Eigentlich sehe ich ja Wintertreffen für Radler mit einem einem gewissen Kopfschütteln, da für mich einfach nicht in die Zeit passend. So hatte ich auch eigentlich nur für gute Umstände geplant überhaupt vorbeizuschauen. Ich bitte daher um Nachsicht für mein parisitären Kurzauftritt - rechtzeitig zum Linsen/Spätzle-Mahl, Vortrag abgepasst und ohne einen Finger zu krümmen wieder abgerauscht. Natürlich hätte ich gerne noch ein paar Schwätzen gemacht, hatte mir aber auch auf ein kurzes Zeitfenster hin eine weitgehende An- und Abreise mit Rad vorgenommen - schon die einzige ernsthafte Exkursion in meinem Winterloch, das dieses Jahr noch größer scheint als je zuvor.
Danke an Natalie und die Hilfsköche für das bereitete Hülsenfrüchtemahl, dass noch am zweiten Tag danach Blasen wirft. Danke an Uschi für die Aushilfe mit dem digitalen Funksprecher, um mir eine Luxusunterkunft in meinem kindheitlichen Ferienort zu ermöglichen. Danke an Klaus für das Resttagesticket. Danke an die "Koreaner", insbesondere den Thomas aus Braunschweig, der mal wieder unter Livebedingungen einzigartig die Lacher auf seine Seite gezogen hat, wenngleich ja die philosophische Meisterleistung - "ein Krater ist ein Krater" - sich der andere Thomas ausdacht hatte. Den Wohnwagen konnte ich jetzt nicht so genau studieren, aber mir wäre der zu "wetterfühlig".
Meine Anreise war für mich fast schon die Hölle, mit Winterspeck biestige Steigungen über schneegekühlte Windhöhen des Schwarzwaldes (für Insider: Stuttgart - Böblingen - Aidlingen - Deckenfronn - Wildberg - Schönbronn - Martinsmoos - Simmersfeld - Seewald - Huzenbach - Schönmünzach). Da spätestens nach 50-60 km meine Kräfte deutlich schwanden und die Kälte sich in allen Gliedern festsetzte, reichte es trotz romantischer Tannenschneeimpressionen im Sonnenschein nur zu einem Foto:
Die Rückreise war unter dem Zuwachs des Spätzletellers noch schwerfälliger. Gleich mit Nieselregen ging es häufig am Tag (blieb aber schwach, Regenhose war nicht nötig). Der Aufstieg nach Seewald weckte Erinnerung an die großen Alpenanstiege, die Hölle auf Erden. Kurz entschied ich mich für ein Flussradfahrt entlang der Nagold (bis Wildberg, retour wie Anfahrt). Ab Ebhausen im mittleren Nagoldtal erreicht mich die Warmfront, bis über 10 °C teils und einem Hauch Sonne immer mal wieder. In Na-Gold habe ich Gold geschürft (Konditorei/Konfiserie Gauß hat exquisite Schokospezialitäten inklusive Golddekor). Wahrscheinlich deswegen kam ich auch durch das Königreich Württemberg:
Gegen Ende natürlich wieder kühler und ausgelaugt, salbte ich mich noch am Schluss in den Stuttgarter Schwabenquellen, sodass ich doch noch von einer Wellnessreise sprechen kann. Auch habe ich trotz häufiger Mundatmung offenbar keinen rauen Hals - also alles gut überstanden. Das nächste Wintertreffen würde ich aber doch auf der Südhalbkugel vorziehen. Ich hoffe dann, in Offenburg mehr zum Quatschen zu kommen. Dank der heiteren Phase noch ein paar Eindrücke aus dem Nagoldtal: