Hallo,
da hier sehr wenig über Radtouren in Italien südlich der Toscana berichtet wird (vermutlich wegen der großen Entfernung), möchte ich einen kurzen Beitrag zu o.g. Tour veröffentlichen, die wir vor 2 Jahren Ende Juli gemacht haben.
1. Tag: Anreise mit dem Auto von Trier bis kurz hinter Lugano, wo wir das Auto stehen lassen. Dann mit dem Rad durch die Po-Ebene bis Lodi.
2. Tag: Bei strömendem Regen (aber warm, ca. 20 °C) von Lodi nach Parma durch die Po-Ebene. Die Po-Ebene ist topfeben und landschaftlich nicht besonders reizvoll aber das Terrain eignet sich sehr gut zum einrollen. Ausserdem ist der Verkehr nur schwach bis mässig stark, wenn man sich kleine Sträßchen aussucht.
3. Tag: Parma - Castelnovo - Villa Minozzo - Passo del Abetone - San Marcello. Die Strecke geht quer durch den Appenin, ist sehr steigungsreich - es geht auf guten, wenig befahrenen Strassen durch eine abwechslungsreiche Landschaft und an malerischen Ortschaften vorbei.
4. Tag: San Marcello - Pistoia - Firenze - Greve - Castellina in Chianti - Siena. Sehr abwechslungsreiche Strecke vom ruhigen Appenin-Ort in die Touristenstadt Siena. In Florenz sollte man unbedingt die Straße mitnehmen, die gegenüber der Stadt über einen Hügel führt, von wo aus man den "Postkartenausblick" auf die Stadt geniessen kann. Ab Florenz wird es sehr hügelig.
5. Tag: Siena - Asciano - San Quirico - Seggiano - Monte Amiata - Acquapendente - Bolsena. Diese Strecke hatte ich unterschätzt. Da es in der Toskana bis an den Fuß des Monte Amiata nur rauf oder runter geht, war die Etappe fast schon zu weit. Auf den Monte Amiata kann man bis ca. 150 m unterhalb des Gipfels mit dem Rad fahren. Den Rest muss man zu Fuß gehen. Bolsena liegt am "Lago die Bolsena".
6. Tag: Bolsena - Orvieto - Amelia - Terni - Rieti. Die Strecke ist mittelschwierig. Es sind aber auch einige Höhenmeter zu bewältigen. Hat man die Steigung vom Lago die Bolsena hinter sich, wird kurz darauf der sehr schöne Blick auf die mittelalterlische Stadt Orivieto frei, die auf einem Hügel erbaut ist (liegt morgens aber leider im gegenlicht). Spätestens in Rieti gibt es kaum noch ausländische Touristen, obwohl die Landschaft sehr schön ist. Das merkt man auch an den Preisen. Das Abendessen in der Pizzeria wird erheblich günstiger.
7. Tag: Rieti - Sella di Leonessa - Leonessa - Montereale - Lago di Campotosto. Von Rieti aus geht es 1500 HM aufwärts zum Sella di Leonessa. Es geht hinunter nach Leonessa und weiter durch einsame Bergregionen, in denen man nur äusserst selten einem Auto begegnet. Die Tagesetappe endet in Campotosto am Stausee. Ein typischer abgelegener Abruzzenort, wo die Hunde noch auf der Hauptstraße spielen ...
Die Übernachtung ist extrem günstig und in der (einzigen) pension bekommen wir auch gut und günstig zu essen.
8. Tag: Campotosto - Campo Iperatore - Castel del Monte - L Aquila. Es geht recht bergig bis zum Campo Imperatore (2100 m), wo sich Mussolini eine Zeit lang versteckt hat. Von dort Blick auf den Corno Grande (höchster Berg der Abruzzen). Dann geht es auf verkehrsarmen Straßen über die Höhenzüge der Abruzzen und einigen Steigungen am malerischen Ort Castel del Monte vorbei und dann in einer langen Abfahrt nach L Aquila, der Hauptstadt der Abruzzen. Der Ort hat ein sehr schönes mittelalterlisches Stadtbild und es gibt gut und günstig zu essen.
9. Tag: L Aquila - Celano - Scanno - Viletta Barrea. Es geht bergauf über einen Paß und dann bergab zum malerisch gelegenen Ort Celano. An diesem Tag gibt es viele Prozessionen zu Ehren von Padre Pio, der in einem Abruzzendorf geboren wurde und in Italien sehr verehrt wird (es gibt sogar Fernsehfilme, die an diesem Tag zur Hauptsendezeit ausgestrahlt wurden). Nach einer Flachstrecke geht es dann über Scanno und einen Paß am Nationalpark Abruzzen (in dem es auch Bären gibt) vorbei nach Viletta Barrea am Lago di Barrea, auf denman vorher einen malerischen Ausblick genießen kann. Übernachtung und Abendessen sind wieder sehr günstig.
10. Tag: Viletta Barrea - Alfedena - Capriati - Alife - Maddaloni - Ottaviano (bei Neapel). Ein sehr kontrastreicher Tag. Von der Stille der Abruzzen in das Chaos von Neapel. Zunächst geht es noch bergig mit schönen Ausblicken, u.a. auf den Lago Barrea. Dann folgt die Ebene um Neapel. Wenn man sich der Stadt auf 50 km genähert hat, dann beginnt allmählich das Chaos (kaum zu glauben, dass man hier noch in europa ist ...) in ottaviano übernachten wir in einem recht teueren hotel. die pizzeria in der nähe ist sehr günstig.
11. Tag Wir fahren zunächst eine längere Strecke auf grob gepflasterter Straße (große Lava-Steine) und chaotischen Verkehrsbedingungen weiter bis an die Küste und dann über Vico - Positano nach Amalfi. Sobald man den Bezirk Neapel verlassen hat, wird alles wieder "zivilisiert". Die Strecke ist landschaftlich sehr schön. Es gibt viele Ausblicke auf den Golf von Neapel mit Vesuv und die Amalfi - Küste.
Anschliessend verbrigen wir noch zwei Tage in Amalfi, fahren mit dem Zug nach Rom, verbringen dort noch einen Tag und fahren dann mit einem Mietwagen zurück zu unserem Auto in Lugano.
Wir hatten zwar ab dem 3. Tag sehr schönes Wetter, allerdings sollte man in den Abruzzen auch auf kühlere Temperaturen eingestellt sein.
Wir sind mit Rennrädern gefahren und haben in Hotels/ Pensionen übernachtet. Das Gesamtgewicht meines Rades inklusive Gepäck liegt bei ca. 14 kg (Rad 8 kg, Gepäckträger + Gepäck 6 kg). Wer mit mehr Gepäck fährt oder nicht so viel Kondition hat, muss die Abschnitte entsprechend verkürzen.
Vielleicht werde ich demnächst ein paar Fotos veröffentlichen.
Wer noch Fragen hat, kann ja was schreiben