Hallo allerseits!
Ich plane meine nächste Tour für ca. acht Wochen im April zu starten. Es soll Richtung Spanien gehen, mit mehreren Umwegen von Mitteldeutschland aus ins Rhone-Tal und dann am Mittelmeer entlang und über die Pyrenäen. Da ich mich nicht hetzen will, die Zeit begrenzt ist und zwischendurch diverse Verabredungen zu planen sind wüsste ich gern im Vorfeld, wie umständlich in Frankreich und Spanien das Rad mit in die Bahn genommen werden kann. Hier gibt es doch gewiss Menschen, die derlei schon erfahren haben?

Für Deine Zwecke - wenn ich es richtig verstehe: hin und wieder kleinere Strecken mit dem Zug zurücklegen - ist es in Frankreich gut. Im Regionalverkehr (TER) kannst Du grundsätzlich* das Rad mitnehmen, ohne Reservierung und ohne Kosten.
Schwierig ist der Fernverkehr, es gibt Mitnahmemöglichkeiten im TGV, die werden aber immer weniger und müssen reserviert werden.

In Spanien kenne ich mich nicht aus.

*grundsätzlich bedeutet "mit Ausnahmevorbehalt" - in manchen TER ist es nicht möglich, teilweise gibt es zeitliche Einschränkungen, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Rhonetal und Mittelmeer geht nach meiner Erfahrung (die reicht von Lyon bis Béziers) aber gut.

Hallo Holger,
vielen Dank!


Ja, ich plane die Strecke erst Mal per Rad, aber wenn es die Umstände ergeben wüsste ich gern, dass ich spontan in die Bahn steigen kann und die nächste Verabredung nicht canceln muss.

Das dürfte entlang der Strecke in Frankreich gehen - wie planst Du denn, ins Rhonetal zu gelangen? Entlang des Doubs? Da funktioniert der spontane Umstieg in die Regionalzüge auch - oder sagen wir, semispontan, kommt halt drauf an, wann die Züge fahren. "Takt" (nicht ganz das passende Wort für das System in Frankreich) ist teilweise dünn. Das ist aber eine schöne Radstrecke, da würde ich zusehen, auf dem Rad zu bleiben. Vor allem das Rhonetal bietet sich ggf. an für eine kurze Zugstrecke, das ist nicht immer wirklich schön. Es sei denn, Du hast Mistral, dann bist Du auf dem Rad genauso schnell wie mit dem Zug

Das hängt etwas davon ab, wie lang ich in Deutschland unterwegs bin und ob ich bei Freiburg über die Grenze fahre oder noch einen Abstecher Richtung Schaffhausen mache und dann durch die Schweiz fahre. Und vom Wetter natürlich auch, im Mai muss man ja noch mit allem rechnen, was die Meteorologie zu bieten hat.

ich bin mal in der ersten Dekade Mai auf einer Fahrt nach Nimes im Großraum Lyon von einem heftigen Wintereinbruch mit starkem Schneefall überrascht worden. Aber zum Glück war es dann während meiner weiteren Tour durch die Camargue und weiter bis an den Rand der Pyrenäen doch nocht recht ordentlich, wenn auch etwas kühler als erhofft.

Neben TER und TGV verkehren auch noch Intercités. Da braucht es für das Velo mal eine Radreservierung (kostet dann 10 €), mal nicht (ist dann frei). Auf der Strecke Toulouse - Bordeaux ist es z.B. reservierungspflichtig, auf Toulouse - Bayonne nicht (Stand letztes Jahr). Diesbezügliche Buchungen sind u.a. auch über Trainline möglich.

Ein paar Bemerkungen zur Verbindungssuche und Fahrscheinkauf: Wenn es nicht um eine Verbindung geht, auf der ohnehin nur Regionalzüge verkehren, dann empfiehlt es sich das Ticket am Schalter bzw. im Reisezentrum zu kaufen. Die Mitarbeiter der SNCF bekommen Verbindungen angezeigt, die in der Onlineauskunft nicht angezeigt werden. Dort wird man auch kompetent über tageszeit- und altersabhängige Ermäßigungen informiert.

Super, vielen Dank für die Infos!

Falls noch jemand derartiges oder anders lautendes für Spanien zu berichten weiß - immer her damit!

Katalonien dürfte mit Regionalzügen kein Problem sein, ebenso wie weitere Teile von Nordspanien. Teilweise mit Schmalspur. Erfahrung stammt aber aus 2013.
Bei der Gelegenheit sollte ich auch die "Vias Verde" erwähnen, d.h. die Bahnradwege in Katalonien.

Von Avignon via Marseille nach Toulon ging letztes Jahr im TER jedenfalls ohne Probleme, auch wenn das Rad halb im Gang stand und aus Marseille raus der Zug zunächst ziemlich voll war.
In Katalonien ist die Radmitnahme in Regionalbussen übrigens recht problemlos. Das Rad kommt unten ins Gepäckfach und die Mitnahme ist sogar kostenlos.

Wir sind gerade mit dem Tandem in Spanien unterwegs, daher ein paar aktuelle Infos:

In MD-Zügen (Media Distancia) kann man Fahrräder unzerlegt mitnehmen. Das kostet 3€ pro Rad. MD-Züge entsprechen ungefähr unserem Regionalexpress. Wir meiden Stosszeiten, am bestern um die Mittags- oder Nachmittagszeit fahren!

