Hej zusammen,

meine Partnerin und ich haben lange überlegt, wo es dieses Jahr denn mit dem Rad hingehen soll. Da wir 2011 den Ostseeküstenradweg bis Swinemünde und von dort aber Richtung Süden abgebogen sind, möchten wir nun ein wenig weiter Richtung Osten reinschnuppern und zwar bis St. Petersburg fahren.

Wir haben im August ziemlich genau einen Monat Zeit, von den Kilometern her sollte das locker für uns zu schaffen sein, sodass wir noch genug Zeit für die Städte und Freundesbesuche auf dem Weg haben werden.

Es soll großteils die Ostseeküste langgehen, durch Polen, Kaliningrad, das Baltikum und Russland. Abstecher ins Hinterland nicht ausgeschlossen und natürlich soll auch der kulturelle Aspekt nicht zu kurz kommen.

Diesen Thread eröffne ich jetzt schon mal und werde ihn nach und nach mit Fragen zu Strecke, Unterkünften, Land und Leuten, etc. füttern. Wer diese Strecke oder Teile davon bereits gefahren ist, darf sich eingeladen fühlen, sich zu äußern.

Eine Frage gleich vorweg, wichtig für mich, da ich für die Navigation und An- und Abreise zuständig bin:
- Ist jemand von Euch schonmal mit Fähren zurück von St. Petersburg nach D gefahren? So wie ich mir das inzwischen durchgerechnet habe, wären wir fast drei Tage nur mit der Rückreise beschäftigt, da wir von Rostock auch wieder mit der Bummelbahn zurück ins geliebte Bayern müssen. Da das nach einem Urlaub draußen auf dem Rad irgendwie "einengend" werden kann, gleich zur zweiten Frage:
- Ist jemand von Euch schon von St. Petersburg zurück nach Deutschland geflogen? Wie sehen die Bestimmungen des Bodenpersonals bezüglich der Räder denn aus? Ganz verpacken oder nur teilweise oder gar nicht oder gehts nicht? Recherchen ergaben bisher, dass die Rückreise nach Nürnberg per Flieger knapp fünf Stunden dauern wird und auch noch deutlich billiger (also erstmal exklusive Räder und Übergepäck) als Fähre und Zug ist.

Der nächste Fragenteil ist eher für meine Partnerin interessant, zuständig für Kultur- und Rahmenprogramm sowie alles rund ums Visa:
- Hat jemand schonmal konkrete TIPS FÜR POLEN? Wir müssen auf jeden Fall in Masuren vorbei, da wir dort Leute kennen, die wir letztes Jahr in Slowenien aufgepickt haben und für ein paar Tage nach Mainfranken entführt haben (die wollten irgendwann gar nicht mehr weg )
- Wie funktioniert denn Aus- und Einreise Kaliningrad? Ein Visum brauchts wohl, müssen da die genauen Tage im Vorfeld angegeben werden? Könnte ja mit Rad schwierig werden...
- Visum für Russland ist auch noch nicht ganz der Groschen bei uns gefallen. Auch hier sind wir offen für Tips.

Wir sind erst in der Googlephase unserer Planung angelangt. Soll heißen, wir haben noch kein Kartenmaterial, Bücher oder ähnliches gesichtet. Für konkrete Tips haben wir gerne ein offenes Ohr (Reiseberichte, Routenbeschreibungen online, etc.) Wir fahren eigentlich immer bei solchen Reisen mit Papierkarte und GPS und würden das auch gerne beibehalten. Für Polen haben wir bereits ne Garmin-Topo Karte, für die restlichen Länder auf der Route leider noch nicht.

So, sind gespannt, wie sehr unsere Anliegen auf Resonanz treffen. Bitte macht uns den Gefallen und füttert den Thread nicht mit themenfernen Diskussionen.

