Auf Jakobswegen durch SpanienNun endlich könnt ihr den Spanienteil meiner Reise von Malaga nach Freiburg nachlesen. Den Text hatte ich schon bald nach der Tour geschrieben, der Kampf mit der Fotoauswahl, der "Nichtübernahme" meiner Bezeichnung bei flickr und die Fotoverlinkung in der richtigen Größe dauerte allerdings um so länger. Nun ist es geschafft.
Die bei Caminaro verlinkte Strecke ist eine Planungsvariante. Nicht immer bin ich genau so gefahren.
Spanien auf JakobswegenAch ja, und die Angaben zu km und Höhenmetern stammen von meinem Garmin (keine barometrische Höhenmessung). Die Höhenmeter sind regelmäßig höher (oft 20%) als für die selbe Strecke bei Caminaro angegeben war.
Zwei Wochen vor dem Start bin ich von Hamburg nach Malaga geflogen. Mein Dank gilt den Forumistas, die mir Geleit zum Flughafen und damit zum Vorabend-Check-in, einen netten Abend und ein Nachtlager gegeben haben.
Nicht nur ist der Sprachkurs in Pedregalejo, einem östlichen Vorort von Malaga OK, die Leute sehr nett und Malaga wirklich schön und fahrradfreundlich, sondern auch das Wetter ist prima und läd zum Baden ein. Ich bin angenehm überrascht.
29.04.
Malaga - El Chorro72 km, 837 hm
Ich beherrsche mein erstes Schlaufon, vor wenigen Wochen erstanden, nicht. Die Weckfunktion ist aus! Daher erwache ich erst um 7:30 Uhr. Mist, das sollte die Abfartszeit sein. Für mich zwar reichlich früh, aber es soll warm werden. Die Temperaturen stiegen in den letzten Tagen stetig. Die Wettervorhersage sagt: Mindestens 27 Grad heute.
Gut, dass ich die ersten 15 km meiner Strecke schon vor ein paar Tagen abfuhr, inkl. verfahren.
Um 8:30 Uhr geht es aber los. Erst mal gen Westen an Malaga vorbei, auf meist guten Radwegen. Zunächst fahre ich nicht den Camino Mozarabe, obwohl er in Malaga beginnt. Für den Anfang hat er mir zu starke Steigungen.
Einige der folgenden Fotos sind eine Woche früher entstanden, mit Sonne. Die will heute leider erstmal nicht. Das nennt sich Meernebel, kommt in Malaga öfter vor, sagte gestern meine Spanischlehrerin.
Ein letzter Blick aufs Meer: Mit Meernebel!
und auch sonst ist es hier wenig ansprechend. Blick in die andere Richtung.
Zunächst die mir schon bekannte Strecke. Sehr nett.
Dieses Pferd ist nicht angebunden (auch sind keine weiteren Menschen in der Nähe) und offensichtlich an Fahräder gewöhnt.
Die Kartengrundlage für meine Planung ist offensichtlich für Spanien verbesserungswürdig. Bald stehe ich mehrmals vor verschlossenen Plantagen-Toren. Orangen werden hier schwer bewacht. Mehrmals muss ich die Schotterwege zurück und durch offene Tore zu fahren, ist auch keine gute Idee: Dann ist der Ausgang abgeschlossen, wie ich feststellen muss. Das kommt davon, wenn frau abseits der Landstraßen plant.
Dann also doch auf die Straße ...
Die Berge sind schon zu sehen.
Überall Granatapfelsträucher, sehr hübsch.
In El Chorro schon ziemlich fertig angekommen, gibt es keinen Wildcamp von irgendwelchen Bergfexen, der nächste Campingplatz ist 8 km entfernt, bergauf! Eine britisch-polnische Gruppe von Bergsteiger*innen/Biker*innenn rettet mich. Sie laden mich in ihr Ferienhaus in den Bergen ein. Mein Gepäck und ich fahren konfortabel im Van, mein Fahrrad wird von einem fitten Polen hochgefahren. Angekommen gibt es einen Pool, Prosecco, Crianza aus der Rioja und später Paella con Mariscos. Morgens dann ein polnisches Frühstück (sagt Emilia, eine der Polinen): Gemüse ais der Pfanne, mit Ei übergossen, dazu Bratwürstchen. Sehr lecker!
30.04.
El Chorro - Fuente de Piedras46 km, 830 hm
Eine ziemlich harte, wenn auch kurze Tour heute. Es ist meist bedeckt oder diesig, was Angesichts der Temperaturen, sie nähern sich zunehmend 30 Grad im Schatten, angenehm ist.
Ein Blick bei der Abfahrt vom Ferienhaus nach El Corro.
Den Caminito del Rey kann ich aus der Ferne sehen. Nichts für mich: Höhenangst.
Die Felsformationen sind beeindruckend.
Auf dem Campingplatz gibt es einen Pool, aber auch ganz viele äußerst aktive Kinder, ich verzichte aufs Baden und nehme nur eine Dusche und stelle fest: Mein Shampoo habe ich in Malaga vergessen. Nun ja, das werde ich überleben.
Der Niederländer auf dem Campingplatz bestätigt meinen Verdacht: Die einzige Gaskartusche, die ich im Decathlon in Malaga bekommen konnte, hat einen Bajonettverschluß und keine Schraubventil und passt daher nicht auf meinen neuen Gaskocher. Stechkartuschen gab es übrigens auch nicht.
