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#1053718 - 07/04/14 10:59 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Bin seitdem nur Straße gefahren und die brechen immer am Flansch. Wie zur Hölle kann das so oft passieren!? Klingt nach ungleichmäßig und ungenügend verspanntem Radstern. Das neue Laufrad aus Oslo? Ich würde dem Händler was erzählen. Vielleicht auf der Heimfuhre? Auch in Norwegen gibt es Gewährleistungspflicht. Ganz allgemein macht der asymmetrische Aufbau eines Hinterrades für Kettenschaltung dieses anfälliger für Speichenrisse. Ist es tröstlich, dass auch R-Hinterräder zu Speichenrissen neigen können? In solchen Fällen neige ich zur großen Lösung, mit neuen Speichen neu aufbauen. (Trotzdem bin ich froh, nach dem Ende der Orbitnaben dem Kettengewürge das Licht ausgeblasen zu haben)
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#1053739 - 07/05/14 06:35 AM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: Falk]
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Jo Karl, die Strecke bin ivh gefahren und ist verkehrsarm.
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#1053869 - 07/05/14 05:38 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Glück im Unglück: Outdoor-Laden in Nesna hat Speichen und Radl Werkzeug. Konnte das Laufrad flicken. Speiche war natürlich auf der Seite vom Kranz...
Unglück im Glück: Zufrieden wollte ich anschließend zum Frühstück ein Baguette-Sandwich vom Supermarkt ner Bank draußen verdrücken. Als ich nur mein 10 Meter entferntes Rad holen wollte, klaut mir ne Möwe das ganze Teil und fliegt mit dem gut 20 cm langem Sandwich quer im Schnabel davon! So blöd hab ich selten geschaut...
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#1053879 - 07/05/14 06:27 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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#1053882 - 07/05/14 06:53 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Unglück im Glück: Zufrieden wollte ich anschließend zum Frühstück ein Baguette-Sandwich vom Supermarkt ner Bank draußen verdrücken. Als ich nur mein 10 Meter entferntes Rad holen wollte, klaut mir ne Möwe das ganze Teil und fliegt mit dem gut 20 cm langem Sandwich quer im Schnabel davon! So blöd hab ich selten geschaut...
Dann komm mal an die Nordsee - da kannst du den ganzen Tag den Touris zusehen wie ihnen am Strand die Fischbrötchen von den Möwen geklaut werden. Die Biester haben sich spezialisiert und wir als Schleswig-Holsteiner stehen dann schon vorher feixend daneben weil unsere Kommentare "ich würde nicht mit dem Ding an den Strand / auf den Deich" stets geflissentlich überhört werden
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#1053883 - 07/05/14 07:05 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Oh nö!! Das hätte mich bei den norwegischen Preisen aber schon etwas gefuchst Obwohl es auch toll ausgesehen haben muss und man sicher ganz baff guckt, wenn so ein Vogel mit einem langen Baguette-Sandwich davonfliegt?! Gute Weiterfgahrt dann - ohne weitere Speichbrüche!!
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Viele Grüße, Steph Die Höflichkeit ist das Öl auf der Maschine, das die Reibung der einzelnen Teile aufhebt oder verringert. | |
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#1053949 - 07/06/14 07:50 AM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Wertvoller Tipp! Könnte mir auch passieren. Werde es zu vermeiden suchen. Karl
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#1054647 - 07/08/14 06:28 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Zur nächsten Großstadt (für norwegische Verhältnisse) Brønnøysund war es letzten Mittwoch nicht mehr weit. Ich hatte nur ca. 80 Kilometer hinzuradeln und wollte dort wieder die Gastfreundschaft eines Couchsurfers genießen. Leo aber, mein Gastgeber, sollte erst gegen Mitternacht zuhause eintreffen, so dass ich den halben Tag in der Gegend totschlagen hätte müssen. Aus irgendeinem Grund musste3 er 12 Stunden mit dem Auto von Oslo heimfahren. Zunächst war ich geneigt, ihm dankend abzusagen, da ich erst am Wochenende in Trondheim eineinhalb Tage pausierte. Letztlich dachte ich mir aber, dass das Couchgesurfe stets lohnenswert ist und ich außerdem ja gut in der Zeit liege. Leo gab mir den Tipp, auf einem Berg am Inselzipfel zu wandern. Torghatten hieß er und war nur 15 Kilometer entfernt. Tatsächlich war es ein Berg mit einem Loch mittendrin - quasi einer großen Höhe, durch die man durchspazieren konnte und um den Berg herum wieder zurück zum Parkplatz zurück gelang. Passiert man die Höhe, hat man einen herrlichen Ausblick auf die Fjordlandschaft dahinter mit den vielen kleinen versprengten Inselchen. Das Wetter war wie die letzten Tage stets sonnig und sollte sich, bis auf den Tag darauf als Ausnahme, auch nicht ändern. Daher gelangen mir viele wunderschöne Bilder. Doch auch den kurzen Wanderausflug beendete ich schon um ca. 21 Uhr, sodass ich in der Innenstadt den letzten Bericht schrieb, um die Zeit gar bis Mitternacht abzuwarten. Hell blieb es ja sowieso, aber die Bürgersteige wurden bereits hochgeklappt und die Stadt war tot. Leo ist Halbfranzose, was man ihn auch ansieht, finde ich. Trotz seiner langen Autofahrt war er abends noch immer gut gelaunt, was wohl daran lag, dass er sich daheim erstmal einen Joint anzündete. Er bot ihn mir auch an, lehnte aber höflichst ab. Teufelszeug! Schließlich wollte ich am Tag darauf ja fit bleiben und radeln. Eine Flasche deutsches Bier aber hätte er auch zuhause und würde sie gerne mit mir teilen, damit wir gemütlich schlafen können. Es war ein Drittel Liter von einem Doppelbock. Okay! Als wir darüber etwas redeten, meinte er, dass man bei den 12 Prozent zu sehr den Alkohol herausschmeckt. Ich klärte ihn darüber auf, was es mit einem Bockbier und erst recht einem Doppelbock aufsich hatte und das ja gerade typisch dafür sei. Er aber meinte, es hatte im Vinmonopolet das beste Alkohol-Preis-Verhältnis und kaufte es deshalb. Ich konnte nicht anders, dagegenzuhalten und meinte, dass der Alk ja nicht unbedingt den Geschmack ausmacht und an diesem man nicht sparen sollte. Zumal das viel günstigere norwegische Supermarktbier auch nicht unbedingt schlecht ist, wie ich feststellte. Mir geht es noch immer so, dass ich einfach kein Zeitgefühl habe, wenn es nicht dunkel wurde. Denn es wurde halb vier Uhr morgens, bis er mir noch von seiner wohl erfolglosen DJ-Karriere erzählte und auch seinen fünf Jahren Gefängnis in Indien, da er mit 19 am Flughafen dort mit 2 Kilo Gras erwischt wurde. Hui, okay! So wie ich es verstanden habe, arbeitet er nun als irgendwas-IT-Manager für die norwegische Verwaltung. Wie er resozialisiert wurde, erfuhr ich aber nicht weiter. Da es am Abend bei Leo so spät wurde, kam ich am Tag darauf auch erst gegen mittags los. Es sollte mit der Fähre zur Insel Vega gehen. Die weicht etwas vom Fernradwanderweg ab, soll aber schön sein. Leider war das Wetter aber genau an diesem Tag nicht wirklich schön. Naja, ich kann ja nicht immer so ein Riesenglück haben, was ich bisher wirklich hatte. Ich sollte aber anders Glück haben. Denn auf der Fähre lernt man ja schnell andere Radler kennen. Eine davon war Sünnje, eine deutsche Meeresbiologin, die nur mit Rucksack auf dem Gepäckträger einige Tage allein mit dem Rad unterwegs war. Auch ein friesischeer Name, den ich noch nie vorher noch nie gehört hatte. Sie ist ein zierliches Nordlicht aus Kiel, das aber schon seit mehr als zehn Jahren hier in Nord-Norwegen lebt. Wir unterhielten uns die ganze Fahrt zum Dorf in der Mitte der Insel, bis uns unsere Wege trennten, denn ich musste wieder zurück zur Fähre. Die fuhr nämlich nur drei Tage die Woche und dann auch nur zwei Mal. Daher hatte ich nur zwei Stunden dort. Die nette Aussicht auf die Inselberge war