Radreise – Rhein – von der Quelle bis zur MündungDas ProjektAls ich vor 2 Jahren wieder mal den Rappel bekam, zum Nordkapp zu radeln wurde mir schnell klar, dass ich mich körperlich und materiell gut vorbereiten müsse – die letzten größeren Reisen (bis 1500 km) lagen schließlich schon über 10 Jahre zurück.
Durch eine Arbeitszeitverkürzung schaffte ich mir schließlich die Zeit, 12 Wochen frei nehmen zu können, für das ich meinen Kollegen und meinem Arbeitgeber dankbar bin -besonders dankbar bin ich meiner Frau, die mich nicht nur so lange weggelassen hätte, sondern auch in den Vorbereitungen so einiges ertragen musste.
Nach ausgiebigen Informationen wurde schließlich vieles neu angeschafft - als Krönung das Norwid-Gotland. Leider tat sich körperlich nicht so viel bei mir. Als alles beisammen war, dann die erste
Probe-Tour an der Weser – mit dem Ergebnis, dass das Nordkapp eine Nummer zu groß für mich ist. So wurden Traum B (Autorundreise durch Canada mit meiner Frau) und Plan C in Angriff genommen – der Rhein – von der Quelle bis zur Mündung. Ein kluges Buch gelesen („
Der Rhein “ von Bruno P. Kremer) und schließlich die 3
Bikeline Kartenbücher geholt. Da in dem Buch stand, dass der Rhein vor Urzeiten vor Liechtenstein entlang des heutigen Walensees, Zürichsees und Aare floss, ich den Bodensee bereits schon erradelt hatte, beschloss ich, durch die Schweiz zu radeln. Dazu noch von
veloland.ch die passenden Karten aus dem Internet geholt. Für den Rückweg von Hoek van Holland nach Westerstede durch Holland kaufte ich die „Basiskart“ von
niederlandfietsland.nl . Außerdem beschaffte ich kurzfristig das neue Garmin
Oregon 600 , weil ich dort nicht nur entsprechendes OSM-Kartenmaterial speichern konnte, sondern auch beliebig viele Geocaches, die ich by the way suchen wollte.
Die AnreiseDie Fahrradtaschen nach neuer Ordnung gepackt und nebenbei im Radio-Verkehrsfunk gehört, dass unsere Regionalbahnstrecke gesperrt ist und Schienenersatzverkehr angesagt ist - im Internet habe ich diese bestätigt bekommen und dann die Bahn-Hotline bemüht und schließlich die Auskunft erhalten, dass wenn ich sicher gehen wolle, dass ich meinen EC in Bremen bekommen wolle - ich dort direkt hinfahren müsse. Also brachte mich meine Frau nach Bremen - ein Formular Fahrgastrechte wegen der Kilometerentschädigung ist losgeschickt - schau`n wir mal!
Ansonsten hat die 1.Klasse-
Bahnfahrt in die Schweiz super geklappt, der Anschluss nach Disentis wurde erreicht und ich konnte den dortigen Campingplatz aufsuchen. Am nächsten Morgen ging es dann mit Bahn und leerem Fahrrad auf den Oberalppass und von dort zu Fuß 2 Stunden zum Toma-See (die „offizielle“ Rheinquelle) – ich war am Start !
Schweiz/LiechtensteinDas tollste sind die Berge - genauer die Abfahrten und die Ansichten, das zweittollste sind die Eisenbahnen und die Fahrradweg-Ausschilderung ist deutlich und umfassend.
Da der Rheinradweg trotz Gesamtgefälle am Anfang auch heftige Steigungen auf Feldwegen bringt, fuhr ich diese fiesen 30 Kilometer ab Ilanz mit der Bahn und zuvor auf der Straße. Übernachtet wurde auf dem Campingplatz vor Triesen (Liechtenstein). Weiter nach Zürich, wo ich ab Pfäffikon mit der S-Bahn nach Zürich weiter fuhr, da ich mein Tagespensum erreicht hatte und die 30 Kilometer nach Zürich nicht sehr spannend erschienen. Dort auf „schrecklichem“ Stadt-Campingplatz übernachtet. Nächsten Tag entlang des Limmat und der Aare an den Rhein - ein Stück auf deutscher Seite bis nach Möhlin (CH) auf den Campingplatz.
Dann mal wieder auf deutscher Seite bis nach Basel, dort dann wieder linksrheinisch nach Frankreich und überwiegend über Landstraßen und Wegen an Kanälen nach Neuf-Briesach auf einen tollen Campingplatz.
FrankreichAuf ruhigen Landstraßen durch landwirtschaftliche Flächen und vor allem entlang des Canal du Rhône au Rhin bis nach Straßburg und dort ein Hotel für 2 Nächte mitten in der Stadt bewohnt - es war Nationalfeiertag und Bombenwetter – eine nette Stadt ! Das Fahrrad konnte dort in einem Parkhaus im überwachten Bereich kostenlos abgestellt werden. Nach einigen Landstraßenkilometern ging es dann schließlich mal wieder direkt an den Rhein - eine Umleitung war gut ausgeschildert und brachte mich schließlich nach Lauterbourg auf den Campingplatz.
