Åpen – dieses Schild hatte vor allem in Norwegen besondere Bedeutung für mich, zeigte es mir doch an, dass eine Lokalität (Geschäft, Restaurant) offen hatte und daher zur Befriedigung meiner unmittelbaren Bedürfnisse geeignet war. ”Lukket” indizierte den gegenteiligen Zustand und erfüllte mich meist mit Enttäuschung.
Ärger bereitete mir manchmal der penetrante und kalte Gegenwind, mit welchem ich vor allem in der ersten Woche in Deutschland und in der letzten Woche in Lappland konfrontiert war (siehe auch -> Wetter).
Ausrüstung: neben drei Garnituren Radkleidung (Trikots, Radhosen, Socken) waren auch drei Garnituren normale Kleidung mit eingepackt – es ist doch ein angenehmes Gefühl, nach der Dusche am Ende einer Etappe bequeme und leichte Alltagskleidung anziehen zu können. Für kalte Tage hatte ich Winterausrüstung (lange Hose, langes Trikot, Fleecepulli, Stirnband) mit, gegen den Regen eine Regenjacke von Karrimor (stellte sich leider als nicht 100% wasserdicht heraus), sowie eine Regenhose. Waschzeug, Sonnencreme, Wundschutzcreme und einige Pflaster waren in einer wasserdichten Dose verpackt. Zur geistigen Entspannung hatte ich auch zwei Bücher im Gepäck.
Bier: Dessen Qualität stand in indirektem Verhältnis zur geographischen Breite, der Preis wuchs allerdings mit dem Quadrat der Entfernung vom Heimatort. Die besten und süffigsten Biere waren in Tschechien zu bekommen, die deutschen Biere waren ebenfalls gut (leider nicht sooo preisgünstig wie die tschechischen), das schwedische „Lättöl“ kann man geschmacklich getrost vergessen und gute Biere (Mariestads) sind teuer (umgerechnet 5 Euro, und das nicht nur im Restaurant)!
Chance, zufällig einen Radgefährten zu treffen, der in die gleiche Richtung fährt, ist eher gering. Die Reisegeschwindigkeiten sind ja in allen Fällen ziemlich ähnlich (so um die 20 km/h) und so kam es, dass ich zwar einige Radler getroffen habe, welche in der Gegenrichtung unterwegs waren, aber nur einen in meiner Richtung (und das bereits einige Tage vor dem Ziel). Aus einer gemeinsamen Etappe wurde jedoch letzten Ende doch nichts, da er (ein junger Student aus Deutschland) Langschläfer war, ich jedoch meine Tagesetappen relativ früh (zwischen 8 und 9 Uhr) begann.
Dalarna – die Provinz um den Siljansee – ist landschaftlich wunderschön. Diese ist meines Erachtens allein eine Reise nach Schweden wert. Ich habe mir vorgenommen, dies zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen.
Elch habe ich nur einen einzigen gesehen: bei Åsarna (Jämtland) stand eine Elchkuh ca. 200 Meter vor mir auf der Straße. Als sie meine Annäherung bemerkte, verschwand sie sofort im Wald und ward nicht mehr gesehen...
Fahrrad: mein Fahrrad ist ein ganz normales Fahrrad „von der Stange“ (Marke Genesis, Baujahr 2001, Neupreis – damals – 700 Euro). Es ist nicht besonders leicht, aber ziemlich robust.
Geländeprofil: die größten Höhenunterschiede und Steigungen waren einerseits in der Oberlausitz (Grenzgebiet zwischen Tschechien und Deutschland) sowie auf der Nordkapphalbinsel zu bewältigen. Ansonsten ist vor allem das schwedische Geländeprofil durch wellenartige sanfte, aber meist langgezogene Anstiege und Abfahrten zu charakterisieren. Große Städte oder Ansiedlungen liegen normalerweise „unten“, die Verbindung zwischen ihnen liegt 100 bis 200 Meter höher.
Hunde: nur einmal hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, von Hunden attackiert zu werden. Auf der Hochebene zwischen Kautokeino und Alta (Norwegen) schossen zwei Hunde mittlerer Größe aus einer Ansiedlung auf mich zu und versuchten mir das Radlerleben schwer zu machen. Durch Fußtritte meinerseits und anschließende Beschleunigung auf über 30 km/h gelang es mir, sie abzuschütteln.
Internet: In schwedischen Städten (Gemeinden) findet man in den Bibliotheken die Möglichkeit, das Internet kostenlos zu nutzen. Allerdings müssen die Zeiten vorgebucht werden und wenn man Pech hat, dann sind an dem Tag, an dem man dort ist, gerade alle Plätze ausgebucht. Üblicherweise findet sich aber ein Zeitfenster von zumindest 30 Minuten, welches ausreicht, um e-Mails zu lesen und zu beantworten und vielleicht auch noch einen Blick ins Radforum zu werfen.
