Hallo Ute,
ich war – zusammen mit meiner Frau, meiner Schwester und ihrem Mann – zweimal jeweils gut drei Wochen in Vietnam: das erste Mal haben wir den Norden bereist, das zweite Mal vor allem den Süden. Zu Deinen konkreten Fragen: M. E. gibt es wohl kaum ein anderes Land der Dritten Welt, in dem allein reisende Frauen weniger Angst vor Belästigungen haben müssen. Und schöne Gegenden gibt es in Vietnam zuhauf: besonders empfehlen, auch weil weniger bekannt, würde ich die „Trockene Halongbucht“ südlich von Hanoi. Die Region ganz im Norden, nahe der Grenze zu China, ist wunderschön, klimatisch für Mitteleuropäer sehr angenehm, aber auch sehr bergig, deshalb vielleicht für Radtouren nicht jedermanns und jeder Frau Sache. Tropische Klimaverhältnisse herrschen im wieder auf ganz andere Art reizvollen Mekongdelta, südlich von Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon).
Was wir unternommen haben, war allerdings keine reine Fahrradtour: Wir hatten einen auf eigene Rechnung arbeitenden Reiseleiter namens Linh angeheuert, der bei beiden Reisen eine Tour entsprechend unseren Wünschen zusammenstellte (ich wollte z.B. unbedingt nach dem legendären Dien Bien Phu, dem Ort des Siegs über die französisceh Kolonialmacht, nahe der Grenze zu Laos), mit uns mitradelte und einen Kleinbus mit Fahrer besorgte, in dem auf Strecken, die wir nicht per Rad zurücklegten, auch die (in Vietnam entliehenen) Räder verstaut wurden. Linh, auf den wir durch Zufall gestoßen sind, war ein echter Glücksfall: Er spricht, da er als junger Mann in der DDR eine Ausbildung als Metallfacharbeiter – mit vorgeschaltetem halbjährlichem Deutschkurs, wie es zu DDR-Zeiten üblich war! - absolviert hatte, gut Deutsch, und half uns auf angenehmste Art und Weise, das Land kennen zu lernen. Und seine Leute, die zumindest abseits der touristischen Zentren und Hauptstrecken nur selten Englisch oder Französisch sprechen. Dank Linhs im Übrigen nie devoter Unterstützung sind wir sicher auch manchen Fehlern, was die Wahl von Essen und Unterkunft angeht, entgangen. Kurz: eine derart organisierte Tour ist zwar nicht ganz billig (obwohl die Preise dafür gemessen an dem, was eine derartige Betreung hierzulande kosten würde, lächerlich gering sind), aber wer es sich leisten kann, sollte sie in Erwägung ziehen. (Ich teile auf Anfrage gerne auch Linhs Mailadresse mit.)