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#1012080 - 02/02/14 01:05 AM Neuseeland - Die Südinsel
bikeload
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Kompletter Bericht mit allen Bildern auf www.bikeload.com

[b]Neuseeland – Die Südinsel (17. bis 31. Dezember 2013)

17. Dezember 2013 – Umungata Bay nach Nelson (83 km / 1.500
hm)[/b]

Ich wache vom Schreien der Gänse auf, die in kleinen Gruppen majestätisch über die Bucht gleiten und genieße den Blick auf das azurblaue Wasser. Es ist noch recht früh als ich aus meinem Zelt klettere und mir auf dem Gaskocher mein Müsli warm mache. Einige Zeit später gesellt sich dann auch Helge zu mir.
Gestern Abend war Helge auf den letzten Metern zum Übernachtungsplatz die Kette an seinem Rad gerissen. Ersatzteile und Werkzeug hat er nicht dabei. Letztendlich ist das nur konsequent, denn er hat keine Ahnung, wie man die Kette reparieren kann, wie er gleich eingesteht ;-) Mir gefällt diese unbekümmerte Zuversicht, dass sich alles irgendwie fügen wird. In diesem Fall ist zum Glück „Bike-Doctor“ Carsten zur Stelle! Ich kürze seine Kette um 2 Glieder und setze sie dann mit Kettennietwerkzeug und einem Extrasplint aus meiner kleinen Werkzeugtasche wieder zusammen. Alles top und Helge ist happy!
Heute soll es weiter nach Nelson gehen. Ich bin schon viel früher abfahrfertig als Helge und möchte ohnehin die einsame Strecke über die Berge fahren, um den Verkehr auf der Hauptstraße Nr. 6 zu meiden. Helge möchte auf der Nr. 6 fahren, weil ihm das Risiko, dass die Kette wieder reißen wird und er dann im Wald steht, zu groß ist. Also verabschieden wir uns und ich fahre los. Nach knapp 20 km auf der sehr befahrenen Straße mache ich spontan eine frühe Mittagspause im Örtchen Havelock im Havelock-Hotelrestaurant. Eigentlich ist das Restaurant nicht sonderlich ansprechend. Ich kann den Eigner jedoch überzeugen, mir Internetzugang zu geben; und das ist nach 2 Tagen Abstinenz ein guter Grund zu bleiben :-) Uns so kann ich zum Beispiel auch direkt meine Backpacker-Unterkunft in Nelson für den Abend buchen und mir die Wegbeschreibung runterladen, so dass ich bei der Ankunft keine Zeit mit der Hotelsuche verschwenden muss. Außerdem schaue ich mir an, was mir GoogleMaps in der „Radfahrereinstellung“ als Route nach Nelson vorschlägt. Und tatsächlich, ein Weg soll geradewegs durch die Berge gehen. Im Restaurant spricht mich ein älterer Einheimischer auf mein Vorhabens an und schaut mich sehr zweifelnd an. Er schüttelt den Kopf und meint, dass es dort kaum ein Durchkommen geben würde. Er spricht von riesigen Steinen auf dem Weg ... Abenteuer!? ;-)
Dann geht es für mich weiter. Nach weiteren ca. 15-20 km biege ich an der Pelorus Bridge (Brücke) von der stark befahrenen Hauptstraße ab. Hier soll die Nebenstrecke über die Berge beginnen. Die ersten Kilometer auf dem feinschottrigen Weg rolle ich sehr entspannt dahin und denke mir, dass der gute Mann im Restaurant wohl etwas übertrieben hat. Kein Auto weit und breit! So muss Neuseeland sein! Nach knapp 15 km dann die erste kleine Überraschung: Ein riesiges rotes Schild signalisiert, dass die Zufahrtstrasse über den Berg (aus welchen Gründen auch immer) gesperrt ist. Jetzt den ganzen Weg wieder zurück? Nein, jetzt bin ich einmal hier, jetzt geht es auch über den Berg! Also weiter!





Es wird steiler und steiler und dann habe ich meinen ersten platten Hinterreifen in Neuseeland. Ärgernis während des Wechsels: Dutzende von (weiblichen) Sandflies, oder richtiger „Blackflies“ (Austrosimulium ungulatum) setzen sich auf meine Beine und beißen genüsslich hinein um damit kleinste Blutströpfchen zu verursachen, von denen sie Nahrung für ihre Brut abschöpfen. Die Narben sehe ich mehr als 10 Tage später immer noch!
Die Strecke wird immer beschwerlicher und lässt Erinnerungen an Bolivien aufkommen; nur ist alles so viel grüner! Die mir heute Mittag angekündigten großen Steine sind hier überall! Schließlich komme ich erschöpft auf knapp 800 Meter Höhe an einer kleinen Kreuzung an. Für den Weg geradeaus gibt es wieder Verbotsschilder und eine dickes Stahlseil mit einem noch dickeren ABUS-Schloss mit dem beeindruckenden Namen "Rock". Umkehren kommt jetzt natürlich nicht mehr in Frage! Also hebe ich das Rad über die Absperrung und hinab geht es über irrsinnig steile Geröllpisten, durch dichten Wald und vorbei an einsamen Seen. Auf dem letzten Stück ist die Strecke dann wieder asphaltiert und die Straße führt einen Fluss entlang, der sich ins Tal nach Nelson hinunterwindet. Hier wurden die Flussaufnahmen des letzten Hobbit-Films gedreht, bei denen die vor den Orks flüchtenden Hobbits und Zwerge in Weinfässern den Fluss hinabtrieben.



Um 20:30 Uhr erreiche ich schließlich Nelson und mein Navi (GoogleMaps) führt mich direkt zu meiner Unterkunft "Prince Albert Backpackers", wo ich in mein kleines EUR 30 - Einzelzimmer einchecke. Gruppenzimmer mit Etagenbetten, auch mir bekannt von Klassenfahrten (sogenannte "Dorm-Rooms") sind nicht mein Ding; da schlafe ich lieber im Zelt.... Damit ich noch etwas zu essen bekomme, bringe ich schnell die Packtaschen ins Zimmer und laufe dann mit Radsachen direkt Richtung empfohlenes Restaurant / Pub "Sprig & Fern" (www.sprigandfern.co.nz), die auch gleich einen leckeren Rotwein aus der nahe gelegenen Marlborough Region zum Essen reichen. Ein schöner Abschluss einer schönen, wenn ohne Zweifel auch sehr beschwerlichen Tagestour!

18. Dezember 2013 – Nelson

Nach meiner gestrigen, sehr späten Ankunft in Nelson möchte ich mir heute einen Ruhetag gönnen. Als ich um eine Nacht verlängere, erzählt mir der junge Besitzer des "Prince Albert Backpackers", dass einer seiner radfahrenden Gäste letztes Jahr seinen Aufenthalt auf 6 Monate verlängerte. Ok, gut! Das beruhigt! Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen diesen „faulen Tag“ einzulegen! Alles eine Frage der Perspektive ... ;-) So faul bin ich dann auch gar nicht! Zunächst geht es auf den Hausberg, zum "Mittelpunkt Neuseelands", von dem man einen phantastischen Ausblick über die Stadt hat.

Im grünen Garten am Fuß des Berges teilt Santa Geschenke an kleine Kinder aus. Mit seinem dicken, warmen Wintermantel sitzt er da etwas deplatziert in der Mittagshitze auf einer Parkbank und fragt sich schwitzend sicher auch, warum Santa sich für seine Geschenkausgabe in wärmeren Gefilden kein anderes Kostüm zugelegt hat.

Am Nachmittag wandere ich durch die Hänge am Rande der Stadt und stelle mir vor, welchen wundervollen Blick die Besitzer der dort platzierten Luxusvillen haben, mit dem Meer und der Stadt unmittelbar vor der Tür. Dann noch eine Runde durch den japanischen Garten (Nelson ist die Partnerstadt von Miyatzu / Japan). Die Lage des Parks am Meer ist idyllisch und tatsächlich besser gewählt als der ursprünglich angedachte Ort gegenüber des Friedhofs (dieser ursprünglicher Vorschlag führte übrigens zu einigen zurückhaltend-kritischen Gesprächen zwischen den Vertretern der Partnerstädte, bis man sich auf den neuen Ort einigte ...).

