4.05.
Córdoba - Pozoblanco83 km, 1966 hm
Start kurz nach 8 Uhr. Nach vielen Holperwegen vorgestern wähle ich meinen "Straßen-Track". Ha, ha. Ab dem Ortsausgang entpuppt sich die Strecke erstmal als MTB-Route mit Schieben. So war das eigentlich nicht gemeint. Der Blick zurück:
Irgendwann aber doch Straße, was die Symbole für Hubschrauber und Drohne mir sagen sollen, erschließt sich mir nicht. Keine Drohnen zu sichten.
Die Landschaft ist durchaus gemischt, auf Hügeln stehen von Zeit zu Zeit Gebäude.
Es freut mich, dass Villaharta von Männergewalt befreit wurde. Denke jedoch, hier ist die Hoffnung die Mutter des Gedankens. Aber immerhin!
Eigentlich hatte ich geplant, hier zu übernachten. Aber es ist früher Nachmittag und ich fühle mich fit. Seelisch habe ich mich auf eine Übernachtung in der Pampa eingestellt, da ich zuletzt neben den Wegen und Straßen kaum noch Zäune sah (wie in den letzten Tagen ständig).
Über dem Wasserhahn, der das Quellwasser von Villaharta abgibt, ein Schild: Wasser zapfen nur durch Einwohner erlaubt. Das Wasser muss wohl besonders gut sein. Jedenfalls war es nicht gechlort, wie in so manch anderem Ort in Spanien.
Ich bewege mich neben dem Camino Mozarabe, der hier als eher wenig fahrradtauglich beschrieben ist.
Die Oliven werden weniger, die Steineichen mehr. Von weitem sind sie oft kaum zu unterscheiden. Oft nur durch die größeren Abstände bei den Steineichen.
Dann kommt Macchia:
Mancher Fels schimmert in allen Rottönen.
Ich denke darüber nach, doch die Fußstrecke des Camino Mozarabe zu wählen: Straßen sind doch langweilig ... mir wird von Landarbeitern abgeraten.
Allerdings muss ich jetzt meine Strecke improvisieren. Die Wege, in die eigentlich vorgesehenen Richtung führen (Alcaracejos) scheinen wenig fahrbar zu sein.
Irgendwann bin ich auf einer gut fahrbaren Nebenstraße. Steineichen, Rinder und überhaupt viel Landschaft. Spanien ist groß und überwiegend menschenleer.
Seit einiger Zeit haben die Straßen wieder Zäune. Wild zelten fällt also aus.
Später führt die Begegnung mit einem Rennradfahrer und dessen Auskunft zum Ansteuern eines mir bisher nicht bekannten Campingplatzes bei Pozoblanco.
Ein letztes Foto bevor ich wg. Überlastung und fortgeschrittener Zeit keine Fotos mehr mache.
Seltsam, hinter den Zäunen hoppeln einige Kaninchen. einige? Mindestens 100 Kaninchen, darüber fliegen mindestens 20 Raubvögel im Kreis, aber keiner sticht hernieder. Kein Foto, ich bin fertig. Die Landschaft ist jetzt öde und der Campingplatz geschlossen. Noch etwa 5 km bis Pozoblanco.
Hier beschreiben mir nette Menschen den Weg zum günstigsten Hotel. Uff. 20:15 Uhr, mehr als 12 Stunden war ich unterwegs. Nach einchecken, auspacken und Duschen ist es 22 Uhr. Jetzt noch ein schnelles Bier! Das hätten heute aber auch weniger Kilometer sein können.
5.05.
Pozoblanco- Hinojosa del Duque37 km 287 hm
Nach dem auf und ab gestern, durchfahre ich heute eine eher flache Landschaft. Auch die nicht asphaltierten Wege sind gut zu befahren. Schön!
Die Blumenrabatten in den Dörfern sind meist gut gepflegt
Mich überraschen die großen Wasserflächen in der Landschaft, Stauseen aus denen das Wasser für die Landwirtschaft gezapft wird.
Unter den Steineichen wird wohl teilweise auch Getreide angebaut, die Spuren der Bodenbearbeitung sind sichtbar. Hier ist es anscheinend schon geerntet (oder vertrocknet?)
Wer denkt, Störche hätten etwas mit Feuchtgebieten zu tun, wird in Spanien eines Besseren belehrt.
Die Warnungen vor "Kuhwechseln" sind manchmal an überraschenden Orten aufgestellt.
