Ja, in den zurückliegenden südlichen Alpenregionen gab es eine Reihe von Beispielen, bei denen man von Süden aus der Ebene in die Voralpen recht einfach und zuweilen weit reinfahren kann. Im nächsten Teil findet sich mit dem Adda-Tal zwischen Comer See Nord und Tirano wieder ein Beispiel für lange und einfache, teils flache oder auch nur mit wenigen kleineren Höhenstufen versehenen Ost-West-Achsen, wie sie ebenfalls für die Ostalpen typisch sind. Ich erinnere an Etschtal-Pustertal-Drautal, an Mur-Mürz oder auch Salzach-Enns, wobei es dort schon mal etwas kantiger zugehen kann, je nachdem, welche Richtung und Stelle.
Heute muss man das Adda-Tal auch nicht mehr auf der arg belasteten Hauptstraße abspulen, sondern kann einen Radweg bemühen, der meist am Fluss entlangführt und von der Verkehrsachse deutlich getrennt ist. Ich hebe das nochmal explizit so hervor, obwohl ich da nur wenig gefahren bin, weil ich den Eindruck habe, dass das kaum bekannt ist. Das Valtellina nimmt man dadurch nochmal auf ganz andere Weise und viel entspannter wahr.
Ich musste einmal meine geplante Höhenroute bei Sondrio für einen Supermarktbesuch verlassen und dabei nur wenige Kilometer auf der Hauptstraße fahren. Ich kann mich nur an wenige solche Verkehrshöllen erinnern, wo ich mal unterwegs war. Ein ca. 2 m paralleles Gewerbegebiet mit weiterer Straße nebst der Hauptader ließ in mir die Frage aufkommen, wie es überhaupt möglich ist, dass sich Menschen solch eine menschenfeindliche Umgebung schaffen können. Praktisch in Terrassenlage habe ich über dieser Straße übernachtet. Auch wenn der Verkehr irgendwann in den späten Abendstunden auf ein geringes, fast romantisches Maß an Transit-LKWs zurückfällt, geht der ganze Wahnsinn morgens gegen 5 Uhr wieder los.
Im kleinen Ort Tresanda direkt an dieser Straße musste man fürchten, von den Sog- und Druckwellen des Verkehrs an die Hauswände geschleudert zu werden. Als Fußgänger balanciert man auf Gehwegen mit einer Breite einer Bordsteinkante und eine Straßenquerung wird zur olympischen Sprintdisziplin. Solche Dinge müssen in einen diesen Bericht auch rein, auch wenn man sich als Radler diesen Welten meistens entziehen kann - manche glauben, dass es sie gar nicht gibt oder leugnen die Zustände, weil sie sich nur noch auf Radwegen bewegen. Diese Welten verschwinden aber deswegen nicht, sondern belegen den ausufernden Verkehrsinfarkt mit all den Folgen. Und wir sprechen da auch nicht von einem singulärem Problem in einem Alpental, auf der Reschenstraße im Vinschgau und im Pustertal habe ich ähnliche Dinge erlebt, ohne dass ich urbane Zonen im Süden nennen möchte, wo es vielleicht eher "normal" scheint. (Mit der Darstellung der Probleme habe ich mich auf meiner Website noch zurückgehalten, gefühlt würde ich das lieber noch zorniger darstellen...)
Um wieder oben anzuschließen: Es wäre natürlich nicht "meine" Tour, wenn ich da nicht dauernd versuchen würde vom planen Weg abzuweichen, um auch wieder den Waden etwas Arbeit zukommen zu lassen.

Das kommende Valmalenco ist dabei ein Beispiel ähnlich dem Valsassina im Vorkapitel, wo man eine recht kantige Höhenstufe zunächst überwinden muss, um dann aber recht einfach und länger in einem wilden Alpental ohne ernste Steigungen bis zu einem gewissen Bergort radeln zu können. Irgendwo geht es dann natürlich endgültig kräftig aufwärts - da enden aber bekanntlich auch die Radwege in den meisten Fällen wie auch in diesem Beispiel.