Dann kaufe ich mir noch ein langärmliges, leichtes Shirt mit einem LSF von +50 um während des Bikens gut gegen die intensiven Sonnenstrahlen Neuseelands gerüstet zu sein, gehe eine Runde durch die mit Weihnachtsbäumen ausgeschmückte Stadtkirche und kaufe mir Lachs und Ziegenkäse für das am Nachmittag stattfindende Barbecue in meiner Unterkunft. Ich finde, Restaurants richten das besser an; es schmeckt jedenfalls:

Den Abend beschließe ich mit einem Kinobesuch: "The Hunger Games". Spannend und eine sehr gute Fortsetzung des ersten Teils! Dumm nur, dass der Film nach knapp 2 Stunden mit der Ankündigung der Revolte endet und ich nun auf die Fortsetzung warten muss. Das scheint wie bei dem Hobbit in seiner Offensichtlichkeit eine ganz neue Masche zu sein (z.B. ahnte man bei Rocky III zwar schon, dass Rocky IV kommen würde, Rocky III fand aber zumindest ein rundes Ende und war ohne Nr. IV nicht unvollständig).

19. Dezember 2013 - Nelson nach Kawatiri-Junction (94 km / 1.430 hm)


Erst spät breche ich am Morgen auf. Die Pause hat mir und meiner Muskulatur gut getan. GoogleMaps führt mich zunächst über eine ehemalige Eisenbahnstrecke, die nun einen sehr ebenen Radweg abgibt, auf dem es sich entspannt durch die Bungalowsiedlung aus Nelson herausfahren lässt. So rolle ich ohne jeden Straßenverkehr zunächst bis nach Richmond und mache dann in einem Cafe mit wunderschönem Garten Mittagspause ("Abbey Bar & Garden"). Da es dort endlich mal wieder unbeschränkten Internetzugang gibt, nutze ich die Gelegenheit ein paar aktuelle GPS-Tagesberichte fertig zu stellen und gleich an die Familie rauszuschicken.



Als ich um 15 Uhr wieder aufbreche, führt mich auch der weitere Weg zunächst über Radwege, durch Weinfelder und über eine Schwingbrücke. Dann geht es auf die nur mäßig befahrene Landstraße. Ab hier geht es beständig bergauf; teilweise richtig giftige Steigungen, so dass ich am Ende bei fast 95 km und über 1.400 Tageshöhenmeter lande. Als ich mit dem einsetzenden Regen auf den kostenlosen, staatlichen Campingplatz Kawatiri-Junction rolle, fallen mir sofort einige der Besucher auf, die beständig mit den Armen um sich schlagen. Diese extensive Aktion ist den Blackflies (siehe oben) geschuldet, die hier in großer Zahl das Blut ihrer Besucher schlürfen. Die Viecher sind so lästig, dass ich mich entscheide, meine Nudeln mit Tomatensauce auf dem Gaskocher im Zelt zu kochen. Dies ist übrigens ein gewaltiger Vorteil des sehr gut dosierbaren Gaskochers gegenüber dem schwer dosierbaren und eindeutig nicht für den „Innenbetrieb“ verwendbaren Benzinkocher.




20. Dezember 2013 - Kawariri Junction nach Bullre River (113 km / 935 hm)


Am Morgen hat sich das Wetter zum Glück deutlich verbessert, so dass ich das Zelt in der Sonne trocknen kann. Auch sind die Blackflies in der Sonnenhitze viel weniger aktiv und so kann ich mir sogar außerhalb des Zeltes ein Müsli warm machen. Das Insektenspray ("No bite") auf meiner Haut scheint auch seinen Dienst zu tun.

Dann geht es weiter; immer den Fluss Buller entlang. Unterkünfte sehe ich auf dem Weg so gut wie gar nicht. Die, die ich sehe, sehen geschlossen aus und / oder stehen zum Verkauf. Auch durch Aussagen von Bewohnern Neuseelands drängt sich auf, dass es mit dem Tourismus für solche Unterkünfte für Individualreisende nicht mehr ganz so gut aussieht wie noch vor ein paar Jahren. Die Anzahl derjenigen, die unabhängig per Wohnmobil unterwegs sind hat sich aber wohl deutlich erhöht.

Nach einigen Kilometern mache ich bei dem Café "Animal Park" halt. Dort gibt es leckeren Cappuccino und Quiche. Während ich entspannt in der Sonne sitze, laufen ein Pfau und eine Entenfamilie vorbei.

Die weitere Fahrt durch die Berge, immer am Fluss entlang, ist wunderschön. Ab 18 Uhr fange ich dann an, nach einer Unterkunft für die Nacht Ausschau zu halten. Am Ende entscheide ich mich, an einem Hinweisschild für Angler abzubiegen und über einen Schotterweg ans Flussufer zu fahren. Dort entdecke ich einen unberührten Sandstrand, an dem ich mein Zelt aufschlage. Auch hier sind die Blackflies zu Hunderten um mich herum, so dass ich mein Essen wieder im Zelt koche und mich dann mit Einbruch der Dunkelheit in meinen Schlafsack rolle. Da es eine klare Nacht ist, lasse ich das Außenzelt offen und schließe nur das Mückennetz.



21. Dezember 2013 - Buller River nach Westport (20 km / 133 hm)

Ich habe die Nacht gut schlafen können. Es war herrlich, das Rauschen des Flusses zu hören und dazu das Singen der Vögel. Von der oberhalb liegenden, kaum befahrenen Straße, ist kein Laut zu mir vorgedrungen. Zum Frühstück esse ich 2 Müsliriegel und packe dann zusammen, weil die Blackflies mir jede Lust auf ein gemütliches Frühstücken vor dem Zelt nehmen. Sonst ist alles perfekt :-) Vor der Abfahrt filtere ich noch etwas Wasser aus dem Fluss, trinke dann trotzdem nur wenig, weil es zwar gefiltert ist, aber seltsam riecht ...

Bis Westport sind es nur knapp 20 km, so dass ich früh im Brick Oven Café frühstücken und noch mit Anita skypen kann. Dann fahre ich durch den Ort (der wenig Charme hat) und steige im "TripInn Hostel" für knapp EUR 32 ab (Kleines Zimmer, Gemeinschaftsbad; alles sauber und nett geführt). Dann fängt es, wie angesagt, in Strömen an zu regnen. Ich nutze die Zeit für eine Maschine Wäsche und unternehme für die aufwändige und mühsame Sicherung bzw. Reparatur meiner Bilder und Videos (von einer SD Karte) einen 2. Anlauf. Mein Freund Johan hat mir einen Voucher für eine weitere Sicherungssoftware zugeschickt (mit der ersten Software hatte ich keinen Erfolg). Tatsächlich kann ich alle US Coast und Bolivien-Bilder sichern. Wenig Erfolg habe ich mit den Bolivien-Videos. Zum Glück habe ich auch viele Filme mit der Hero3-Actionkamera gedreht... Abends gehe ich noch kurz auf ein Bier in eine Bar, in der ein Konzert ist. Ich gehe früh zu Bett denn morgen möchte ich wieder deutlich weiter fahren.

22. Dezember 2013 - Westport nach Greymouth (104 km – 1.275 hm)

Nach dem gestrigen, sehr regnerischen Tag scheint heute wieder die Sonne. Ich frühstücke in einem sehr hübschen Café auf der Hautstraße von Westport. Das versprochene "Internet für Kunden" entpuppt sich als ein Guthaben über 10 MB Traffic. Nach ein paar Minuten skypen mit Anita sind die 10 MB verbraucht .... Ich ziehe also auf noch einen weiteren Cappuccino ins Brick Oven Café um, weil es dort eine Internet Flat gibt und nicht das Gezappel mit kleinen Zetteln über 10 MB - Guthaben. Nervig ...

Nachrichten von zu Hause: Mein Ende September von San Francisco aus an mich selbst verschicktes Paket (welches zuerst fehlgeleitet an der Ostküste der USA gelandet war ...) ist nun in den Fängen des deutschen Zolls (Von Schwarzarbeitern auch liebevoll "Zollies" genannt), die monieren, dass keine Rechnung außen am Paket klebte und umgehend zur Abholung in Köln-Wahn auffordern, sonst würden sie das Paket zurückschicken ...!??? Ein Anruf von Anita und eine eMail von mir können zur Klärung beitragen und nach knapp 3 Monaten wird das Paket wohl nun bald bei meiner Wohnung in Köln ankommen. Betrachten wir es als ein Weihnachtsgeschenk! :-)

Die etwas über 100 km bis nach Greymouth führen mich komplett die Küste entlang und geben immer wieder Blicke auf wunderschöne, riesige Buchten mit schroffem Gestein frei, in denen gewaltige Wellen anschlagen. Mit fast 1.300 Höhenmetern keine flache Strecke, außerdem versehen mit einigen richtig steilen Anstiegen. Zum Glück gibt es fast immer einen kleinen Seitenstreifen und der Verkehr hält sich auch in Grenzen. In der Punakaiki Tavern in Punakaiki esse ich im blumenreichen Garten zu Mittag und überfresse mich ein wenig an den Nachos ... Ein paar Kilometer weiter schaue ich mir auf einem kleinen, 15-minütigen Rundgang (die Nachos mit Käse liegen wie Blei in meinem Magen...) die sogenannten Pancake Rocks an. Die Natur hat hier in einem Millionen von Jahren dauernden Verwitterungsprozess Gesteinsschicht um Gesteinsschicht aufeinander gelegt, die (vor allem für hungrigen Gemüter mit Phantasie) aussehen wie ein Stapel Pfannkuchen.





