Wahrscheinlich hat die Vespa aber keine 14 Gänge!

So'n Schaltdraht gab's auch mal am Fahrrad (Shimano Positron) und er entpuppte sich dort nicht gerade als ein Segen. Wenn du 14 Gänge schalten willst, statt wie damals sechs, mußt du entweder die Schnur über eine ziemliche Länge hin und her bewegen oder du verbaust hinten einen Ratschenmechanismus, mit dem du aber immer nur einen einzigen Gang weiterschalten könntest. Dann Hebel zurück und nächster Hub. Am Fahrrad willst du aber häufig drei, vier oder fünf Gänge auf einmal schalten, also brauchst du den langen Betätigungsweg. Das wiederum heißt, daß du entweder die Schnur am Ende auf irgend 'ner Rolle auf- und abwickeln oder auf eine aufwendige, schwere und teure Zahnstange/Zahnradkombination ausweichen mußt, um den Zug gerade führen zu können.
Auf- und Abwickeln bedeutet für den Zug ein Hin- und Herbiegen. Dabei gibt es in der Mitte des Zuges eine gedachte Linie, die sog. neutrale Faser, der das wurscht ist und die das beliebig lange mitmacht. Je weiter du dich jedoch von dieser Linie entfernst, desto mehr wird das Zugmaterial gedehnt und gestaucht. Daraus resultiert ab einem gewissen Maß eine Materialermüdung, aufgrund derer sich irgendwann Risse bilden, die sich rasch durch den ganzen Drahtquerschnitt fortsetzen. Der Zug reißt. Die technische Abhilfe besteht darin, daß man entweder den Einzeldraht auf einem sehr großen Radius aufwickelt, um diesen Stauch-/Dehneffekt gering zu halten oder daß man eben statt des Einzeldrahts viele dünne Litzen zu einem Seil des gleichen Querschnitts verdrillt. Je kleiner dieser Litzenquerschnitt, desto kleiner der zulässige Durchmesser, auf den man ihn aufrollen kann. Im Flugzeugbau, wo ja von alters her auch viele Seilzüge für die einzelnen Steuerelemente verwendet wurden und werden, beträgt der zulässige Faktor Rollendurchmesser zu Litzendurchmesser m.W. 200. Die genaue Zahl müßte ich allerdings nochmal nachlesen, deshalb unter Vorbehalt. Von Magura gibt's einen superaufwendigen Gasgriff, der serienmäßig z.B. bei BMW verbaut wird und bei dem zuerst über ein Kegelradpaar die Drehbewegung auf eine Rollenkette übertragen wird, an deren Ende sich dann die Nippelaufnahmen für die Gaszüge befinden. All dieser Aufwand dient nur dem Zweck, die Züge parallel zum Lenkerrohr geradlinig bewegen zu können. Auch bei den Sachs Dreigangnaben, wo man an der Achsmutter rechtwinkel eng ums Eck mußte, hat man eine Rollenkette in den Zug eingefügt, da dieser enge Radius mit einem Seil nicht machbar gewesen wäre.
Hat also schon alles seinen Sinn, so wie's ist!
Gruß,
Clemens