Ciao a tutti,
Ein wunderbares Frühlingswetter war angesagt über Frankreich (17°C in Aumont-Aubrac, auf 1150 m.ü.M!) und die Familie versorgt: also los nach Frankreich! Der Plan war, die
letztjährige Tour von Le Puy-en-Velay aus fortzusetzen: durch die Margeride und Aubrac sollte es nach Conques und Rocamadour gehen, und wer weiss, vielleicht würde es sogar bis an den Atlantik reichen! Aber es kommt nicht immer so wie man es sich denkt und wünscht – aber lest selber 😊
Ah, noch etwas: ich bin ehrlich gesagt zu faul die Tour auf einer Karte nachzuzeichnen. Die paar erwähnten Orte sind mehr oder weniger alle auf
Viamichelin oder im
Géoportail auffindbar. Falls es fragen zur Route gibt kann ich gerne versuchen sie zu beantworten.
Tag 1 und 2: Von Le Puy-en-Velay nach Landos und zurückDie Anfahrt vom Wallis nach Le Puy-en-Velay verläuft problemlos. In Le Puy liegt Frühling in der Luft:
Ich hüpfe rasch hoch zur Kathedrale…
…und zünde bei der berühmten Marienstatue eine Kerze an:
Dann radle ich auf einer
Voie Verte Richtung Süden. Es handelt sich dabei um die ehemalige Bahnlinie von Le Puy nach Langogne, welche bis Costaros zur Voie Verte umgebaut ist. Durch mehrere lange Tunnels…
…und über eine Brücke…
…erreiche ich die Hochebene bei Cayres:
Mein heutiges Ziel ist der Lac du Bouchet: dort habe ich ein kühles Bad vorgesehen, um danach im benachbarten Le Bouchet-St-Nicholas zu übernachten. Ich rufe mal in der Auberge an, welche ich vor der Abreise nachgeschaut habe. Entgegen der Angabe auf der Homepage hat das Etablissement aber offensichtlich nicht das ganze Jahr geöffnet (immerhin nehmen sie das Telefon ab) – und im Dorf haben auch alle anderen Übernachtungsmöglichkeiten momentan geschlossen. Ich rufe bei einem Gîte d’Etape in Pradelles an, auch der hat zu. Dann muss ich wohl bis Langogne fahren, dort sollte etwas offen haben. Die Sonne steht weit unten am Horizont, und es wird kalt – aber das Pedalieren gibt schön warm. Ein Bad im See liegt aus zeitlichen Gründen nicht drin…
In Landos frage ich in einer Bar, ob es im Dorf etwas zu übernachten gebe, was verneint wird. Also fahre ich weiter. Nach 50 m die nächste Bar, zusätzlich angeschrieben mit «Gîte». Scheint offen zu haben – und ja, sie haben ein Zimmer für diese Nacht. Glück gehabt 😊 Nach Essen und Duschen liege ich im Bett und merke, dass mir alles zu viel ist: beim Job gibt es im Februar und März immer sehr viel zu tun, und eigentlich habe ich nicht wirklich Zeit um eine ganze Woche weg zu sein. Zudem hat jeder Kilometer Richtung Westen eine längere Heimfahrt als Konsequenz – und der Stress mit Übernachtungsplatz finden macht mich auch nicht gerade an. (Von meinen schlechten Winterbeinen wollen wir gar nicht erst reden 😊)
Am nächsten Tag purzle ich dann als erstes zum Lac du Bouchet. Auf dem Weg dorthin sehe ich im Westen die lockenden Weiten der Margeride. Irgendwann werde ich wiederkommen 😊
Am Lac du Bouchet nehme ich ein kurzes Bad, gefolgt von einer laaangen Pause. Der Ort ist sehr lauschig, und die Temperaturen lassen es zu sich gemütlich hinzulegen. Herrlich!
