Ciao a tutti,
Eigentlich hatte ich ursprünglich vorgehabt, Anfang August meine
Bündner Tour fortzusetzen, aber der Wetterbericht war nicht sehr vorteilhaft, so dass ich kurzfristig umdisponierte. Seit ich vor über 10 Jahren mit meiner Frau auf dem Jakobsweg von Bern nach Conques gewandert bin, wirkt bei mir immer wieder der zentralmassiv’sche Magnetismus (
z.B. auch hier), so dass ich mich voller Freude auf den Weg nach Richtung Westen machte :-)
Grob gesagt verlief die Route vom Schweizer Jura über die Bresse ins Beaujolais, dann ein bisschen der Loire entlang ins Forez, um schliesslich im Velay mit Le Puy das Hauptziel zu erreichen. Es folgten noch zwei weitere Tage mit den Monts de l’Ardèche, dem Rhônetal und dem Diois. Aber legen wir doch einfach mal los!
1. Tag: Le Brassus – Les Rousses – Chaux-des-Près – Etival – Les Crozets – Col des Crozatiers – Moirans-en-Montagne – Col du Cerisier – Lect – Cernon (ca. 90 km;
ungefähre Route)
Le Brassus im Vallée de Joux habe ich auf früheren Touren von zu Hause per Velo erreicht, so dass ich mir bis dort die Anreise im Zug erlaube. Zwischen Lausanne und Le Brassus will ich noch schnell ein Hotel für den Abend reservieren – beim 13. (!) angerufenen Hotel bzw. Chambre d‘Hôtes ist dann zum Glück endlich ein Zimmer frei – ufff!
1) Von Le Brassus radle ich via Les Rousses nach Morbier, wo ich die Viadukte der spektakulären
Schwalbenlinie erblicke – sicher auch mal einen Besuch wert!
2) Bei Chaux-des-Près zieht Regen auf, welcher mich die folgende Stunde kräftig begleitet:
3) Kurz vor Etappenende erreiche ich den Fluss Ain…
4) …und seine Staumauer bei Vouglans:
Ich esse und übernachte im
Le Gaboulet, ein Hôtel mit einer sympathischen und hilfsbereiten Equipe. Die nassen Schuhe trockne ich mit Zeitungspapier, was wie immer wunderbar klappt.
2. Tag: Cernon – Arinthod – Monnetay – Andelot-Lès-Saint-Amour – Saint-Amour – Beaupont – Saint-Julien-Sur-Reyssouze – Pont-de-Vaux – Fleurville – Col des Quatre Vents – Cluny (ca. 120 km,
ungefähre Route)
5) Es kündigt sich ein schöner Tag an – yeah :-)
6) Im Vergleich zur Bündner Alpentour habe ich auf dem Cutthie die 28x1.60-Pneu montiert, damit ich auf Teer ordentlich Strecke machen kann:
7) Auf sehr verkehrsarmen Strassen tuckerle ich durch den Jura; zwischendurch treffe ich auf schleimige Gesellen, denen ich je nach Ausgangslage über die Strasse helfe:
8) Auf Sonne und Weite…
9) …folgen Nebel und Pferde:
10) Viamichelin lotst mich aus unbekannten Gründen über Monnetay; das ist zwar ein Umweg, aber die Strassen sind einsam…
11) …und die Landschaft schön:
12) Hier muss ich den Schlosshügel von Andelot-Lès-Saint-Amour erklimmen…
13) …und darf dafür nachher eine weite Aussicht geniessen:
14) Im gestrigen Regen hat es mir die ausgedruckte Karte zerfetzt. Die Leserlichkeit ist daher arg eingeschränkt und ich fahre zeitweise recht orientierungslos durch die Gegend (das Gescheittelefon mag ich nicht einschalten, zu schön ist die digitale Ruhe :-)).
15) Vor Saint-Amour ist die letzte Jurakette überwunden, und ich erblicke die weite Landschaft der Bresse:
16) Die Bresse sieht zwar eben aus, und trotzdem ist ein ständiges Auf und Ab:
17) Am Flüsschen Reyssouze streckt es mich eine Weile nieder…
18) …bevor es über die Saône…
19) …ins Beaujolais geht:
20) Schon bald ist der Col des Quatre Vents erreicht und ich chille…
21) …runter nach Cluny. Ich finde es absolut beeindruckend, dass dieser kleine Ort im Mittelalter nebst Rom der wichtigste Ort in Europa war!
