Hallo Urs,
ich habe mich gefreut, Dich am Abend vor dem Marathon mit Deinem neuen Velo kennen zu lernen.
Am Freitag sind wir, ein Rennradler und 6 Liegende um 6 Uhr gestartet.
Dem Rennradler und einigen einem Teil der Lieger ergab sich dadurch bei dem ersten Kontrollposten eine lange Wartezeit, bis derselbe offiziell eröffnet war, da nur ein maximal 24er Schnitt kalkuliert war, wir aber am Anfang trotz (Niesel-)regens bedeuten schneller unterwegs waren.
Als die Stempel dann Verteile wurden, war aber noch keine Verpflegung da, trotzdem bin ich weiter. Das hat mich rauf nach Bonnsdorf einbrechen und in der Not einen Lidlmarkt überfallen lassen.
Bis vor dem Einbruch hatte ich die anderen Liegen hinter mir gelassen, in Ewattingen trafen wir uns dann alle wieder. Der Rennradler war schon voraus. Ich fuhr dann mit 3 weiteren Liegern weiter, die anderen beiden ließen es noch ruhiger angehen.
Nach Ewattingen am Fuße des Blumberg, dachte ich schon, daß ich aufgeben muß. Durch das zu späte Essen wurde ich müde und schlapp und mich plagten leichte Oberschenkel-krämpfe. Dadurch hatte ich die 2 km extrem zu kämpfen und war in der Gruppe immer an 4. Position, aber mit einer kleinsten Entfaltung von 1,6 m konnte ich locker mit hoher Drehzahl treten.
Nach dem Anstieg konnte ich erst mal rollen lassen und der Tiefpunkt war auch vorbei.
Trotzdem, weil es in Gemeinschaft mehr Spaß mach zu fahren, blieb ich bei der Gruppe. Wir machten immer sehr lange Pausen (30 oder mehr Minuten), das war mir eigentlich viel zu lang.
Während der ersten langen Etappe hatte es mehr oder wenig er geregnet, danach wurde es immer schöner. Richtig sonnig wurde es entlang des Bodensees und wir konnten sehr züglig in der Ebene rollen lassen, um so nerviger war auch der Autoverkehr, die meisten habe kein Augenmaß für Sicherheitsabstände zu Radlern.
Die Abschlußetappe vor der Dunkelheit bis nach Sargans war auch ok, bis auf das es am Ortseingang wieder leicht tröpfelte, wären des Ortes immer stärker wurde und wir nach etwa 4 km am Kontrollpunkt wieder gut eingeweicht waren.
Nach ausgiebigem Mahl entschieden wir uns für eine Kurze Übernachtung. Eigentlich wollte ich durchfahren, aber bei Dunkelheit und Regen nur mich Akkubeleuchtung auf eine unbekannten Strecke zu fahren, erschien mir dann doch zu gefährlich. Also dauerte diese Pause etwa 5 Stunden.
Um kurz nach 2 fuhren wir bei Trockenheit weiter.
Rauf zum Kerenzerberg schieden sich wieder die Geister.
Noch in schummriger Dunkelheit fuhr ich nur mit der Cateye HL-EL 300, die Strahlkraft ist natürlich nicht so gut wie mit dem beliebten und auch bei diesem Radmarathon weit verbreiteten SON mit entsprechendem Scheinwerfer. Trotzdem bin ich die Abfahr sicher wieder runter gekommen.
Die Auffahrt zum Sattel war ganz nett. Der Berg hat mir so gut gefallen, daß ich oben den Abzweig verpaßte und etwa 4,5 km weiter Richtung Gotthard fuhr; irgendwann dachte ich dann aber doch daß ich verkehrt wäre. Also wieder den Berg hoch und dann die Abfahr den anderen hinterher. Etwa 10 km vor Emmenbrücke hatte ich die Anderen wieder.
Bei dieser Station, wie schon bei der Übernachtung und auch den folgenden Stationen, gab es kein frisches Obst, sondern nur "Dörobst", aber jeder nur ein Kreuz - äh - Beutel.
So waren die Kontrollstationen für mich als Rohköstler nur zum Wasser auffüllen interessant. Immer hin gab es in der Region einige Bauern mit Obstverkaufsständen.
Insgesamt könnte es aber nicht schaden, das Verpflegungsangebot von Landjägern und schweizer Spezialitäten (Biber
) mehr auf vierschiedenes leicht verdauliches Obst zu verlagern, wie es z. B. auch beim Ötzi der Fall ist.