Schon um 14:15 Uhr stehe ich vor der Pension Ruda. Die Wirtin meint, ich solle um 15:30 Uhr wiederkommen. Ich bin unschlüssig, vielleicht doch weiter? Da kommt sie hinter mir hergelaufen und sagt, sie könne das Zimmer auch gleich fertig machen. 20 € soll es kosten. Damit ist die Entscheidung gefallen. Besser mal eine etwas längere Pause. Hinojosa besichtige ich ohne Kamera.
6.05.
Hinojosa del Duque - Villanueva de la Serena91 km, 986 hm
Die Sonne scheint, es ist warm und ich habe, wie fast immer, Gegenwind, allerdings noch sehr erträglich. Rinder stehen malerisch in der Landschaft und der blühende Ginster (verschiedene Sorten) wird mich noch bis Frankreich begleiten und immer wieder für angenehmen Duft sorgen.
Ich bin in der Extremadura.
Dehesa mit Stein- oder Korkeichen.
Agroforst ist der Standard in der Region. Die Dehesas (beweidete Eichenhaine) der Extremadura umfassen laut Wikipedia etwa 1 Million Hektar und bedecken ein Viertel der Gesamtfläche der Region.
Mitten in der Trockenheit ein Teich und gleich daneben ein Brunnen. Die Quelle speist wohl auch den Teich. Im Teich lebt mindestens eine Schildkröte und viele Wasserkäfer. Drumherum fliegen Libellen.
Auch die, oft flache, trockene, baumlose Landschaft fasziniert mich wider erwarten.
Stundenlang sehe ich weder Menschen noch gar Autos. Der Camino Mozarabe ist hier sehr gut befahrbar.
Bei manchen Flächen frage ich mich allerdings ob die Rinder und Schafe hier noch Futter finden können. Alles furztrocken.
Ein letztes Foto auf altes Gemäuer. Es ist schon wieder fast 17 Uhr und ich weiß noch nicht wo ich schlafen werde.
Eigentlich hatte ich gestern eine Pension in Don Pedro rausgesucht. Das später gewählte Hotel in Villanueva ist völlig in Ordnung (35 €), stellt sich aber als dummer Umweg heraus.
Wieder einmal sind die ersten 3/4 einer Tagestour wirklich großartig, das letzte Viertel jedoch eher nervig.
7.05.
Villanueva de la Serena - Merida65 km, 366 hm
Beim Start in Villanueva verfahre ich mich. Wieso? keine Ahnung.
Der Nachbau der Akropolis ist aus Recyclingmaterial, die Säulen aus alten Abwasserrohren.
Rumplige Wege und Burgen gibt es auch hier.
In der Ebene sind die Felder nivelliert und durch Erdwälle abgegrenzt. Zur Bewässerung werden sie (wohl vor der Saat) geflutet.
Das freut so manchen Vogel.
Der Fluss (Rio Guadiana) führt reichlich Wasser und speist hier ein Feuchtgebiet.
Ich bin wieder einmal von meinem vorbereiten Track abgewichen. Die Straßenvariante schien eher nervig zu sein und der "Jakob" rumpelig. Insgesamt gesehen bin ich der Meinung, dass die Jakobswege nicht Jakobswege sondern öfter mal Jakobs Geröllfelder, Kiesgruben oder Sandkisten heißen sollten.
Die heutige Spontanität bring mir viele Kies- und Schotterwege sowie Umwege ein (Camino Natural del Guadiana), die ich nicht weiter dokumentiert habe. Spontanität ist nicht immer die beste Idee.
Am Nachmittagt komme ich auf dem Campingplatz an. Nachdem ich aufgebaut, geduscht und gegessen habe, setze ich mich gegen 18:30 Uhr an einen Tisch des Camping-Restos (draußen!) und will, begleitet von einem Bier, ein paar Notizen zum heutigen Tag machen.
Die Gespräche am Nebentisch sind so laut, dass ich kaum einen Gedanken fassen kann. Da stellen sie auch noch eine Boom-Box raus. Partymusik in voller Lautstärke, ich flüchte.
8.05.
Heute "nur" MeridaDie römischen Überreste der "Vorläufer-Stadt" Emerita Augusta sind in Merida allgegenwärtig, mit und ohne Eintritt
Zunächst der Acueducto de San Lázaro, mit und ohne Storch.
eine römische Villa?
das Amphitheater
das Theater
Und mein Zelt auf dem Campingplatz mit Taschenchaos