Jedermannsrecht: eine tolle schwedische Errungenschaft! Jeder hat das Recht, sein Zelt für eine Nacht aufzuschlagen, wo er gerne möchte (Privatgrundstücke ausgenommen). Allerdings ist auch damit die Pflicht verbunden, den Platz so zurückzulassen, wie man ihn vorgefunden hat (eigentlich eine Selbstverständlichkeit). Da ich ohne Zelt unterwegs war, habe ich dieses Recht nicht in Anspruch genommen.
Kartenmaterial: für die Strecke in Tschechien habe ich mir Karten aus dem
Internet geholt und ausgedruckt. Für die Strecken in Deutschland hatte ich die Bikeline-Hefte „Spree-Radweg“ und „Radweg Berlin-Kopenhagen“ zur Verfügung, für Skandinavien hatte ich Auszüge der Karten von EuroCart im Maßstab 1:300000, welche ich auf Kartentaschenformat zugeschnitten habe und anschließend wasserfest in Folie eingeschweißt habe. Diese Karten leisteten mir gute Dienste.
Lappland – das ist die nördlichste und auch größte Provinz Schwedens. Die Weite und Einsamkeit der Landschaft zog mich in ihren Bann. Je weiter ich nach Norden kam, desto größer wurden die Abstände zwischen den Ansiedlungen und desto schwieriger wurde es auch, zwischendurch die Kohlehydratspeicher aufzufüllen. Das Mitführen einer Tagesration an Lebensmitteln ist dort dringend anzuraten. Die Infrastruktur in den Siedlungen ist jedoch gut.
Moskitos gab es Gott sei Dank keine. Vor denen hatte ich mich eigentlich am meisten gefürchtet. Aber entweder war es von der Jahreszeit her noch zu früh, oder es war schlichtweg einfach zu kalt. Wie auch immer – mich hat es nicht gestört.
Nordkapp – das eigentliche Ziel meiner Tour! Ich hätte nie gedacht, dass die letzten 34 km so anspruchsvoll sein würden. Es wird einem auf diesen letzten Kilometern wirklich nichts geschenkt – vor allem, was Anstiege betrifft. Das Ziel liegt auf 300 Meter Seehöhe, und diese Höhenmeter muss man auf dieser Strecke gleich zwei Mal erklimmen – erst geht’s vom Meeresspiegel auf die Hochfläche, dann einige Zeit eben dahin, dann wieder runter bis fast auf Meeresniveau und anschließend wieder auf die Zielhöhe.
Otto – dieser Begriff ist auf den Geldausgabeautomaten in Helsinki (und wahrscheinlich auch im übrigen Finnland) zu finden. Die Versorgung mit Bargeld ist in größeren und mittleren Städten kein Problem – man bekommt die Kohle überall dort, wo das rot-blaue Maestro-Symbol zu finden ist.
Øresundbrücke: diese ist leider für den Fahrradverkehr nicht zugelassen, daher musste ich die Etappe zwischen Kopenhagen und Malmö mit Hilfe des Zuges bewältigen. Die Kosten für mein Fahrrad und mich betrugen DKK 105,-- für eine Strecke (das sind in Euro, wenn Ihr so wollt: € 14,20). Gerüchteweise habe ich vernommen, dass es mittlerweile (wieder) eine Fährverbindung geben soll...
Öppet und „stängt“ – das sind die schwedischen Pendants zum norwegischen -> Åpen und ”Lukket”. Die Auswirkungen auf meine jeweilige Befindlichkeit waren dieselben wie bereits an anderer Stelle beschrieben.
Pannen im üblichen Sinn hatte ich keine – mit Ausnahme der Pedale, welche ich in Vetlanda (Südschweden) austauschen musste, da das rechte Pedallager seinen Geist aufgegeben hatte. Die beiden pannensicheren Mäntel, die ich vor Beginn der Tour aufgezogen hatte, hielten durch, wobei nach ca. 4000 km der vordere Reifen wie neu aussieht, der hintere jedoch komplett abgefahren ist.
Quatschen konnte ich in Berlin mit einigen Mitgliedern aus dem Radforum, wobei ich auch gleich die T-Shirts in Empfang nehmen konnte (die Trikots waren zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht fertig). Auch bei der Rückfahrt hatte ich in Berlin Gelegenheit, mit Forumsteilnehmern zu quatschen (siehe auch -> Überraschung).
Rentiere gehörten für mich in Lappland zum Landschaftsbild. Betrachtete ich diese anfänglich als Exoten, welche mich veranlassten, vom Rad abzusteigen und mich einige Meter in die (morastige) Botanik zu begeben, um sie aus der Nähe zu betrachten, so erkannte ich, je weiter ich nach Norden vordrang, dass der Anblick dieser Tiere im Laufe der Zeit so gewöhnlich war wie der Anblick von Kühen in unseren Breiten.
