Hallo zusammen,

ich bin dabei eine 3 - 4 wöchige Radtour in Skandinavien zu planen. Die aktuelle Idee ist ab Tromso zum Nordkap zu radeln und von dort durch Finnland bis nach Helsinki, dann mit einer Fähre oder per Flugzeug zurück nach Deutschland. Das Ganze bei 100 - 150 km am Tag. Alternativ könnte ich mir auch vorstellen durch Schweden nach Stockholm zu fahren. Start der Reise wäre Ende Mai - Mitte Juni.

Es würde mich freuen, wenn ihr mir ein paar Tips / Links für Routen geben könntet.

Danke im Voraus,

Andreas

Such mal nach dem letzten Reisebericht von Jim Knopf, der enthält für Dich vielleicht verwertbare Informationen.

Nicht nur der ....
Gruß
Uli

Genau! Das durfte ich nach dem Verfassen eines solchen* auch feststellen .
*Ich war diesen Juli dort in der Nähe (aufgezeichneter Track ganz am Anfang verlinkt, Beschreibung ab "Tag 18" (Turku)).

Mit deinen Vorgaben würde ich mir überlegen über Ostfinnland (Inari, Kuusamo) zu fahren.

Du solltest dir bewusst sein, dass die knackigen, kurzen Anstiege vor allem am Anfang(=im Norden) warten.

Fahr mindestens einmal nachts, du wirst es nicht bereuen.

Ich war heuer im August dort oben und nicht wirklich begeistert. Permanent nass, kalt, windig und die Landschaft kaum anders als im Salzkammergut in Österreich. Dazu sauteuer, demotivierend und anstrengend. Gut, es gab auch ein paar schöne Tage, aber so richtig Spaß hat es selten gemacht.

Plane bei der Kleidung jedenfalls Temperaturen um die 5°C mit Regen und Wind ein, auch wenn es manchmal Tage mit 20°C oder sogar 25°C und Sonnenschein gibt. In der Nacht hat es bei mir mitte August in Östersund, Schweden auch schon gefroren.

Ich bin mit dem Flugzeug nach Alta, dann rauf zum Knivskjelloden und über die Lofoten, Schweden und Dänemark bis Dresden. Schweden war eigentlich sehr schön und gut zu fahren, jedoch ziemlich langweilig, weshalb ich dann mit Bus und Zug abgekürzt habe. Meine Route: http://fhlug.at/~mk/Norway/map.html

Ich hatte ursprünglich auch mit 100 bis 150km/Tag geplant, mich am Anfang ziemlich übernommen und dann zwischen Alta und den Lofoten oft nur 80km geschafft.

Unterschätze die Steigungen nicht, im Nordkaptunnel hat es beispielsweise 10% Steigung über eine Länge von 3km. Mit Gepäck war das bei mir mit 36er Kettenblatt ziemlich … knusprig

Was für mich unverzichtbar war:
Softshelljacke
Ärmlinge und Beinlinge
Überschuhe
Daunendecke statt Schlafsack
gute Matte (oft findet man nur irgendwelche Steinfelder zum Zelten)
eReader – ich hab in dem einen Monat mehr als 10.000 Seiten gelesen
Regen- und windfestes Zelt
wasserfeste Packtaschen

Für die Tunnel solltest du ein gutes Licht einplanen, ansonsten ist es praktisch die ganze Nacht hell. Das macht sich beim Schlafen leider sehr negativ bemerkbar.

*grml* Editierzeit abgelaufen. Ein letztes Wort zur Regenausrüstung: Die teure Regenjacke hätte ich eigentlich daheimlassen können; bei drei Tagen Dauerregen wird man sowieso nass und wenn es widerlich nieselt und 100% Luftfeuchtigkeit hat schwitzt man sich nur zu Tode.

Versuche, die Reisezeit ein bisschen nach hinten zu schieben. Ende Mai ist es sehr gut möglich, dass das, was Du im Norden antriffst, nach mitteleuropäischen Vorstellungen »Winter« genannt wird. Dass die Tagestemperatur der kalendarischen Tageslänge spürbar nachhängt, ist im Norden mit dem Alpenraum vergleichbar.
Ob es was bringt, so lange Tagesabschnitte einzuplanen, musst Du selber wissen. Ich würde mal sagen, Du hast nichts von der Landschaft, weil Du irgendwann nur noch ankommen willst. Wenn dann noch Mistwetter dazukommt, dann möchte ich nicht in Deiner Haut stecken. Finnland bietet gegenüber Schweden allerdings den Vorteil, dass Du zumindest ab Rovaniemi mit dem Zug fahren kannst. Die finnische Eisenbahn ist eine größtenteils pflegeleichte Einrichtung mit der Einschränkung, dass es in IC-Zügen in der Regel nur drei Fahrradstellplätze gibt. Die VR ist die einzige Eisenbahn, die auch großgewachsene Reisende richtig gut bedient.
Wo es Seen gibt, dort muss es auch Landrücken dazwischen geben. Das macht Mittelfinnland zu einer ziemlichen Berg- und Talbahn. Der ständige Wechsel von Steigungen und Gefällen kann zermürbend sein. Eine astreine Gebirgsübersetzung ist sehr zu empfehlen – siehe Mike42 und sein Heldenantrieb. Vermeide das Hauptstraßennetz, der Lkw-Verkehr hat auch im Norden unangenehm zugenommen.