eh von Nebel und Wolken bedeckt, daher fand ich den Kurztrip auf der Insel nicht allzu schade. Ohnehin wollte ich abends einen Tausender auf der Nachbarinsel besteigen und oben campen. Den Tipp hatte ich von Leo, dem alten Extrem-Trekker. Mit Sünnje verabredete ich mich in Bodø. Dort wohnt sie und wenn ich in ein paar Tagen dort eintreffen sollte, war auch sie schon längst wieder daheim, denn sie nahm das Schnellboot nach Hause. Ich fuhr also insgesamt nur ca. 80 Kilometer am Tag, bis ich abends an den sog. Sieben Schwestern ankam. Eine davon sollte ich abends besteigen (hust). Kvasstind war ein Berg der `Schwestern`. Auf meiner Karte war es der kürzeste Weg zu einem der Gipfel hoch und Leo meinte, ich sei ohnehin in circa zwei Stunden oben, wenn ich fit sei. Aber das war ich ja schließlich nach mehr als 2500 km Radtour! Die Infotafel am Parkplatz des Berges wies darauf hin, dass der Weg in der schwierigsten der vier Wanderweg-Kategorien seien soll. Auch das schreckte mich nicht ab. Ha! Ich bin ja schließlich etwas alpenerfahren! Ich zurrte also Packtasche und Satteltasche links und rechts am Rucksack fest, sperrte mein Rad unten ab und machte mich gegen 20 Uhr auf den Weg hoch. Die erste Hürde war aber eine Sumpfebene, die vom Nieselregen aufgeweicht wurde und meine offenen Klickpedalschuhe schon nach wenigen Schritten mir nasse Socken bescherten. Ja, die Wechselbeläge hatte ich vorher montiert. Ich verfluchte meine nicht ganz billigen aber absolut undichten Radelschuhe, was mir neben dem Nieselwetter die Lust am Trip zusätzlich vermieste. Mich hielt nur die Vorstellung das baldige Campen auf den Berg bei Laune sowie die aufweißende Wolkendecke über das Meer, die später auch über mir am Berg verschwunden war und mir fast bis Mitternacht wieder Sonnenschein bescheren sollte. Da war es wieder, mein Wetterglück! Zunächst war der Aufstieg zwar steil aber durchaus machbar. Die vielen Höhenmeter mit dem Rad fand ich um einiges anstrengender, wenngleich ich auch das Wandern nicht wirklich gewöhnt war, sondern das radeln. Der Rucksack war mit den Taschen natürlich schwer, mindestens 20 Kilo und nicht gerade ideal angelegt. Aber auch der war tragbar. Ich hatte bereits nach einer Stunde einen schönen Ausblick über das Fjordland, machte aber den Fehler, aufs GPS zu gucken. Es bescheinigte mir, dass ich erst ca. 250 Meter hoch war. Gefühlt war es das Doppelte natürlich. Das Handy lies ich daher besser in der Tasche, denn der Weg war gut markiert. Dennoch erinnerte ich mich an Leos Worte von wegen zwei Stunden Aufstieg. Ich war bereits eine unterwegs und hatte gerade einmal ein Viertel der Höhe! Auf der Infotafel stand etwas von drei Stunden. Und dennoch sollten es mindestens vier werden. Wenn ich denn wirklich bis zum Gipfel gekommen wäre. Doch das bin ich zu meiner großen Enttäuschung nicht. Natürlich sollte sich der Weg schwierig bis fast unmöglich gestalten und ich wusste, warum er auf der Infotafel als der schwierigste Wanderweg kategorisiert wurde. Als es nämlich ab einigen Hundert Höhenmetern nur noch steinig wurde, sollte man das nackte, flache und steile Gestein hoch. Das zumindest verrieten die Wegmarkierungen. Ungläubig dessen blickte ich immer wieder um mich, musste dann aber teils auf allen vieren vorsichtig hochkriechen. Zum Glück war es nicht mehr nass. In der Schräge hatte ich mit den Trekking-Schuhen noch guten Halt, wenn der Felsen trocken war. War er aber nass - keine Chance. Was mich zusätzlich beunruhigte war, dass an vielen Stellen kein fester Tritt möglich war und es ziemlich steil bergab ging. Sollte ich stürzen, konnte es also ziemlich weh tun. Letztlich erreichte ich auf 500 Höhenmetern eine herrliche Hochebene, die kleinen Bächen und Seen gespickt war. Dort hätte ich bleiben und gleich mein Zelt aufschlagen sollen. Mein Ehrgeiz und die strahlende Sonne gegen 22 Uhr aber brachten mich an den letzten und schwierigsten, wenn auch nicht gefährlichsten, Teil des Aufstiegs. Hier kam ich aber nur auf 750 Meter, bis die Sonne wirklich unterging. Der Gipfel war sowieso in Wolken eingedeckt, ich hätte dort also nichts sehen können. Auch die Hochebene füllte sich mit Wolken und ein kräftiger Wind zog auf, sodass ich gegen halb zwölf endlich entschied, vernünftig zu sein und zur Hochebene herunterstieg. Es war halb eins, bis mein Zelt stand. Ich war fix und fertig, wie nach keinem 120-Kilometer-Radeltag. Daher schlief ich abermals bis mittags und nahm zur Belohnung ein Bad in einem der kleinen Gebirgsseen auf der Hochebene, bevor ich mich auf den grausligen Abstieg machte. Die ersten Wanderer, die bereits wieder den Berg bestiegen und in ca. 100 Meter Entfernung den Weg entlang gingen, waren mir dann auch egal. Auch wenn die ganze Entspannung nach dem zweistündigen Abstieg von 500 Höhenmetern auf quasi Null natürlich wieder verflogen war. Das Radeln setzte ich somit erst gegen nachmittag fort und es sollte nur 40 Kilometer zur nächsten Fähre sein. Es ging etwas ungewöhnlich schwerfällig. Daher beschloss ich nach der Fährfahrt, es für diesen Tag auch sein zu lassen. Denn direkt hinter Nesna fand ich einen wunderbaren Platz zum Campen. Flach, wie selten in Norwegen, mit Sitzgruppe, nicht einsehbar und direkt am Fjord. Seit langem mal wieder schmiss ich den Kocher an und beschloss, mir warme Nudeln zu gönnen und den frühen Feierabend in die Wartung meines Rades zu investieren. Ich merkte, dass das in Oslo neu gekaufte Hinterrad einen leichten Seitenschlag hatte. Ich zückte also meinen Speichenschlüssel. Schließlich entdeckte ich mein Dauerpech: wieder eine gebrochene Speiche! Das schwere Radeln lag also nicht an meiner Fitness, sondern an der Bremse, die wegen des Achters leicht am Hinterrad schliff. Ha, aber ich hatte extra fürs neue Laufrad in Trondheim Ersatzspeichen gekauft. Als ich eine aber anlegte, merkte ich: Einen guten Zentimeter zu kurz! Ich ließ einen Gewaltschrei los, um mein endloses Pech zu verarbeiten. Schließlich war ich hier allein. Und ich hätte die zu kurzen Speichen dem Händler am liebsten quer in den A... naja, lassen wir das. Er hat jedoch die Speichenlänge am Laufrad gemessen, daher hab ich die Speichen, die er mir gab, nicht nocheinmal überprüft. Verzweifelt ging ich schlafen und lotete alle Möglichkeiten aus. Zum Glück sind die Schnellboot-Verbindungen gut, ich hätte also von Nesna nach Bodø kommen können, wenngleich das Ticket mit ca. 60 Euro happig gewesen wäre. Nach Nesna zurück war es jedoch nicht weit und mein Glück mit der Radwerkstatt im Outdoorladen sowie mein Unglück mit der Möwe hatte ich ja schon beschrieben. Daher soll es das für heute gewesen sein, denn hier in Bodø habe ich noch fast einen ganzen Tag Aufenthalt und viel Zeit zum Schreiben, bis ich mich zum Traena-Festival ( www.trena.net) aufmache! Wie ich mich freue! Gruß aus Bodø Manuel
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#1054844 - 07/09/14 01:51 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Hallo Manuel, wenn Du in Bodo bist und vielleicht noch etwas einheimischen, männlichen Anschluss haben möchtest: Melde dich einfach bei meinem Bekannten Joar Svendsen in Bodo. Er zeigt dir sicher gern die Gegend und ist jetzt, während der WM, auch ein guter Fußball-Gesprächspartner oder -gucker, falls Dich Fußball interessiert. In Bodo war ich bisher zwei Mal, allerdings per Zug und per Hurtigruten-Schiff (dem ältesten der Hurtigruten-Flotte). Es ging dann auch prompt im Wasser kaputt und wir wurden durch Hafenpersonal und kleine Boote an einen kleinen Hafen geleitet und durften dort 24 Stunden auf's nächste, leider riesig große und von reichen Russen überflutete Hurtigruten-Schiff warten Warst du schon in der Touriinfo in Bodo? Die ist interessant und haben auch etwas Programm, falls Du nicht sofort weiter willst. Viele Grüße an Bodo!!!