Über kleine Strässchen suche ich den Weg zurück nach Le Puy-en-Velay (etwas Besseres kommt mir gerade nicht in den Sinn). Die Voie Verte von gestern meide ich lieber, die hat mir fast zu viele Tunnels. Bei einer kleinen Brücke mach ich nochmals längere Zeit Pause, danach haue ich es definitiv nach Le Puy:
Tag 3: Von Le Puy-en-Velay über die Via Fluvia nach St-Bonnet-le-Froid Einen Moment zögere ich: gleich mit dem Zug wieder nach Hause könnte eine Option sein. Aber da gibt es ja noch die Via Fluvia Richtung Osten…
Also verlasse ich Le Puy…
…auf der D103, um in Lavoûte-sur-Loire Richtung Osten abzubiegen. Hier wurden Teile des meterspurigen Bahnnetzes
Réseau du Vivarais sowie der normalspurigen Linie
Firminy – Saint-Rambert-d'Albon zur Via Fluvia umfunktioniert.
Zuerst geht’s eher unspektakulär durch die Ebene bei Beaulieu:
Danach folgen ein paar sehr schöne Kilometer entlang von Sandsteinformationen…
…und waldigen Schluchten,…
…mit der einen oder anderen Brücke:
Tunnels hat es keine, was ich nach der vorgestrigen Erfahrung ganz angenehm finde. Generell finde ich diese Voie Verte ein absolut empfehlenswertes Highlight! Nach ein paar Kilo- und Höhenmetern erreiche ich die Hochebene um Yssingeaux mit ihren ehemaligen Vulkanen:
Irgendwann wechselt der Untergrund von Schotter auf Teer,…
…und es geht über Flüsse…
…und Brücken…
…durch die höheren Ebenen des Velay. Die Via Fluvia ist gut eingerichtet: allenthalben hat es Sitzbänke und grössere Rastplätze – entsprechend ist sie auch ordentlich frequentiert an diesem Sonntag.
Der Mont Mézenc kommt rechts von der Bildmitte ein erstes Mal ins Blickfeld:
Nach Dunières überquere ich noch einen letzten Viadukt…
…bevor ich in Riotord die Via Fluvia verlasse. Als Bewohner des trockenen Wallis gefallen mir die kleinen Bäche in der Gegend:
In Les Setoux finde ich Trinkwasser – herrlich! Hier haben meine Frau und ich vor Jahren auf dem Weg von Genf nach Le Puy übernachtet. Leider steht der Gîte d’Etape nur noch Gruppen zur Verfügung, also rufe ich bei einem Hotel in St-Bonnet-le-Froid an; die haben ein Zimmer frei.
Durch viel Wald steige ich hoch zum Col de la Charousse…
…und danach auf sehr grobem Schotter auf den Grand Felletin. Die Aussicht reicht vom Rhonetal über die Alpen bis in die Provence – sogar den Mont Ventoux kann man sehen (auf dem Foto nicht):
Steinig purzle ich im Wald auf der Südseite runter…
…bevor der Weg ein bisschen besser wird:
Hier ist im 2. Weltkrieg ein Flieger der Alliierten abgestürzt (weitere Infos
hier auf Seite 3):
Mit viel Sonne und Teer erreiche ich schliesslich mein Hotel etwas ausserhalb von St-Bonnet-le-Froid:
Leider will mir die Hotelwirtin zum Nachtessen nur eine kalte Platte servieren – ich habe aber unheimlich Kohldampf. Daher verschiebe ich mich vor dem Essen noch ins Dorf und erbeute in der lokalen Bäckerei in letzter Minute zwei Stück Pizza und ein ordentliches Sandwich – ufff 😊 Ich verschlinge meine Beute in der Bar nebenan. Die Leute erzählen mir, dass die Winter in der Gegend früher schneereich und hart waren, seit einigen Jahren ist Schnee aber selten geworden.