Auf der halben Strecke nach Affoldern setzte ich mich dann entgültig von meine Gruppe ab, um einen Rennradler zu jagen.
Die letzten Stationen nutzte ich nur noch zum Wasser auffüllen und hielt die Pause zwischen 5 und 10 Minuten. Außerdem wollte ich mich zum Schluß, etwa die letzten 90 km,noch mal richtig verausgaben.
Darunter mußten dann auch einige Rennradler leiden.
Einer war mir schon in Affoldern dicht auf den Fersen gewesen, kam in Deisswil kurz nach mir an, hat mich am "Rollin´ hill" (Grauholz) aber nicht eingeholt, sondern erst an einer sehr lange geschlossenen Bahnschranke in Subingen oder Deitingen.
Nach Öffnen der Schranke moserte er noch hinter mir her, daß ich ja kaum Windschatten geben würde, den trotz leichten Gegenwinds zog ich mit Ende 30 ab, da ich mir während der Tour nich voll verausgabt hatte.
Die Gesamtzeit sind bei mir 33h10m geworden.
Bei einem Nettoschnitt von etwa 26,5 km/h (der Tacho hatte sich zwischenzeitlich genullt). Damit kommen etwa 10h Pause zusammen.
Aber gewinnen konnte man sowieso kaum etwas.
Unser Rennradler hatte eine Nettofahrzeit von etwa 22,5 h und brutto ca. 26,5 Stunden. Aber für Fahrer ohne Begleitfahrzeug kommt immer einiges an Pausen zusammen. Die Schnellsten sollen so um 19h 20 min gelegen haben.
Meine 3er-Gruppe kam knapp unter 35h, der letzte von uns nach 33h 38m.
Für mich war die Tour ganz locker, da ich den größten Teil der Strecke nicht am Limit gefahren bin. Die langen Pausen würde ich allerdings auch nicht wieder machen, aber es war schon klasse in einer Gruppe zusammen zu fahren.
Insgesamt hat mir dieser Marathon gut gefallen.
Meine Kritikpunkte sind aber:
Zu wenig Obstangebot in der Verpflegung und
Zu wenig Ausschilderungspfeile, solange die Verkehrsführung "offensichtlich" geradeaus geht.
Um mich am Ende nicht mehr zu verfahren, habe ich dann jede Strecke im Roadbook mit dem Tacho gemessen. Etwa mehr Pfeile würde die Sicherheit, auf der richtigen Strecke zu sein, sehr erhöhen. Auf der anderen Seite sehe ich schon einen sehr hohen organisatorischen und persönlichen Aufwand für die nur etwa 130 Langstreckenstarter.
Insgesamt ist es eine faszinierende Veranstaltung, alles ist sehr familier,unddie Helfer habe uns hervorragend versorgt.
Es hat Spaß gemacht, die 600 km zu fahren. Ich kann die Tour nur jedem empfehlen, der mal organisiert eine längere Tour machen will. Bis zu 40 Stunden hat man ja Zeit. Man sollte nur den Fehler vermeiden, zu früh zu starten, wenn man zu schnell sein könnte, sonst ergeben sich unnötige Wartezeiten an der Kontrolle.
Ein weiteres mal würde ich es so nicht machen, sondern nur unter Optimierung der Pausenzeiten, dann müßte ich aber sehr wahrscheinlich alleine fahren.
Gruß
Felix
PS: Wie ist Deine 300er Tour gelaufen.
Wir haben uns ja leider nicht nochmal getroffen, aber wir sind gegen 18 Uhr abgezogen.
PPS:
Auf der Bahnfahrt nach Hause, hat die Bahn mal wieder richtig Werbung für sich gemacht. Ich war mit der Stuttgarter Liegeradtruppe wieder bis Stuttgart gefahren und wollte dann mit dem Nachtzug von Mannheim nach Berlin. Aber leider hatte der Zubringer aus Stuttgart mit 10 Minuten Verspätung die Umsteigezeit aufgebraucht und ich konnte, wie auch einige andere Bahnreisende mit Ziel Berlin, beim Aussteigen beobachten, wieder Nachtzug einen Bahnsteig weiter anfuhr
Durch die gute Abspache der Zugführer hatte ich dann eine kühle Nacht in einem zugigen Bahnhofwartehäuschen und mehr als einen halben Arbeitstag dran gegeben.