir hatten ein Hotel gefunden, regnete es immer noch. Es regnete die ganze Nacht durch, auch am nächsten Tag. Beim Frühstücksbuffet am 12.8. kam die Bedienung auf uns zu: "Sie können noch etwa eine halbe Stunde frühstücken. Aber dann müssen Sie ihre Räder eine Treppe höher stellen. Das Wasser kommt."
So kam es auch. Inzwischen waren Bundeswehrpioniere eingetroffen, die die Feuerwehren unterstützten, Sandsäcke schichteten und den Anwohnern, insbes. den Älteren, beim Kistenpacken halfen.
Als die Donau in die Hotellounge schwappte, waren Teppiche, Möbel usw. dort schon routiniert von Personal und Bundeswehr ein Stockwerk höher transportiert worden. Wir konnten das Hotel mit den beladenen Rädern noch durch einen höher gelegenen Hintereingang ("Höllengasse") verlassen. Wenig später erreichten wir den Passauer Bahnhof, in dessen Empfangsgebäude sich ca. 150-200 Reiseradler versammelt hatten, weil die Radlerpendelzüge von und nach Wien wegen des Hochwassers und umgestürzter Bäume ausgefallen waren.
Resumee:
Der Innntalradweg bietet in Hinblick auf Natur, Baudenkmäler usw. abwechslungsreiche Eindrücke.
Er ist daher nicht nur für den sportbetont-puristischen Kilometerfresser geeignet, sondern vor allem auch für umwelt-, natur- und kulturinteressierte Genussradler.
Der Weg kann auf dem von uns befahrenen Abschnitt ab Jenbach gut mit Liegefahrrädern und anderen sportlichen Rädern befahren werden. Auf den bayerischen Abschnitten sind oft Reifenbreiten von über 32mm, bei schlechtem Wetter eher noch mehr, sinnvoll.
Uns erschienen die österreichischen Abschnitte des Inntalsradwegs insgesamt hochwertiger in der Wegeoberfläche zu sein. An einigen unübersichtlichen, abschüssigen Einmündungen waren bewegungsmeldergesteuerte Gelbblinkampeln installiert. Sie werden normalerweise wohl von (den Inntalradweg querenden) landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen ausgelöst, bisweilen aber auch von einem spielfreudigen
Hamburger Liegeradler.
Im tourismusbezogen schon immer cleveren Österreich nimmt man ganz offenbar Geld in die Hand und investiert in zukunftsträchtige Märkte!
Auf deutscher Seite entstand teilweise der Eindruck, hier würde mit geringstmöglichstem wegebaulichen Aufwand versucht, Reiseradler anzulocken und deren Touri-Devisen
"abzufgreifen". Es ist anzunehmen, dass sich diese Versäumnisse via Mundpropaganda längerfristig negativ auf gelungene private Angebote im Übernachtungs- und Verpflegungssektor auswirken werden. Die Konkurrenz bei den Flußradwegen ist mittlerweile groß.
Als reine Campingtour ist der Inntalradweg aufgrund des Mangels an legalen Campingplätzen nur bedingt geeignet. Positiv hervorheben möchten wir aber "Camping am Bauernhof" in Queng 3 bei Marktl (Tel./FAX 08678-1786). Der Landwirt Anton Harlander hat hier mit viel Engagement einen kleinen Campingplatz unmittelbar neben seinem Bauernhof (u.a. Kühe und Schafe) aufgebaut. Die sanitären Einrichtungen sind top. Auf Wunsch kann man zum Frühstück neben Semmeln usw. auch frisch gemolkene, aber gekühlte Kuhmilch bekommen. Ein Hochgenuss
!*
* priv. Anm. v. WIN: Findet Heinz!
Grüße aus MS
HeinzH. und WIN