Eine ausgiebigste Probefahrt ist aus meiner Sicht das tragende Bauteil beim Radkauf. Ohne Probefahrt geht gar nichts und zwar sogar preisunabhängig! Das hat mich bislang sogar von maßangefertigten Rahmen abgehalten: Was hilft mir eine akribische Vermessung der Extremitäten mit anschließender Maßanfertigung eines edlen Rahmens wenn ich ihn eben erst dann probefahren kann wenn er fertig ist? Wer bestimmt die Ergonomie, mein Gefühl oder der Rahmenbauer?
Ich mach’s andersrum: Probefahren, probefahren, probefahren; eigentlich müsste man sogar mit Augenbinde fahren um nicht durch irgendwelches eyecandy in Form von Anbauteilen etc. abgelenkt zu werden. Wer erfindet eine Rolle, die verschiedene Pisten simulieren kann um auf ihr stundenlang festzustellen ob die Ergonomie (selbstverständlich mit aufgesetzter abgeklebter Taucherbrille) stimmt?
Habe vor kurzem mein betagtes Utopia in den Reiserad-Ruhestand geschickt, davor bin ich im Zeitraum von 8 Monaten gefühlte 20 Räder ausgiebigst probegefahren. Übrigens sehr bemerkenswert wieviele Händler es gibt, die einen mit suboptimaler Rahmengröße auf die Reise schicken, weil die eigentlich benötigte Größe nicht als „Vorführer“ ausgeflaggt ist.
Gelandet bin ich schlussendlich bei exakt dem Hersteller, der auch schon mit einem MTB und einem Renner in meiner Garage vertreten ist. Für mich mittlerweile ein Indiz, dass jeder Rahmen die Handschrift seines Erbauers/Erdenkers trägt und ich offenbar mit dieser speziellen Handschrift gut klarkomme. Ich habe mich draufgesetzt und wusste schon nach wenigen Augenblicken, dass ich wohl angekommen bin. Daran änderte sich auch die nächsten 50 Kilometer nichts, das Ding passt einfach und steht deshalb mittlerweile auch bei mir daheim :-)
fg, Jürgen