Im Talgo (Schnellzug) kann man Räder ausschließlich im Transportkarton verpackt mitnehmen. Achtung, es existieren Strecken, auf denen ausschließlich Talgos fahren. ZB von Linares-Baeza nach Cordoba.

Die Fahrplanauskunft auf www.renfe.com ist keine grosse Hilfe, da bei angehakter Radmitnahme trotzdem alle Verbindungen angezeigt werden.

Die vollständigen Bestimmungen zur Fahrradmitnahme in Spanien stehen hier: http://www.renfe.com/EN/viajeros/info/bicicletas.html
 

Das ist wirklich zu sehr vereinfacht und gleich dreimal falsch. Nicht alle Fernverkehrszüge sind Talgo, viele mit Talgo-Einheiten gefahrene Züge heißen nicht Talgo (sondern Altaria, Euromed und einige andere) und gerade Kartons sind nicht sehr praktikabel. In Talgo-IV-Einheiten sind die meisten Gepäckregale so klein, dass ich auch meine faltbaren Böcke nur schwer unterkriege. Talgo IV sind die ersten Talgo Pendular mit großen Fenstern und nach innen öffnenden Klapptüren:



An den Stirnseiten ist die Version bei Talgoeinheiten in Form der ersten Ziffer der Nummer der Einheit angeschrieben, seitlich unter den Wagennummern auch. Vorkommen kann eigentlich nur noch 4, 6 und 7.

Ein Tipp bei den Talgo IV ist der Personenendwagen, siehe Bild. Einmal sind die Endwagen kleiner als die Mittelwagen und am Übergang zum nächsten Wagen gibt es zwei Regale, bei denen man einen Zwischenboden hochklappen kann. Das ist zwar nur deshalb so, um eine dahinterliegende Wartungsklappe zu erreichen, aber das kann einem egal sein. In den neueren Talgo VI und 7 (und den Triebwagenabkömmlingen mit denselben Mittelwagen wie die der Reihen 102 und 130, letztere meist als »Alvia« eingesetzt) sind die Regale größer, aber ein Fahrrad in einem üblichen Karton passt auch nicht rein.


Talgo 6 (umspurbar)


Reihe 130, Talgo 7 mit passenden Triebköpfen

Generell rate ich vom Kartontransport schon wegen der Unhandlichkeit ab. Bei allen Zügen, die Schnellfahrstrecken befahren, gibt es vorher Gepäckkontrollen. Der Weg von der Gepäckkontrolle bis zum Zug kann fallweise verdammt weit sein. Unkontrolliert kommt man in der Regel nur dann auf einen Bahnsteig, wenn der betreffende Zug keine Regelspurabschnitte befährt.

In MD-Zügen ist die Fahrradmitnahme im Ganzen in der Regel auf drei Fahrräder begrenzt. Die Stell- bzw Hängeplätze liegen in den Triebwagen der Reihen 449 (El) und 599 (Diesel) hinter dem auffälligen Niederflureinstieg.


Reihe 599, Plasencia

Allerdings zumindest bisher nicht im Niederflurbereich, sondern hinter vier Stufen:

599, bei 449 ähnlich

Mehr als die drei reservierungspflichtigen Plätze gehen offiziell nicht, doch gegenüber liegt der Gepäck- und Rollstuhlplatzraum


Der Rest ist Sache des Nutzers. Rollstuhlplätze sollte man freilassen oder zumindest in der Lage bleiben, sie kurzfristig zu räumen.


Es gibt durchaus auch Regional- oder MD-Züge ohne offizielle Fahrradmitnahmemöglichkeit. Das ist vorher nur schwer einzuschätzen.

Meine Erfahrung (Februar 2019) am Bahnhof in Malaga (dort werden alle Bahn-Passagiere kontrolliert wie man es sonst nur von Flughäfen kennt, incl. Schlangestehen, Gepäckröntgen, Schuhe ausziehen, Gürtel abnehmen.) Auskunft am Fahrkartenschalter, als ich dort mit meinem bepackten Reiserad auftauchte um ein Ticket nach Cordoba zu lösen: Fahrradmitnahme sei generell nicht möglich in Spanien. Auf meine Rückfrage nach Regionalzügen erneutes Kopfschütteln. Pah, dann eben nicht, sagte ich mir, ging nach nebenan zur Autovermietung, Golf-Klasse gebucht, Rückbank umgelegt, Gepäck und Rad reingelegt (vorher Sattel und Vorderrad abgemacht) und mit schlechter CO2-Bilanz die Autobahn genommen. M.a.W. Spanien - Bahn - Fahrrad, schwierig, schwierig. Ganz im Gegensatz zu Frankreich, wo ich in den letzten Jahren mit Ausnahme TGV nie Probleme hatte.

Hast Du gelesen, was ich geschrieben habe? Fahrradmitnahme nach deutscher Art gibt es im spanischen Fernverkehr tatsächlich nicht und das ist auch nicht neu. Wenn Du Dein Fahrrad so wie beschrieben verkleinerst und einpackst (was üblicherweise auch Bus- und Fluggesellschaften verlangen), dann klappt die Mitnahme auch in AVE-Zügen.


TGV/AVE Madrid-Atocha–Toulouse Matabiau, 27. Juni 2014

Oder wolltest Du nur für Autovermieter werben?