Hallo zusammen,

Es ist zwar noch lange nicht soweit, aber in maximal 2 Jahren möchte ich mit meiner
Freundin nach Südeuropa. (Bulgarien bis Portugal, mit dem Rad, ist ja klar)
Kann man das auch im "Winter" noch machen, also von Oktober bis April?
Oder macht das überhaupt keinen Sinn?

10 Grad am Tag würden uns schon reichen, wenn es dabei nicht zuviel regnet und auch noch die Sonne öfters mal scheint.

Danke und Gruss,
Thomas

Bei 10 Wunschgrad gibt es nur eine Möglichkeit, immer nur der Küste entlang. Mit etwas Glück könnte es dann funktionieren, auch mit dem Sonnenwunsch.

Der Temperaturwunsch sollte einigermaßen gut erfüllbar sein, wenig Regen und häufige Sonne kann dir aber niemand versprechen. Ganz im Gegenteil ist diese Jahreszeit auch in Südeuropa die mit dem meisten Niederschlag und dem meisten Wind. Und wenn ihr euch auf der Tour mal von der Küste ins Landesinnere verirrt, seid ihr recht schnell in höheren Gefilden mit entsprechenden anderen Temperaturen.
Gruß
Uli

Wenn ihr von Oktober bis April von Bulgarien nach Portugal fahrt, dann werdet ihr voraussichtlich Dezember bis Februar irgendwo zwischen Kroatien und Barcelona nahe der Mittelmeerküste entlang fahren. Dort hat es in dieser Zeit tagsüber Höchsttemperaturen um die 10 bis 14 Grad. Bei Windstille fühlt sich das an manchen Tagen in der Sonne wie 18 Grad an. Dagegen kann die Höchsttemperatur durchaus mal für mehrere Tage auf 6 bis 10 Grad fallen. Bei starkem Wind, der in dieser Zeit zwischen Côte d'Azur und Barcelona auch mal ein bis zwei Wochen lang bläst, fühlt sich das für mich wie -5 Grad an. Mit Regen muss man meiner Erfahrung nach an ein paar Tagen im Monat rechnen, dann aber teils recht heftig.

Beispielhaft kannst du dir mal die Wetterwerte für Perpignan vom Januar und Februar 2012 anschauen. Das war ein durchschnittliches Jahr und ist wahrscheinlich auch repräsentativ für die Küstenregion von Italien bis Nordspanien: Januar 2012, Februar 2012. Beachte, dass es sich bei den Windstärken (Rafale) um Maximalwerte in Böen handelt.

Grüße
Rainer

Auf den Balkan würde ich in der Zeit weitgehend verzichten - da kann sogar bei uns der Spätherbst gemütlicher ausfallen. Winter erst recht, denn da herrscht eher Territorialklima, milde Strömungen erreichen weit weniger das Binnenland. Schau dir mal in Atlanten die Topografie mit den zig Gebirgsketten und Tälern an sowie den Einfluss des Wetters aus dem Osten statt aus dem Westen. Wärme ist zudem an niedrige Höhenlagen gebunden, womit das Binnenland des Balkans weitgehend wegfällt (okay, Donau geht natürlich niedrig durch). Auch solltet ihr darauf eingestellt sein, dass die touristische Infrastruktur weitgehend zurückgeschraubt ist. Offene Unterkünfte können im Zweifel dann teuer werden, die Selbstversorgungslage unterwegs ist auch erheblich schlechter (wenig offenen Märkte, kaum Obst usw.). Fürs Aufwärmen muss man selbst sorgen, die Sonne bringt es nicht.

Eine andere Frage ist, was erwartet ihr euch von solch einer Reise? Wenn es nur ums Radfahren, um das Abenteuer geht, ist es okay. Wenn es um Landschaftserlebnisse geht, setze ich mal große Fragezeichen, da es die Zeit ist, in der die Vegetation schläft. Ein bisschen bunter Herbst vielleicht noch in Bulgarien und ein Hauch von Frühling an der Costa Brava zum Abschluss - vielmehr ist nicht drin. Mir würde das schon aus diesem Grunde nicht gefallen. Wintertristess bekomme ich hier zu Hause gratis. Globetrotter hingegen müssen zwangsläufig anders empfinden - das müsst ihr also wissen, wozu die Gefühle neigen.

Nun, das vorgeschlagene Gebiet ist ja rießig... Ich war schon ein paar mal im Oktober im Mittelmeerraum (Malta, Tunesien, Kreta) - da ist es i.d.R. noch richtig warm und man kann gut baden. Andererseits war ich auch mal überrascht, wie winterlich es noch Mitte März im nördlichen Italien war. Meterhohe Schneelagen und gesperrte Pässe hatte ich irgendwie südlich des Alpenhauptkammes nicht erwartet und Carneval in Venedig hatte ich mir auch wärmer vorgestellt (knapp über Null). Anscheinend müsst ihr also wirklich weit in den Süden und euch von den Bergen weghalten, damit das was wird.
Habt ihr auch mal an Nordafrika gedacht? Ich bin nicht auf dem Laufenden, was da die aktuelle Sicherheitslage hergibt, aber ich habe mit ziemlicher Begeisterung hier schon "winterliche" Reiseberichte von Algerien, Tunesien, Marokko usw. gelesen.

