Hallo,
das Öl in meinem Bremssystem ist jetzt 9 Jahre und bald 60 000 km alt. Gibt es einen Wert (Zeit/km) bei dem ein Wechsel empfohlen wird? In meinen Unterlagen steht nur, dass "es über Jahre nicht gewechselt werden muss".
Vor allem, wenn die Beläge etwas dünner gebremst sind, lassen sich die Bremshebel fast bis zum Griffgummi ziehen. Deshalb habe ich das Mini-Service kit von Magura besorgt und mittlerweile auch verstanden, wie die Bremse zu entlüften ist. Bei der Recherche bin ich auch auf eine Anleitung zur Schnellentlüftung gestoßen, bei der nur oben am Bremsgriff/Geber gearbeitet wird. Das heißt, Luft wird abgezogen und Öl aufgefüllt, aber nicht das ganze System neu befüllt. Zu welchem Vorgehen ratet ihr mir?
Es geht übrigens um eine Louise Bj. 2010.
Liebe Grüße, Thomas

Bei DOT-Systemen muss die Hydraulikflüssigkeit jährlich, spätestens aber nach zwei Jahren gewechselt werden, weil diese Hygroskopisch ist und daher Wasser bindet und aufnimmt. Das kann man unter anderem an einer Verdunklung der Flüssigkeit erkennen. Neues DOT ist hellgelb wie Weißwein, altes DOT geht über in dunkleres Gelb bis hin zu Orange.
Auch Dichtungen können sich auflösen und kleine Stückchen verlieren, die dann in der Flüssigkeit treiben. Ein erster Hinweis darauf die Dichtungen zu erneuern, findet sich also durch Kontrolle der Hydraulikflüssigkeit.

Was erzählt er da von DOT? Ich habe doch nach einer Magura Mineralölbremse gefragt?

Nun, Mineralöl bindet kein Wasser und verändert sich dadurch kaum, aber auch hier kann sich Wasser im Hydrauliköl sammeln, es bildet dann allerdings Tröpfchen. Auch bei Mineralölbremsen können Dichtungen altern und sich auflösen. Also suchst Du hier nicht nach einer Farbveränderung im Öl, sondern eben nach Wassertröpfchen und kleinen schwarzen Partikeln oder ähnlichen Verschmutzungen.

Dazu entlüftest Du die Bremse und ziehst eine kleine Menge frisches Öl durch. Unterscheidet sich das aus der Bremse gezogene Öl deutlich von dem neuen Öl, sollte die Bremse einmal vollständig gespült werden. Findest Du feine schwarze Partikel im Öl, sollten die Dichtungen erneuert werden.

Da bei Magura das Mineralöl zeitweise eine andere Färbung bekam, ist es wahrscheinlich sinnvoll, die Befüllung trotzdem komplett zu tauschen. Es kann sich gelbes oder grünes Öl in der Bremse befinden, rot wäre ebenfalls möglich. Seit ein paar Jahren ist das Magura-Öl nun blau (Royal Blood) und um Verschmutzungen besser erkennen zu können, sollte die Färbung einheitlich sein und nicht gemischt werden.
Der Bremse selbst ist die Farbe des Öls allerdings gleichgültig.

Hallo Thomas,
ich hatte am vorherigen Rad ebenfalls 2 Louise-Bremsen. Insofern weiß ich, welche du meinst.
Wenn du keinerlei Probleme beim Bremsverhalten hast, bei neuen Belägen noch reichlich Abstand zu den Griffen hast, einen guten Druckpunkt hast, dann würde ich da nix machen.

In Anbetracht des Alters würde ich wenn denn schon, das komplette Öl ersetzen.
Das "schnelle Entlüften" würde ich nur machen, wenn zu wenig Öl im System ist, oder die Luft sich vermutlich oben im System befindet.

Entsprechende Spritzen (20 u. 30ml) gibts in den meisten Apotheken. Man muss denen nur sagen, das man sie nicht für medizinische Zwecke benötigt.

Empfehlen würde ich, das ganze draußen zu machen, wo der Untergrund es einem nicht übel nimmt, wenn mal ein paar Tropfen auf den Boden kommen - was garantiert passieren wird...
Leg dir reichlich (!!!) Putztücher/Lappen/Küchenrolle o.a. parat und auch um den Griff.
Das Laufrad und die Beläge vorher entfernen (merken, welcher wo montiert war), bzw. anschließen neue Beläge einsetzen. Die Kolben vorsichtig zurück drücken und diese gelbe originale Transportsicherung einsetzen und durch betätigen des Bremsgriffs "einklemmen".
Auch hilfreich ist es ein paar weitere Hände zur Verfügung zu haben...
Auch ist es sinnvoll Bremsenreiniger, oder einen anderer Entfetter, parat zu haben.