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Viele Grüße, Steph Die Höflichkeit ist das Öl auf der Maschine, das die Reibung der einzelnen Teile aufhebt oder verringert. | |
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#1054882 - 07/09/14 05:40 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Falls du nach Reine (Lofoten) übersetzen willst: Die Tour auf den Reinebringen bietet unglaubliche Aussichten/Tiefblicke und gehört zum Spektakulärsten, was man dort erleben kann. (Der Abstieg geht allerdings heftig auf die Knie.)
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Leben und leben lassen Liebe Grüße, Peter | |
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#1054909 - 07/09/14 07:03 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Das Træna Festival juckt mir schon lange in der Nase ! Viel Spaß ! Aber leider hab ich zum gleichen Termin selbst ein anderes. Nee, nicht leider...
Grüße Walter
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#1055334 - 07/12/14 03:12 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: steph_tr]
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Hallo Manuel, habe, weil ich selbst auf Tour bin, nicht alles im Detail mitlesen können, hole das aber demnächst, bei Rückkehr, nach. Möglich, dass dieser Tipp hier schon geschrieben wurde - bin beim Suchen nach Radadressen in Südamerika über die einer "casa de ciclistas" in Norwegen gestolpert. Meiner Recherche nach liegt die noch viel weiter nördlich und könnte dir deshalb vielleicht hilfreich sein: NORWAY: Stig-Martin Arctander Russeluftveien 256 Russeluft near Alta, Norway Latitude: 70.028123 Longitude: 23.407745 http://cyclistshome.blogspot.no/Hier in Südamerika zumindest sind das tolle Einrichtungen, wo man gleichgesinnte Radreisende findet, technische HIlfe bekommen kann, Unterkunft bei "Freunden" findet und einfach einen Platz, an dem man sich wohlfühlen kann. (Unkostenbeteiligung gilt als Selbstverständlichkeit, Mithilfe im Sauberhalten des Platzes auch...) Dir weiterhin eine tolle Tour - die meinige neigt sich leider schon dem Ende zu... (wie schnell doch so ein Jahr vergeht!) Liebe Grüße aus der Grenzregion Ecuador/Perú, Peter
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Leben und leben lassen Liebe Grüße, Peter | |
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#1055485 - 07/13/14 08:42 AM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: indomex]
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Danke euch allen für die Tipps! Fahre eben zurück vom Traena-Festival und werde morgen auf die Lofoten übersetzen. Hab dann bis zum Nordkap wohl nen Reisepartner. Mehr dazu aber erst, wenn feststeht, wann und wie genau es morgen weitergeht. Nun werd ich 2 Wochen durchradeln dürfen. Bin zwar zeitlich nicht in Verzug, werd mir aber keine großen Pausen mehr leisten können.
Heute Abend steht erstmal das Finale bei Deutschen in Bodø an. Schlimm genug, dass ich das Halbfinale nicht schauen wollte....
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#1055950 - 07/14/14 09:33 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Das hintere Laufrad war geflickt und ich machte mich ab Nesna wieder an die Fjordumfahrungen. Es lockten einige Schnellboot-Verbindungen, die teilweise langen Strecken einfach gen Norden abzukürzen, ich bin aber im Nachhinein froh, nicht in Versuchung gekommen zu sein. Denn schließlich wollte ich so viel radeln wie möglich und nur Fähren nehmen, wenn nötig. Auch wurde ich mit herrlichen Ausblicken zum und vom Fjordende belohnt, wo immer öfter gewaltige Berge mit Schneekuppen den Hintergrund gestalteten. Auch wenn einige Hundert Höhenmeter an Steigung zu bewältigen waren. Dabei waren sie nicht wirklich schlimm. Ans Bergaufschleichen hatte ich mich längst gewöhnt. Unerträglich war nur die häufige Kombination aus mittlerweile bis zu 30 Grad wolkenloser Sonne (in Nord-Norwegen!) Und der Horde an Stubenfliegen, Stechmücken und Killerbremsen, die sich bei dieser einstelligen Geschwindigkeit und dem Flüssigkeitsverlust auf einen stürzen. Während die Stubenfliegen einfach nur nerven, hat Norwegen eine grausame Art von Bremsen, die so groß wie Wespen sind, viel zahlreicher und penetranter sowie deftiger zwicken als die, die ich von zuhause kannte. Beim Wildcampen war diese Kombination an luftverpestenden Insekten ebenfalls stets zugegen, sodass ich zappelnd wie ein Hampelmann und so schnell wie möglich mein Zelt aufbaute, um schnell ins Innere zu flüchten. Mehrmals nahm ich mir vor, zu kochen. Hatte mich aber dann meistens dagegen entschieden, da an der Innenwand die Plage lauerte und ich nicht mehr wagen wollte, das Zelt zu öffnen. Kalte Küche war daher nicht allzu schlimm bei den Südsee-Temperaturen, die hier aktuell in Norwegen vorhanden sind. Selbst in Bodö war es bis spät in die Nacht bis zu 28 Grad heiß.
Bis Bodö aber lagen noch zwei Tagesstrecken vor mir. An den Fähren kommt man mit den wartenden Reiseradlern eigentlich immer ins Gespräch - erst recht mit solchen, die deutsch sprechen. So lernte ich auch Fabian kennen. Ein ca. 50-jähriger Architekt und mit rheinländischer Frohnatur gleich sympatisch. Er war mit klassischem Reiserad unterwegs und steuerte stets Hotels, Hütten und Campingplätze an. Ich teilte seine gemütliche Reise-Einstellung, auch wenn mein Gepäck ein sportlicheres Vorankommen vermuten lassen könnte. Die nächsten beiden Tagen radelten wir gar bis Bodö zusammen. Ich bot ihm Windschatten bergauf, damit er sein Schlachtschiff - so nenne ich liebevoll konventionelle, vollbepackte Reiseräder - hochhieven konnte. Es war natürlich mehr scherzhaft als mit echten Effizienzgedanken. Und so genossen wir wohl beide den Smalltalk, kleinere Scherze und das Baden an Fjordstränden. Er stoppte den ersten Tag an einem Campingplatz, der eher für Dauercamper ausgelegt war und außer ein Wiesenstück und eine lausige Dusche wenig bot. Ich sparte mir die überteuerten 20 Euro für die Nacht auf dem etwas besseren Parkplatz, verabschiedete mich von Fabian und campte 20 Kilometer weiter hinten am Strand - wunderschön und kostenlos.
