Hallo Andi,
hier mal ein paar Anmerkungen von mir. Einiges folgt auch aus meiner geplanten Tour in die Pyrenäen (eigentlich schon letztes Jahr detailliert geplant), wobei ich in den Pyrenäen bereits schon mehrmals war.
Grundsätzlich: Du fährst ja immer solche Touren, also wirst du wissen, ob du noch neben dem Fahren genug Zeit hast, das Gesehene zu verarbeiten? - Die Flachregionen generell und zwei Gegenden im Besonderen, die ich kenne, erschließen sich nur, wenn man sie auf sich wirken lässt und etwas Zeit mitbringt: Die Südwestecke des Atlantiks und die Camargue.
Den Atlantik bekommt man von der Straße aus (ich spreche von südlich Arcachon, wird aber auch für nördlichere Dünen-Regionen gelten) nahezu nie zu sehen. Die Dünenstrände sind zwangsläufig von der Straße ein Stück entfernt und erhöht liegenden Pinienwäldern getrennt. Zwangsläufig, weil sonst die Straße schnell zur Sandpiste würden. Wenn du also Dünenstrände genießen möchtest, erfordert das Stichtouren zum Meer, die je nachdem einiges an Zeit kosten. Abstecher in den Sand kosten immer Zeit (Entsanden der Kleidung, Fußmärsche durch Sand).
Bei Leon gibt es ein schönes Binnenbiotop um einen See, das man aber nur auf Abwegen (eigentlich zu Fuß) erschließen kann. Biarritz habe ich nie gesehen, m.E. aber verzichtbar - das inlandwärtige Bayonne hingegen unverzichtbar (frz. Baskenhauptstadt mit entsprechender Architektur, Weltmetropole der Schokolade, herausragender Schinken).
Die Camargue erweist sich beim schnellen Durchrasen auf den Straßen als extrem langweilig, weil du zwischen Schilf oder Mais nichts sehen wirst. Die Tierwelt der Camargue sieht man eigentlich auch nur auf dem Fußweg mit Muse. Immerhin hast du die richtige Richtung wegen Mistral. Von Montpellier nach la Grande-Motte wirst du sehr viel Verkehr haben (auch weiter nach Aigues Mortes). Bei le Grau-du-Roi gibt es einen herrlichen Dünenstrand (l'Espiguette) - leider nur per langer Stichstraße nebst Campings zu erreichen. Empfehlung ist natürlich Aufenhalt mit Sonnenuntergang.
Von Aigues Mortes nach Stes Marie-de-laMer würde ich nur fahren, wenn du weiter in die Camargue exkursieren möchtest. Lohnenswert ist die Fahrt von Stes. Maries zum Phare de la Gacholle (Piste, teils kann auch Sand die Fahrt erschweren, grundsätzlich aber RR-tauglich) und weiter le Paradis, Salin-de-Badon Richtung Arles.
Zu den Pyrenäen: Grundsätzlich habe ich mich durch die Pyrenäen langsamer als durch die Alpen bewegt. Das sind die manchmal weniger weiträumigen Pässe (viel auf und ab), manchmal aber auch die weniger gut kalkulierbaren Wetterbedingungen. Diese Bergwelt ist irgendwie zäher, unnahbarer als die Alpen. Das spiegelt sich irgendwie in den Fahrtzeiten wieder. Vielleicht ein Warnhinweis, hier zuviel Wegstrecke zu planen.
Mit dem Col de Burdincurutcheta und Col d'Iraty hast du dir ein schönen Brocken hingelegt - ich hoffe, du hast besseres Wetter als ich. Am Lac Iraty gibt es ein frei zugängliche Wanderhütte mit Dusche. Mein Erlebnis dort hast du vielleicht in meinem "Vuelta Verde"-Bericht gelesen. Jedenfalls eine empfehlenswerte, einsame Route.
Bei der Fahrt Aubisque/Tourmalet/Troumouse/Aspin soltest du wissen, ob nicht gerade die TdF unterwegs ist. Das ist ein Nadelöhr und die rollende Tour kann dich da schnell einen Tag kosten.
Wahrscheinlich möchtest du Andorra und den Port d'Envalira in deine Sammlung aufnehmen. Viel mehr als ein Häkchen ist aber die Route nicht wert. Auch der Col de Puymorens ist nicht so herausragend, dass man ihn landschaftlich gefahren sein muss. Meine Alternativvorschlag: Fahre duch Sierra de Cadí weiter südlich (habe ich geplant). Von Le Seu d'Urgell nach Tuixén, vorbei an der markanten Pedraforca über Saldes nach Guardiola de Berguedà, weiter über La Pobla de Lillet, Castellar de N'Hug, Coll de la Creueta nach La Molina. Von dort ist es dann nicht weit zu deinem Anknüpfungspunkt in die Cerdagne bei Bourg-Madame.
Nach Carcassone kenne ich zwar andere, schöne Wege. Aber es macht wohl keinen Sinn, dich hier zu beraten, da durchs Corbières zahlreiche schöne, einsame Routen führen, wohl auch deine. Beachte aber, das die Katharer-Burgen nur per Stichstraße mühsam zu bezwingen sind - das kostet Zeit und ist weniger zum mal Eben-vorbei-fahren geeignet. Vom Campingplatz im Osten von Carcassone kann man über Sonnenblumenfelder hinweg die Cité sehen. Sehr schöne Perspektive.
Alpen: Deine Route erfordert ja einen schnellen Schnitt, deswegen werde ich denkbare Verzweigungen hier nicht erwähnen. Eine echte Alternative wäre aber der Weg nach Colmars über die Gorges de Daluis (rote Felsen, weitgehend Vogelperspektive) und dann über den Col de Champs nach Colmars. Du bist die Schlucht bei deiner Grandes-Alpes-Tour ja offenbar nicht gefahren - ist aber sensationell. Der Col de Champs ist ein sehr wenig befahrener Pass (sehr kleine Straße, aber asphaltiert) und lohnt auch in jedem Fall (höher als der Col d'Allos zu bewerten).
Noch eine Variante vor Grenoble möchte ich dir ans Herz legen. Statt die Route Napoléon direkt nach Corps zu fahren, wähle bei Poligny den Weg über den Col du Noyer, über St-Etienne-en-Dévoluy durch den Felsdurchbruch Souloise. Oberhalb am Westufer des Lac du Sautet, kommt man über eine Dammüberfahrt (ab/auf) auch nach Corps (charmantes Städtchen, schöne Lage). Der Noyer-Pass ist sicherlich einer der Top-10-Pässe der Westalpen, mit verschiedenen Landschaften Ost/West, tollem Panorama (Envoluy). Dazu kommt noch der eindrucksvolle Durchbruch vor der aufgestauten Drac. Warnung: Ist eine schwerer Brocken.