Moin Bernd,
und ich will noch ergänzen, dass ich nicht davon überzeugt bin, dass die Formel vom gleichberechtigt am Straßenverkehr teilnehmenden Radler wirklich helfen kann, Leben und Gesundheit von Menschen zu schützen. Es gibt auch, was jedem einsichtig sein sollte, genügend Unfälle zwischen "gleichberechtigten" Verkehrsteilnehmern. Nur, dass Kollisionen zwischen derart Gleichberechtigten, wenn sie dann durch Blech, Gurt und Airbag geschützt sind, oftmals glimpflicher verlaufen als wenn einer von uns dabei ist.
Menschen werden immer Fehler machen. Egal ob auf dem Rad oder im Auto. Vielleicht bringt das autonom fahrende Kfz Verbesserungen. Dann bleibt noch der Radfahrer.
Und bis auf weiteres bleibt tatsächlich nur, die möglichen Berührungspunkte zwischen Auto und Rad drastisch zum minimieren und da, wo dies nicht möglich ist, den motorisierten Verkehr langsam -und ja aus sehr vielen weiteren Gründen- unattraktiv zu machen.
Noch wichtiger ist es, den Verzicht auf das Auto positiv zu besetzen. Parkähnliche Alleen, verkehrsfreie Zonen, Radschnellwege, die getrennt vom Autoverkehr geführt werden, ein bezahlbarer Nahverkehr, steuerliche Förderung (in messbarer Größenordnung) des Rades. Imagekampagnen die deutlich machen: Leute, ihr arbeitet eine Woche im Monat nur für euer Auto. Es gibt doch so viel Besseres, was ihr mit euer einmaligen Lebenszeit anfangen könnt.
Wir wollen euch nichts wegnehmen, wir wollen etwas geben: Ruhe, Gesundheit, weniger Stress, mehr Geld.
Um so mehr ärgert es mich, ich schrieb es oben schon, dass unser Senat, der sich politisch aus Richtungen zusammensetzt, bei denen man gleiche Ziele vermutet oder zumindest erhofft, nicht wirklich in Bewegung kommt.
Bezüglich "gleichberechtigt" wollte ich eh noch etwas schreiben, ist aber stets schwierig solcherlei zu notieren, ohne dass es gewollt oder ungewollt missverständlich aufgenommen wird, leider.
Allein gleichberechtigt ist ja schön und gut, aber was genau ist darunter zu verstehen? Gleichberechtigung reicht nicht. Entscheidend ist doch, jedem Verkehrsteilnehmer die gleiche "freie" Teilnahme am Straßenverkehr nach seinen speziellen Bedürfnissen und Fähigkeiten zu ermöglichen und die implizite Vormachtstellung des PKWs gegenüber allen anderen Verkehrsteilnehmern aufzuheben. Mein Verkehrsmittel im Alltagsverkehr ist das Fahrrad und nicht der PKW und ich möchte mich mit dem Fahrrad ebenso "frei" bewegen können, wie es die motorisierten Mitmenschen für sich seit Jahrzehnten wie selbstverständlich in Anspruch nehmen, fühle mich aber auf der Fahrbahn meistens als mobiles, im besten Fall geduldetes Hindernis.