Im letzten Sommer, im August 2013, bin ich eine Tour durch Erzgebirge und Fichtelgebirge gefahren. Weil es speziell zum Kammweg im Erzgebirge nur spärliche Informationen im Netz gibt, will ich meinen Bericht, wenn auch verzögert, noch hier einstellen. Zugehörige Photos finden sich hier:
https://plus.google.com/photos/117062338524073854011/albums/6016596545304946577Los ging es in
Cottbus, das gerade noch von Berlin aus mit dem Regionalzug zu erreichen ist. Am
ersten Tag (91 km) folgte ich der Radweit-Route Berlin-Dresden. Erste Attraktion: Die halb verlandete Talsperre
Spremberg und lustige Wasserspiele der „Eingeborenen“ von Spremberg (Drachenbootrennen) auf der leider durch Eisenrückstände aus dem Braunkohletagebau rot gefärbten Spree.
Anschließend bot sich Gelegenheit für ein Bad im
Bärwalder See, einer der renaturierten Tagebau-Restlöcher im Lausitzer „Neuseeland“. Überhaupt ist die Niederlausitz stark durch die Braunkohleindustrie geprägt, nicht nur wegen der durchaus beeindruckenden, riesigen Kraftwerke, die man passiert.
Kurz vor dem schon gut 20 km vorher zu sehenden Bautzen kommen freudige Gefühle auf, denn erstmals kommt mit dem Lausitzer Hügelland so etwas wie Berge ins Blickfeld – jedenfalls aus Berliner Perspektive.
Übernachtung auf einem kleinen, freundlichen und sauberen Privatcampingplatz in
Quatitz-Dahlowitz an der Bautzener Talsperre.
Am
zweiten Tag (80 km) ging es frühmorgens nach
Bautzen mit seinem sehenswerten Dom, das auf einer Felskuppe oberhalb der Spree gelegen ist; dort gab es Frühstück im Cafe.
Oberhalb von Bautzen führt der Spreeradweg nicht etwa am Fluss entlang, sondern hügelab, hügelauf durch die zunächst, bei Eintritt ins Bergland, schöne Landschaft. Auch wegen der aufkommenden Wolken zogen sich die vielen kleinen Steigungen aber in die Länge, und die Spreequelle im (soweit ich feststellen konnte) tristen
Neugersdorf war eine herbe Enttäuschung: Die Quelle in ihrem Pavillon zugenagelt, man sieht nur einen vermüllten Tümpel.
Der nahegelegene Grenzübergang nach Tschechien erinnert noch an vor-EU Zeiten, ist jetzt aber zum Glück ruhig und verlassen.
Über Landstraßen fuhr ich über
Rumburk und
Krasna Lipa weiter in die tschechische Hälfte des Nationalparks Sächsische/Böhmische Schweiz. Die Abfahrt durch das
Kirnitzschtal war dann ein echter Höhepunkt: Der Weg ist zwar nirgends als touristischer Radweg ausgeschildert, und nach den Landkarten hatte ich Zweifel, ob man überhaupt durchkommt. Vor Ort ist er aber perfekt asphaltiert (auf der tschechischen Seite) und führt gut 10 km leicht bergab durch die Schlucht. Blöderweise
bietet er überall grandiose Ausblicke auf Sandsteinfelsen, Wälder und Bächlein, so dass man die Abfahrt immer wieder unterbrechen muss, um zu gucken (bei dunkler Bewölkung und drohendem Regen, daher schlechtes Fotolicht im Wald). Man sollte hier besser in umgekehrter Richtung, also bergauf fahren!
Hinter der Staatsgrenze ging es dann mühsamer auf Schotter weiter und saftig bergauf ins malerische
Hinterhermsdorf (370 m), wo ich bei einsetzendem Regen mein Zelt auf dem angenehmen (wenn auch an der wenig befahrenen Straße gelegenen) Campingplatz aufschlagen konnte.
Am Morgen des
dritten Tages (96 km) ging es weiter fast 20 km meist bergab durchs Kirnitzschtal bis zur Elbe (
Bad Schandau), die Straße war wegen Bauarbeiten für Autos gesperrt.
Bei
Königstein, das noch sehr vom Hochwasser gezeichnet war, setzte ich nach dem Frühstück beim Bäcker mit der kleinen Fußgängerfähre über und begann die Auffahrt durch das Bielatal zum Kamm von Elbsandstein- und Erzgebirge. Ich entschied mich für den – in den Landkarten schwer erkennbaren - Grenzübergang durch den Bielagrund nach
Ostrov; es gibt nur ein kurzes, gutes Schotterstück, auf tschechischer Seite dann Asphalt. Dafür geht es aber über mehrere Kilometer stramm bergauf:
Aus der erreichten Hochebene ragt der
Decinski Sneznik (723 m), der höchste Gipfel des Elbstandsteins, heraus.
Die Straße hinauf ist schmal und sehr steil (kurzzeitig zu steil ...), aber nur kurz. Oben gibt es einen Aussichtsturm, einen Imbiss und ein Restaurant mit – wie fast überall in Tschechien, wie mir scheint – gutem und sehr billigem Essen (in meinem Fall: Gulaschsuppe). Die Aussicht ist atemberaubend, vor allem nach Osten Richtung Isergebirge.
Ab hier führte der Weg für die nächsten drei Tage über den Erzgebirgskamm, der nach Süden steil, nach Norden sanft abfällt. Man bewegt sich durchgehend in Höhen zwischen 700 und 1000 m. Obwohl die Gegenden auf beiden Seiten des Gebirges dicht besiedelt und industrialisiert sind, ist es im Gebirge selbst völlig einsam, man fühlt sich richtiggehend entrückt. Der eigentliche Kamm verläuft in Böhmen, so dass ich mich für den tschechischen Kammweg entschied, der ganz überwiegend auf kleinen und kleinsten Sträßchen geführt ist. Autos begegnet man kaum, der Weg ist überall asphaltiert, wenn auch teilweise etwas grob und manchmal löchrig. Fast perfekt ist auch die Ausschilderung mit den kleinen, gelben Wegweisern, an denen man sich hierzulande eine Scheibe abschneiden kann.
(Der auf der sächsischen Seite verlaufende „Kammweg“ ist demgegenüber lückenhaft, hat viel mehr Höhenmeter und – soweit ich sehen konnte – meist auf üblen Waldwegen geführt).
Nach einem langen Tag quartierte ich mich diesmal in einem alten Hotel am Paßübergang in
Cinovec/Zinnwald (870 m) ein, das wiederum sehr preiswert, aber sauber und passabel renoviert war. Die Paßstraße ist breit ausgebaut, aber nachts völlig ruhig.