Hallo--hat jemand Erfahrung allgemein mit Radreisen durch Polen? Will von Sczecin zur Danziger Bucht und dann weiter bis Littauen.Wie ist es mit der Sicherheit bei freiem zelten in Polen bestellt?Was sollte man überhaupt beachten? carpe diem! Hotte

Hallo Hotte,

Radreisen in Polen ist wirklich ein Vergnügen. Wenn Du dich an die dreistelligen Straßen hälst, bist du schonmal gut aufgehoben (Straßenqualität und Verkehr). Ich hatte bisher auch keine Probleme auf 2-stelligen und fand den Verkehr allen Vorurteilen zum Trotz sehr defensiv und rücksichtsvoll (besser als in Deutschland).

Die Verpflegung in Polen gestaltet sich zudem einfach, da es in jedem kleinen Dorf einen Laden (Sklep) gibt, in dem man alles Wichtige bekommt.

Wild gezeltet habe ich in Polen noch nicht, doch kann ich mir vorstellen, dass es kein großes Problem darstellt, da Polen im Mittel nicht soooo dicht besiedelt ist, und (Achtung: Pauschalisierung ohne Beweis) sowas im ehemaligen Osten ja eher toleriert wird. Zur Not liegen zudem auf deinem Weg (Küste, Masuren) genügend Campingplätze.

Wild zelten in Polen ist eigentlich nicht gestattet. Dem polnischen Fremdenverkehrsamt sind aber keine Fälle bekannt, in denen das geahndet wurde. Wir wurden einmal beim Wildcampen nachts von der Polizei aufgesucht, aber die haben nur geguckt, ob die Zelte bewohnt sind. Wir durften dann weiterschlafen.

Die Versorgungssituation in Polen ist (wie schon gesagt) ausgesprochen gut. Entgegen den Empfehlungen habe ich das Wasser aus dem Hahn immer getrunken - ohne Probleme.

Kannst auch noch mal hier reingucken: http://radreise-wiki.de/Polen

Beachten sollte man das Alkoholverbot im Straßenverkehr, das auch für Radfahrer gilt. Öffentliches Trinken von Alkohol (also mit der Bierflasche im Park oder in der S-Bahn) ist eigentlich nicht gestattet, wird aber trotzdem praktiziert. Vor Deinem Zelt wird niemand was dagegen haben.

Polnische Radwege können über sehr buckelige Straßen geführt werden (Waschbrettpiste, Tiefsand...), eine Ausnahme ist der R1. Auf Landstraßen ist das Fahren überhaupt kein Problem.

Kartenmaterial: Im Moment wird in Polen sehr viel gebaut. Auf älteren Karten können neue Schnellstraßen (S) und Autobahnen (A) fehlen. Die DK16 durch Masuren in Richtung Litauen wird zur Zeit autobahnartig ausgebaut. Teilweise gibt es die alte Straße noch parallel. Am besten schaust Du mal bei OpenStreetMap, das scheint recht aktuell zu sein.

Gruß
Thoralf

Ich fand das Fahren auf polnischen Nebenstraßen immer sehr angenehm. Dabei muss man aufpassen nicht jene der allerkleinsten Kategorie zu erwischen. Ab und an sind die unbefestigt: tiefer Sand, Waschbrettpiste oder, extrem nervig: alte preussische Feldsteinpflasterung kommen vor.
Wir haben in Polen schon mehrfach wild gezeltet, auch wenn offiziell nicht erlaubt. Probleme gabs damit bisher nicht, obwohl wir eigentlich nie unentdeckt blieben.

Beachten? Verkostung des polnischen Bieres nicht vergessen und am leckeren polnischen Essen nicht sparen
Die Skleps sind super, was die Spontanversorgung unterwegs betrifft. Allerdings sind das meist klassische Tante-Emma-Läden. Da musst du mit Händen und Füßen oder besser noch in polnischer Sprache verständlich machen, was du von hinter der Theke haben möchtest. Supermärkte gibts aber auch genügend (Biedronka ist ne große polnische Kette) und -Katholizismus hin oder her- Selbst an Sonn- und Feiertagen ist in der Regel geöffnet.

Bei deiner Tour kannst du über die Halbinsel Hel (viele CPs und Badestrände) fahren und dann von der Ostspitze aus die Fähre nach Danzig nehmen. Dabei bekommst du gleich ne Sightseeingtour durch die Solidarnosc-Gründungsgegend: Das Danziger Werftviertel; es geht vorbei an der Westernplatte (Beginn des Weltkrieges "seit 5:45 Uhr wird zurückgeschossen" und ner historischen Festung).

Hallo--allen recht herzlichen Dank für die Hinweise und Tipps. Da kann ich ja beruhigt losfahren! carpe diem! Hotte

Das mit dem Bauen bezieht sich teilweise auch auf Campingplätze: Es kann sein, dass sie verlegt wurden oder gar nicht mehr da sind. Außerdem sind früh im Jahr die Skleps in stark touristisch genutzten Gegenden (Masuren) manchmal noch nicht geöffnet, ggf. also Vorräte ein bisschen mehr als sonst aufstocken, bevor man in ein solches Gebiet fährt.

