Übersicht:
Teil 1 Tübingen - Salzburg - Tauernschleuse - Triest --->
Teil 2 Ancona - Peloponnes-Nord-Süd 1: Patras - Kalavryta - Dimitsana Teil 3 Peloponnes-Nord-Süd 2: Dimitsana - Gythio - Kythira Teil 4 Kreta 1: Chania - Lassithi - Kaminaki-Katofigi-Paß - Myrtos - Males-Prina-Kritsa-Höhenstraße - Aghios Nikolaos Teil 5 Kreta 2: Aghios Nikolaos - Heraklio - Piräus - Peloponnes-Ost-West: Nafplio - Tripoli - Olympia - Zakynthos - Patras Teil 6 Ancona - Forli - Bologna - Po-Oglio - Verona - Innsbruck Sodele, es geht weiter.
Warum der Titel so heißt? Ich bitte noch um etwas Geduld, das wird später noch ganz deutlich werden.
Von der Abreise im Hinterhafen zu Triest berichte icht nichts weiter, und von Bildorgien des Hafens von Ancona verschone ich uns, das war hier oft genug zu sehen. Nur einige kleine Detailbilder erlaube ich mir zu bringen.
Es geht los mit der Einfahrt, gesehen von hoch zu Schiff auf Deck 11:
Immerhin scheint freundlich die Sonne:
Angesichts der beeindruckenden 28 Knoten, die die Fähre hinlegt, zeit der Blick nach hinten: heute ist mehr Meer:
Das beeindruckt auch die nachfolgenden Generationen:
Es gibt schöne Abendhimmel:
Auf Deck wird Campieren geduldet. Nur dauert das seltsamerweise immer nicht so lange, bis diese Erscheinungen wieder verschwunden sind. Entweder der Klabautermann ist nachtaktiv, oder es ist schlicht das Wetter trotz wolkenlosen Himmels zu unwirtlich:
Unter Deck stehen unzählige Laster, im Selfservice entdecke ich für mich nur zwei, denen aber bin ich anscheinend kaum gewachsen.....:
Früh morgens erfreut sich Igoumenitsa einer ernormen Hintergrundbeleuchtung:
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Neuer Hafen Patras.
225x30 m, 68000 PS, 52 km/h, 3 km Ladefläche :
Ab Patras athenwärts beginnt eine Baustelle. Die gute Info: es ist nur eine. Die schlechte Info: sie ist 40 km lang. Ich habe wieder beschlossen, hier nicht mehr zu radeln. Beton- und Abraumlaster nebst mautflüchtenden Lieferwagen verschaffen einem laut hupende und mit dem Charme von weißem Staub versehene Willkommensgrüße.
Das nötige Kuschelfeeling kommt auf, weil die Straßenbreitenbegrenzung auf zwei magersuchtverdächtig schmale Fahrspuren voll wirksam ist. Dennoch kommt das EU-finanzierte Projekt nicht zum Abschluß, auf der parallelen Autobahn quält sich der Verkehr mit 80 durch die Gegend. Hier nur zwei kleiner Eindrücke:
In Ägio gibt es genau 1 Hotel, der Chef kennt mich schon, auch diesesmal bin ich entweder der einzige Gast oder einer von max 3en.
Über dem Golf von Korinth geht die Sonne auf:
Das nette, aber schmale Frühstück erfährt nach nur wenigen Kilometern eine gewisse Anreicherung:
Die heute an sich geplanten 1300 Höhenmeter auf 30 Kilometer hatten mich schon im nahen Vorfeld bedroht. Abhilfe verschaffte mir die freundliche und fähige Tochter des Hoteliers. Sie eruierte, daß die von Diakoptó startende, berühmte Zahnradbahn nach Kalávryta erstens nicht ausgebucht und zweitens mein Fahrrad mitzunehmen gewillt ist.
Von der Strecke Athen-Kiato abgesehen, der einzige auf der Peloponnes verbliebene Bahnhof in Betrieb:
Diese Aussichten täuschen:
Es geht durchaus modern zu:
Ich hatte zwar angeboten, das Rad zu falten, was sich aber als nicht erforderlich erwies:
Die folgende einstündige Fahrt von der Küste in die Berge hoch ist tatsächlich so abenteuerlich, wildromantisch und eindrucksvoll, wie überall beschrieben. Man staunt: für die damalige Zeit eine enorme Leistung, so eine Trasse zu bauen. Zunächst ist es noch relativ flach:
Aus den gewölbten und spiegelnden Zugfenstern zu fotografieren ist unbefriedigend, deswegen hie nur noch ein Bild von der Engstelle:
An der Endstation in
Kalávryta sieht dann alles wieder ganz harmlos aus.
