Tiefergehende Gespräche habe ich in den verschiedensten Ländern führen dürfen sowohl mit einheimischen als auch mit Reisenden. So habe ich im Kosovo mit einer Besitzerin eines Sportwarengeschäfts ein sehr eindrückliches Gespräch haben dürfen oder auch mit einem Mullah im Iran und zig mehr.
Und in welcher Sprache? Lass dir doch bitte nicht jedes Wort aus der Nase ziehen.
Ehrlich gesagt wundert mich deine Frage sehr. Laut deinem Profil bist du ja schon ganz schön rumgekommen. Hast du nie solche Erfahrungen machen dürfen?
Nie ist falsch. Aber so besonders häufig ist das auch nicht. Besonders dann nicht, wenn ich die Sprache gar nicht kann, und anstrengend, wenn ich die Sprache nur bruchstückhaft beherrsche. Wobei es sicherlich unterschiedliche Bedeutung von "tiefgehend" gibt. Smalltalk ist für mich nicht tiefgehend.
Wie schon in meinem vorherigen Beispiel - in Rumänien mit Leuten auf dem Zeltplatz (rumänische Touristen), die sehr gut Englisch sprachen. Mit denen wirklich über Gott und die Welt. Wir haben uns über die nächsten Tage immer wieder auf dem nächsten Zeltplatz getroffen.
Im Kosovo sprach gefühlt jeder zweite fließend Deutsch. Interessante Gespräche hatte ich, zum Beispiel was das persönliche Verhältnis zur serbischen Bevölkerung und zum Staat Albanien angeht. Aber ob das wirklich tiefgehend war?
In Weißrussland mit einem Pärchen junger Russen, die uns zum Grillen einluden. Mit meinem Russisch war es leicht holperig. Aber das ging es von der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin übder das internationale Bild der Russen bis hin zur Luftverschmutzung im Ural (auf meine Frage, wie man dort Radreisen könne). Sehr interessant.
Und mit den weißrussischen Radfahren, die hervorragend englisch sprachen (und auf ihr aktuelles politisches System gar nciht gut zu sprechen waren). Wir haben uns dann bei einem abends getroffen und in einem wilden Gemisch aus Deutsch, Englisch, Rusisch und Polnisch palavert.
Aber so viel mehr Beispiele, bei denen es nicht nur beim Smalltalk blieb, fallen mir spontan nicht ein. Mit anderen Reiseradlern oder (Rucksack-)Touristen, die entweder gut deutsch oder englisch sprachen, blieb es auch meistens beim Smalltalk.
Und dann gelegentlich solche Beispiele:
Tschechien in einer Imbissbude mit zwei Samstag vormittags schon betrunken Tschechen über das Verhältnis von Tschechen, Österreichern und Deutschen zueinander. Mein Tschechisch ist wirklich extrem holperig und bruchstückhaft, und Fremdsprache konnten die nicht.
Ich fand das einerseits interessant, aber andererseits auch sehr anstrengend. Wollte eigentlich ein bisschen vor dem Starkregen flüchten und mich trocknen. Wenn ich dann ständig nach Worten suchen muss und selbst bloß die Hälfte verstehe, dann kommt irgendwann doch nicht mehr viel rum.
Gruß
Thoralf