Da ich ein Spätaufsteher bin und Fabian stets um 9 Uhr losradelt, war er mir am Tag darauf etwas voraus. Gegen Mittag hatte ich ihn aber an einem Berg eingeholt. Ich konnte mich bestens an ihn von hinten heranschleichen und erschreckte ihn beim Überholen. `Wo willst du denn hin?!`, fragte ich, als ich so plötzlich neben ihm auftauchte. Er konnte natürlich nicht anders als laut zu lachen. Dass es nur noch ca. 60 Kilometer bis Bodö sein sollte, entspannte uns und wir machten auf halber Strecke Halt an einem Gebirgsfluss, der wenige Meter weiter im Fjord mündete. Obwohl es die letzten Tage stets über 25 Grad heiß war, war das Meer noch immer saukalt und wollte kein bisschen wärmer werden. Man hielt es daher nur wenige Sekunden im Wasser aus. Die Erfrischung aber war herrlich, nachdem man auf dem Rad in der Sonne schwitzte. Der Gebirgsbach war sogar etwas wärmer, wie uns Einheimische bestätigten und das Baden war hier die perfekte Entspannung.
In Bodö schließlich angekommen war ich ja mit der aus Kiel stammenden Meeresbiologin Sünnje verabredet, die einige Jahre älter ist als ich und schon viele Jahre in Tromsö und sogar Spitzbergen wohnte. Wie im letzten Bericht geschrieben, lernte ich sie - wie Fabian - auf einer Fährüberfahrt einige Tage zuvor kennen. Fabian checkte im Hotel ein und ich bei Sünnje im Gästezimmer. Abends trafen wir uns zu dritt an der Hafenmole und genehmigten uns auf einem Felsen am Meer. Nur der herrliche Horizont in kompletten Orange verriet, dass es bereits Mitternacht war.
Über ein Festival auf einer weit westlich abgelegenen einsamen Insel namens Traena berichtete mir bereits Leo in Brönnöysund. Ich war begeistert von der einmaligen Szenerie mit weiten Campingflächen auf den Inselebenen und einem Konzert in einer Höhle im Felsen. Schnellboote fuhren zwar von Bodö und auch anderswo hin, es hätte aber fast eine Woche Radelpause bedeutet. Zudem auch recht teuer für ein kleines Musikfestival mit unbekannten Queerbeet-Bands. Auch waren die beiden Schnellboot-Überfahrten so teuer wie das gesamte Festivalticket und keinesfalls darin integriert. Hinzu kam die teure Verpflegung - auch wenn die Insel über einen Supermarkt verfügte.
Sünnje aber würde auch mit Freunden dort hingehen und mich auch gerne mitnehmen. Die Zeit dafür hätte ich auch. Und was ebenso terminlich passte war die Ankunft von Gerrit in Bodö am Montag nach dem Festival-Wochenende. Ihn hatte ich ja vor Oslo bereits kennengelernt und auch er wollte wie ich Ende des Monats mit seinem Liegerad am Nordkap sein. Da letztlich alles passte, entschied ich mich für Traena, auch wenn direkte Schnellboote dorthin ausgebucht waren. Ich musste also wieder gen Süden reisen um dann von dort eine reguläre Fähre nehmen.
Ich hatte also nur den Dienstag totzuschlagen, den ich mit Sightseeing in Bodö verbrachte. Am Mittwoch musste ich schon mittags nach Süden aufbrechen, um schließlich am Donnerstag nach Traena übersetzen zu können. Am Info-Terminal aber musste ich erfahren, dass die Bootsverbindung nach Stockvagen im Süden bereits ausgebucht war. Ich hatte aber von dort das Ticket nach Traena schon gekauft. Ich war gewohnt, dass man die regulären Bootstickets immer an Bord kauft und wusste garnicht, dass man sie vorher reservieren konnte und in diesem Fall auch sollte. Ich war verzweifelt und ließ mir vom Bus-Terminal eine mögliche Verbindung zur Ablegestelle heraussuchen, was sich als extrem schwierig erwies. Ich hätte Zug fahren müssen, dann ewig Bus und wäre in ca. 36 Stunden gerade noch rechtzeitig dortgewesen. Zum Glück checkte ich zuvor noch im Internet die Direktboote, deren Verfügbarkeit stets wechselte. Laut der Traena-Webseite war die Verbindung in einer halben Stunde noch nicht ausgebucht. Das Ticket dafür konnte man natürlich nur online und mit Kreditkarte kaufen, was mit meiner nicht funktionierte. Ich sprintete also zum Boot und wollte fragen, ob ich es bar an Bord kaufen konnte. Da es eine privat gecharterte Verbindung war, ging es natürlich nicht. Ich war schon auf dem Boot und hatte unwissend die eigentliche Hürde bereits passiert, als der Kapitän mich zur Dame vor dem Boot schickte. Die hatte nur eine ausgedruckte Liste von Leuten, die das Ticket gekauft hatten. Das heißt: Selbst wenn ich es jetzt vorher noch online gekauft hätte, hätte sie mich nicht an Bord gehen lassen können. Ich sollte Glück haben und ein Passagier bekam mein Flehen an die Dame mit, dass ich ja ein anderes Ticket habe, es aber nicht nutzen konnte und ansonsten keine Möglichkeit hatte, überzusetzen. Er meinte, ein Freund schaffe es nicht und ich könne sein übriges Ticket haben. Hallelulja! Ich sollte also direkt in drei Stunden in Traena sein anstatt erst in zwei Tagen!
Geschafft von dem Hin und Her und meinem Glück überwältigte mich an Bord die nächste Überraschung: Dort treffe ich Leute von meinem Norwegischkurs aus Nürnberg! Da geh ich auf ein Festival auf einer kleinen Insel am Polarkreis und bin von Leuten umgeben, die ich kenne und kennengelernt habe!
Da ich mit der Fähre nun gleich auf die Lofoten ankomme, erzähle ich von Traena selbst das nächste Mal.
Gruß aus Moskenes Manuel
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#1056970 - 07/20/14 07:07 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Vorletzten Mittwoch fuhr ich also mit dem Schnellboot von Bodö nach Traena. Die Fahrt ging ca. drei Stunden gen Südwesten - Traena ist eine klitzekleine Inselgruppe am äußersten Westen von Norwegen. Die Fahrtzeit war natürlich alles andere als langweilig. Wie das letzte Mal beschrieben, war ich zunächst heilfroh, eine schnelle und sichere Überfahrt zum Festival gefunden zu haben und suchte erstmal einen Sitzplatz im fast ausgebuchten Boot. `Manu?`, rief jemand hinter mir. Ich drehte mich um und glaubte es nicht: Verena und Klaus aus meinem Norwegischkurs in Nürnberg! Aufgeregt unterhielten wir uns darüber, wie wir alle auf das Traena-Festival aufmerksam gekommen sind, wie wir bis hier her anreisten und wie meine Reise bisher verlief. Ich war ja zu diesem Zeitpunkt schon fünf Wochen unterwegs. Klaus besitzt eine Hütte nähe Alesund, weswegen er mit seiner Freundin oft in Norwegen ist. Ich konnte mich erinnern, dass wir uns im Sprachkurs darüber unterhielten, dass die beiden jährlich dort Urlaub machten. Und Klaus nach 20 Jahren im Besitz einer Hütte in Norwegen nun endlich mal die Sprache lernen wollte. Den beiden aber ging es mit der Sprache wie mir: Die Kompaktkurse lehrten uns wichtige Basics, nicht aber so weit, um das gesprochene Kauderwelsch der Norweger zu verstehen. Geschweige denn, dass man eine kleine Unterhaltung führen könnte. Ich redete stets englisch, denn selbst wenn mein norwegisch richtig war und verstanden wurde, verstand ich von der Antwort überhaupt nichts, sofern sie nicht ein Ja oder Nei war. Und Englisch redet selbst der älteste Ur-Norweger perfekt, da hier keine Filme synchronisiert werden, sondern nur untertitelt.