Am Abend erreiche ich Greymouth, die größte Stadt der Westküste. Auch sie kann, wie fast alle Städte der Westküste, auf eine erfolgreiche Zeit als Goldgräberstadt zurückblicken (ca. 1860). Später hat Kohle das Gold als neue Quelle für Arbeit und Geld abgelöst. Die Stadt selbst hat recht wenig Charme, wenn man von dem originellen Gasthaus "Noah's Ark Backpackers" absieht, einem ehemaligen Kloster, in dem die einzelnen Zimmer liebevoll Zebra, Elefant etc. genannt werden und ganz im Geiste des jeweiligen Tieres liebevoll ausgestattet sind. Hier steige ich ab und bekomme das "Zebra" zugewiesen.



Abends gehe ich noch eine Runde durch die Stadt und esse im nahe gelegenen Irish Pub zu Abend. Alle anderen Lokale, außer das direkt an der Straße platzierte McDonalds, haben schon ihre Küche geschlossen .. um 21 Uhr! Viel Hunger habe ich nicht. Die Nachos sind noch nicht ganz verdaut ... ;-)

23. Dezember 2013 - Greymouth nach Hokitika (42 km / 147 hm)

In Noah's Ark mache ich mir morgens ein Müsli warm und plane dabei die weitere Tour. Mir wird immer klarer, dass ich für die gesamte Südinsel Neuseelands zu wenig Zeit habe (Am 11. Januar fliege ich schon von Christchurch nach Sydney / Australien). Weder möchte ich nur Kilometer abreißen, noch bei einzelnen Attraktionen zu lange bleiben und damit vieles andere gar nicht sehen. Auch will ich mir weiter gelegentliche Ruhepausen gönnen. Der richtige Mix macht es aus und dafür muss ich vor allem sicherstellen, dass ich weiß, was an interessanten Dingen auf dem Weg liegt. Ohne Zweifel ist ein Großteil der eigentlichen Faszination die gewaltige Berglandschaft der Westküste und davon möchte ich (möglichst bei guten Wetter) noch viel sehen! Ich entscheide mich mit Blick auf das für den morgigen Tag (24.12.) angesagte Regenwetter, morgen einen weiteren Ruhetag einzulegen. Gemäß Reiseführer soll Hokitika (nur knapp 42 km von Greymouth entfernt) ein ganz charmantes Kleinstädtchen sein. Ich fahre also zum nahe gelegenen DP-One Café (104 Mawhera Quay), bekomme für 1 Dollar eine Internetflat und buche mir für 2 Nächte das im Reiseführer und bei Booking.com hochgelobte Beachfront Hotel in Hokitika.



Und dann traue ich meinen Augen nicht. 2 Radfahrer halten mit ihren vollgepackten Rädern vor dem Café und mustern mein Rad. Sie schauen sich fragend an und gehen dann mit erwartungsvollem Blick ins Café und .... es sind Tom und Susi aus Oregon! Ende August hatte ich die beiden mit ihren Bikes in Whitehorse / Yukon getroffen und jetzt laufen wir uns hier über den Weg! Wir freuen uns sehr über das Wiedersehen und können diesen Zufall kaum fassen! Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, sich am anderen Ende der Welt in einem Café zu begegnen? Wir sitzen knapp eine Stunde zusammen und haben uns viel zu erzählen. Dann geht es für die beiden weiter. Sie müssen ihren Zug bekommen, der sie mit den Rädern zurück nach Christchurch bringen wird, wo sie die Weihnachtsfeiertage verbringen möchten. Wir verabschieden uns mit einem „Bis bald“! ☺

Dann breche auch ich auf. Die Straße bis nach Hokitika ist wesentlich stärker befahren als die Straße nördlich von Greymouth und auch landschaftlich wesentlich weniger beeindruckend. Recht flach geht es dahin und so bin ich einfach nur froh, das Beachfront Hotel schnell zu erreichen. Das Zimmer ist umwerfend, ganz modern und großzügig mit hoher Decke. Vom verglasten Balkon im 2. Stock habe ich einen Panoramablick auf das nur ca. 50 Meter entfernte Meer! Hier werde ich sehr gerne 2 Nächte bleiben und Weihnachten verbringen. Quasi mein Weihnachtsgeschenk an mich!



24. Dezember 2013 (Hokitika)

Wie angesagt regnet es bei meinem Aufwachen am 24.12. in Strömen (und dies wird erst abends gegen 19 Uhr abnehmen). Nach dem Frühstück im Hotel besuche ich das Hokitika Museum, welches die Goldgräberhistorie der Stadt anschaulich darstellt, sich ausführlich der Schilderung der Bedeutung des grünen Jadesteins für die Maori widmet sowie dem Kauf der gesamten Westküste der englische Krone von den damaligen Vertretern der Maori im Jahre 1860 für knapp 300 englische Pfund (Diesen Betrag sollte die Krone schon kurze Zeit später durch beträchtliche Goldfunde um ein tausendfaches wieder "reinholen"). In der Hokitika Craft Gallery gibt es eine sehr gute Auswahl an edlen Jadesteinen, Holzschnitzarbeiten und anderem Kunsthandwerk, die ich mir anschaue.
Ich denke kurz darüber nach, einen der grünen Steine als Andenken zu erwerben, verwerfe den Gedanken dann aber wieder. Wo würde er zu Hause landen? Genau!

Dann kaufe ich mir ein paar neue Radhandschuhe (Die, die ich in Anchorage gekauft habe - meine Güte, kommt mir das lange her vor!! - sind endgültig verschlissen).



Am späteren Nachmittag besorge ich mir noch ein paar Lebensmittel (Käse und Wein für heute Abend) und schreibe ein paar Tagesberichte. Ansonsten genieße ich den Ausblick auf das raue Meer und das Meeresrauschen.
Abends gehe ich im Hotelrestaurant gut und ausgiebig essen. 3 Gänge Weihnachtsmenü inklusive der Spezialität Whitebait (Kleine transparente Fische). Den Tag lasse danach mit Wein, Käse und Skypetelefonaten mit der Familie ausklingen. Zu diesem Anlass habe ich mir extra eine Nikolausmütze besorgt ;-)

25. Dezember 2013 - Hokitika nach Franz Josef (135 km / 1.109 hm)

Nach 2 Tagen Luxusunterkunft direkt am Meer checke ich dort um 11 Uhr morgens aus. Ich habe mir vorgenommen, heute die fast 140 km nach Franz Josef in einem durchzufahren, weil das Wetter für heute und morgen ganz schön werden soll und ich in Franz Josef dann 2 Nächte bleiben möchte. Der Name „Franz Josef“ kommt übrigens von einem österreichischen Entdecker, der im Jahre 1865 den Gletscher erstmals erforschte und ihm den Namen des damaligen österreichischen Königs gab. Die englische Krone hatte die Westküste erst kurz vorher - 1860 - von den Maori erworben.

Nur 10 km später stelle ich mein Vorhaben in Frage. Der Wind bläst mir mit voller Kraft, aus Süden kommend, ins Gesicht und reduziert meine Geschwindigkeit - auch bei ebener Straße und ordentliche "Tritt" - auf knapp 13-15 km/h. Ich habe im YHA-Backpacker ein Zimmer (stolze NZD 90 NZD – knapp EUR 50 für ein Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad..) gebucht und 20-21 Uhr als Ankunftszeit anvisiert. Das wird schwierig werden ... Und die ersten 50 km soll sich an dem Gegenwind auch nichts ändern. Die Strecke ist bis dahin recht eben, es gibt wenig Verkehr und wenig zu sehen.