Sonnenuntergang war jeden Tag merklich später – ab der geographischen Breite von Mora am Siljansee wurde es in der Nacht gar nicht mehr richtig dunkel, ab Jokkmokk (jenseits des Polarkreises) hätte ich – zumindest theoretisch – in den Genuss der Mitternachtssonne kommen sollen, was in der Praxis allerdings nicht beobachtbar war (siehe auch -> Wetter).
Straßenzustand: der Asphalt auf skandinavischen Straßen ist streckenweise sehr rauh, was einen ungünstigen Einfluss auf den Rollwiderstand hat. Ansonsten wurde ich von Baustellen und ähnlichem Unbill weitestgehend verschont.
Schweden – das war das Land, in welchem ich den Großteil meiner Tour verbrachte. Schweden – das waren auch die Menschen, mit denen ich zu tun hatte. Resumee: ein freundliches Volk – unkompliziert, hilfsbereit und aufgeschlossen.
Tunnels: auf meiner letzten Tagesetappe traf ich bei Nordmannset auf den ersten Tunnel, welcher knapp 3 km lang ist. Dieser war schlecht beleuchtet und ziemlich feucht und kalt - ich fühlte mich wie in einer Geisterbahn und war froh, als ich wieder ans Tageslicht kam. Demgegenüber war der Nordkapptunnel, welcher 7 km lang ist und seine Sohle 212 Meter unter dem Meeresspiegel hat, direkt freundlich. Weniger freundlich sind die 9 Prozent Steigung, die man auf den letzten drei Kilometern überwinden muss, um wieder auf Meeresniveau und somit aus dem Tunnel heraus zu gelangen. Die positive Überraschung bei der Mautstelle war, dass ich als Radfahrer nichts bezahlen musste.
Unterkunft bezog ich – je nach Möglichkeit – entweder in Hotels, Privatzimmern oder (speziell in Schweden) Jugendherbergen (siehe -> Vandrarhem). Hotels sind in Skandinavien sehr teuer und sollten nur dort in Anspruch genommen werden, wo keine Alternative besteht. Das Hotel mit dem schlechtesten Preis-Leistungsverhältnis fand ich in Höör vor – die Jugendherberge hatte noch nicht geöffnet und für das Zimmer musste ich umgerechnet 100 Euro bezahlen.
Überraschung: bei meiner Heimreise machte ich Zwischenhalt in Berlin. Am Bahnhof erwarteten mich zwei Forumsteilnehmer, der eine war Wolfgang (pedaleur) aus Berlin, mit dem ich mich im Vorfeld verabredet hatte, der andere war Wolfrad, welcher eigens aus Essen angereist war! Thomas der Moabiter stieß später auch noch dazu. Der Nachmittag im Tier(Bier)garten war sehr unterhaltsam und verging wie im Flug – danke noch einmal, ich habe es sehr genossen und mich ehrlich gefreut!
Vandrarhem – das ist die offizielle Bezeichnung für jene Unterkünfte, die ich in Schweden bevorzugt in Anspruch genommen hatte. Die Preise bewegen sich dort zwischen 150 und 300 SEK (das sind in Euro, wenn ihr so wollt: 17 bis 33), wobei Bettwäsche entweder selbst mitgebracht werden muss oder aber gegen eine geringe Gebühr entlehnt werden kann. Die meisten Vandrarhem bieten auch Frühstücksbuffet an, aber nicht alle. Die Küchenbenützung ist in allen Fällen möglich. Auch hier gilt der Grundsatz: lasse die Küche so zurück, wie du sie vorfinden möchtest!
Wetter: dieses hatte wirklich alles (von Schneeregen in der Oberlausitz bis eitel Sonnenschein am Nordkapp) zu bieten. In den ersten zehn Tagen wurde ich mit kaltem, (gegen)windigem und nassem Wetter konfrontiert – ich sah das eher als Herausforderung und tröstete mich mit dem Gedanken, dass es auch in Skandinavien nicht viel schlechter werden könne. Dänemark und Südschweden verwöhnten mich dann in der ersten Juniwoche mit herrlichem Sommerwetter und Rückenwind; diese Wetterlage bewirkte letztendlich, dass ich zwei Tage vor dem geplanten Termin am Ziel ankam. Mitte Juni schlug die Wetterlage zu meinen Ungunsten um, wodurch ich wieder mit Gegenwind, Regen und Kälte konfrontiert war. Aber der letzte Tag war eine Entschädigung für alle Widrigkeiten der Tage zuvor. Und die Mitternachtssonne bekam ich letztendlich – pünktlich zur Sommersonnenwende – auch noch zu Gesicht.
Xund bin ich Gott sei Dank – bis auf einen Anflug von Schnupfen – auch geblieben.
Ytterhogdal – so heißt eine Stadt in Jämtland. Mehr fällt mir zu diesem Buchstaben leider nicht ein.
Zusammenfassung: ”Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut!”