Sowas Ähnliches wie Naturlagerplätze habe ich ab und zu auch gesehen, kann mich aber nur noch an Schilder erinnern.

Viel Spaß, in Polen radeln macht wirklich Freude!
Willst Du auch nach Litauen ’rein?

Am R1 gibts einen ungefähr hier: klick (es ist NICHT das Zeltplatzsymbol rechts davon). Dummerweise war er weder angekündigt noch in der Karte eingezeichnet, so dass wir uns ca. 2 km vorher nördlich in den Wald geschlagen haben. Am nächsten morgen haben wir ihn dann kurz nach dem Losfahren bemerkt.

Gruß
Thoralf

Hast Du sonst weitere Erfahrungen mit diesen Plätzen? Z.B. wie anfällig sie sind für Besuche der jeweilig näheren Dorfjugend?

Puuuh... keine Ahnung. Da würde ich die gleiche Vorsicht wie in Deutschland an den Tag legen. Auch hierzulande bin ich schon beim Wildzelten belästigt worden (und die waren aus dem Jugendalter schon lange raus, eher so um die 50 - 60).

Ich habe in Polen wiederholt Schilder gesehen, dass Leute ihren Garten zum Zelten vermieten. Da aber eher in Touristengegenden als in der Pampa. Einmal habe ich das gemacht, da gabs dann Duschen und Toiletten im Haus separat für die Zeltgäste.

Gruß
Thoralf

Ja-und von da aus immer weiter....lettland-estland-finnland usw. , aber erst nächstes Jahr,jetzt nur mal Polen als Test. carpe diem! Hotte

Genau das meine ich auch-ob an den Sch...spruch: kaum gestohlen,schon in... Polen was dran ist oder man erhöhte Wachsamkeit an den Tag legen sollte?! carpe diem! Hotte

Ist nix dran und ein sehr unschönes Klischee, dass man nicht immer wieder bedienen sollte.
Grenzkriminalität ist kein spezifisch polnisches Problem, das gibts überall auf der Welt.
Und geklaut wird auch überall; bei meinem Arbeitskollegen in der Familie gibts seit Montag ein Auto weniger...
Der Einfluss des Landes ist dabei sicher viel weniger relevant als Stadt/Land usw. Mich würde wirklich mal interessieren, wem auf Radreise schon mal der Bock abhanden gekommen ist, halte dies für extrem unwahrscheinlich.
Dass ich in einer Großstadt auf meine Brieftasche Acht gebe, sollte selbstverständlich sein.

In Touristengebieten (z.B. Innenstadt von Danzig, Bäder an der Ostseeküste) sollte man natürliche Wachsamkeit an den Tag legen. Wie überall auf der Welt. Auf dem Land oder in kleineren Städten habe ich mein Fahrrad nie angeschlossen, wenn ich mal fix in einem Laden war. Da habe ich das Gefühl, dass die Bevölkerung grundehrlich ist.

Und falls es Dich beruhigt: die unruhigen Geister sind ja alle weggegangen.

Gruß
Thoralf

Ich hatte mich auf meiner letzten Polentour im Wald nieder gelassen, aber immer recht abseits von der nächsten Behausung. Keine Probleme. Angst vor Diebstahl muss man m.E. in den kleinen Dörfern auch nicht haben. Mir sind nur nette Leute begegnet.
Die Nebenstraßen waren perfekt geflickt - keine Schlaglöcher aber da Flicken an Flicken grenzte alles kräftig buckelig.

rainer*

Hallo,
ich bin nun schon 3mal durch Polen geradelt, einmal von Riga auskommend quer durch, und wir haben eigentlich immer wild gezeltet und nie schlechte Erfahrungen gemacht. Eher das Gegenteil, dass etwa Leute uns Frühstück, oder mal nen Fisch, oder Eier oder sonstwas schenkten.

An 2 Aufenthalte auf Zeltplätzen habe ich dagegen sehr schlechte Erinnerungen: einmal feierte eine Gruppe Jugendlicher in nächster Nähe höchst lautstark bis morgens 6 Uhr einen Geburtstag, das andere Mal wurde mein Zelt ausgeplündert. Ich hatte es nachts wegen des starken Regens und weil es nicht dicht war, zugunsten einer trockenen Schlafmöglichkeit verlassen. Das hatte wohl jemand mitgekriegt. Es waren aber just auf dem Zeltplatz auch gerade eine große Gruppe Roma/Sinti (?), solche mit großen Limousinen und Wohnwagen. Ich tippe eher darauf, dass die das waren.

Grüße Horst-H.

Also alles so wie anderswo. Hatte auch nicht wirklich Bedenken,aber mal nachfragen kann nicht schaden. Also dann:Auf die Radl hüpf ;-)) carpe diem! Hotte

Nur noch eins: wenn Du an der russischen Grenze entlang fährst, pass auf, dass Du sie nicht versehentlich überschreitest, dafür brauchst Du ein Visum.

Wünsche jede Menge Spaß!