Ab ca. Kilometer 50 verändert sich dann die Landschaft und es wird deutlich bergiger. Ein paarmal regnet es und ich muss in meine Regenschutzausrüstung schlüpfen. Die Straße wird jetzt von saftigem Regenwald gesäumt, der sich rechts und links der Straße aufbäumt und einen immer windstilleren Korridor für mich bildet. Je mehr ich mich Franz Josef nähere, umso wilder wird die Landschaft. Immer wieder überquere ich gewaltige Flüsse, gefüllt mit milchig-weißem Gletscherwasser.

Trotz der Berge komme ich nun wesentlich besser voran und erreiche die YHA Unterkunft um kurz vor 21 Uhr. Am Empfang klebt ein Briefumschlag mit meinem Schlüssel. Schnell beziehe ich mein Zimmer. indem ich praktisch alles ins Zimmer werfe, nur meine Tageskleidung und Duschsachen auspacke und schnell eine Dusche nehme. Um 21:10 Uhr sitze ich im einzigen, noch geöffnetem Restaurant und gönnte mir die einzige Option des Abends: "Das Weihnachtsbuffet". Die knapp EUR 40 dafür sind bei ehrlichem Blick auf das Dargebotene etwas überzogen und leider mache ich das, was bei Buffets nicht selten vorkommt: "überfressen"... Ok, es ist Weihnachten... das gehört irgendwie dazu. Schade nur, dass es sich mit rundem Bauch so schlecht schlafen lässt ...

Mein Zimmer (Nummer 110) ist übrigens das einzige Zimmer mit einer Terrasse im 2. Stock, die direkt zu dem nur 5 Meter entfernten Regenwald ausgerichtet ist. Ich höre mir vor dem Schlafengehen auf meiner Terrasse noch das Gezirpe der Grillen an und ziehe mich dann in mein Zimmer zurück.

26. Dezember 2013 (Franz Josef)

Am Morgen mache ich mir in der Gemeinschafsküche mein Müsli mit Sojamilch warm und verfeinere es mit den Blaubeeren, die ich mir noch in Hokitika gekauft hatte. Dann versuche ich herauszufinden, inwieweit ich das Zimmer etwas vergünstigt für eine weitere Nacht buchen kann, weil ich heute einen Helikopterflug über den Gletscher machen möchte. Das klappt nicht und so buche ich direkt nebenan im "Franz - Motel and Backpackers" ein größeres Zimmer mit eigenem Bad und Aussicht auf den Gletscher für EUR 40 statt EUR 50. Geht doch :-)

Im Motel buche ich auch gleich den Heli-Flug (NZ 280 statt NZ 300) und nutze dann die Gelegenheit im Motel, meine Wäsche zu waschen. Als ich um 13:30 Uhr den Heli betrete scheint die Sonne und der Himmel ist fast wolkenfrei. Der moderne Helikopter hebt seidenweich vom Boden ab und dann geht es los. Zuerst fliegt der Pilot uns über den ersten Grad und weiter geht es zum Franz Josef Gletscher, wo wir für ein paar Fotos kurz landen. Danach geht es über den Fox Gletscher und anschließend wieder zurück zum Startpunkt in Franz Josef. Ein super Erlebnis!


Den Nachmittag verbringe ich mit dem Sichern und Selektieren von Fotos und Videos der letzten Tage. Eine holländische Radfahrerin ("Kiri"), kommt aus Süden vorbei und gibt mir ein paar gute Tipps für die weitere Reise bevor sie weiter zum Campingplatz außerhalb der Stadt fährt. Wir sprechen auch kurz über das Budget mit dem wir reisen und obwohl sie nur 6 Wochen unterwegs ist, wird mir klar, dass ich hier ein wesentlich großzügigeres Budget angelegt habe. Gleichzeitig will sie sich morgen auch eine Wanderung auf dem Gletscher und einen Helikopterflug gönnen. Sie setzt die auch von mir gewollten Prioritäten wohl einfach noch etwas konsequenter um und schläft zu über 90% im Zelt bzw. nutzt Netzwerke wie "www.couchsurfing.org".

Und dann tue ich es: Am Abend buche ich für den nächsten Morgen, 10 Uhr, einen 60 Sekunden dauernden Skydive, d. h. den freien Fall aus einem Flugzeug (mit einem Instruktor, an den ich "gekettet" werde) aus 15.000 Fuß / 4.572 m. Oje .... Danach gönne ich mir im hervorragenden Restaurant "Alice May" lecker Fisch, Mousse und Wein (Das Essen ist dort um Welten besser als im populären "Landing Restaurant" an der Hauptstraße). War dies mein „Last supper“? ;-)

27. Dezember 2013 - Franz Josef nach Pine Grove Motel (60 km / 851 hm)


Mein erster Gedanke beim Aufwachen gilt meinem heutigen Vorhaben. Ein Blick aus dem Fenster: Wolkenfreier Sonnenhimmel! Um 10 Uhr solle ich am Skydive-Shop sein. Einweisung, dann mit dem Flieger auf 15.000 Fuß, aus dem Flieger hüpfen und knapp 60 Sekunden freier Fall! Fühlt sich noch sehr unwirklich an, denke ich mir. Um 8:30 Uhr hüpfe ich schließlich aus den Federn und begebe mich in die Küche des Backpacker Motels. Das kostenlose Frühstück umfasst Cornflakes, weißes Toastbrot und Marmelade. Nein, danke! Ich werde den heutigen Tag doch nicht mit einem schlechten Frühstück anfangen! Ich machte mich auf zum nur 150m entfernten Supermarkt. Frisches Körnerbrot (daran erkennt man im Ausland die Deutschen, wie mir ein Mädel beim Frühstück dann auch sofort bestätigt. Mit einem anerkennenden Blick auf mein Brot fragt sie „Your are German, right!?“), Mehrkornmüsli, frische Blaubeeren, O-Saft und Honig! DAS ist ein Frühstück! :-)

Dann packte ich zusammen und machte mich auf zum Skydive-Shop. NZD 339 für den Sprung plus NZD 150 für eine DVD mit meinem ganz persönlichen Film. Eine Menge Geld! Macht man ja nicht jeden Tag tröste ich mich! Dann werden wir, eine Gruppe von 12, zu einem nahegelegenen Flughafen gefahren. Nach kurzer Einweisung soll sich die erste Gruppe fertigmachen. Wir schlüpfen in sehr professionell aussehende rot-weiße Overalls. Ich bin einer von 3 Tandemspringern (d. h. unser Instruktor kettet sich jeweils an uns und ist für das Auslösen des Schirms, Landung etc. verantwortlich). Ein junges Mädel, weil schon geübt (auch zu erkennen am sehr viel cooleren Outfit inklusive blauen Sonnenbrillengläsern ;-), wird allein springen. Dann steige ich in ein Geschirr, welches ich von der Art her schon vom Paragliding her kenne. Mein Instruktor "Stuart" stellte sich vor und macht ein paar Aufnahmen mit seiner uralt aussehenden Hero-Actionkamera (Meine eigene darf ich nicht mitnehmen...). Wir bekommen alle eine Schnelleinweisung. Im Wesentlichen: Die Tür geht auf, auf den Rand setzen, Schwung holen, springen, ins Hohlkreuz gehen und Beine leicht anwinkeln, den Rest macht der Instruktor – und genießen! Klingt einfach ... Dann steigen wir, bzw. zwängen wir uns in den kleinen, gelb-orangen Flieger älteren Baujahrs. Mit einem deutlichen Brummen hebt der Flieger ab. Nach ein paar Minuten müssen wir Sauerstoffmasken aufsetzen. Im Flieger habe ich das schon hundertfach in den Einweisungsfilmen gesehen, jetzt habe ich es auch mal selbst gemacht! Währenddessen gurtet sich Stuart an mich. Er fragt mich, ob ich ihm vertraue. Da Stuart weder weint, noch Dinge murmelt wie "I am soooo depressed" oder "I hate my life" gebe ich ihm den Vertrauensvorschuss! Trotzdem halte es für angeraten, mir zeigen zu lassen, wo sich der Fallschirm auslösen lässt. Aha, an dem Golfball an der linken Seite ziehen! Gut zu wissen! Das Mädel mit der blauen Brille nickt mir aufmunternd zu. Sie versteht mich ;-)

Dann geht alles ganz schnell. Sauerstoffmaske runter, Ledermütze und Klarsichtbrille auf (Mein Outfit ist überhaupt nicht cool!) und schon wird links von uns die ganze Wand des Fliegers zur Seite gezogen. Oh, MEIN GOTT !!!!!! DA IST EIN RIESIGER, TIEFER ABGRUND!!! Der Erste stellte seine Füße raus, lässt diese baumeln und dann schubst ihn sein Instruktor auch schon nach vorne hinaus. Das junge Mädel mit der blauen Brille springt einfach direkt raus und dann bin auch ich schon dran. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals! Man springt einfach nicht seitlich aus einem Flugzeug raus! Beine raus. Einmal Schwung und ... ab. 1-2-3 Sekunden, dann bin ich in einer stabilen Lage und merke zu meiner Beruhigung, dass Stuart noch an mir klebt. Während ich mit fast 200 km/h nach unten rausche und mein Anzug im Wind flackert, fange ich etwas berauscht an, den Blick auf den Gletscher und den Gipfel des Mount Cook, dann auf die immer grüner werdende Landschaft zu genießen. Links liegt das Meer in türkis-blau. Dann zieht Stuart die Leine. Von jetzt an geht es als Paraglider weiter. Ich darf die Steuerung übernehmen und auch ein paar schnelle, enge Kreise fliegen (Vor mehr als 10 Jahren habe ich in einem einwöchigen Kurs sogar mal einen Paragliding-Schein am Vorarlberg erworben; danach bin ich nie wieder geflogen). Dann die Landung. Alles in allem: Ein sagenhaftes Erlebnis!