Nach Check-In im
Cluny Séjour und Behebung einer Reifenpanne (aufgrund des Kopfsteinpflasters von Cluny?) ergattere ich im Office de Tourisme einen Führer für den Jakobsweg von Cluny nach Le Puy-en-Velay. Dieser enthält viele wertvolle Angaben über die Strecke und Übernachtungsmöglichkeiten und kann auch
online bestellt werden.
22) Die Öffnungszeiten der berühmten Abtei von Cluny sind nicht auf Velofahrer abgestimmt, welche spät ankommen und früh losfahren, daher fällt ein Besuch aus. Cluny hat aber auch sonst viel Schönes zu bieten:
Glücklich sinke ich ins Bett: ab morgen werde ich endlich wieder im Massif Central und auf dem Jakobsweg unterwegs sein!
3. Tag: Cluny – Sainte-Cécile – Tramayes – Cenves – Ouroux – Col de Crie – Chénelette – Col des Echarmeaux – Col des Aillets – Les Quatre Vents – Belmont-de-la-Loire – Maizilly (ca. 80 km,
ungefähre Route)
23) In der Bäckerei und im Casino kaufe ich Proviant für den Tag ein,…
24) …danach steht die Tür zum Jakobsweg weit offen:
25) Die ersten paar Schotterkilometer kann ich nach dem Platten von gestern nicht so recht geniessen, aber mit der Zeit wächst die Sicherheit, und ich kriege ein Auge für die Markierungen des Jakobwegs (stilisierte Jakobsmuschel auf blauem Grund).
26) Vorbei an einsamen Höfen…
27) …geht es über einsame Wege…
28) …nach Tramayes:
29) Die Wege sind zum Teil ziemlich steinig und holprig, aber mit meinen 28x1.60-Reifen geht es gerade so:
30) Über Saint-Jacques-des-Arrêts…
31) …geht es nach Ouroux, wo mich dieser sympathische Herr vor dem Verdursten rettet:
32) Ich wohne in den Alpen inmitten von Drei- und Viertausendern – da sind die Hügel des Beaujolais ein herrliches Kontrastprogramm (hier ob dem Col de Crie):
33) Auf dem Col de Crie mit seinem Marterpfahl verlasse ich den Jakobsweg…
34) …fahre auf Teerstrassen nach Les Echarmeaux. Dort werde ich ein weiteres Mal vor dem Verdursten gerettet, ufff :-) Aber: schlechte Wolken sind aus Westen herangezogen, und bis zu meinem Schlafplatz sind es noch ein paar Kilometer.
35) Schnellstmöglich rase ich auf den Col des Aillets und von der dort unter dem aufziehenden Regen über die D4 nach Belmont-de-la-Loire. Dort fängt der Regen so richtig an, und ich stelle mich eine Stunde bei der Kirche unter. Die wiederkommende Sonne feiere ich mit einem Mille-Feuille aus der lokalen Patisserie,…
36) …bevor ich zu meinem Schlafplatz in der
Sommerfrische radle. Ich werde sehr freundlich empfangen und geniesse zuerst ein alkoholfreies Bier, den Pool, das Bett…
37) …und dann die Aussicht. Irgendwo in dieser Richtung kommt nach ein paar hundert Kilometern das Meer – dass bis dorthin kein nennenswerter Gebirgszug dazwischenliegt sprengt die Vorstellungskraft meines einfachen Berglergemüts :-)
38) Mit den Gastgebern geht’s via dem schönen Charlieu (im Bild die alte Abtei) an die Loire zum Essen – fein!
4. Tag : Maizilly – Mars – Nandax – Le Coteau – Château La Roche – Pommiers – Boën-sur-Lignon – Montverdun – Montbrison (ca. 100 km,
ungefähre Route)
39) Der nächste Tag fängt vielversprechend an: Route 66 to Mars!
40) Palmen im Massif Central!
41) Rollende Hügel, welche das Berglerherz entzücken!