Mit Verena und Klaus war ich also schon Mittwochs auf der Festivalinsel. Sünnje, die mich in Bodö beherbergte und bei der mein Rad und überflüssiges Gepäck verstaut war, kam mit Freunden erst einen Tag später an. Diese sollten praktischerweise auch allesamt in Norwegen lebende Deutsche sein. Das Programm ging auch erst donnerstags los. So hatte ich Zeit, mit Verena und Klaus die Insel ohne großen Andrang zu erkunden und einige Aussichtspunkte zu genießen. Das Wetterglück verließ mich noch immer nicht: Wolkenloser Himmel bei Sonnenschein und 25 Grad! Im Gegensatz zu mir buchten die beiden Herzogenauracher eine Unterkunft. Die Veranstalter bestückten eine Turnhalle mit Pavillons für Besucher, die sich nicht aufs Wetterglück verlassen wollten. Die Jahre zuvor war das Wetter durchaus ungemütlich, teilweise Sturm und Dauerregen. In der Turnhalle konnte man sich für 50 Euro pro Nacht und Person eine Pavillon mieten. Bettzeug nicht inklusive. Die beiden buchten bereits ein halbes Jahr im Voraus und ärgerten sich nun bei diesem Wetter über die gewaltigen Zusatzkosten. Zumal auch auf dem Campingplatz Duschen und für ein Festival recht annehmbare Toiletten zur Verfügung standen. Dennoch ärgerten mich einige Nebenkosten. So sollte Campen 12 Euro extra kosten und um auf dem Gelände bei den Bier- und Fressbuden bezahlen zu können, musste man eine Chipkarte aufladen, die Grundgebühr kostet. Beides sparte ich mir: Der Campingplatz wurde nicht kontrolliert und die teuren Buden auf dem ohnehin kleinen Gelände nutzte ich nicht. Zumal ein Supermarkt im Dorf vorhanden war. Dort kostete der halbe Liter Dosenbier immerhin nur 4 Euro anstatt 10!
Gegen Abend merkte ich, wie mein Zelt eingebaut wurde und schwedische Jugendliche ein Party-Pavillon davon errichteten. Gegen 11 versuchte ich zu schlafen, als die Gruppe auch noch einen Stromgenerator direkt neben meinem Zelt anschmissen. Genug! Ich musste umziehen. Zum Glück war mein Zelt freistehend, sodass ich es in die Ü30-Area tragen konnte. Ansonsten aber war das Festival nicht mit einem ähnlichen in Deutschland vergleichbar: Man campte überall wo frei war, Alkoholkonsum hielt sich - wenig überraschend - stark in Grenzen und die ganze Insel wurde stets sauber vom Müll gehalten. Dementsprechend waren auch ältere Leute auf dem Festival. Auch die Musik war Queerbeet. Von einem norwegischen Avril Lavine Verschnitt über einen finnischen Synthie-Pop-Solokünstler über eine schwedische Hardcore-Band war wirklich jede Musikrichtig vertreten. Nachmittags spielten etwas ruhigere Bands und vor der Hauptbühne wurden Tische und Stühle aufgestellt! Auch noch nie gesehen...
Die norwegischen Deutschen traf ich schließlich Donnerstag Abend und zog erst einmal zu ihrem Camp. Allesamt Biologen, die sich über die Arbeit kennenlernten. Das einzige Paar der fünfköpfigen Clique hatte sogar die ca. zweijährige Tochter dabei. Auf so einem `Erwachsenfestival` wie ich es liebevoll nannte, war so etwas problemlos möglich. An den Zelten spielte jeder mit der kleinen Marie, was für gute Stimmung sorgte. Nur abends mussten sich die Eltern schichtweise abwechseln, um die Bands sehen zu können. Bin ich froh, solche Verpflichtungen noch nicht zu haben.
Die ganze Insel war ins Festival integriert. So gab es einige Highlights im Programm. Etwa ein Konzert eines isländischen Bluesrocker am Freitag um 12 Uhr mittags in der kleinen Dorfkirche. Oder aber ein Konzert eines norwegischen Folksängers in einer offenen, recht großen Höhle auf der Nachbarinsel. Dort schipperten kleine Boote die Meute zwischen den Inseln hin und her. Natürlich kostete das auch extra... Oh, Norwegen! Dennoch ließ ich das nicht aus, denn wann erlebe ich soetwas noch einmal? Stets meine Rechtfertigung für das ganze sündhaft teure Festival, das mich die nächsten zwei Wochen zum Wildcampen und zu Fertignudeln verdammte. Aber das war es mir wert.
Die Rückfahrt sollte ähnlich abenteuerlich werden. Natürlich war auch dafür das Schnellboot direkt nach Bodö ausgebucht. Ich hatte also geplant, die reguläre Fähre zum nächsten Festland zu nehmen und von dort auf eine sechsstündige Busfahrt auf mich zu nehmen. Insgesamt wäre ich wohl den halben Tag unterwegs gewesen. Diesmal machte ich mir aber die laschen Kontrollen zu Nutze und ging dreisterweise aufs Schnellboot. Ich hatte ja ein ebenso teures Ticket, wenn auch für die Busfahrt - so rechtfertigte ich moralische Bedenken im Hinterkopf. Die verstummten aber ganz schnell, als ich mit den anderen im Boot saß und und glücklich über die gesparte, qualvoll lange Busfahrt war.
Es war Sonntag und das WM-Finale stand an. Zum gemeinsamen Fußballschauen bei den Kindseltern lud ich mich dezent selbst ein. Ich wollte als Dank ein Sixpack Bier mitnehmen, bis Sünnje mich daran erinnerte, dass es sonntags in ganz Norwegen keinen Alkohol zu kaufen gibt. Und ich fragte mich noch, warum alle am Samstag in Traena Bier einkaufen und es nicht vor Ort restlos vernichteten. Hatte ich eben etwas Grillfleisch besorgt. Die junge Familie wohnte in Sandstraumen, einem kleinen Ort 30 km vor Bodö. Mir blieb also nichts anderes übrig, als die Strecke am Sonntag zurückzufahren - hinwärts nach Bodö bin ich schon einmal vorbeigekommen - und am Montag letztlich wieder in die Stadt reinzufahren. Es war ein netter Grillabend mit einigen Deutschen. Das Spiel schauten wir per Livestream auf einem kleinen Fernseher, der kaum größer war als der Bildschirm des Laptops. Ohne Brille saß ich dementsprechend einen Meter davor. Ich konnte einige norwegische Gepflogenheiten unter den in Norwegen lebenden Deutschen feststellen. Etwa, dass jeder nur sein selbstgebrachtes Bier konsumiert und es spät abends Kaffee gab. Nachdem ich netterweise ein Bier abbekommen habe, konnte ich danach und erst recht um die späte Uhrzeit keinen Kaffee trinken. Ich erklärte mir diese Angewohnheit damit, dass den Norwegern abends zu schnell das wenige weil teure Bier ausgeht und man einen Kaffee braucht, um nicht um halb zwölf müde zu werden. In Deutschland wären für so eine Party zwei Kästen Bier organisiert gewesen, während des Spiels drei davon pro Person konsumiert worden und noch einmal so viel, um keinen Kaffee abends zu brauchen, wie die armen Norweger mit striker Alkoholpolitik. Dass es aber keine ausgelassene WM-Party wurde, war mir klar. Schließlich mussten alle am nächsten Tag arbeiten. Natürlich hatte ich dafür Verständnis, es kann nicht jeder zwei Monate auf Tour sein, wie ich.
Am Montag radelte ich also wieder in Bodö ein und war hier nun genau eine Woche lang. Dank meiner großzügigen Zeitplanung, konnte ich mir das gut leisten und sollte mich auch bis jetzt, kurz vor Alte, nicht in Zeitprobleme bringen - im Gegenteil. Denn wie ich schon berichtete, war ich mit Gerrit verabredet. Wieder ein deutscher Biologe, der in Norwegen lebt - ihn hatte ich ja kurz vor Oslo kennengelernt und besucht. Er war mit seinem Liegerad unterwegs und sollte genau an diesem Tag in Bodö eintreffen. Seine Tour deckte sich in Zeit und Strecke mit meiner, sodass wir damals beschlossen, die letzten ca. 1100 Kilometer zusammenzufahren. Nun hab ich ihn schon eine ganze Woche in meinem Windschatten ;-)
Über unsere Tour über die Lofoten und die immer schöner werdende Landschaft im nächsten Bericht.