Dann kommt die Beichte von Stuart: Er hat versehentlich keine Aufnahme von meinem Flug im freien Fall gemacht... Am Ende bekomme ich trotzdem ein paar Aufnahmen, ein T-Shirt und die Gebühr für die Videoaufnahmen natürlich komplett erstattet. Jetzt muss ich auf jeden Fall nochmals springen! Aber nicht heute!

Am Nachmittag mache ich mich bei weiterhin wunderbarem Wetter auf. Bei dem schönen Wetter verzichte ich dann auch auf den Besuch des Wildlife Centers von Franz Josef, in dem man die extrem seltenen Kiwis in einer Art Dunkelkammer beobachten kann. Statt dessen geht es über 2 recht anspruchsvolle Anstiege in knapp 23 Kilometern (auf der Strecke mache ich bereits 500 Höhenmeter..) rüber zum Fox Gletscher. Hier esse ich recht früh zu Abend. Es fällt auf, dass der Ort viel kleiner als Franz Josef ist und alle Unterkünfte ein "no vacancy" Schild draußen hängen haben. Weihnachten ist vorbei, Die Hauptsaison fängt an und man merkt es sofort!

Dann geht es über traumhaft leere Straßen in wunderbarer Abendluft an immergrünem Regenwald vorbei. Um mich herum höre ich ein dauerhaftes Konzert verschiedenster Singvögeln. Gegen 19:30 Uhr erreiche ich das Pine Grove Motel. Hier bekomme ich für NZD 25 (knapp EUR 15) eine kleine, saubere Hütte, ein Handtuch und Zugang zur Gemeinschaftsküche und Dusche. Der Zeltplatz wäre nur EUR 5 günstiger gewesen und draußen hätten mich die Blackflies gefressen. So komme ich morgen auch schneller los, weil ich im Grunde nur eine Tasche packen muss.

28. Dezember 2013 - Pine Grove Motel nach Haast (87 km / 755 hm)

Von meinem Vorsatz, morgens früh aufzubrechen, bleibt nicht viel übrig. Ich schlafe lang an diesem Morgen und starte nach einem entspannten Frühstück erst gegen 10:30 Uhr. Der eigentliche Luxus besteht darin, dass ich mich, ohne untätig und faul zu werden, auf meinen eigenen Rhythmus einlassen kann. Kein Wecker, kein Meeting, keine Anrufe und Emails die dringend beantwortet werden müssen. Schließlich bin ich hier nicht auf der Flucht!

Die Sonne scheint und es "rollt sich gut". Einen Stopp lege ich in dem Café einer Lachszuchtfarm ein. Dort treffe ich auf Beat und Patricia. Sie kommen aus der Schweiz, fahren 6 Wochen mit dem Rad durch Neuseeland und sind auch nach Süden unterwegs. Beat hat auch ein "Velotraum-Rad" und die beiden waren mir deshalb schon bei ihrer Abreise in Franz Josef aufgefallen. Wir fahren dann letztendlich den ganzen Tag zusammen. Am Knights Point, einem Aussichtspunkt an der Steilküste, machen wir eine kurze Pause und genießen die Aussicht.

Kurz vor Haast stoppen wir noch an einem Strand, um hier einen kurzen Rundgang durch den Regenwald zu machen. Die „Dinosaurier Bäume“ sind einfach unglaublich. Giganten! Nur ca. 30 Meter von der Hauptstraße entfernt sehen sie wirklich aus wie ein Relikt aus längst vergangener Zeit.



Gegen 19 Uhr erreichen wir Haast (300 Einwohner), dem Ziel der heutigen, ca 87 km langen Etappe (für die beiden sind es mehr als 120 km, weil sie von Fox Glacier aus aufgebrochen sind!). Beat und Patricia wollen jetzt definitiv nicht mehr weiterfahren und so entscheiden wir uns kurzentschlossen für ein 3-Bett-Zimmer im ersten Hotel. Die knapp NZD 180 lassen sich zu Dritt gut tragen und bescheren uns gute Betten in einem schönen Zimmer! Ich verhungere fast und genieße dann bald beim Sonnenuntergang und beobachtet von den Möwen, die hoffen, dass hier etwas für sie abfallen wird, meine Riesenportion Nudeln mit Gemüse, Salat und 2 große Bier.

Ich betrachte meine weitere Reiseplanung und merke dann, dass ich für die kommenden knapp 2 Wochen keine Aussichten mehr darauf haben dürfte, spontan Zimmer zu finden. Mein Plan, Silvester in Queenstown zu verbringen (Knapp 245 km von hier), wird plötzlich in Frage gestellt, als ich bei booking.com nur noch 3 von über 200 Angeboten verfügbar finde und keines der Zimmer unter EUR 600 die Nacht liegt ... Ich ärgere mich, dass ich hier nicht besser vorgeplant habe und hoffe, dass sich da noch eine Lösung finden wird, damit ich de kommenden 2 Wochen nicht nur im Zelt verbringen muss. Zelten ist schön; aber nur wenn die gelegentliche Alternative Hotel verfügbar ist, wenn das Bedürfnis danach aufkommt! Für die letzten 2 Nächte in Christchurch buche ich vor dem Zubettgehen noch eine Unterkunft, um das Thema für das Ende des Neuseelandtrips aus dem Kopf zu haben.

29. Dezember 2013 - Haast nach Lake Hawea (123 km / 1.498 hm)

Beim Frühstück im Hotel schaue ich mir die viel günstigeren Unterkünfte an, die Anita über "Roomorama.com" noch gefunden hat. Die Erlösung und deutliche Besserung meiner Laune kommt dann nach einem Anruf bei dem Southern Laughter Backpackers (4 Isle Street, Queenstown). Den Tipp hatte mir die Rezeption im meiner Unterkunft im Chateau Franz in Franz Josef gegeben. Sie haben noch ein letztes Doppelzimmer für mich für NZD 70, d.h. knapp 40 EUR. Juchuuu! Ich buche sofort für den 31.12. und den 1. Januar!
Beat und Patricia wollen während der kommenden Tage an der Westküste bleiben und so mache ich mich um 11 Uhr auf. Nach einem eher sanften Anstieg über fast 50 km entlang des türkis-blauen Flusses, eingerahmt von gewaltigen, an der Spitze mit Schnee bedeckten Bergen, geht es 10 km richtig steil bergauf! Als ich bei 565 m den Haastpass erreiche, ändert sich das Wetter schlagartig. Es fängt an zu regnen. 20 km weiter mache ich dann in Makaroria Pause und erwäge, hier über Nacht zu bleiben. Zuerst esse ich erst einmal ordentlich, denn das Mittagessen war ausgefallen! Mit gut gefülltem Magen lässt sich besser entscheiden! Es stellt sich heraus, dass nur noch ein Bett in einem 4-Bett-Zimmer frei ist. An der Rezeption ist der mir sehr unsympathische Typ sehr unwillig, mir überhaupt den Schlüssel auszuhändigen und macht dies dann nur mit dem Hinweis "Wenn bis zu deiner Rückkehr einer das Bett haben möchte bekommt er es ...". Sei es drum. Der Raum ist klein und irgendwie finde ich das gesamte Set-Up unsympathisch. Als es ein wenig aufklärt entscheide ich mich, um 18 Uhr weiter zu fahren. Inzwischen ist die Zufahrtsstraße über den Haastpass gesperrt und beschert dem Restaurant und Motel (wie einem modernen Wegelagerer..) weitere Anfragen für Übernachtungen ...