Erst nach dem Ansetzen des Schlauches incl. der gefüllten luftleeren Spritze unten am Bremssattel die Schraube oben am Ausgleichbehälter rausschrauben (andersrum ergibt Sauereri... :p), dann zuerst ein wenig ansaugen, so das die restliche Luft im Schlauch nicht ins System gelangt sondern oben in der Spritze. Oben am Bremsgriff den "Behälter" einer weiteren Spritze aufsetzen - dieser kann zum Schluss mit der anderen Spritze und einem Stückchen Aquarienschlauch (transparent am besten) entleert werden).
Dann das Öl von unten nach oben ganz langsam durchdrücken, bis es klar ist und keine Luft oder Blasen / kleine Bläschen mehr oben ankommt. Je schneller man unten drückt, desto mehr Bläschen kommen mit rein...

Danach erst oben die Spritze entleeren (das große Entlüftungskit enthält ein Fläschchen mit einem Schlauch und einer gebogenen Speiche zum aufhängen am Lenker (kann man auch selberbauen) und anschließend abziehen. Dabei geht ein bisschen Öl verloren (Lappen!!!) und die Schraube wieder vorsichtig reinschrauben (nicht zu fest...).
Dann erst unten den Einfüllstutzen rausschrauben (ganz schnell und ganz schnell die Verschlussschraube wieder rein... - Lappen bereitlegen!!!).

Dann erst mal alles reinigen...

Wenn du nach dem zusammenbauen feststellst, das der Druckpunkt sich auch nach mehrmaligen betätigen des Bremsgriffs ("Pumpen") nicht verbessert hat, bzw. nicht vorhanden ist, dann ist dir vermutlich zu viel Öl beim demontieren der Spritze unten und dem Wiedereinbau der Verschlussschraube verloren gegangen...
Dann könntest du das "Schnelle Entlüften" anwenden.
Rad und Beläge sollten hierfür wieder demontiert werden.

Sinnvoll ist es auch, sich alte Klamotten anzuziehen...

Viel Spaß...

Allerdings würde ich keine neuen Beläge zum entlüften einbauen, es sei denn ich habe Zuviel Geld übrig

Gibt es bei der Louise keinen Bleeding Block, denn man anstatt den Belägen in die Bremszange klemmt?

Hallo Ulrike,
die neuen Beläge - so denn nötig - sollen natürlich erst nach erfolgreichem Abschluss der Befüll-/Entlüftungsaktion eingesetzt werden. Alles andere wäre ja Quatsch...

Dieses gelbe Ding heißt also "Bleeding Block"?
Dann meinen wir wahrscheinlich dasselbe Teil.

Bin jetzt zu faul dein Zitat hier raus zu suchen: du schreibst alte Beläge raus, dafür neue rein plus die Transportsicherung

Hallo noch mal,
ja, das könnte man tatsächlich falsch verstehen. Gemeint ist natürlich die alten oder die neuen (so denn erforderlich) Beläge erst nach Beendigung der Befüll-/Entlüftungsaktion wieder einzusetzen und anstatt der Beläge dieses gelbe Ding temporär während der Arbeiten einzusetzen.

Wenn man das selber macht, sind diese Schritte klar, als Außenstehender wäre mir das vermutlich auch unlogisch erschienen.

Hallo,
mein erstes Fahrrad mit dem ich unterwegs war ist nun gut 15 Jahre alt. Da ist das erste Öl noch drin und bremsen tuts auch (Magura HS 11). Ausser Backenwechsel ist da noch nichts passiert.

An meiner 4 Jahre alten Fuhre habe ich vor ca. 3 Monaten vorne, wegen Leitungsverlängerung, neu befüllt (logischerweise). Das "alte" Öl sah wie das "neue" Öl aus.

AN der stelle möchte ich Dir sagen das da kaum was rein kommt. Wenn Du meinst die Spritze lässt sich nicht drücken dann ist der Kanal schon voll!

Wenn deine Bremse noch bremst dann lass sie bremsen.

Hallo Thomas!

Die Vorderbremse unseres älteren Tandems (HS 33) haben wir seit 18 Jahren immer noch mit der selben, nie geänderten oder nach entlüfteten Bremsflüssigkeit. Sie funktioniert wie am ersten Tag. Ich wüsste nicht, warum ich die Flüssigkeit tauschen sollte.