Hallo,
hab heute mal die EuroVelo11 für den finnischen Abschnitt als Track ausgearbeitet: Klick Ich denke, dass könnte Dir Spass machen, sind einige Highlights (u.a. mehrere Nationalparks) auf der Strecke.

Alles Gute,
Thomas

PS: Wie Falk schon erwähnte, kannst Du zur Not ab Rovaniemi den Zug benutzen. Radtransport im Zug ist sehr günstig: Klick

Nördlich von Rovaniemi könnt Ihr zwei (also Du und Dein Rad) den Bustransport nutzen.

Alles Gute,
Thomas

Nunja, Ende Mai ist schon arg spät. Ich habe in Norwegen Anfang Mai das letzte mal Ski eingesetzt, das war allerdings auf einer Hochgebirgstour auf über 1500m. Und im Gebirge fällt bekanntlich deutlich mehr Schnee als in den Tallagen (der eben noch nicht vollständig weggetaut war - Skilaufen im T-Shirt ). In Trondheim war zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Wochen lang kein Flöckchen mehr zu sehen und der Frühling hatte längst eingesetzt. Das Nordkapp selbst liegt ja nicht so hoch, ich halte einen Wintereinbruch dort für nicht so wahrscheinlich. Anfang Juni haben wir eine Wanderung in T-Shirt und Shorts gemacht und uns über jede Erfrischung in einem Bergsee gefreut. Trotzdem sollte man schon auf Temperaturen um 5°C eingestellt sein, dass kann wohl schon passieren.

Kann ich bestätigen. Juni ist für Norwegen ziemlich ideal. Noch nicht so viel Verkehr wie in der Hauptreisezeit Juli/August, weniger Niederschläge, mehr Licht (Mitternachtssone bis zum Polarkreis, ok, manche finden das auch anstrengend), mehr Platz auf Campingplaätzen/Hütten. Mitte Juni ist der Winter auch am Nordkap vorbei. Dass es dort während des ganzen Jahres auch mal schneien kann sollte trotzdem klar sein, ebenso wie der bereits erwähnt Temperaturbereich um die 5 Grad, insbesondere dann wenn es regnet.

Grüße

zaher

Hallo Andreas,

persönlich finde ich ja den Streckenabschnitt nördlich von Tromsö eher langweilig, vor allem, wenn man vorher schon entlang der Küste durchs ganze Land gekommen ist. Fängt man erst dort oben an zu Radeln mag das evtl. wieder anders aussehen.
Der Norden von Finnland und Schweden ist auch eher fad, aber wer endlose Nadelwälder mag...

Ich würde eher von Trondheim nach Bodo oder Tromsö fahren, wenn ich nur 3-4 Wochen Zeit hätte. Wenn es unbedingt das Nordkap sein muss, dann besser ab Bodö und über Lofoten und Senja nach Tromsö, ab da gibt es dann eh kaum mehr Alternativen. Rückreise direkt vom Nordkap (oder Honingsvag) per Bus nach Rovaniemi oder Alta und Rückflug von dort.

Grüße

zaher

Gerade dort würde ich auch zwischendurch eine Tageswanderung in einem der zahlreichen Nationalparks machen. Am Rande des EuroVelo11 finden sich in finnisch Lappland z.B. die Nationalparks Urho Kekkonen und Pyhä-Luosto sowie das Schutzgebiet Auttiköngäs. Alles Orte, wo man ganz gut mal zwischendurch ne kleine Wanderung einlegen kann. In den Nationalparks (z.B. eben auch in den beiden oben erwähnen)finden sich häufig Besucher/Naturzentren, wo man sicher sein Rad + Gepäck für ein paar Stunden in Verwahrung geben kann. Infos zu den Nationalparks, Naturschutzgebieten finden sich hier

Alles Gute,
Thomas

PS: Wo ich gerade dabei bin: Weiter südlich finden sich am Rande der EuroVelo11 u.a. die Nationalparks Rokua, Päijänne, Leivonmäki, etc. Alles Gebiete, wo eine Wanderung zwischendurch SEHR zu empfehlen ist!