Gruß aus Nord-Troms Manuel
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#1057560 - 07/23/14 06:47 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Auch wenn ich noch ca. 1,5 Wochen Bericht schuldig bin, hab ich paar Fragen bzgl. Nordkap. Bin nämlich nu nur noch 125 km entfernt! Weil wir Zeit haben, werden wir wohl trotzdem erst übermorgen dort ankommen. Wir haben vor, dort zu grillen Daher interessiert mich folgendes: - ist Honningsvåg der zum Nordkap nächste Supermarkt für Grillfleisch und Bier? - Wie nah an der Weltkugel kann man grillen und/oder gar campen? - Auf welchem der Campingplätze in der Nähe tummeln sich am meisten Reisende, die ihr Ankommen am Nordkap feiern? - Kann man an ner Steilküste dort oder sonstwo in der Nähe gut angeln? - ist Mack wirklich das am wenigsten schlechte Bier? Danke schon mal für Antworten. Gruß aus Smørefjord Manuel
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#1057645 - 07/24/14 07:20 AM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Auch wenn ich noch ca. 1,5 Wochen Bericht schuldig bin, hab ich paar Fragen bzgl. Nordkap. Bin nämlich nu nur noch 125 km entfernt! Weil wir Zeit haben, werden wir wohl trotzdem erst übermorgen dort ankommen. Wir haben vor, dort zu grillen Daher interessiert mich folgendes: - ist Honningsvåg der zum Nordkap nächste Supermarkt für Grillfleisch und Bier? - Wie nah an der Weltkugel kann man grillen und/oder gar campen? - Auf welchem der Campingplätze in der Nähe tummeln sich am meisten Reisende, die ihr Ankommen am Nordkap feiern? - Kann man an ner Steilküste dort oder sonstwo in der Nähe gut angeln? - ist Mack wirklich das am wenigsten schlechte Bier? Danke schon mal für Antworten. Gruß aus Smørefjord Manuel Ja, in Honningsvåg sind die letzten Einkaufsmöglichkeiten für Grillgut und Bier. Ihr solltet den Campingplatz von Honningsvåg nutzen. Er liegt gleich am Ortsrand auf der rechten Seite, wenn Ihr Richtung Nordkap fahrt. Dort trifft man in der Küche immer irgendwelche Reisende, mit denen man evtl. auch feiern kann. Am Nordkap kann man sicher nicht angeln und auch mit dem Grillen wird es schwer. Wind und Wetter machen es meist unmöglich. Direkt im abgegrenzten Nordkapbereich, für den man Eintritt bezahlt, ist es sicher auch verboten. Ihr müsstest einen kleinen Gang nach rechts oder links in die Pampa machen und dann Euer Glück versuchen. Ehrlich gesagt, fände ich es auf dem CP gemütlicher. Ich habe eigentlich immer recht schmackhafte Bier der namhaften skandinavischen Hersteller Tuborg, Carlsberg etc. gefunden. Gibt es die nicht mehr? Norwegisches Bier habe ich nur einmal probiert und es als ungenießbar empfunden. Wir haben damit das Lagerfeuer gelöscht. Dazu hat es getaugt.
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#1057972 - 07/25/14 06:59 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Lofoten - NordkapAlleine bin ich die Reise aufgebrochen und hatte sie auch durch Deutschland und Schweden so bestritten. Kaum in Norwegen angekommen, hätte ich nie gedacht, dass ich dermaßen wenig Einsamkeit haben werde. Nicht etwa, dass es mir was ausmacht, alleine zu sein - im Gegenteil - ich wäre sonst nicht ohne Reisegefährten auf so eine lange Reise aufgebrochen. Jedoch gefällt mir der Wechsel aus netter Gesellschaft mit Reisebekanntschaften, Couchsurfern sowie Einheimischen und dem entspannten Alleinsein, um dennoch tun und lassen zu können was man will. Letztlich bin ich froh, wieviel unerwartete aber angenehme Gesellschaft ich doch die ganze Zeit hatte und noch haben werde. Nahezu das ganze letzte Drittel meiner Reise sollte ich aber stets Begleitung haben. Die zwei Tage nach Bodö mit Fabian, der rheinischen Frohnatur, die Festivalwoche mit Sünnje und Freunden, wie eben im letzten Bericht beschrieben, und daraufhin sollte es nahtlos weiter gehen mit Gerrit, der mich die letzten beiden Wochen von Bodö bis zum Nordkap begleiten wird. Er war der kurz hinter Oslo lebende deutsche Biologe, der mich auf einen angenehmen Abend zu sich nach Hause einlud. Wer davon lesen möchte, blättere im Forenthread hier einige Seiten zurück. Er selbst schreibt auch in seinem Blog von der Reise unter www.gerrittimmerhaus.info - aber auf englisch. Vom WM-Finale-Schauen am Montag Mittag in Bodö zurückgekehrt, sollte ich Gerrit nachmittags treffen. Die Stadt war klein, sodass ich ihn auf seinem Liegerad im Zentrum erwischte. Bevor wir uns jedoch zur Fähre auf die Lofoten begaben, hatte ich noch etwas Spiritus für meinen Kocher zu besorgen. Von wegen, den gibt es in jedem Supermarkt! Verzweifelt graste ich einen nach dem anderen ab und keiner der gelangweilten Verkäufer konnte mir auch nicht sagen, wo ich ihn in der 50.000-Einwohner-Stadt auftreiben könnte. Schließlich fuhr ich einige Kilometer außerhalb zu einem Baumarkt, den ich auf den Hinweg entdeckte. Dort müsste es doch Spiritus geben! Tut es eigentlich auch, doch ausgerechnet der war eben ausverkauft. Es gab zwar haufenweise Sport- und Outdoor-Läden in der Stadt, die jeden Schnickschnack an Trekking-Kram haben, aber Spiritus? Weit gefehlt. Gaskartuschen, ja, in allen Variationen. Gerrit bestätigte mir später, dass er den Eindruck hatte, Gas sei hier in Skandinavien viel einfacher zu bekommen als Spiritus. Ich hatte eigentlich schon aufgegeben und wollte Gerrits Gaskocher schnorren. Er meinte zu mir, dass ich ne Angel brauche. Er ist selbst begeisterter Angler und hat natürlich eine dabei. Eine billige reiche und sei auch nicht teuer. Schließlich fand ich ein Set für insgesamt 200 Kronen (= 25 Euro). Und im selben Gemischtwarenladen auch den lang ersehnten Spiritus! Bestens gerüstet wollten wir uns zur Fähranlegestelle begeben, um nach Moskenes auf die Lofoten überzusetzen. Die Nachmittagsfähre fiel aber einfach aus, sie sei defekt. Das erfuhren wir auch nur zufällig von der nächsten Fähre, die eineinhalb Stunden später erscheinte. Wir hielten sie für die verspätete Fähre nach Moskenes, was sie aber nicht war. Daher fuhren wir erst abends die drei Stunden und kamen recht spät an, sodass es sich nicht mehr lohnte, groß zu fahren. Der Campingplatz aber war voll und wollte uns nicht mehr aufnehmen. Es war zwar noch Platz auf der Wiese, aber der Typ an der Rezeption meinte, dass mit der letzten Fähre ein paar (wohl lukrativere) Wohnmobile ankommen werden. Voller Campingplatz... auch noch nicht erlebt! Halb so schlimm: Haben wir uns halt ein nettes Plätzchen zum Wildcampen gesucht. Gerrit und ich freuten uns auf die Lofoten. Er war schon einmal hier wandern und ich habe mir von jedem, der schon mal dort war, die gute Landschaft bestätigen lassen. Am Abend hatten wir das wolkenlose Wetter von Bodö nach Moskenes nicht mitgenommen. Am nächsten Tag mittags aber waren wieder alle Wolken verflogen und wir radelten mit ca. 25 Grad an der Küste die Fjorde entlang und genossen die klare Sicht zu den eindrucksvollen Bergen. Die Lofoten sind so kurz! Das war mir garnicht bewusst. Nur zwei Tage später befanden wir uns schon in der direkt anschließenden Region Vesterålen. Dort verließ mich auch mein Wetterglück. Nach fast sechs Wochen mit nur drei weniger schlimmen Regentagen goss es erstmals an diesem Tag in