Die Radwege waren gut ausgeschildert und die von mir frei gewählten Landstraßen waren angenehm befahrbar.
DeutschlandEntlang des linken Rheinufers ging es bis nach Düsseldorf und dann wieder ab Duisburg überwiegend nach ausgeschilderter Route, manchmal aber auch die ein oder andere Rheinschleife abgekürzt. Die Ausschilderungen sind vor allem in den Städten eher unauffällig und habe ich des Öfteren übersehen.
In Speyer war ich wieder für 2 Nächte in einem, nicht zu empfehlenden Hotel. Am radfreien Tag das Technikmuseum und das Landesmuseum besucht – beides sehr interessant.
Am nächsten Tag den Rheinterrassenweg von Worms nach Oppenheim gewählt, da am Rheinradweg eh Umleitungen sein sollten. In Oppenheim eine Nacht in einer Pension genächtigt, da dort kein Campingplatz war.
Dann ging es endlich an den „romantischen“ Mittelrhein, direkt am Rhein mit tollen Aussichten auf guten Wegen. Campingplätze gegenüber der Loreley und am Ende in Rolandswerth besucht.
Am Sonntagvormittag durch Köln (ging erstaunlich gut - trotz Volkslauf) bis nach Stürzelberg, um dort mein Zelt aufzubauen. Den nächsten Tag musste ich bis nach Xanten, weil kein Campingplatz vorher gewesen ist. Durch einige Abkürzungen schaffte ich es in 100 Kilometern, wo ich doch sonst nur so 80 bis 90 Kilometer fahren wollte.
In Düsseldorf auf der „Kö“ hatte ich genau meinen 1000sten Kilometer!
NiederlandeErstes Ziel war Wageningen, zweites Dordrecht, drittes Hoek van Holland. Der ausgeschilderte Radweg geht nicht auf direktem Weg und hat so einige Schlenker eingebaut. Um mein Pensum nicht zu überreizen, bin ich viele Strecken auf direkterem Weg gefahren und habe dabei das Knotenpunktsystem der Holländer schätzen gelernt. Verfahren fast unmöglich. Fast alle Straßen sind radfahrfreundlich angelegt - ein Genuss auf diesen zu fahren!
Schließlich war das Ziel erreicht - auf der Mole gesessen und auf schöne 19 Tage und interessante 1360 Kilometer durch unterschiedliche Landschaften und Kulturen zurückgeschaut.
Der Ausblick auf die Rückreise war schon etwas wehmütig, durch die vielen Gewitter wurde es auch nicht besser. Nach einem Ruhetag auf unruhigem Campingplatz ging es also Richtung Heimat - geplant waren 5 Tage, doch der heftige Westwind trieb mich an den ersten Tagen viel weiter (130 und 120 Kilometer), so dass ich es schließlich in 4 Tagen schaffte. Campingplätze in Petten, Marrum und Zeerijp waren meine kurzfristige Heimat, eh es am 31.07. über Delfzijl mit der Fähre nach Emden ging, von wo aus noch 65 ostfriesische Kilometer vor mir lagen. Der Unterschied zwischen holländischen und deutschen Straßen, Wegen und Radwegen ist schon enorm – man sind unsere schlecht !
ZusammenfassungNach 1817 Kilometern an 20 Fahrrad- und 5 „Ruhe“-, bzw. Reisetagen bin ich wieder zu Hause !
Das Wetter war mir gnädig gestimmt - nur 1 Tag mit Regen, Temperaturen an allen Tagen über 20 Grad, nein eher 30 Grad. Der Gegenwind hielt sich in Grenzen und der Schiebewind der letzten Tage war eine Belohnung.
122 Geocaches konnten gefunden werden.
Körperlich habe ich alles gut überstanden, die Probleme während der Fahrt wurden weniger -NUR ein Problem bleibt: Der Sattel – hier besteht dringender Handlungsbedarf, einen Sattel zu finden, der mein Freund ist! Aber dank Baby-Creme ist nichts kaputt gegangen.
Ein weiteres Sorgenkind ist die mobile Stromversorgung, im wesentlichen die Ladung der AA-Akkus für das Garmin, was aber durch Ladungen in den Hotels oder kleineren Campingplätzen ausgeglichen wurde. Das Garmin Oregon 600 scheint mir noch nicht ausgereift - meines hat eh einige Macken, weshalb ich kurzfristig ein zweites zugeschickt bekam, was die Reise als Reservegerät mitgeschleppt wurde.
Das Projekt „Nordkapp“ habe ich in der ursprünglichen Form aufgegeben. Weitere Radreisen werden sicher zeitlich bedingt kürzer ausfallen oder ganz anders, wenn diese mit meiner Frau stattfinden. Wir werden es sehen !
Wer konkrete Informationen zu Campingplätzen, Streckenabschnitten etc. haben möchte, darf mich gerne anschreiben.