Beim Rückweg komme ich in den Genuss eines wunderschönen Sonnenuntergangs:
Das Hotel liegt sehr ruhig, und man sieht enorm viele Sterne – wow! Leider wird die Idylle vom Lärm von in grösser Höhe vorbeiziehenden Flugzeugen gestört – unglaublich wie laut die Dinger sind… Ich verstehe nicht wieso die Leute so oft ein Verkehrsmittel mit dermassen massiven Nebenwirkungen wählen, wenn das Gute doch so nah liegt... Aber man muss nicht alles verstehen 😉
Tag 4: Von St-Bonnet-le-Froid durch das nördliche Vivarais nach ValenceIm Hotel lag ein Prospekt des
lokalen Thermalbades aus. Ich finde es recht anmächelig, da es aber erst um 10h öffnet mache ich noch eine kleine Runde an St-André-en-Vivarais vorbei…
…nach Le Mas-de-Tence. Die Vögel zwitschern, die Wälder und Wiesen hören still zu. Ich find’s schön und geniesse es. An diesem mächtigen Kerl vorbei geht mein Weg zurück nach St-Bonnet-le-Froid:
In der Steigung fällt mir auf, dass ich gestern auf der Via Fluvia mehr gekeucht habe. Mir scheint fast, dass Eisenbahntrassen eine grössere Steigung aufweisen als diese superangenehmen französischen Mikropässe, bei denen man so herrlich hochfliegen kann.
Beim Thermalbad ist dann erst um 11h ein Slot frei. Da ich in Valence um 16h45 auf den Zug will verzichte auf das Bad und mache mich auf den Weg. Kurz nach St-Bonnet-le-Froid eröffnet sich ein herrlicher Blick ins leicht unübersichtliche Tälersystem des nördlichen Vivarais:
Wir sind nicht mehr im Departement Haute-Loire sondern in der Ardèche, entsprechend hat auch wieder ein bisschen mehr Passschilder:
Lalouvesc glänzt mit interessanten Fassaden…
…und einer Aussicht bis zum Mont Blanc:
In Lalouvesc hat es eine grosse Anzahl an Hotels – ob dies mit der Pilgerei zu den
Reliquien des Heiligen Régis zu tun hat?
Über eine herrliche Hangstrasse radle ich zum Château de Rochebloine, welches
hier auch schon Thema war. Es ist warm wie im späten Frühling, und wieder mal dominiert der Mont Mézenc das Blickfeld:
Blick zurück aufs Château. Mir scharfem Blick kann man gerade noch die letzte Mauer erblicken, welche davon übrig ist:
Forstwirtschaft ist wichtig in der Gegend: allenthalben liegen Baumstämme am Strassenrand, und an der hier gezeigten Stelle riecht es wunderbar nach Harz:
Über Nozières und an Pailharès vorbei…
…komme ich zu dieser hübschen Brücke…
…und zu diesen zwei hübschen Gesellinnen (oder sind es Gesellen?):
Von ihm (oder von ihr?) kann ich bezüglich Ruhe und Gemütlichkeit noch einiges lernen. Übrigens, was da wohl rechts ins Bild lugt? Kleiner Hinweis: wir sind im Departement Ardèche 😊
Genau: ein Passschild – glaub das tiefste in meiner bisherigen Radlerkarriere:
Nach Colombier-le-Vieux geht’s durch die Schlucht des Doux. Hier verkehrt auch eine
Dampfbahn:
Blick zurück, Richtung Westen:
Grand Pont über die Schlucht:
Und dann ist auch schon Tournon-sur-Rhône und Tain-l'Hermitage erreicht:
Dem Ostufer der Rhône nach radle ich jetzt südwärts, nach Valence. Schon seit längerem sehe ich blühende Büsche – immer wieder schön, nach dem blütenarmen Winter:
Und dann erreiche ich rechtzeitig Valence, und diese Mal fährt der Zug (das war ja beim
letzten Mal nicht der Fall 😊).
Auf der Heimfahrt leuchten mir dann die Felsen des Vercors entgegen – wow, so schön! Mal gucken wo es mich beim nächsten Mal hinziehen wird 😊