Da meines Wissens alle Magura Bremsen mit dem selben Hydrauliköl arbeiten, gilt das wohl auch für deine Luise.

lg!
georg

"Bei DOT-Systemen muss die Hydraulikflüssigkeit jährlich, spätestens aber nach zwei Jahren gewechselt werden, .."

Das machen selbst die Mercedes-Werkstätten, in denen seit über 30 Jahren unsere Transporter und PKW's gewartet wurden und werden, nicht. Sie ziehen eine Probe und entscheiden dann, ob ein Wechsel nötig ist. Das kann dann drei oder auch vier Jahren dauern, bis es tatsächlich dazu kommt.

An meinen Formulas am Velotraum habe ich auch noch nie nach einem oder zwei Jahren die DOT4-Bremsflüssigkeit gewechselt.

An meinem Rennstahl-Randonneur habe ich jetzt wieder Bremsen (Shimano GRX) mit Mineralöl so wie früher schon am Patria Terra mit den Maguras.
Darf man eigentlich bei den Shimanos auch das Magura-Öl verwenden und umgekehrt Shimano-Öl an den Maguras?

Seit ich jetzt wieder Bremsen mir Ölfüllung habe, ist mir wieder aufgefallen, um ein Wievielfaches das Öl teurer ist als DOT. Dabei meine ich noch gar nicht, dass ich meine DOT immer umsonst (und garantiert frisch) in meiner Autowerkstatt bekommen habe.

Magura beantwortet die Frage damit, dass das Royalblood keiner Alterung unterliegt und nur erneuert bzw belüftet werden soll, wenn die Bremse nicht sauber reagiert, der Druckpunkt teigig ist oder Teile der Bremse getauscht werden (Ach nein! ).

Offiziell natürlich nicht, aber es funktioniert, beide haben fast die gleiche Viskosität (Shimano gefühlt etwas geringer). Der Liter Magura etwa 25€ der Liter Shimano etwa 15€. Beide Bremsen verwenden höchstwahrscheinlich die typischen NBR-Dichtungen, die gut für Mineralöle und für NBR-verträgliche, synthetische Öle geeignet sind. Ausprobiert habe ich es aber nur bei Demo-Bremsen, nicht im Einsatz. Dann gibt es noch von Trickstuff das Bionol für 35€ pro Liter, das für Mineralölbremsen auf Basis von Pflanzenölen entwickelt wurde. Natürlich gibt es auch dafür von niemandem eine Gewährleistung. Es gibt überaus eklige Pflanzenöle und Abwandlungen davon, die NBR-Dichtungen angreifen, aber da vertraue ich mal Trickstuff, dass sie soetwas natürlich nicht in Bionol haben.
Nachtrag: Ein Satz Bremsen wird nicht mit der Flüssigkeit des Herstellers gefahren und zwar die Rennhebel-TRP-Hylex (o.ä.): Statt die dritte Sorte zu kaufen, ist einfach Shimano-Mineralöl eingefüllt worden. Bisher erwartungsgemäß keine Probleme.

Hallo!



Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt:

Hier der Erfahrungsbericht nach einem Jahr Bremsen mit Babyöl!


Gruß LUTZ

Seit Magura mit ihren ersten Fahrradbremsen Hydrostop auf den Markt gekommen ist, wurde gesagt, daß es sich um dasselbe Öl handelt, wie das Hydrauliköl von Citroen. Mit einem Liter kannst du meiner Schätzung nach 100e Bremsen befüllen.

Bei nicht dafür vorgesehenen Ölen wäre ich ein wenig vorsichtig. Auch biologische Öle könnten heikel werden. Was biologisch ist, hat oft auch eine gewisse Neigung, sich selbst wieder ab zu bauen. Ein Freund, damals Büromaschinentechniker, hat einmal im Auftrag des Chefs eine mechanische Schreibmaschine aus gekocht, die davor mit Speiseöl geölt worden ist. Das gute Öl ist verharzt, und die Maschine war unbrauchbar.

Auch im Auto-Bereich können biologische Öle Ärger bereiten. Unser Rasenmäher hat nach Vermutung des Reparierers das Benzin mit biologischem Anteil, das über den Winter in der Pumpe und im Vergaser war, nicht vertragen und da wurde etwas verklebt oder verlegt.

