Moin Joerg,
versuch mal, was von Nietzsche oder Hugo 'schnell' durchzukriegen - da bist teilweise an einem Kapitel wochenlang dran. Und ein Buch von Zuckmayer laesst sich unmittelbar nach dem Fertiglesen nochmals beginnen, das wirkt dann ganz anders, intensiver. Ja, ich lese nicht nur in deutsch, was den Erwerb weiterer Literatur natuerlich erleichtert. Doch will ich auf Radtouren primaer vorankommen, nicht ein versaeumtes Literaturstudium nachholen, daher genuegt mir eher wenig Lesestoff fuer ungewoehnlich schlechtes Wetter.
Und wenn ich keinen treffe, der mein Buechlein haben will, so behalte ich es doch. Spricht da was dagegen? Mir ist halt schon oft auf Reisen (ja: nicht auf Radtouren) passiert, dass ploetzlich das Gegenueber deutsch gesprochen hat, und da macht sich ein Storm oder Stifter doch praechtig als nette Erinnerung. Zumal es fast nichts kostet.
Den Genuss von Sprachlehrgaengen auf einer 'langweiligen Autobahntour' darfst mir gerne erklaeren. Ich war grade in Osteuropa, da waren solche Touren auf autobahnaehnlichem eher entsetzlich spannend/gefaehrlich. Musse haette ich auf idyllischen Seitenstrassen gehabt, doch auch da ziehe ich den ohrenbetaeubenden Genuss von Vogelstimmen elektrischen Toenen vor. Zumal klassische Musik in den Ohrstoepseln meist seltsam klingt. Da singe ich lieber selbst, es hoert ja keiner zu :-)
Zur Motivation schreibe ich mir oft Gedichte hinten auf Landkarten drauf; hast Du schon mal bewusst und laut Schillers Glocke rezitiert?
Wasser gibt es fast an jedem Friedhof, oft auch an Dorfplaetzen, Brot in der Baeckerei. Versuch da mal, in 20 Minuten die Akkus nachzuladen. Ich verstehe Deinen Standpunkt schon, akzeptiere ihn auch, doch habe ich eine andere Philosophie. Da ich praktisch taeglich mit dem Technikzeugs zu tun habe, finde ich es sehr angenehm und entspannend, bewusst tagelang darauf verzichten zu koennen.
Viele Gruesse,
roland.