Hejda, Eva und Sven

Hi,
ihr braucht für Russland ein Touristen-Visum mit 2maliger Ein/Ausreise. Erste Ein/Ausreise ist Kaliningrad.
Organisiert hat das für uns ein darauf spezialisiertes Reisebüro, wenn ich mich recht irre, ca.65€ (inkl "Einladung"), Adresse kann ich bei Bedarf raussuchen.
Rückflug von SPB mit Rossiya Airlines. Sportgepäck mußte angemeldet werden, war aber innerhalb der Freigepäckgrenze 35kg kostenfrei. Diese Info ist ca 3 Jahre alt, guck mal nach den aktuellen Bestimmungen.
Da sie am Fluchhafen SPB nix hatten, um die Räder zu wiegen, mußten sie unsere Angabe 11kg glauben
Es gab überhaupt wegen der Räder beim Checkin einige Verwirrung seitens des Personals. Wir mußten sie schließlich neben dem Checkin-Schalter stehen lassen. 2 waren mit einem einfachen Überwurf (Fahrradgarage)"verpackt", 2 gar nicht.

In Polen würde sich eine Fahrt auf dem oberländischen Kanal anbieten, die nehmen auch Fahrräder mit!

Viele Grüße,
Kathrin

Im Prinzip ja, nur dieses Jahr nicht. Der Kanal ist wegen Reparaturarbeiten außer Betrieb. Man könnte allerdings die Haltungen abgelassen sehen. was wegen der waagerechten Lage, in der die Slipwagen in die Haltungen einfahren, interessant sein sollte. Auf die Lösung mit den Zusatzschienen bin ich jedenfalls von selber nicht gekommen.

Meine Bruder vor zwei Jahren. Ich glaube, die haben Pedale abgeschraubt, Lenker verdreht und Luftpolsterfolie drumrumgewickelt. Sie mussten wohl ein wenig Überredungskunst anwenden.

Gruß
Thoralf

Ich !

Pedale ab, Lenker quer und ohne Verpackung ging es ab.
Bei mir war es vollkommen einfach.
Bin mit Air Berlin nach Düsseldorf geflogen.

Hab im letzten Sommer die gleiche Erfahrung gemacht. Aufgabe des unverpackten Rades war kein Problem. Sei nur rechtzeitig am Flughafen, denn zumindest bei mir wars so, dass sich schon vor dem Haupteingang eine lange Schlange gebildet hatte, weil es dort bereits einen ersten Sicherheitscheck gab. Dann natürlich noch Checkin, Gepäckaufgabe und zweiter Sicherheitscheck. Außerdem hat die Taxifahrt zum Flughafen ewig gedauert. Zum einen, weil das (vom Hotel bestellte) Taxi erst eine gute Stunde später gekommen ist. Zum anderen, weil die Hauptstraßen von St. Petersburg sowas von voll sind, dass da kaum ein Durchkommen ist. Also: genug Zeitpuffer einbauen, dann ist der Abflug mit Rad kein Problem.

Gruß, Gereon

Ich bin im letzten September Berlin-Petersburg gefahren. Tagesziel war jeweils 150km, so dass ich nach gut zwei Wochen da war. Ich habe immer zwei mal gezeltet und dann einen Tag im Hotel / Pension verbracht. Empfehlen kann ich auf jeden Fall die [url=www.ecotouristfarm.pl]Ecotouristfarm[/url] in der Nähe von Krzyz (Kreuz). Der beherbergende Biobauer spricht dank mehreren "Praktika" bei einem Biobauern in Bayern.
Meine rudimentären Russischkenntnisse haben in den baltischen Staaten geholfen, es sprechen noch viele Leute russisch. Andere Sprachen wie Englisch oder deutsch eher weniger.