Wahrscheinlich ist das Verharzen bei dafür vorgesehenen Ölen kein Problem, aber die langen Benützungszeiten (bei uns bis zu aktuell 18 Jahren) lassen mich daher eher zu den von mir wenig geschätzten reinen Mineralölen greifen.

lg!
georg

Die 1-2 Jahre sind ein Wartungsintervall welches die Bremsenhersteller empfehlen und selbstverständlich wird hierbei nicht zwischen Standdauer und Nutzdauer unterschieden. Intensiver Gebrauch lässt das DOT (4 und 5.1 sind übrigens austauschbar) sichtbar altern. Man prüft aber eigentlich nicht nach Sicht, sondern mit Prüfgeräten die eine Probe erhitzen oder die elektrische Leitfähigkeit testen und so den Siedepunkt oder den Wassergehalt bestimmen. (Optisch per Refraktometer geht auch, ist aber ungenau.) Bis zu 2% Wasseranteil sind im KFZ erlaubt.

Beim Fahrrad rechnet man aber mit geringerer Toleranz, da das System verkleinert ist und sich punktuell stärker erhitzen kann. Eine stark erhitzte, also belastete Bremse kann so heiß werden das das DOT siedet und sich Dampfblasen bilden, die den Bremsdruck schlagartig mindern. Im schlimmsten Fall also versagt plötzlich die Bremse, wenn sie gerade intensiv gebraucht wird, also auf langen Gefällen.
Das ist also auch eher ein Thema im Gebirge.
Also selbst X Jahre altes DOT bremst trotzdem.

Für die Mineralölbremse kannst Du niedrigviskoses Hydrauliköl nutzen. Im KFZ-Bereich ist dazu LHM+ (ISO 7308) gebräuchlich, das kostet etwa 3-6 Euro pro Liter und ist grün gefärbt.
Eine solche Färbung soll übrigens Leckagen besser sichtbar machen und hat nur Signalwirkung, aber keine technischen Gründe. Blau, Grün oder Rot - entscheidend ist nur das der Fahrer die Bedeutung einer farbigen Pfütze auf dem Boden erkennt.

Hallo Leute,
danke für eure Antworten. Summa Summarum habe ich mich aufgrund der Rückmeldungen für dieses Vorgehen entschieden :
Kein komplettes Neubefüllen des Systems, sondern nur ein Eingriff am Bremsgeber. Also "Schnellentlüften" laut Magura-Youtube-Anleitung. Also Bremsgriff waagerecht stellen, Spritze mit 20 ml Öl aufstecken, ziehen und drücken, Bremshebel ein paar Mal schnappen lassen, Spritze nach Druckausgleich (der Trick mit dem kleinen Loch) abnehmen, zuschrauben, fertig. (Anleitung nicht ganz vollständig wiedergegeben)
Dann noch Griffweite und Druckpunkt eingestellt, bzw. kontrolliert.
Yeah - das Rad stoppt wieder "wie die Sau". Frage mich jetzt, warum ich diese Arbeit so lange vor mir her geschoben habe...
Also nochmals Danke an alle AntworterInnen. Liebe Grüße, Thomas

Hallo Thomas,
ich habe das Öl bei den Rädern unserer Familie nach etwa 10 -15 Jahren mal erneuert. Nicht, das es einen Anlass gab, sondern weil ich bei einem meiner Räder eine neue Bremse installiert habe und deshalb eine Flasche Hydrauliköl mitbestellt hatte (was man bei sorgfältiger Installation gar nicht braucht).

Mein Fazit: das alte Öl hatte eine dunklere Färbung und war nach meiner subjektiven Auffassung ein wenig zäh. Nach dem Wechsel funktionierten die Bremsen exakter als vorher, was aber auch einfach daran gelegen haben kann, dass ein bisschen Luft im System war. Sollte ich es noch erleben, werden ich vll. in zehn Jahren erneut einen Ölwechsel vornehmen.

Gruß, Uwe

Bei sicherheitsrelevanten Bauteilen wie Bremsen, möchte ich eigentlich immer auch einen sicheren Gesamtzustand haben und keine Blackbox, so dass 5 oder 10 Jahre oder ewig Flüssigkeit darin zu lassen, eigentlich nicht in Frage kommt. Öl und DOT dunkelt mit der Zeit deutlich, weil sich Abrieb von bewegten Dichtungen und deren Gegenstücken (Kunststoff oder Alu) ansammelt. Das kann ruhig mal raus. Deshalb wird bei der "großen Wartung" einfach die Bremse komplett zerlegt und läuft komplett leer. Ohne lange Beschreibung: Es ist schneller und einfacher.
Aber: Die Entlüftungsprozedur bei Shimano und die aktuelle auch bei Magura (nur Durchdrücken von unten) führt zumindest zum Teilaustausch der Bremsflüssigkeit.