Fortsetzung MED-2023-AOC-23 (Teil 2)
(So 1.10.) El Port de la Selva – Llança – Coll Sant Antoni (70 m) – Colera – Coll de Frare (202 m) – Portbou – Coll des Balistres (165 m) – Cerbère – Cap Rédéris – Banyuls-sur-Mer – Port Vendres – Coll de Mitg (101 mm) – Col Perdiguer (120 m) 51 km | 910 Hm
Der Promenadenweg bietet ein paar gute Rastplätze, was ich für einen solch gelungenen Balkonplatz gerne nutze. Grundsätzlich kann man noch längere Stücke dieses Weges beradeln, muss aber mit Holzbohlen und engen Passagen nebst Fußgängern rechnen, sodass ein Durchradeln nicht zu empfehlen ist. Der Glitzer auf dem Meer verzückt mein Auge und weckt weitere Erinnerungen – ich fühle mich zuhause angekommen. Kaum eine Küstenregion bin ich öfter geradelt als die rundum die Côte Vermeille – mal mit, mal ohne spanischen Costa-Brava-Anteil und immer wieder in zumindest teilweise neuen Varianten.
Bis zur französischen Grenze ist es nicht mehr weit. Wie richtig erinnert, sind die Anstiege der Küstenstraße meist leicht zu radeln, am härtesten oft die unteren Bereiche, wenn man aus einer Strandbucht wieder aufwärts strebt. Den Coll del Frare fahre ich erstmals ganz aus, bin ich doch früher immer durch den Tunnel. Hier lohnt tatsächlich, die zwei Kehren mit ca. 100 Extrahöhenmetern aufzustocken – tolle Aussicht und schön ruhig. Die Infosäulen zur Flüchtlingsgeschichte sind am Col des Balistres (Coll dels Belitres) nochmal erweitert worden, eine spezielle Tafelserie informiert über die spezifische Rolle der Frauen in der Widerstandsgeschichte unter dem Faschismus und den damit verbundenen Leiden der Flüchtigen an dieser damals so wichtigen Grenze in die Freiheit. Der Blick erinnert mich, welches Gefühl ich einst so niederschrieb:
Das Meer weint (Banyuls).
Ich bleibe allerdings diesmal den verschiedene Memorialstation zu Walter Benjamin und Lisa Fittko fern, die um Banyuls an unterschiedlichen Orten platziert sind. Stattdessen spekuliere ich noch auf einen Banyuls-Wein an einem der Verkaufsstände, derer einige am Sonntag geöffnet sind wie auch viele Vinotheken in den Orten. Am Cap Cerbère ist geschlossen, aber am Cap Rédéris offen. Leider sind die meisten Tropfen schon fast unerschwinglich teuer. Zehn Euro reichen gerade für den preisgünstigsten Wein, der zudem kein echter Banyuls ist, sondern ein trockener Rotwein ohne den gehobenen Alkoholgehalt der fast likörigen Banyuls-Tropfen.
Zwischen Cerbère und Cap Rédéris hatte ich noch eine alternative Weinbergroute übersehen, die etwas meernäher verläuft als die Hauptstraße. In Banyuls verdichtet sich der Verkehr nochmals, sodass ich gerade recht für einen Strandbesuch in eine Nebenbucht abzweige. So erreiche ich erst bei einbrechender Dunkelheit nur noch einen kleinen Pass oberhalb von Port-Vendres.
Um den Abzweig zum Col Perdiguer zu finden, braucht man schon etwas Orientierungssinn, ist die Strecke doch nicht eindeutig ausgezeichnet. Zudem wurde hier die Hauptstraße hinter der Küste nochmal ausgebaut und ein neuer Kreisel erst im Vorjahr (2022) eingeweiht, um den Durchgangsverkehr noch flüssiger zu machen. Die „neue“ D914 ist übrigens ab hier bis Argelès Plage bzw. Perpignan für Radler gesperrt. Man braucht sie aber nicht, weil man die küstennahe D114 (ehemals D914!) durch die Orte Port-Vendres und Collioure deutlich hübscher abradeln kann. Alternativ gibt es hier mehrere Varianten um den Tour de Madeloc, ohne dass man diesen bezwingen muss (harte Rampe, Sackgasse).
(Mo 2.10.) Col Perdiguer – Col de Mollo (231 m) – Coll de la Serra (319 m) – Terrassade Collioure – Argelès-sur-Mer – St-Cyprien-Plage – Elne – Alénya – Perpignan – St-Estève – Baho – Pezilla-la-Rivière – Corneilla-la-Rivière86 km | 380 Hm
Das Kapitel mit der Pyrenäenfelsenküste endet schon früh am Tage, wenngleich der Col de la Serra nochmal der schwierigste Pass in dem gefahrenen französischen Küstenteil ist, eher jedoch in Gegenrichtung von Collioure ausgehend. Man bleibt hier in entfernter Vogelperspektive über dem charmanten Künstlerort, den ich nach drei Visiten diesmal ausließ. Um Richtung Argelès zu gelangen, leitet ein Kreisel bereits oberhalb von Collioure hinab zur Côte d’Améthyste – eine sandstrandreiche Flachküste im Golfe du Lion mit vielen Brackwasserseen, die sich bis zur Camargue zieht. Diesem Teil widme ich wiederum ein eigenes Kapitel.