Die nun folgende Route führt mich entlang der Seen Wanaka und Hawea. Die Straße ist fast autoleer, die Luft herrlich frisch und die Aussichten auf die Seen und umliegende Berge wunderbar. Um 21:30 Uhr habe ich immer noch Tageslicht und entscheide mich dann am Lake Hawea, nur wenige Kilometer vor dem Örtchen Lake Hawea, am Ufer mein Zelt aufzuschlagen. Das ist schnell gemacht und so höre ich beim Einschlafen das Rauschen der Wellen, die sich am Ufer des Sees, nur wenige Meter von mir entfernt, brechen.






30. Dezember 2013 - Lake Hawea bis Wanaka (25 km / 352 hm)


Die dunklen Wolken, die gestern Abend schon über dem Lake Hawea hingen, haben sich über Nacht verdichtet und mir Regen beschert. Jetzt, in den Morgenstunden, nimmt dieser eher zu als ab. Um 9 Uhr schließlich entscheide ich, dass weiteres Warten auf Wetterbesserung keinen Sinn macht. Ich packe alles im Regen zusammen und fahre die knapp 8 km zum Örtchen Lake Hawea rüber und setze mich dort ins Lake Hawea Hotel. Hier gibt es für knapp EUR 10 ein gutes Frühstück mit Müsli, Tee, Früchten und Jogurt und vor allem ist es hier warm und trocken. Ich bekomme sogar kostenlosen Internetzugang! Ich frage im Hotel, ob ein Zimmer frei wäre, was verneint wird. Nach Einschätzung der Rezeption ist jetzt, sofern noch nicht gebucht, in weitem Umkreis, kein Zimmer mehr frei. Eine kurze Recherche im Internet scheint ihre Vermutung zu bestätigen. Bei booking.com gibt es nichts. Der Wetterbericht verspricht eine deutliche Besserung für den Nachmittag. Ich schreibe an einem Post und so vergeht die Zeit schnell.

Mittags kommt die Sonne dann wieder durch und lässt den See in einem ganz neuen Licht erstrahlen. Mein Entschluss: Ich fahre so lange ich Lust verspüre und wenn sich auf dem Weg eine Gelegenheit für eine feste, preislich angemessene Unterkunft bieten sollte, nehme ich sie.



Wieder auf der Straße zeigt sich warum derzeit alle Zimmer ausgebucht sind. Der Verkehr hat erheblich zugenommen. Kolonnen von PKW und Wohnmobilen fahren (teilweise bedenklich nah) an mir vorbei. So macht das wenig Spaß! Nach gerade einmal 25 km erreiche ich das, quirlige Wanaka. Über die Jahre ist die von Bergen umgebene und an einem See gelegene Kleinstadt eine etwas ruhigere Alternative zu Queenstown geworden. Alle Hotels an denen ich vorbeifahre signalisieren in deutlicher Neonbeleuchtung ein "No vacancy". An einem Hotelcafé mache ich Halt um mir noch einen Cappuccino zu gönnen und die Wasserflaschen zu füllen, bevor es weitergeht. Als ich auf Nachfrage dem Kellner gegenüber erwähne, dass ich weiterfahren werde, weil es eh keine freien Unterkünfte gäbe, kommt gerade die Hotelchefin vorbei und meint, dass sie noch ein Zimmer für NZD 95 hätten. Verlockend! Als ich nachhake äußert sie, sie hätten die Zimmer über die Feiertage absichtlich bei keinem Internetanbieter eingestellt, weil sich darauf in der Vergangenheit so viele junge Leute gemeldet hätten, die dann gerade kurz vor Silvester feiern würden und die Einrichtung zu sehr leiden lassen. Ich dürfte aber ein Zimmer haben. Aha .... Das indizierte Lob über die Seriosität, die ich anscheinend auch noch mit Bikeklamotten nach einer Nacht am Strand ausstrahle, geht ein wenig in der expliziten Aussage unter, dass ich alt und nicht nach feiern aussehe. Großartige Vorzeichen für die Silvesternacht und 2014! ;-)

Im Zimmer baue ich erst einmal das pitschnasse Zelt auf und lege den Schlafsack zum Trocknen aus. Die Isomatte bekommt eine Schnellreinigung und dann lasse ich die gesamte Wäsche in der im Hotel vorhandenen Waschmaschine durchlaufen. Abends gehe ich an der Strandpromenade noch leckeren Salat und Fisch essen und lasse den Abend damit ausklingen.

31. Dezember 2013 - Wanaka nach Queenstown (72 km / 1.078 hm)

Am Morgen blinzelt die Sonne durch den Vorhang meines Hotelzimmers. Das gibt Energie. Ich schlüpfe mit dem Aufstehen direkt in meine Bikemontur und begebe mich zum Frühstück. Der Klassiker Yogurt, Müsli, Obst und Toast wird geboten. Um 10 Uhr breche ich schließlich auf. Der Verkehr ist mörderisch und meine Hoffnung, dass auf der viel bergigeren Nebenstrecke nach Queenstown kaum Verkehr sein würde, bestätigt sich leider nicht. Die Strecke über die Cardrona Valley Road ist landschaftlich sehr reizvoll und führt über enge Serpentinen. Ein wunderbarer Blumenduft liegt in der Luft. Nach 25 km erreiche ich das Hotel und Restaurant Cardrona, welches alleine auf weiter Flur steht. Das Hotel ist ganz im Stil der Goldsucherzeit gehalten und das Essen in dem gut besuchten, rustikalen Restaurant mit großen Garten ist sehr gut.

Dann geht es über den 1076 Meter hohen Crown Range Summit (Der höchste befahrbare Pass Neuseelands). Der Blick von hier oben ist umwerfend und entschädigt für die Qualen des gerade zum Schluss sehr steilen Anstiegs. Von hier geht es in engen Serpentinen runter zur Hauptstraße, die geradewegs nach Queenstown führt.



Die Fahrt auf der Hauptstraße ist ein Alptraum! Über 20 km bin ich umgeben von einem unglaublichen, lauten Verkehr (Zum Glück mit Seitenstreifen)! Es scheint entweder jeder auf dem Weg nach Queenstown zu sein und von dort zu flüchten. Endlich erreiche ich, die letzten 6 Kilometer sehr viel angenehmer auf einem Radweg den See entlang, Queenstown. Die Backpacker Herberge ist schnell gefunden und mein ca. 8 qm großes Zimmer bezogen.
Dann mache ich mich auf in die Stadt, esse indisch zu Abend und schreibe anschließend den Entwurf einer Neujahrsemail während ich vor einem Hafencafé Wein trinke. Mit dem Sonnenuntergang wird es richtig kalt und so sitze ich zum Schluss alleine dort und habe, wie ein Rentner, eine dicke, rote Decke um mich gehüllt.

Kurz vor Mitternacht mache ich mich von meiner Unterkunft wieder auf zum nur 5 Minuten entfernt liegenden Hafen und schaue mir das großartige Feuerwerk an. 2014 hat bei mir, 12 Stunden vor Deutschland, bereits begonnen! Happy New Year!

Tipps:
- Beim Helikopterflug ein paar Dollar drauflegen und eine mehrstündige Gletscherwanderung mitmachen!
- Beim Helikopterflug schon bei der Buchung darauf bestehen vorne oder am Rand zu sitzen. Die Mittelplätze auf der Rückbank geben nur eine eingeschränkte Sicht und werden gerne an größere Menschen vergeben.
- Wenn dir nach Skydiving ist, dann nimm auf jeden Fall den Fox Glacier und springe oberhalb von 15.000 Fuß ab. Nur so hast du eine ausreichende Flugzeit und kannst den Mount Cook auch von oben sehen!
- In der Hauptsaison zwischen Weihnachten und ca. 1 Woche nach Neujahr lohnt es sich frühzeitig zu buchen! Ansonsten ist sehr viel Flexibilität angesagt und ein Zelt!

Edited by Rennrädle (02/02/14 04:58 PM)
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#1012090 - 02/02/14 08:29 AM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: bikeload]
MikeBike
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Danke für den tollen Bericht und die Fotos bravo bravo , das weckt Fernweh...


Gut dass du auf dem Weg von Umungata Bay nach Nelson nicht auf die Einheimischen gehört hast.Wir ließen uns bei einer Karpaten Überquerung letzten Sommer von ihnen abschrecken. Die Route, die auf unseren Karten eingezeichnet war, gäbe es nicht. Wir nahmen einen Umweg von 30km in Kauf, um die Räder stundenlang durch Matsch und Geröll einer Strassenbaustelle den Berg hoch zu schieben. Später entdeckten wir, dass der Verlauf des angeblich nicht existenten Weges sogar auf google maps zu erkennen ist.

Grüsse

Mike

Edited by MikeBike (02/02/14 08:39 AM)
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#1012105 - 02/02/14 10:18 AM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: bikeload]
Deul
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Schöner Bericht, es braucht aber einen großen Monitor um ihn zu lesen. Am Notebook hätt ich reingesehen, gemerkt dass ich scrollen muss und wär wieder raus gewesen. Schade dir entgehen ne Menge Leser.

Gruß
Detlef
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Off-topic #1012109 - 02/02/14 10:32 AM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: Deul]
silkroad
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Ich lese ihn auch am Laptop (Sony Vaio 15,5`) , kein Problem ?
Runterscrollen muss ich auch, nehme an du musst seitwerts scrollen ?
Einstellung anpassen ?
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Off-topic #1012110 - 02/02/14 10:36 AM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: silkroad]
Deul
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Sorry. Die automatische Skalierung ist für mich keine Option. Ausserdem muss dann sowieso die ganze Datenmenge übertragen werden, die jenigen mit langsamer Internetanbindung (ja das gitst noch) werden auch gleich abbrechen. Wer so große Bilder einstellt ist entweder technisch völlig unbedarft oder die anderem sind ihm egal.
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Off-topic #1012111 - 02/02/14 10:39 AM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: Deul]
silkroad
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Ich nehme an technisch unbedarft wie ich, von daher bei mir auch automatische Skalierung schmunzel
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Off-topic #1012112 - 02/02/14 10:41 AM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: silkroad]
Deul
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Deswegen Bilder vor dem einstellen auf 1000 Pixel Breite runterskalieren. Dann ist auch der upload kürzer.
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#1012199 - 02/02/14 04:17 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: bikeload]
Rennrädle
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Hallo, Deine Fotos sind, wie schon eben erwähnt, zu groß. Ein Richtwert ist, dass die längere Seite maximal 1000 Pixel haben soll. Andere Leser werden es Dir danken.
Da Deine Bilder offensichtlich außerhalb des Forums abgelegt sind, wäre es gut, wenn Du sie dort verkleinerst.

Edited by Rennrädle (02/02/14 04:17 PM)
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#1012222 - 02/02/14 04:55 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: bikeload]
Rennrädle
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Hallo, ich habe die Größe Deiner Bilder durch einen Trick geändert, den mir ein anderer aus dem Forum genannt hat. Dies soll aber eine Ausnahme bleiben. Dein Originalbeitrag ist im Hintergrund noch abgesichert. Renata

Edited by Rennrädle (02/02/14 05:00 PM)
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#1012325 - 02/02/14 10:15 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: bikeload]
Jogger
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Schönen Dank für deinen tollen Reisebericht- da hast du viele Erinnerungen in mir geweckt an meine Neuseelandtour von 2004....auch wenn ich nicht skydiven oder bungee hüpfen war....ist schon ein tolles Land und klasse zu erradeln !!
Gruß aus dem ebenso schönen schwäbischen Ulm
Hartmut
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#1014490 - 02/11/14 11:15 AM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: Jogger]
akro
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toller Bericht mit Klasse Fotos. Wie ist eigentlich das Verhältnis Autofahrer zu Radfahrern in Neuseeland ? Radwege gibt es ja nicht viele. Man teilt sich die Straße mit Autofahrern. Sind Radler dort mehr gefährdet als in Good Old Germany ? Oder hält sich das trotz Linksverkehr in erträglichen Grenzen ? Wie sind Eure Erfahrungen am schönsten Ende der Welt gewesen ?

Rainer
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#1014838 - 02/12/14 06:23 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: akro]
Rennrädle
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Das ist ganz arg abhängig von der Strecke - bist du auf der direkten Strecke Auckland--Hamilton- Wellington, hast Du sehr viel (zu viel!) Verkehr. Speziell nord-westlich kommend ab Bulls bis vor Wellington.

Sicher auch starker Verkehr ist Christchirch-Blenheim nach Picton.

Sobald Du abseits der "Wirtschaftsrouten" bist, wird es angenehmer bis sehr still.

Gruß Renata
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#1014870 - 02/12/14 08:05 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: Rennrädle]
akro
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In Antwort auf: Rennrädle
Das ist ganz arg abhängig von der Strecke - bist du auf der direkten Strecke Auckland--Hamilton- Wellington, hast Du sehr viel (zu viel!) Verkehr. Speziell nord-westlich kommend ab Bulls bis vor Wellington.

Sicher auch starker Verkehr ist Christchirch-Blenheim nach Picton.

Sobald Du abseits der "Wirtschaftsrouten" bist, wird es angenehmer bis sehr still.

Gruß Renata


vielen herzlichen Dank für Deine Erfahrungen !! Bist Du in NZ des öfteren angehupt bzw. mit Lichthube aggressiv bedrängt worden von KFZ Lenkern oder ist die Mentalität der Kiwis etwas friedlicher ? Hast Du einen Vergleich zu den Automobilisten in diesem unseren Lande ?

Rainer
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#1014961 - 02/12/14 10:58 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: akro]
panther43
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kann man so nicht sagen, es gibt auf der Nordinsel viel Hauptverkehrsstrassen auf denen extrem Gerast wird und auf denen man relativ rücksichtlos fährt. Da fallen z.b. viele Wege nahe Wellington, Rotorua und Tauranga drunter ... Die Nebenstrecken und die Südinsel sind da entspannter. Vorsicht an den WE, Kiwis trinken gern einen über den Durst! schmunzel Dunken driving ist leider sehr weit verbreitet ...
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#1015051 - 02/13/14 10:42 AM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: panther43]
akro
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kann man so nicht sagen, es gibt auf der Nordinsel viel Hauptverkehrsstrassen auf denen extrem Gerast wird und auf denen man relativ rücksichtlos fährt. Da fallen z.b. viele Wege nahe Wellington, Rotorua und Tauranga drunter ... Die Nebenstrecken und die Südinsel sind da entspannter. Vorsicht an den WE, Kiwis trinken gern einen über den Durst! schmunzel Dunken driving ist leider sehr weit verbreitet ...


vielen Dank für die Info. Rotorua hatte ich fast erwartet. Ist halt eine Touristenattraktion. Dort ballen sich halt die Einwohner und Touristen. Wobei es ja schon sehr eindrucksvoll ist die Erde kochend zu erleben.

Rainer
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Off-topic #1015149 - 02/13/14 01:46 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: akro]
dhomas
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Bei den Autofahrern in NZ (wie auch Australien) ist der Arschlochfaktor ziemlich hoch.

Es kommt auf gut befahrenen Strassen durchschnittlich 1-2x am Tag vor dass man von vorbeifahrenden Autoinsassen angeschrien wird, es wurde auch schon mit Flaschen nach mir geworfen. Vielleicht wollten mich einige auch nur anfeuern, ich habe das stupide Gekreische nicht verstanden. Sie glauben sie können dich erschrecken, was Blödsinn ist weil man das Auto ja kommen hört. Dazu kommt unglaubliche Selbstüberschätzung der Autofahrer - man kann den Führerschein mit 15 Jahren machen, und die Prüfung ist ein Witz. Ab 20 Jahren dann Promillegrenze 0,8.

Die LKW-Fahrer sind OK, aber immer mal wieder lässt auch einer keinen Abstand. Entweder gibt's gleich 3m oder (bei Gegenverkehr) halt dann 0.

Habe mich in China sicherer gefühlt. Dort gehts zwar drunter und drüber, aber die Leute sind eher gutmütig und gucken halt nicht. Dort kann man mit vorausschauendem Fahren die meisten Problemsituation schon im Vorhinein erkennen. Im Gegensatz zu NZ, wo junge Leute (und auch alte "Blokes"), die sich für echte Cowboys halten, mit dem Auto voller "Mates" (die am Rücksitz saufen) lustig durch die Gegend rasen!

Also es geht schon. Aber wenn Verkehr auf dem Highway herrscht, dann muss man extrem konzentriert fahren. Ein falscher Schlenker und weg bist du!

Edited by dhomas (02/13/14 01:52 PM)
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Off-topic #1015237 - 02/13/14 07:06 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: dhomas]
akro
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In Antwort auf: dhomas
Bei den Autofahrern in NZ (wie auch Australien) ist der Arschlochfaktor ziemlich hoch.

