Das Thema ist für mich auch noch nicht abgeschlossen.
Ich habe schon sehr viele Sättel gefahren. Meist kaufte ich sie im Laden nach Preis und Gefühl. Damit meine ich den Eindruck in meinen Händen, Probesitzen geht ja meist nicht. Da bildet sich dann schon mit den Jahren eine gewisse Präferenz raus.
Von Ledersätteln lasse ich zum Beispiel die Finger. Ausprobiert hatte ich schon mal einen Brooks Flyer. Mir missfiel, das die Satteldecke vor Regen geschützt werden sollte, weshalb ich einen Schutzüberzug nutzte. Aber das hatte auch Grenzen, denn manchmal fahre ich auch während es regnet und dann lässt sich Wasser auf dem Sattel nicht ständig verhindern. Die Federn am Flyer begannen dann nach 10 Wochen zu quietschen, was ich nicht abstellen konnte und so entfernte ich den Sattel wieder, denn Geräusche während der Fahrt kann ich kaum tolerieren.
Danach bekam ich den bis dahin teuersten Sattel, einen Brooks Cambium C17. Dem war Wasser egal, aber das Naturkautschukmaterial bekam nach ein paar Monaten feine Risse. Ich bekam dann noch zwei weitere Modelle. Einen C17S und einen C17 Carved (der eine kürzer, der andere mit Loch in der Mitte). Bequem waren alle, der Carved noch etwas weicher. Aber alle waren nach rund einem Jahr durch und obwohl noch nicht gerissen, vorab ausgewechselt. Später gab es mit dem Cambium All Weather ein Nachfolgermodell, das ich nicht mehr getestet hatte. Im gegensatz zu den anderen drei Sätteln hätte ich den nämlich regulär kaufen müssen, während ich die ersten Cambiums kostenlos vom Hersteller bekam. Da ich nicht viel Geld zur Verfügung habe, kaufe ich hochpreisige Artikel nur, wenn ich von der Haltbarkeit überzeugt bin und hier war ich es nicht.
Für das erste Rennrad, das ich mir selbst zusammenstellte, wählte ich einen Sattel von Selle Italia. Diese Marke hat ein Größensystem das auf den Zahlen 1-3 und S und L beruht. Es sind alles rennoptimierte, eher harte Sättel. Ich wählte einen L3-Sattel und kaufte ein Exemplar gebraucht für 50 Euro. Optisch war er sehr ansprechend (ich weiß die Modellbezeichnung gerade nicht) und ich montierte ihn, merkte aber sehr bald, das mir der Sattel nicht gut passt.
Dadurch lernte ich, das man einen geeigneten Sattel nicht mit Gewissheit anhand von Tabellen findet. Man muss auch mal drauf gesessen haben.
Ich montierte dann einen der alten Brooks Cambium und kam später durch Zufall beim Zerlegen von Fundrädern für ein Gemeinschaftsprojekt zu einem Ergon SMC4-L. Ein recht unscheinbares Modell, im Laden hätte ich den übersehen und die Preise von Ergon-Sätteln hätten mir auch nicht gefallen. Ich probierte diesen Gratissattel aus und hab ihn gleich auf dem Rennrad gelassen. Keine Druckstellen, er war bequem.
Beim nächsten Kauf werde ich also Ergon-Sättel berücksichtigen.
Aber auf meinen eigentlichen Haupträdern habe ich eine andere Sattelmarke. Durch preiswerte Ladenkäufe kam ich schon öfter zu Sätteln von Selle Royale. Dort gib es teils sehr preiswerte Sättel (20-30 Euro) aus Kunststoff mit Schaumstoff. Die höherpreisigen Modelle (50-70 Euro) haben dann oft Gelpolster. So ein höherpreisiges Modell hab ich mal für 50 Euro gekauft, einen Selle Royal Lookin Moderate, später auch einen Lookin Evo Moderate (finde ich hübscher, gleiche bequemlichkeit).
Selle Royal unterscheidet seine Modelle nach Sitzhaltung und verkauft für aufrecht sitzende Fahrer "Relaxed", was eine recht weiche, breite Form hat. "Athletik" ist schmal und fester und für sportlich gebückte Fahrer. "Moderate" liegt dazwischen mit leicht geneigter Sitzhaltung. Die Sitzfläche beim "Lookin" ist recht breit und mittelweich und der Hintern formt sich den Sattel passend. Ich sitze da sehr gut drauf, aber mit rund 500g für den Moderate ist das Gewicht bei solchen Gelsätteln immer vergleichsweise hoch.
Das sind also meine Favoriten. (Sitzknochenabstand 16cm)
P.S.:
Als ich vor Jahren mal in einem Fahrradladen stöberte, traf ich ein älteres Paar, das sich Pedelecs aussuchte. Die Frau erzählte mir, das sie einen alten Ledersattel hatte, den sie schon auf verschiedene Räder übernommen hätte, aber auf das neue Pedelec würde dieser nicht passen. Die Befestigung war für alte Kerzensattelstützen und neue Fahrräder haben Patentsattelstützen die eine andere Sattelbefestigung nutzen.
Da bin ich mit den Leuten ans Regal mit den Sattelstützen gegangen und habe ihnen gezeigt, das es nach wie vor Kerzensattelstützen zu kaufen gibt und das man mit einer zum Rad passenden Sattelstütze auch an das neue Pedelec den alten Sattel anbauen kann.
So kauften sie dann das 3000 Euro Pedelec und eine Kerzensattelstütze mit 27,2mm Durchmesser für 8 Euro.
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