Diesen Ort, ein Synonym für die Kriegsverbrechen der Wehrmacht in Südosteuropa, zu besuchen, war mir schon lange ein Bedürfnis gewesen. Die Kleinstadt konnte sich eines sehr hochstehenden Kultur-, Bildungs- und Sozialniveaus erfreuen. Gerade das muß den Teufeln ein besonderer Dorn im Auge gewesen sein. Das Schulgebäude war gerade erst errichtet worden, in dieser Größe auf dem Land einmalig.
Als sich ein Anlaß geboten hatte, wurde die gesamte Bevölkerung in das Gebäude gesperrt und anschließend alle männlichen Einwohner ab 14 auf eine für diesen Zweck geeignete steile, kesselartige Anhöhe getrieben. Unter fortlaufenden Versprechungen, es werde niemandem etwas zuleide getan, wurde die Bevölkerung bis zum Schluß einigermaßen in Ruhe gehalten. Die Deutschen litten unter einer enormen Angst vor Partisanenaktivitäten.
Die Maschinengewehre waren schon aufgestellt worden, aber unter Planen verborgen. Mehrere Stunden dauerte dann die Exekution, während derer die Frauen und Kinder unter 14 in einen Raum eingeschlossen waren und alles mitanhören mußten. In Panik und aus Angst davor, daß das Schulgebäude angezündet werden sollte, konnten sie schließlich ausbrechen und wurden von einigen wachhabenden Soldaten nicht daran gehindert.
Der Ort wurde anschließend aber vollständig ausgeplündert und niedergebrannt, einschließlich der Nutztiere und Vorräte. Die Beute schafften sie mit der Zahnradbahn an die Küste runter. Der Standardjargon, die Bevölkerung betreffend, lautete ja "Banditen". Derart waren ja dann auch die knappen Berichte der Generäle formuliert. Pervers, daß sich in einer Stadt voller Banditen dann soviel Dinge findet, die die Soldaten nach dem Blut- im Beuterausch fortraffen, egal, ob nützlich oder nicht.
Die Frauen haben dann unter den Bergen der Leichen ihre Männer und Kinder gesucht und mit bloßen Händen begraben. Sie standen teilweise knöcheltief im Blutmatsch.
Man kann das alles heute in einem sehr gut gemachten Museum, welches sich im wiederaufgebauten Schulgebäude befindet, erfahren und in sich aufnehmen. Obwohl ich mich viel mit den Ereignissen der damaligen Zeit befaßt habe, war ich schon sehr betroffen. Was sind schon 70 Jahre. Und wo stehen wir heute. Und wie böse können Menschen eigentlich sein. Unbegreiflich.
Meine gute Laune über den Rest des Tages ist zwar nicht ruiniert, aber zum Trällern ist mir nicht zumute.
Einige Bilder dazu:
Ausbruchstüre für die eingesperrten Frauen:
Skulptur vor dem Museum:
Die stehengebliebenen Uhren im Originalzustand:
Ich laufe den Weg hoch zum Ort des Massakers und der dortigen Gedenkstätte:
Namen...:
....und Stille:
"Nie wieder Krieg - Frieden" ist mit weißen Steinen auf den Hang geschrieben.
Die Lieblichkeit, die die Natur mir heute bietet, scheint dem Ernst des Ortes zu spotten:
Das Städtchen heute:
Dennoch: man lebt nicht nur in Erinnerungen. Auch das Jetzt muß zu seinem Recht kommen:
Der nächste Tag führt mich auf durchgehend 600 - 900 m Höhe durchs Kernland der Peloponnes. Hier oben ist es zwar gut geheizt, aber dennoch nicht so überhitzt wie an den Küsten und in den Städten. Ein an sich hervorragendes Fahrradwetter..
Zunächst aber machen mir fremde Eindringlinge das Leben schwer:
30 Minuten kein Auto. Wer wollte da nicht genußvoll weiterradeln!:
Kleine Pause am Bach:
Soviel Grün im August im heißen Südosten:
Es ging allerdings nicht immer so lauschig zu, auch lange Durststrecken waren durchzuhalten. Endlich ist aber mein Tagesziel Dimitsána in Sicht:
Es liegt quasi auf einer Paßhöhe auf 950 m und bietet zu allen Seiten spektakuläre Ausblicke in Landschaft, Berge und Natur:
Mein Hotel liegt etwas außerhalb direkt über der Schlucht des Lousios:
Onkelchen darf auf den Balkon:
Tavli - davon ging alles aus. Daß die Welt Backgammon hat, hat sie den Griechen zu verdanken - sagen diese. In der Tat gibt es nirgendwo so viele unterschiedliche Spielvarianten. Dennoch ein aussterbendes Vergnügen:
Hier beende ich den zweiten Teil.