42) In Perreux bei Roanne dann die schwierige Entscheidung: links oder rechts der Loire entlang nach Süden? Ich entscheide mich für orographisch rechts, denn das sieht ein wenig kürzer und vor allem weniger nach Routengesuche aus. Ich bin bis am Schluss dieses Abschnitts nicht sicher, ob ich richtig entschieden habe: irgendwie sehen die Steigungen am anderen Ufer flacher aus, die Dörfer pittoresker, die Wiesen grüner…
43) …aber wenigstens liegt das Château La Roche an meinem Weg (ok, ehrlich gesagt mache ich mir aus Châteaux rein gar nichts – das nächste Mal fahre ich wirklich orographisch links :-)):
44) In Pommiers esse ich zu Mittag,…
45) …knipse die Prieuré…
46) …und lege mich neben dem Cutthie ein Stündchen aufs Ohr:
47) Weiter geht es auf Jakobswegen: der Blick vorwärts entzückt mit dem Gebirgszug des Forez,…
48) …derjenige zurück mit dem Beaujolais (oder ist es das Roannais oder das Brionnais? Also mal generell: wer von einer Frankreichtour zurückkommt und ganz genau weiss, wie die durchfahrenen Gegenden alle geheissen haben, der ist krass gescheit :-)):
49) In Boën-sur-Lignon mache ich dem Bahnhof eine Aufwartung, denn hier bin ich bereits mal
mit dem Zug durchgekommen:
In Boën versorge ich mich mit frischen Vorräten, denn ich will heute noch rauf zum Col du Béal, um von dort am nächsten Tag über die Pierre sur Haute und den Col des Supeyres die Hautes Chaumes du Forez zu durchqueren. Das liegt zwar nicht auf dem Jakobsweg, ist aber wahrscheinlich sehr schön. Endlich ist alles eingekauft, und ich kann loslegen! 1-2 Kilometer nach Boën fühlt sich aber das Hinterrad komisch an. Schon wieder einen Platten? Nein, Speichenbruch… Das Rad hat schon ziemlich Seitenschlag, daher das komische Fahrgefühl. Es ist Samstagnachmittag, ca. 16h, also so schnell wie möglich zurück nach Boën, vielleicht finde ich vor dem Wochenende noch einen Velomechaniker. Die lokale Barista und der Casino-Verkäufer kennen keinen Velomech in Boën – Scheibe… Ich konsultiere mal den Fahrplan, denn einen totalen Radschaden will ich keinesfalls riskieren. Um 17h44 könnte ich mit dem Bus in Richtung Wallis loslegen, ich käme um 1h30 nachts in Sion an, mit einer Stunde mitternächtlichen Aufenthalt in Lausanne – nicht sehr anmächelig…
Glücklicherweise erreiche ich Rolf, welcher mir das Cutthie verkauft hat. Sein O-Ton: Keine Sorge, höchstens die Felge kann es verserbeln, aber wahrscheinlich kann ich noch ein paar Kilometer (vielleicht auch viele) fahren vor einem Totalschaden. Er verabschiedet sich mit seinem Standardgruss, „Ride on“. Ich schnalle mal die Satteltasche auf den Lenker und fahre mal los Richtung Süden, zuerst noch zögerlich, dann immer überzeugter: ich fahre mal so weit ich kann Richtung Le Puy-en-Velay. Wenn es mir dann das Hinterrad zusammenlegt, stelle ich das Cutthie bei einem Accueil Jacquaire unter und gehe zu Fuss nach Le Puy-en-Velay weiter – denn dorthin will ich unbedingt, jetzt weiss ich es!
Wegen der Satteltasche auf dem Lenker fahre ich ständig in den Drops und komme entsprechend gut voran, und so erreiche ich kurz nach 18h Montbrison. Beim ersten Kreisel hält der lokale Rennradklub sein Debriefing nach der Samstagsausfahrt ab. Ich erkläre ihnen kurz meine Situation, und nach ein bisschen Gequatsche nimmt mich einer der Gümmeler in Schlepptau und führt mich zu einem der beiden Montbrisonnaiser Velomechs, welcher eigentlich bereits um 18h00 Feierabend gemacht hat. Aber o Wunder, er hat noch offen, und innerhalb einer Viertelstunde ist das Rad geflickt – hurra!!!
Ich freue mich gewaltig, die Tour kann mit dem Cutthie weitergehen! Wegen der fortgeschrittenen Stunde nehme ich mir ein Zimmer im
Gil de France. Die Tour disponiere ich wie folgt um: statt die Hautes Chaumes du Forez von Norden her über den Col du Béal zu erreichen, werde ich es von Südwesten her tun, vom Col du Baracuchet.
50) So, ich höre hier mal auf mit dem ersten Teil, hier noch ein Teaser für den zweiten Teil:
Da so ein Reisebericht doch mit erheblichem Aufwand verbunden ist, bin ich Euch für aufmunternde Worte für Teil 2 verbunden :-)