Übersicht:
Teil 1 Tübingen - Salzburg - Tauernschleuse - Triest Teil 2 Ancona - Peloponnes-Nord-Süd 1: Patras - Kalavryta - Dimitsana Teil 3 Peloponnes-Nord-Süd 2: Dimitsana - Gythio - Kythira --->
Teil 4 Kreta 1: Chania - Lassithi - Kaminaki-Katofigi-Paß - Myrtos - Males-Prina-Kritsa-Höhenstraße - Aghios Nikolaos Teil 5 Kreta 2: Aghios Nikolaos - Heraklio - Piräus - Peloponnes-Ost-West: Nafplio - Tripoli - Olympia - Zakynthos - Patras Teil 6 Ancona - Forli - Bologna - Po-Oglio - Verona - Innsbruck Mit der betagten Vitsentzos Kornaros geht es runter nach Kissamos, Westkreta. Ein harmloser 45 km Roller bis Chaniá schließt sich an. Abendstimmungen:
Die Markthalle:
Wers mag....:
Viel habe ich an der Nordküstenstraße nicht geplant, hier nur das Lokal, wo ich mir an einem
Mousakás doch recht gründlich den Magen verdorben habe (links nach den Postkarten):
Vier Stunden richtiggehendes Elend mit Übelkeit und Schwäche sind die Folge, ausgestanden auf einem Mäuerchen am Straßenrand liegend. Das Hotel in Réthymno liegt zum Glück in 200 m Höhe über der Stadt, sodaß ich meine größte Freude habe, in diesem Zustand noch die Wand hochschieben zu dürfen.
Noch größeres Vergnügen bereitet mir, daß das Hotel, welches mit gigantischer Aussicht über Stadt und Meer wirbt, mir, der eben diese Aussicht gebucht hat, sagt, nunja, "Aussicht" kann auch bedeuten, hinten in den Wald zu sehen.
Blick von der morgendlichen Abreise:
Ich bin immer noch leicht angeschlagen und nutze die Öffis. Zumal die Straße nach Iráklio nun nicht mehr zu meinen Traumstrecken zählt:
Den Stopover in Iráklio überspringe ich. Nach 40 km ist
der Ballermanndie Sommerfrische Mállia erreicht. Wiedereinmal, es ist schon 14:00, habe ich mich planerisch überschätzt und die 1200 HM auf 18 km , die jetzt auf die Lassíthi Hochebene anstehen, werde ich nicht mehr aus eigener Kraft fahren. Linienbusse verkehren hier kaum und so wird es eben ein Taxi, finanziell verkraftbar. Auf der Paßhöhe packe ich aus, schraube das Rad wieder zusammen und posiere es vor den Windmühlen:
Neben mir hält ein Lieferwagen und spuckt einige hoffnungsfrohe Extremtouris aus, die auf den mitgeführten MTBs jetzt die Straße ins Tal runterrollen dürfen. Unten werden sie dann wieder eingesammelt....
Mir bleibt der Blick in die Hochebene:
Das Maison Chronio ist eine sehr angenehme Unterkunft, hingebungsvoll von Vassilis und Christine geführt, außerhalb des Ortes Tsermiádo im Grünen gelegen. Dazu gehört ihre Taverne im Ort. Habe mich sehr schnell mit Vassili angefreundet, wir haben uns prima verstanden, da er auch gerne Rad fährt, nach der Saison mit dem MTB in den Bergen.
Das Abendessen endet damit, daß mir Christine die von mir gewünschten Cornflakes und die Milchtüte fürs Frühstück in die Hand drückt, die sie eben noch schnell besorgt hat und mir dann den Kaffee auf 8 Uhr morgens verspricht. So radle ich im Dunkeln rüber und schlafe prima.
Die Lassithi Hochebene ist eingermaßen kreisrund, ringsrum von einer Bergkette umgeben und hat eigentlich nur zwei Ausgänge, die über den Kragen zur Nordküste hinunterführen. Nach Süden durchs Hochgebirge führte früher immer nur ein Feldweg, den die Schafs- und Ziegenhirten nutzten. Seit einiger Zeit ist dieser aber asphaltiert und auf seine Weise das pure Abenteuer. Man vernichtet da in vielen Kurven jede Menge Höhenmeter auf kurzer Distanz.
Für mich war das schon lange eine Wunschstrecke und die steht jetzt heute morgen auf dem Programm. Vassili läßt es sich nicht nehmen, mich sowohl in das Ausgangsdorf Kamináki gegenüber zu bringen, sondern auch noch 200 m hochzufahren, Anschub sozusagen. Er pflückt noch schnell im hauseigenen großen Garten die Zucchiniblüten, sie werden lecker (wie Weinblätter) gefüllt und mittags im Restaurant angeboten werden:
Als er dann schließlich mein Rad vom Pickup ablädt, sagt er: jetzt los. Du dachtest doch nicht etwa, daß ich dich ganz hochfahre (Augenzwinkern). So ein bißchen was sollst du schon auch selber arbeiten. Und ich will jetzt sehen, wie du losfährst! Sehr nett. Ein Stück weiter oben habe ich einen schönen Rückblick auf die Hochebene in der Morgensonne:
Ich schraube mich langsam in die Höhe, 1200 m werden es werden, alle 20 Minuten kommt ein Auto vorbei:
Den Paßgipfel erreicht, liegt einem die ganze Bergwelt zu Füßen:
Auch hier hält wieder ein Auto an, ein Geistlicher sitzt am Steuer und fragt, ob ich kalá sei, also in Ordnung, und ob ich genau wüßte, wo ich hin will. Sehr aufmerksam. Die Straße bleibt asphaltiert und ist einfach nur ein Traum:
Ein Ziegenhirte im Auto hält an. Nach kurzer Zeit stürzen sich seine Tiere die senkrechte Felswand runter und knabbern begierig das einfach auf die Straße gestreute Maisfutter:
Etwas flachere Abschnitte folgen:
Auch eine Abbildung des Autors erfolgt:
Technisch extrem anspruchsvoll und stativfrei umgesetzt:
Nach einigem Hinundher beginnt die Abfahrt:
Der Tiefenmeter ist noch lange nicht genug:
Irgendwann erreiche ich dann aber doch die Hauptstraße und rolle in das Dorf Marthiá ein, wo ich im Schatten vor einer Taverne meinen Flüssigkeitsbedarf decke und der aufgeregten Unterhaltung dreier Griechen lausche, die in regelmäßigen Abständen ihren Frauen am Telefon erklären, daß sie gleich kommen...