In Fuente de Piedras hatte ich eigentlich nur wegen der dort vorhandenen Flamingos Pause gemacht. Das Naturschutzgebiet der Lagune ist allerdings weit abgesperrt. Aus meiner Richtung kann ich keine Flamingos sehen, es waren wohl welche da, berichtete eine deutsche Wanderin, auf ihrem Smartphone kann ich ein paar "Punkte" bewundern.
Blick auf die Lagune:
Am (geschlossenen) Besucherzentrum der Lagune:
1.05.
Fuente de Piedras - La Rambla67 km, 930 hm
Heute ist der Oliven-Oliven-Oliven-Tag und der Sonne-Sonne-Sonnen-Tag.
Getreide gibts aber auch
Nicht immer ist alles hübsch.
Aber die Wege sind meist großartig. Ich versuche die Landstraßen mit Erfolg zu vermeiden.
In einem Dorf finde ich einen "Alles-außer-Frischetheke-Laden" nordafrikanischer Migrant*innen und kaufe die einzige dort vorhandene Gas-Kartusche, eine Schraubkartusche! Leider ziemlich groß, 450 g. Die von Decathlon lasse sich im Laden.
Ich schaffe meine geplante Strecke nicht und muss mir, da ich noch nicht auf dem Jakobsweg bin, ein Hotel suchen.
Es ist heiß und ich schlafe schlecht weil ich nicht kapiere, dass die Fernbedienung für die Klimaanlage und nicht für den Fernseher zuständig ist. Ist ja auch mein allererster Kontakt mit einer Klimaanlage ...
Mein Zimmerfenster im Patio des Hotels.
2.05.
La Rambla - Córdoba45 km, 716 hm
Der Himmel ist heute wieder oft bedeckt, glücklicherweise.
In vielen Orten sind Anstrengungen zu beobachten, Häuser und Plätze angenehm zu gestalten.
Mal ist es platt, meist aber nicht.
Etwa 15 km der Strecke verlaufen auf übel ausgefahrenen/ausgewaschenen Feldwegen. Landschaftlich jedoch durchaus reizvoll.
Oliven, Getreide, die Gerste ist reif oder vertrocknet/von einem Pilz befallen, die Ackerbohnen erst schlecht aufgegangen und dann ganz vertrocknet. Klimakatastrophe hautnah!
Einfahrt in Cordoba über die Puente Romano, gebaut 45 v. Chr.
Das Portal im Blick zurück:
Mein super zentral gelegenes Hotel hat Sonderpreise für Pilger. Ich zahle 50 € für 2 Nächte. (wohl schwarz!). Zum Patio hin hat mein Zimmer teilweise nur einen Vorhang. Das Ohropax bewährt sich wieder mal.
In Cordoba gibt es viele kleine Gässchen und schicke Innenhöfe.
Zufällig beginnt heute die Festa de las Patios de Córdoba (immaterielles Weltkulturerbe). Etwa 50 private Patios sind für die Öffentlichkeit zugänglich.
Sehr schön.
Lange Schlangen auf der Straße, es werden immer nur kleine Gruppen in die Patios gelassen.
3.05.
Paläste und Denkmale gibt es in Cordoba reichlichMoses Maimonides (Mosche ben Maimon) geboren zwischen 1135 und 1138 in Córdoba; gestorben am 13. Dezember 1204 in Kairo) war ein jüdischer Philosoph, Rechtsgelehrter, Theologe und Arzt, der vor allem in al-Andalus und Ägypten wirkte. Er gilt als bedeutender Gelehrter des Mittelalters.
Die Mesquita habe ich mir natürlich angeschaut. Der Eindruck lässt sich schlecht in Fotos rüberbringen. Insbesondere der von den Baumeistern beabsichtigte Eindruck der Unendlichkeit im Inneren der Moschee, ist in der persönlichen Anschauung noch zu erkennen. Dieser Eindruck wurde jedoch durch die christliche Verschandelung (Einbau einer Kirche) weitgehend zerstört.
Einige Fotoversuche:
Im 10. Jahrhundert wurde das Kalifat von Córdoba errichtet. In einer der größten Städte der damaligen Welt lebten zu dieser Zeit, je nach Quelle, mehr als 100.000 Menschen oder auch fast eine halbe Million Menschen. (laut Wikipedia und anderen, das recherchiere ich nicht weiter ..) Auf dieser Tafel steht z.B. 250.000.
Zierde der Welt, nannte die Nonne und Dichterin Roswitha von Gandersheim im 10. Jhd. die Stadt. Sie stützte sich dabei auf die enthusiastischen Berichte der Gesandten von Kaiser Otto I., die dem Kalifen in seinem Palast die Aufwartung gemacht hatten. Ihre ungläubigen Bewohner seien aber verkommen, so die Nonne.
Ein Spaziergang zwischen Stadtmauer und Guadalquivir. Komisch, kaum ein Mensch zu sehen. kaum 300 m weiter sind die Touristenmassen unterwegs.
Und noch ein Denkmal "El Gran Capitan" war maßgeblich an der Vernichtung der letzten maurischen Besitzungen beteiligt Granada kapitulierte 1492.
Mit Dutt auf dem Kopf:
Der Dutt ist: eine Taube. die "Taubenkommentare" finde ich passend