Strömen. Von der Landschaft bekamen wir auch nichts mit, da die Wolkendecke gefühlte Zimmerhöhe hatte und durchgehend Nieselregen bescherte, wenn es mal eben nicht gegossen hatte. Da wir bis aufs Mark durchgeweicht waren, fuhren wir den einzigen verfügbaren Campingplatz an. Der Halsabschneider witterte natürlich sein Geschäft bei dem Wetter und verlangte insgesamt 50 Euro für zwei Zelte. Da eine kleine Hütte aber nur 30 Euro mehr kostete, leisteten wir uns diese zu zweit. Zum Glück hatten wir vorher im Supermarkt Bier besorgt, um darin uns für den beschissenen Tag zu entschädigen. Unsere Sachen konnten über eine aufgespannte Leine über der Heizung trocknen. Als wir uns über die Frechheit ärgerten, bei diesen Preisen noch extra 10 Kronen für 10 Minuten Warmwasser in der Dusche zu verlangen, freuten wir uns, als wir eine ausfindig machten, deren Automat wohl defekt war und durchgehend warm war. Der Abend war gerettet. Der nächste Tag war noch immer bewölkt, wenn auch regenfrei. Daher verkommte auch er zu einem reinen Kilometerschaufeln. In nicht einmal zweieinhalb Stunden hatten wir bereits über 50 Kilometer und rechneten aus, dass wir die letzte Fähre des Tages in ebenso 50 Kilometern bei diesem guten Schnitt noch erreichen könnten. Zum ersten Mal mit sportlichen Eifer unterwegs hatten wir es geschafft und die 100 Kilometer in unter fünf Stunden geschafft. Weg vom verregneten, schmucklosen Vesterålen, hin zur ebenso wie die Lofoten gelobten Insel Senja. In Senja angekommen haben wir endlich mal geangelt. An den Fähranlegestellen war der Fjord tief genug. Ansonsten ist das an den Küsten kaum möglich, ohne mit dem Boot rauszufahren. Gerrit hatte Anglerglück und fing einen Mini-Fisch nach dem anderen. Zu klein aber, also zurück ins Meer. Schließlich hatte er doppeltes Glück: Es biss abermals ein Mini-Fisch an, der wohl im selben Moment von einem Dorsch geschluckt wurde. Er angelte also einen Fisch im Fisch! Das Angelauswerfen konnte ich bereits von der Partie in Trondheim. Es musste nur noch einer anbeißen, daher war ich umso motivierter. Im Seegras aber verhakelten sich ständig meine Köder, sodass ich alle drei verlor und die Angelei frustriert erst einmal aufgab. Gerrit präparierte seinen Dorsch, den er später kochte und verspeiste. Ich hatte noch nie einen so frischen Fisch probiert - er schmeckte köstlich. Das beflügelte meine Angellust umso mehr. Direkt hinter der Fähranlegestelle in Gryllefjord fand sich auch ein netter Platz zum campen. An einem kleinen Teich, der von Bergwasser gespeist wurde, war eine überdachte Sitzgruppe mit einer flachen Wiese vorhanden. Besser hätte es nicht sein können. Dort war bereits ein seltsam anmutender älterer Herr mit Reiserad zugegen, zu dem wir uns gesellten und eine lustige Begegnung werden sollte. Es war James aus England, ein ehemaliger Gabelstaplerfahrer (er war stolz, das Wort auf Deutsch gekannt zu haben), der nun aus Langeweile kündigte und durch Norwegen reiste. Ich hatte zu viel Spiritus und sparte daher nicht am Wasserkochen. Da ich auch zu viel Teebeutel hatte, die ich bis auf den ersten Nacht nicht mehr benutzte, schmiss ich ne Runde Darjeeling. Gerrit und ich gönnten uns eine Tasse - als Abwechslung zum Bier. Der Tee hatte jedoch den selben entspannenden Effekt. James aber, very british, trank nur Kaffee! Und das abends um 10 Uhr. Wir saßen noch am Tee, da machte er sich ans Zeltaufbauen und schlief binnen Minuten. Das konnten wir am Schnarchen hören. Am nächsten Tag lag laut Karte 200 Höhenmeter vor uns. Wir stellten aber erleichtert fest, dass ein Tunnel neu gebaut wurde, der nicht verzeichnet war und uns den Anstieg erschwerten. Obwohl wir Stunden nach James starteten, trafen wir ihn direkt hinter dem Tunnel. Er zog es vor, Tunnel zu meiden, wo es geht. Drinnen aber überholte uns kein einziges Auto und er war recht breit mit Seitenstreifen. Das Wetter war noch immer etwas bewölkt, Senja aber erfüllte dennoch unsere Erwartungen und konnte eine eindrucksvolle Landschaft vorweisen, ein traumhaftes Zusammenspiel aus Berge und Meer. Meiner Meinung nach noch schöner als die Lofoten. Wie herrlich es doch nur gewesen wäre, wenn es so sonnig wie einige Tage zuvor gewesen wäre. Tromsø, die letzte größere Stadt, lag 50 km vor uns. An der Fähranlegestelle den Abend vorher versuchte ich abermals mein Anglerglück. Und tatsächlich, ich hatte nach einiger Zeit einen Dorsch an der Angel! Gerrit hatte auch einen Fisch geangelt, sodass wir den Abend beide lecker essen konnten. Von meinem ersten Fang motiviert, wollte ich natürlich den Fjord leerfischen - dieser aber schluckte wieder meine Köder und ich verlor einen nach dem anderen. Als der letzte festhing, zog ich dermaßen frustriert an der Angel, sodass sie brach und die Teleskopstange ins Meer fiel. Ich war sauer und amüsiert zugleich. Und schämte mich auch etwas vor den anderen Anglern, die kurze Zeit nach uns alle auftauchten und ihr Glück versuchten. Mit gebrochener Angelrute und dem Dorsch verließ ich stolz und beschämt zugleich die Anlegestelle und warf das kaputte Teil in den Müll. Ein teurer Dorsch für 40 Euro, dachte ich mir zuerst. Aber letztlich war der Angelspaß auch nicht zu verachten. So kurz es auch noch bis Tromsø war, so sehr zog es sich auch irgendwie. Grund dafür waren größere Steigungen. Dort angekommen aber gönnten wir uns erst einmal ein Kilo Garnelen, die garnicht einmal teuer waren! Mit einem Baguette und Frischkäse vom Supermarkt verdrückten wir die Tüte am Marktplatz. Die Sonne war auch draußen und so gute Shrimps hatte ich zuvor nicht gegessen. Nachdem wir eine Verdauungspause einlegten, indem wir Fotos vom Markt, den anlegenden Hurtigruten und der Eismeerkathedrale machten, begaben wir uns wieder auf dem Weg - es war ja gerade mal früher Nachmittag. Die letzten beiden Fähren standen an und wir begaben uns nach Lyngen. Gerrit meinte, die Landschaft werde auch die Lynger Alpen genannt. Als ich sie im wolkenlosen Sonnenschein betrachten konnte, wusste ich auch warum. Ich fuhr entspannt und begeistert wie selten. Kein Verkehr und beste Landschaft - so kann es bleiben. Das Ziel war zum Greifen nah! Das Nordkap war nur noch einige Tage entfernt und nur noch Alta war eine etwas größere Stadt. Sie liegt 230 Kilometer vor dem Kap und war eigentlich nichts Besonderes. Das Schönste von Norwegen sollten wir wohl schon gesehen haben. Dennoch erfreuten wir uns an der wechselnden Landschaft - der endlos weiten und baumlosen Hochebene und die Küstenstraße hin zu Magerøya, der Insel, auf der das Nordkap liegt. Am vorletzten Tag, bevor Gerrit und ich unser Ziel schließlich erreichen sollte, verließ mich letztlich auch das Wetterglück, dass mir eigentlich mehr als genug hold war. Zunächst startete ich T-Shirt und freute mich, später davon berichten zu können, den quasi nördlichsten Punkt ohne Jacke erradelt zu haben. Die Küste zum Nordkaptunnel aber wurde schnell von übelsten Winden heimgesucht, sodass wir sogar bergab fast nicht radeln konnten. Gerrit im Liegerad hatte es da aufgrund der windschnittigen Position etwas einfacher, ich aber fuhr teilweise arg windschief auf der Geraden. Ich freute mich fast schon auf den