Kam vielleicht etwas zu negativ rüber. Freilich gibt es dort auch schöne Ecken.
Die Radstrecken selbst sind mir eben etwas eintönig in Erinnerung geblieben, weil sich die Ausblicke von der Straße gefühlt nur alle paar Tage mal ändern. 80% der Hauptstraßen sehen irgendwie so aus, sobald man den Birkenwald ganz im Norden hinter sich hat. Dazu kommen noch riesige Kahlschlagflächen, die häufig auch keine Augenweide sind.
Man muss sich die schönen Plätze schon aktiv suchen und auch Zeit dafür einplanen. Bei der vom TE geplanten Strecke und der verfügbaren Zeit läuft es wohl eher auf des Abfahren der Hauptstrecken raus, was für sich allein nicht so interessant ist.

Grüße

zaher

Ja, unbedingt!
Trotz kürzester Entfaltung von ~1.17m* habe ich diesen Sommer viele Km geschoben. Das liegt natürlich nicht nur an der Topographie sondern vor allem auch daran, dass ich mich möglichst an das Motto bergauf ist nicht anstrengender, sondern langsamer zu halten versuche...
*Kettenschaltungsäquivalent bei 26"559-Reifen ist ungefähr die Übersetzung 20/36

Ein riesen Dankeschön an euch alle ... ich hatte nicht mit so viel Resonanz und das in so kurzer Zeit gerechnet. Jetzt raucht mir erst einmal der Kopf, auch wenn ich bei weitem noch nicht alles gelesen habe. Jim Knopf's Berichte sind wirklich klasse ...

Was das Thema "langweilig" angeht, so habe ich da ein wenig Erfahrungen gesammelt. Highway 50 in Nevada z.B., der sogenannte "loneliest highway", war für mich alles andere als langweilig, auch wenn sich die trockenen Salzseen immer ganz ähnlich sahen. Und nach dem spektakulären Utah und den rocky mountains ging es mir in den great plains im Osten Colorados und in Kansas auch so: ich habe die Eintönigkeit damals als Erholung für die Sinne empfunden ... :o) ... wenn man allerdings wochenlang nur Nadelwald sieht, ok, das mag dann schon dröge werden.

Ein wenig mehr zu denken gibt mir das Wetter. Ich war vor drei Jahren bereits in Finnland und bin mir bewusst, dass auch um Mittsommer bei weitem nicht immer die Sonne scheint. Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt sind allerdings schon happig, vor allem bei Regen. Das stösst wohl auf's Gemüt.

Noch einmal allen vielen Dank,

Andreas

Dein Motto ist super und trifft ins Schwarze! Ich lebe in der Schweiz und habe - wer hätte das gedacht - 'ne Menge Berge um mich herum, die ich auch mit meinem beladenen Reiserad rauf und runter bin (einige zumindest), insofern ist das Rad gut dafür ausgelegt (und ich auch bei entsprechender Flüssigkeits- und Nahrungszufuhr vorher, währenddessen und hinterher ...)

Hallo,
hier allgemeine Infos zum Klima in Finnland: Klick . Ich selbst habe Mittsommer meist sommerlich warm und mückenreich erlebt, auch während der vier Jahre, die ich in Rovaniemi am Polarkreis gelebt habe. Allerdings hab ich dort auch mal Schneefall Anfang Juni erlebt, was eine Überraschung auch für die Anwohner war. In Nordkarelien, wo ich viele Jahre gelebt habe, sowie hier Nord-Osterbotten habe ich bisher nur warme Juni-Monate erlebt.

Alles Gute,
Thomas

Das betrifft hauptsächlich die Finnmark. Weiter südlich ist das im Sommer selten, sonst würden dort auch kaum Bäume wachsen können.

Grüße

zaher

Ende Mai, Anfang Juni ist echt ne undankbare Zeit da oben ... Es ist wird nix grün oder wird grade grün und die Schneeschmelze ist mitunter im Gange .. War oft in Südnorwegen um die Zeit, da ist es so, dass der FRühling in den Tälern angekommen ist, aber in den Bergen, auf den Pässen noch sehr viel Schnee liegt, siehe z.B.hier: http://www.flickr.com/photos/bike-around-the-world/36767465/in/set-465249

Wenn das nicht stört, dann kann man es natürlich machen ...

Die Schneeschmelze könnte tatsächlich ein Problem sein. Selbst bei mir war im August der Boden oft sehr nass und durchgeweicht. Besonders fies ist das Moos in den Sümpfen.
Ich hatte blöderweise nur Schuhe mit Belüftungslöchern in der Sohle mit und bin daher die meiste Zeit barfuß gegangen

Ich bin ein Teil der Strecke gefahren:
Rovaniemi - Nordkap - Tromsø - Lofoten - Tromsø - Mosjøen
Ich finde dass es sich *sehr* gelohnt hat, wobei man natürlich endlos diskutieren kann, ob jetzt das Nordkap, die Nordkinnhalbinsel, Vardø oder die Gegend und Kirkenes und Grense Jakobselv am sehenswertesten ist. Ich habe alle vier aufgesucht.

In Finnland würde ich eher im Osten fahren, in der Nähe der russischen Grenze.