Ja schön, diese Nostalgie. Die Frage: Möchtest du das wieder so haben?

Andere Zeiten, andere Tätigkeiten: Damals war der ganze Freizeitsport auch nicht üblich. Vom Rennradfahren haben vielleicht ganz wenige Jungs geträumt, die Mädels haben noch fleißig Stricken gelernt oder Hauswirtschaftslehre gebüffelt (wie mache ich meinen künftigen Mann glücklich?) - und Radreisen - wer kannte sowas schon? Ich kann mich auch noch erinnern, das in den End-70ern die erste große Fitnesswelle rollte: Überall entstanden in modernen Orten Trimm-dich-Pfade. Drinnen kam Jane Fonda und Aerobic - das war wohl noch was später. Der massenhafte Freizeitsport nach oder vor der Arbeit wurde modern, Tennishallen - überhaupt Hallensport überall usw. Die Leute hatten ein großes Duschbedürfnis auf einmal, wechselten die Klamotten mehrfach am Tag - immer wieder neue Tätigkeiten. Natürlich sind da noch viele andere Gründe zu nennen für das Duschen - nicht alle so plausibel - aber das ist ja ein zu weites Feld.

Ich kann auch lange ohne Dusche auskommen. Im Winter ohne körperliche Anstrengungen sowieso. Im Sommer auf Radreisen schlängel ich mich auch oft mit Waschlappen und/oder Badestellen tagsüber durch. Ist die Dusche aber da, nehme ich sie gerne. Nostalgie hin oder her. Um Gestank geht es mir dabei weniger. Entweder man kann mich gut riechen oder man mag mich nicht. Im Restaurant sitze ich oft noch ungeduscht, gratinierte Auberginen und ein Glas Roter schmecken ohen Dusche vorher ebenso gut wie mit Dusche vorher. Das ist also das Problem der anderen mit zu feinen Nasen. Aber ich möchte mich ja auch selbst wohl fühlen. Und seltsamerweise ist da eine Dusche was Feines, was ich zu schätzen weiß. Es ist ja mehr als Sauberkeit. Es geht auch um Durchblutung, die warme Dusche gegen die Nackensteife, gegen die kühlende Schweißkruste, die zu Schüttelfrost führen kann usw. Wenn es die Situation erfordert, dusche ich dann auch noch nach Mitternacht.