Hallo Christian,
ich muss bei meiner Geschichte etwas ausholen um die wichtigen Punkte in den richtigen Zusammenhang zu bringen.
Ähnlich ging es mir vor ca. 4 Jahren. Damals liebäugelte ich mit der Anschaffung eines Liegers.
Meine Gründe dafür waren nicht sehr tief gedacht und von langer Hand geplant. Ich sah einfach die bessere Aerodynamik und die entspannte Körperhaltung. Schließlich hatte ich eine Odysee mit Bandscheiben-OP hinter mir und meine Logig sagte mir das ein Lieger das richtige ist.
Also ging ich zu dem Ausrichter der Rad Spezi in Germersheim, Radschlag heißt der Laden, und suchte mir 3 verschiedene Modelle mit Oberlenkung als auch Untenlenkung aus. Dann machte ich einen Nachmittagstermin aus an dem die Räder, auf meine Körpergröße angepasst, mir zur Verfügung standen. Nach 2...3 Umfallern und fleißigem üben klappte es mit allen 3 Modellen schon ganz gut. Dabei fand ich an der Untenlenkung am meisten Gefallen. Ich war gewillt mir so ein Radl anzuschaffen.
In der folgenden Woche hatte ich bei der Fahrt zur Arbeit mit meinem MTB einen Fastzusammenstoß mit einem Auto. Dabei machte sich in meinem Kopf der Gedanke breit was wohl passiert wäre wenn ich mit dem Lieger in eine solche Situation gekommen wäre.
Darauf hin ließ ich den Kaufgedanke eines Liegers fallen und entschied mich für ein Aufrechtrad mit Nabenschaltung und Kardanantrieb. Das ist allerdings eine andere Geschichte die ich hier schon mitgeteilt habe.
Ein gutes Jahr später habe ich das gute Stück dann wieder verkauft und mir den Lieger Nazca Paseo von einem Mitglied hier im Forum gekauft. Zuvor hatte ich mir das fast gleiche Modell beim Radladen gegen Leihgebühr ausgeliehen und ein ganzes Wochenende gefahren um mir möglicht sicher zu sein das ich keinen Fehlkauf mache.
http://www.nazca-ligfietsen.nl/xlntcms/s...xlnt_page_id=41Mir war klar dass ich erst mal viel üben muss um die muskuläre Anpassung und den routinierten Umgang zu bekommen. Jetzt ist das Paseo ein Lieger mit Vollaustattung und einem entsprechenden Gewicht. Dementsprechend merkt man bei jedem kleinen Anstieg dass man schneller aus der Puste kommt als im Vergleich mit meinen Aufrechträdern.
Ich merkte auch recht schnell das die Sitzposition nicht optimal war und die normalen Verstellmöglichkeiten nicht ausreichten. Also war Basteln und immer wieder ausprobieren angesagt.
Nachdem alles passte und ich mittlerweilen auch einige Hundert km gefahren war, machte ich wieder den Vergleich mit meinen anderen Rädern. Mir fiel auf dass das Liegerad auf die Fahrzeit zur Arbeit immer einiges langsamer war als z.B. mein MTB.
Nur warum das so war wurde mir erst nach intensiver Rechere bewusst. Es hat unter anderem was mit dem Öffnungswinkel zwischen Oberkörper und Beinen zu tun.
Hier ein Link auf eine Seite zur Wirkung von Sitzposition usw. bei Liegern:
http://www.forschungsbuero.de/PV51_S3_7.pdf Der Einsatz der beteiligten Muskeln beim pedalieren von Aufrechtrad und Lieger ist zwar weitgehend gleich. Man muss allerdings wissen dass nicht die Oberschenkel die meiste Arbeit leisten, sondern der Musculus Maximus, der sich in der Pobacke versteckt.
Hier ein Link zu einer Seite die zeigt welche Muskeln in welchem Maß beim pedalieren wirken:
http://medizin.spitta.de/fileadmin/tt_news/shop/pdf/916820/Seite_39-41.pdfAlso habe ich meine Sitzposition umgebaut, so dass der Öffnungswinkel wieder kleiner wurde, indem ich die Kurbeln näher zu der Sitzfläche brachte und die Lehne steiler anstellte. Das hat die Leistungsfähigkeit auch etwas verbessert.
Heute habe ich reichlich Erfahrung gesammelt und kann nur empfehlen sich vor dem Kauf eines Liegers umfassend mit der Ergonomie der verschiedensten Modelle auseinanderzusetzen.
Ein Beispiel mit meinen Aufrechträdern:
Bei mir hat sich im Laufe der Zeit der Anspruch breitgemacht das ich meine eingebrachte Energie beim Radeln möglichst effizient umsetzen will. Also dünne Reifen, hoher Reifendruck, gepflegter Antrieb und geringes Systemgewicht. Das entpricht heute meinem Renner.
Für mehrtägige Touren, oder wenn ich mit Frau und/oder Gruppe unterwegs bin, benutze ich mein Trekking Bike mit 26 zoll und 40mm breiten Reifen mit bequemen Luftdruck.
Wenn ich den Lieger fahre habe ich immer das Gefühl und den Eindruck daß ich ökonomisch mit schlechtem Wirkungsgrad unterwegs bin und ein Teil meiner Energie nicht den Asphalt erreicht. Auch die Agilität bleibt auf der Strecke. Aus diesem Grund steige ich auch sehr gerne auf meine Aufrechträder um und lasse den Lieger meist stehen.
Dieter