Es kommt auf gut befahrenen Strassen durchschnittlich 1-2x am Tag vor dass man von vorbeifahrenden Autoinsassen angeschrien wird, es wurde auch schon mit Flaschen nach mir geworfen. Vielleicht wollten mich einige auch nur anfeuern, ich habe das stupide Gekreische nicht verstanden. Sie glauben sie können dich erschrecken, was Blödsinn ist weil man das Auto ja kommen hört. Dazu kommt unglaubliche Selbstüberschätzung der Autofahrer - man kann den Führerschein mit 15 Jahren machen, und die Prüfung ist ein Witz. Ab 20 Jahren dann Promillegrenze 0,8.

Die LKW-Fahrer sind OK, aber immer mal wieder lässt auch einer keinen Abstand. Entweder gibt's gleich 3m oder (bei Gegenverkehr) halt dann 0.

Habe mich in China sicherer gefühlt. Dort gehts zwar drunter und drüber, aber die Leute sind eher gutmütig und gucken halt nicht. Dort kann man mit vorausschauendem Fahren die meisten Problemsituation schon im Vorhinein erkennen. Im Gegensatz zu NZ, wo junge Leute (und auch alte "Blokes"), die sich für echte Cowboys halten, mit dem Auto voller "Mates" (die am Rücksitz saufen) lustig durch die Gegend rasen!

Also es geht schon. Aber wenn Verkehr auf dem Highway herrscht, dann muss man extrem konzentriert fahren. Ein falscher Schlenker und weg bist du!



vielen herzlichen Dank für Deine ausführliche und sehr ehrliche Antwort. Der Vergleich mit China ist schon interessant. Ich habe so etwas ähnliches auch schon über NZ gehört. Jetzt weiß ich es aus erster Quelle. Werde Deine sehr hilfreiche Antwort auf mich wirken lassen....

Die Naturerlebnisse sind in diesem Land schon einmalig. Da muss man halt als Radler auch bereit sein einige Abstriche zu machen.

Rainer
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Off-topic #1015250 - 02/13/14 08:06 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: akro]
dhomas
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Also es ist aber kein Grund nicht hinzufahren zwinker

Wenn man ein wenig aufpasst ist es auch nicht todgefährlich. Meiden würde ich den Highway 2 im Norden der Nordinsel, und den Highway 1 zwischen Auckland und Wellington. Es gibt aber trotzdem genug superschöne Straßen und total verlassene Ecken.

Ich empfehle einen Guide wie z.B. Pedaler's Paradise, der Autor ist alle Straßen abgefahren und hat zu jeder einzelnen Strecke eine ausgeprägte Meinung.

Abstriche braucht man nicht machen, man kann auch auf Umwegen alle Ziele erreichen!

Edited by dhomas (02/13/14 08:07 PM)
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Off-topic #1015261 - 02/13/14 09:20 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: akro]
panther43
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Allgemein kann man aber auch sagen, dass die Autofahrer auf der Südinsel bisschen entspannter und vorsichtiger sind, ok, mal abgesehen von der Strecke zwischen Picton und Christchurch .. Gibt auch immer wieder wunderschöne Backcountryroads (manchmal tiefer Schotter & Furten), die einen weit weg von jeglichem Verkehr führen. Die allerdings auch eher auf der Südinsel .. Helm nicht vergessen, die polizei verteilt gern mal Tickets für Helmlose schmunzel
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Off-topic #1015380 - 02/14/14 11:00 AM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: dhomas]
akro
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[zitat=dhomas]Also es ist aber kein Grund nicht hinzufahren zwinker

das auf gar keinen Fall ! Das Land ist schon spitze. Und eine Straße ohne Autorennen findet sich mit Sicherheit. Es ging mir nur um ganz allgemeine Tendenzen. Ich habe schon noch fest vor dorthin zu fahren. Nur der Zeitpunkt steht noch nicht fest....
Die Schulpflicht der Kinder..... etc.
Wenn ich erst meine Riesterrente kriege..........
Weckt mich jetzt bloß nicht aus meinen Träumen........
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Off-topic #1015381 - 02/14/14 11:03 AM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: panther43]
akro
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In Antwort auf: panther43
.. Helm nicht vergessen, die polizei verteilt gern mal Tickets für Helmlose schmunzel


Der Tip ist super ! Vielen Dank ! Ich werde mich dran halten.

Rainer
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Off-topic #1015388 - 02/14/14 11:44 AM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: akro]
indomex
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Nein, du hast recht, das Land ist toll, gerade die Südinsel, also nicht abschrecken lassen. Es gibt auch überall Backpackers und Campgrounds.
Nur dass es für meinen Geschmack etwas zu "eingezäunt" war (Weiden), sodass es mit "wild campen" oft etwas schwierig wurde...
Leben und leben lassen
Liebe Grüße, Peter
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Off-topic #1015395 - 02/14/14 11:58 AM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: indomex]
akro
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In Antwort auf: indomex
...Es gibt auch überall Backpackers und Campgrounds.
Nur dass es für meinen Geschmack etwas zu "eingezäunt" war (Weiden), sodass es mit "wild campen" oft etwas schwierig wurde...


Das wäre auch kein Problem. Dann lege ich mich eben in ein weiches bequemes Bett.... grins
Schmälert das Naturerlebnis mit Sicherheit nicht !!
Ü40 läßt grüßen....... grins
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#1018740 - 02/25/14 11:11 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: bikeload]
MatthiasM
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Sehr schöner Bericht, und die Südinsel-Route ist sehr ähnlich der Strecke, die wir 1993 allerdings mit dem Wohnmobil zurückgelegt haben.

lG Matthias
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#1023487 - 03/13/14 12:56 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: MatthiasM]
gibbi_affe
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Schöner Bericht und wunderbare Bilder !! schmunzel
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#1025336 - 03/18/14 08:49 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: gibbi_affe]
radmarci
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Toll gemachter Blog! ..und schöne Bilder.
Neuseeland würde mich auch reizen.
Schade dass meine Freundin nicht ganz so leidenschaftlich Rad fährt wie ich....
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#1028162 - 03/27/14 02:06 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: Rennrädle]
bikeload
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Vielen Dank Renata fürs skalieren. Bin neu im Forum und hatte in der Tat einfach nur die Bilder aus meinem Blog kopiert ohne diese runter zu skalieren. Werde ich zukünftig machen! Danke für den Hinweis!
VG, Carsten
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Off-topic #1028164 - 03/27/14 02:17 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: dhomas]
bikeload
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Die Erfahrungen eines angespannten Verhältnisses von Autofahrern in Neuseeland (und Australien) zu Fahrradfahrern kann ich leider nur bestätigen. Ich hatte noch auf keiner Tour so viele Autofahrer, die extrem knapp an mir vorbeigefahren sind obwohl die Straße dazu absolut keinen Anlass gab. Interessanterweise haben mich gleich zu Beginn meiner Tour Neuseeländer darauf angesprochen und meinten, dass Radfahrer hier nicht beliebt wären und dass es jedes Jahr schwere Unfälle geben würde.
Persönlich habe ich mir angewöhnt nicht zu sehr am Straßenrand zu fahren. Nach meiner Erfahrung wird man dann eher gesehen und als Verkehrsteilnehmer wahrgenommen. Im Regelfall will einen keiner der freundlichen Neuseeländer über den Haufen fahren; man nimmt im so nur den Anreiz sich bei Gegenverkehr und ohne Standstreifen (für den Radfahrer) mit Vollgas noch durch die knappe Lücke zu fahren und einen dann versehentlich in den Graben zu "schupsen". Auf jeden Fall helle Kleidung tragen, ein rotes, blinkendes Rücklicht ab Einbruch der Dämmerung und entweder grellfarbige Satteltaschen (nicht mein Ding) oder eine Signalflage auf die Gebäckrolle gebunden.
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Off-topic #1028608 - 03/28/14 09:13 PM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: bikeload]
hansano
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ja komisch, die Kiwies sagen von sich sich wären umweltbewusst, Radfahrer werden auf der Straße ignoriert und mit dem 4WD gehts in den Busch.... traurig
Trotz alledem habe ich bei meinen Touren dort nette Leute getroffen und viel Spaß gehabt.
Gruß Michael
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Off-topic #1029310 - 04/01/14 02:29 AM Re: Neuseeland - Die Südinsel [Re: hansano]
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Absolut Hanseo! Ich habe bis auf die Ausnahmen, die es überall auf der Welt gibt, nur extrem nette und freundliche Menschen getroffen. Ich denke es gilt eher eine generelle Regel: Menschen (vor allem männlichen Geschlechts) hinter dem Steuer eines gut motorisierten Fahrzeuges verwandeln sich ..
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