üblen Nordkaptunnel, da dort der Wind weg wäre. Wir waren ja schon einige Tunnel gefahren und alle waren mehr oder minder erträglich. Im Nachhinein aber meine ich, dass er wirklich der Schlimmste auf der ganzen Strecke war. Nicht nur wegen der Länge von 7 Kilometer, sondern auch aufgrund der Abfahrt und der anschließenden Steigung - er geht ja unter dem Meer durch. Die Ventilatoren erschienen mir auch so laut wie in keinem anderen Tunnel, ganz zu schweigen die ganzen LKWs, Busse und Motorräder. Knatternde Chopper waren dabei am schlimmsten. Hätte ich das gewusst, hätte ich Ohrenstöpsel eingepackt. Der Lärm war wirklich das Schlimmste am Tunnel. Aus dem Tunnel die 200 Höhenmeter trampelnd und schwitzend rausgekommen, war der Wind nicht weniger geworden. Mehr noch: es gesellte sich ein penentranter Nieselregen dazu. Genervt fuhren wir die paar Kilometer nach Honningsvåg, der letzten Einkaufsmöglichkeit 30 Kilometer vor dem Nordkap. Die Besorgungen erledigt, wollten wir uns auf zum nächsten Campingplatz machen und uns von den Strapazen erholen. Mein Rad wollte aber nicht: Einen Platten am Hinterrad! Oft berichtete ich Gerrit stolz, noch nie auf Tour einen Platten gehabt zu haben - auch nicht auf den 4000 Kilometern, die nun hinter mir lagen. Tja, das war dann nun mein erster. Zum Glück hatte ich Ersatzschlauch dabei und meinen aufs Übelste abgefahrenen Mantel durch einen neuen Faltreifen getauscht, den ich seit Bodö an den Rahmen gebunden hatte. Auf dem Campingplatz 25 Kilometer vor dem Nordkap beschlossen wir, heute nicht mehr weiterzufahren. Schließlich lagen schon grausame 100 Kilometer hinter uns und die gesamte Insel war so vernebelt, dass man die Hand nicht vor den Augen sah. Der heutige Tag begann sonnig! Eigentlich wollten wir die 5 Kilometer zurück zum Supermarkt um Grillfleisch und Bier für das Nordkap zu besorgen. Wir entschieden uns aber, gleich gen Norden aufzubrechen, um eventuell ein paar Sonnenstrahlen oben zu erwischen! Teilerfolg: Wir fuhren die knapp 2 Stunden und 750 Höhenmeter durch Sonne, Sturm und Nebel. Von entgegenen kommenden Radlern ließen wir uns bestätigen, dass es am Kap klar sein sollte. Noch nie fuhr ich die Steigungen so motiviert und realisierte noch nicht, dass meine Tour gen Norden in wenigen Kilometer quasi vorbei sein sollte und der Zielort erreicht wurde, den ich nun seit über 8 Wochen anfahre. Als natürlich ultraharter, langhaariger, gestandener Kerl fällt es mir schwer zuzugeben, dass mir vor Ergreifung einige Tränen kamen, als ich die Weltkugel zum ersten mal hinter den Nordkaphallen erblickte. Wenn man wohl so lange auf das Ziel hinarbeitet und dazwischen so viel Anstrengungen und Erlebnisse hatte, ist so eine Reaktion mehr als verständlich. Diese Momente sind es, die große Radreisen ausmachen. Die ganzen Auto- und Motorradfahrer, die wir oben trafen, waren zwar etwas erfreut, schossen ein Selfie und dampften wieder ab. Klar schossen auch wir Zielfotos, niemand anderes schien aber so begeistert wie diejenigen, die Es ist nicht der Zielort selbst, der wirkt, sondern die Art, wie man ihn bereist. Klar, jeder der schon einmal oben war und mir davon berichtete, bestätigte mir eine reine Touri-Halle mit einer unspektakulären Steilklippe mit Weltkugel drauf. Was anderes erlebt man aber auch nicht, wenn man konventionell anreist. Mit dem Fahrrad erlebt man die Welt einfach intensiver, sodass die Begeisterung meiner Reise unterwegs niemals abbrach. Pünktlich, als wir die Fotos geschossen hatten, zog wieder eine dicke Nebelsuppe auf. Es ist Freitag, wir freuen uns über freien Strom und Wlan in den Hallen und trinken nun ein Bier auf unseren Erfolg, das so teuer ist wie unsere Freude groß. Gerrit wird morgen von seinen Eltern hier abreisen. Ich überlege, eventuell noch bis Sonntag zu bleiben, um auf besseres Wetter zu hoffen. Mein Flug zurück geht ja erst donnerstags früh von Alta aus. Der Wetterbericht ist zwar nicht gerade optimistisch, aber auf den kann man sich hier oben eh nicht verlassen und vielleicht beschert mir mein bisheriges Wetterglück ja die Mitternachtssonne... Gruß vom Nordkap Manuel
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#1058089 - 07/26/14 06:55 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Und weil es so schön ist, hier unser Ziel-Posing Noch ist die Reise aber nicht ganz vorbei. Ich muss schließlich die 230 km zurück nach Alta, von wo aus erst am Donnerstag Morgen mein Flug nach hause geht. Freue mich aber darauf, in der Hochebene wild zu campen! Und couchsurfen werde ich auch wieder mindestens nen Tag dort Da hier am Nordkap aber den ganzen Tag Nebel ist und ich vom Restaurant nicht mal die Weltkugel sehe, bleibe ich noch bis morgen mittag hier oben, wenn es etwas sonnig werden soll. Zeit hab ich ja...
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#1058103 - 07/26/14 07:53 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Na, dann wünsche ich dir das ersehnte und wohlverdiente sonnige Wetter und damit einen schönen Abschluss. Komm gut nach Alta und dann nach Hause.
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Leben und leben lassen Liebe Grüße, Peter | |
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#1058203 - 07/27/14 08:58 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Hai Manu, als öfter mal zwischen Heimat- und Wohnort (Bayreuth/Erlangen) die fränkischen Grenzen erfahrender Reiseradler will ich auf meinen Triathlonlenker nie mehr verzichten. Auf dem liegste wie aufm Sofa.
Roll on
Hannes
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#1058392 - 07/28/14 04:15 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: hns]
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Hai Manu, als öfter mal zwischen Heimat- und Wohnort (Bayreuth/Erlangen) die fränkischen Grenzen erfahrender Reiseradler will ich auf meinen Triathlonlenker nie mehr verzichten. Auf dem liegste wie aufm Sofa. Besser hätt ichs nich ausdrücken können. Bin definitiv geheilt vom Ortlieb-Handtäschchen am Lenker.
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#1058629 - 07/29/14 05:16 PM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
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wo deine reise nun zu ende ist, nochmal eine frage des interessehalber . dein crowdfounding aktion war ja erfolgreich, da diese allerdings während der reise noch lief bzw. abgeschlossen wurde stellt sich mir die frage wie du mit den postkarten schicken usw. klar gekommen bist bzw. kommst. für mich sieht das nach einer logistischen zwickmühle aus. der ganze posttourkrams ist natürlich kein problem.
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Edited by joscha (07/29/14 05:16 PM) |
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#1058701 - 07/30/14 06:23 AM
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: joscha]
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Wo soll da ne Zwickmühle sein? Die Kampagne endete noch während ich in Norwegen war. Erst dann sollten ja die Karten raus. Logistisch vielmehr detailliert geplant. Hab die Karten teilweise auch vor Ende schon verschickt...
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