Es geht wieder hoch. Von knapp 500 m muß ich im Laufe des Nachmittags wieder die 1100er Marke erreichen und dazwischen noch einige kleinere Gegenanstiege bewältigen. In der Ferne ein Süßwasserreservoir initten der intensiv genutzten Agrargegend:
Unterhalb der Großdorfs Ano Viannós ein typischer Friedhof:
Ich wähle statt der unanständig steilen Rampe im und nach dem Ort die nagelneue Umgehungsstraße. Viel sorgfältiger angelegt, als sowas in früheren Zeiten gemacht wurde, erosionsorientiert und sogar mit bewässerten Seitenbepflanzungen. Nicht einmal Google Maps kennt sie schon und ich erhoffe von ihr Steigungsmilderung:
Der Blick nach Süden zeigt mal wieder so einen Axthieb:
Wenn man unten an der Küste entlangfährt und nach oben schaut, sieht es genauso aus (Bild aus 2007):
Leider war das mit dem Traum von der flachen Umgehung reines Wunschdenken und ich darf doch ordentlich steile Abschnitte hochschieben. Da wäre der Weg durch den Ort abwechslungsreicher, kürzer und mit auch nicht mehr Höhenmetern verbunden gewesen:
Auch hier gab es 1943 umfangreiche Exzesse der Wehrmacht und so steht auch hier am Straßenrand ein großes Mahnmal:
Mein Ziel Mýrtos rückt aber allen Anstrengungen zum Trotz immer näher. Hier sieht man außer einem kleinen Ausschnitt aus den Gewächshausorgien, die sich auf der Südseite Kretas über 80 km hinziehen, auch die größere Stadt Ierápetra (für unsereins ein schöner Zungenbrecher, wenn man versucht, wirklich an der richtigen Stelle zu betonen...):
Mýrtos aus nur noch kurzer Entfernung:
Angekommen!
Abendliche, geschwätzige Schwalben-Mondscheinidylle im Ort:
Und ein Pläuschchen direkt vor meiner Türe:
Für allerlei Interessantes und Spielerisches zu haben: Nachwuchs auf dem Schilfdach eines Strandschirms am anderen Morgen:
Und wieder vor meinem Zimmer, das sind etwa 6 Meter und die Leute laufen quasi an meiner Bettkante vorbei. Zum Glück spiegeln die Fenster, sodaß man zwar auf dem Präsentierteller liegt, die Passanten das aber nicht wahrnehmen:
Ich mache per pedes einen kleinen Ausflug, die Straße westwärts. Und wir reden uns hier den Mund fusselig wegen Sitzproblemen:
So geht es hier an der Südküste entlang:
Die steil ins Meer abfallenden Sandsteinfelsen zeigen absurde Erosionsgebilde:
Nicht nur Lidl lohnt sich, auch Müllpicking kann erfolgreich sein:
Duschen allemal:
Die Alten werden ganz selbstverständlich überallhin mitgenommen und sind fest in die Familie integriert:
Am nächsten Tag steht wieder eine Panorama-Höhenstraße auf dem Programm. Vom Dorf Málles über Prína und Kritsá wieder auf die Nordseite nach Agios Nikólaos. Es geht los in frischer Morgenluft, bzw strammem Wind auf 600 m Höhe:
Wieder eine traumhafte Straße mit sattem Grün und fantastischen Ausblicken auf Berge und Meer:
Und nein, ich bin noch nicht reif. Geier über mir:
Ein Bauernhof:
Wieder kommt die Südküste in den Blick, im Vordergrund ehemalige Brandschäden. Ich zweige allerdings demnächst nach Norden ab:
Davor nochmal ein Rückblick auf die Sandsteinberge und Mýrtos:
Segelfalter:
Immer noch traumhaft, die Straße jetzt Richtung Inselinnerem:
Nochmal ein riesiger künstlicher Süßwassersee:
Schwalbenschwanz in der typisch südeuropäischen Gelbtönung:
Das Grinsen der Feigen:
Die Kirche von Prína:
Weiter die Panoramastraße entlang:
Pausenplatz. 20 Minuten lang nicht durch Verkehr belästigt:
Dann kommen die 700 m Schotterabschnitt:
Ja, die dort unten. Eine andere Welt:
Hier der Beweis. Die Unicrowngabel wurde in Griechenland erfunden (!):
Noch bin ich 500 m über meinem Ziel:
Leider hart und sauer:
Unten!
Und am Ziel in Agios Nikólaos:
Ende Teil 4.