Das stimmt. Der Balkan kann definitiv sehr kalt werden, das ist was ganz anderes als Italien. Es herrscht Kontinentalklima. Insbesondere in Bulgarien und im Süden Rumäniens verlaufen die Gebirge in Ost-West-Richtung, die sibirische Luft kann ungehundert von Osten her zufließen. Die Karpaten und Dinariden sind Hochgebirge, auch dort ist es im Winter ordentlich rauh. Mediterranes Klima herrscht lediglich undmittelbar am kroatischen Küstenstreifen.

Was auch noch gegen die Wintermonate spricht: die Tage sind verdammt kurz. Aufgrund der südlicheren Breite zwar länger als in Deutschland, aber trotzdem zu kurz, um vernünftig radfahren zu können.

Gruß
Thoralf

Hallo,
du musst im Winter in Südeuropa mit sehr viel Regen rechnen. Einfach mal die Klimadiagramme entpsrechender Städte anschauen, dann wird das eindrücklich klar.
Unterkünfte sind oft sehr ungemütlich, da ohne Heizung.

Einigermaßen warm und oft trocken lassen sich die Wintermonate in Marokko, vor allem südlich des Atlasgebirges verbringen.

Ja, du; du hast es aber ja auch gut. Wenn der TE jedoch tatsächlich am Äquator wohnt, dann ist eine ordentliche europäische Wintertristesse vielleicht das, was er dringend braucht, um hinterher die Tristesse des ewigen Sommers besser aushalten zu können. Ich hätte keine Lust, in einer Gegend zu wohnen, wo nicht mal die theoretische Chance auf ein bißchen ernsthaften Winter besteht. (Ich habe allerdings wenig dagegen, wenn diese Chance dann nicht genutzt wird. )

Aber das erklärt vielleicht die verlangten 10 Grad Minimum, über die ich zunächst leicht erstaunt war. Das ist ja eine Temperatur, die hier in den vergangenen Jahren selbst im Juli nur mühsam überschritten wurde. Trotzdem stellte sich natürlich nie die Frage, soll ich jetzt radfahren, oder ist es zu kalt. Andererseits fragte mich meine andalusische Spanischlehrerin heute, als sie mich nach dem Kurs das Rad besteigen sah, ob ich keine Handschuhe hätte. Nachdem ich meinen Schock überwunden hatte, antwortete ich, daß es dafür ja wohl noch ca. 12 Grad zu warm sei.

Ich war zweimal im Herbst in Rumänien, einmal, glaube ich, Anfang Oktober, beim nächsten Mal ein paar Wochen später, und das Wetter dort wird mir durch seine eklatante Launenhaftigkeit immer in Erinnerung bleiben. Nach einem warmen Tag in Bukarest lagen am nächsten Morgen 20cm Schnee, der am folgenden Tag weg war, denn es waren wieder 20 Grad. Ich würde also auch empfehlen, das balkanische Binnenland gegebenenfalls zügig zu durchqueren und sich ansonsten am Mittelmeer zu orientieren (falls er das nicht ohnehin vorhat). Als ich einst kurz vor Weihnachten in Nizza war, herrschte definitiv Badewetter.

Ich sehe das Projekt also nicht so negativ, denn anscheinend haben die beiden ja ausreichend Zeit, um die eine oder andere Landregenwoche aussitzen zu können. Ich würde allerdings versuchen, noch ein paar Grad runterzuhandeln, denn was ist so schlimm daran, bei 5 Grad Fahrrad zu fahren, wenn die Sonne scheint?

Wolfgang

Wir haben "leider" das Problem, in Nordaustralien zu leben/ arbeiten. (in einem Hotel)
Im europäischen Winter haben wir hier Sommer bzw Regenzeit und so um die 40 Grad. Da ist nicht viel los hier und es ist einfach, längere Zeit frei zu bekommen.

Aber ihr habt schon recht..so eine richtig gute Idee war es nicht. Temperaturen sind wie gesagt nicht allzu wichtig, aber Regen, Wind und "schlafende Natur" ist ziemlich schlecht.
Wochenmärke mit Obst und Gemüse, baden gehen und so weiter gehört einfach dazu.
Ich glaube also das müssen wir irgendwie anders machen.. mal gucken

Neuseeland? Da ist dann auch Sommer.

Evtl. Thailand?

Gruß
Thoralf

Nachdem ich nun gesehen habe, wo ihr wohnt, musste ich doch leicht schmunzeln: Sehr viele von denen, die im Winterhalbjahr Fahrrad fahren wollen, zieht es nur wg. des Wetters in Gefilde südlich des Äquators - ihr aber wollt von dort weg.
Gruß
Uli