Das mit dem Zweifachvisum für Russland war ja schon erwähnt. Das bekommst Du einschließlich einer Einladung im spezialisierten Reisebüro. Den Affentanz auf der Botschaft würde ich mir nicht antun - bei mir kostete der Service des Reisebüros 20 Euro und das war es auch wert. Die Tage müssen bei der Beantragung angegeben werden. Da es ein Monatsvisum ist, kannst Du ja den Rückflug als letzten Tag angeben und die Einreise 30 Tage eher. Einreise war nach Kalliningrad recht entpannt, da der Grenzübergang nur für Fahrzeuge war und die Kontrolle mich netterweise vor gewunken hat, weil es regnete.
Unangenehmer war der Grenzübertritt in Ivangorod, hier galt ich als Fußgänger, musste lange warten, das bepackte Fahrrad um Sperren bugsieren, die für Fußgänger waren und ein sehr unfreundliches Personal... Bewundern kann man auch die Schengen-Außengrenze, die die halbe Stadt verschandelt. Die Einreise ist ein hochwichtiger hoheitlicher Vorgang in Russland Hierbei ist auch ein Zettel auszufüllen, der bei der Ausreise wieder abgegeben werden muss ("Migrationskarte"). Hier muss auch die geplante Ausreise eingetragen werden. Registrieren lassen habe ich in Kalliningrad das Visum nicht, da ich nur einmal übernachtet habe, war es nicht nötig. Interessanter war es in Petersburg, wo ich ordnungsgemäß das Visum registrieren lassen wollte, was nicht geklappt hat. Das Hostel machte es prinzipiell nicht (war da der einzige Ausländer). Die Post machte es am Ende auch nicht, weil die angeblich nur registrieren, wenn eine Privatperson die Unterkunft stellt. Bin 4x auf der Post gewesen, immer fehlte mindestens irgendwo ein Stempel auf den Formularen oder war was nicht so ausgefüllt, wie sie es wollten - dann war alles OK aber wurde nicht registriert, weil die Übernachtung im Hostel war und da wären die wohl zuständig. Dann habe ich es aufgegeben. Und bei der Ausreise hat keiner danach gekräht.
Literatur: Hier kann ich "Europaradweg R1" von Detlef Kaden empfehlen. Das ist gleich mit Navitrack und einer guten Radwegbedienungsanleitung in Buchform mit Papierkarte, die auch etwas nach links und recht schaut. Rückblickend betrachtet, hätte ich zwischen Ivangorod und St. Petersburg auf die offizielle Strecke verzichten sollen, die ist nicht so prall. LKW an LKW halt. Und ein zwar breiter, aber dafür miserabler Standstreifen.
Für die Länder habe ich bei der Reisebank etwas Geld eingetauscht (man läuft ja bei der Tour mit 5 Währungen rum!), Geld am Automaten ziehen war eigentlich mit EC-Karte kein Problem. Bezahlen mit Kreditkarte ging natürlich auch problemlos. Nur dass in Russland nicht jede Bank auf meine EC-Karte auszahlen wollte - wenn's nicht klappt, einfach die nächste Bank probieren...

Der Rückflug dauert übrigens nur 5 Stunden, weil Dir hier die Zeit geklaut wird, die man dir bei der Hinfahrt mal geschenkt hatte

Ich habe in St. Petersburg einen Abstecher zu Obi gemacht und
Malervlies, Klebeband und Heizungsrohrisolierung gekauft. Vor der Kasse lag noch eine Rolle Stretchfolie im Angebot, das war das Ergebnis (Christo lässt grüßen):



Nach einer halben Stunde war es von Fahrbereit in diesem Zustand. Und ich hatte in der Abfertigungshalle beim Einwickeln ein sehr dankbares und interessiert schauendes Publikum
Der Flughafen ist per Rad recht gut zu erreichen, man sollte allerdings etwas schmerzfrei sein - die Straße dahin ähnelt eher einer Autobahn als einem Radweg.

Generell Karten: Ich bin mit OSM gefahren. Die Abdeckung ist aber teilweise recht dünn, grade im Kalliningrader Gebiet. Mit dem Track auf dem Handy (dann ohne hinterlegte Karte) war es aber kein Thema. Ansonsten hatte ich ja noch die beiden Büchlein mit (siehe oben). Die reichen alleine auch schon als Karte aus.

rainer*

Hello,

geh in Nürnberg zu Julia Reisen in der Landgrabenstrasse 32/34. Die können dich gut beraten bzgl. Visa und Beförderungsbestimmungen. Ich habe dort meinen Flug Frankfurt-Moskau-Novosibirsk-Yakutsk und Yakutsk-Novosibirsk-Frankfurt gebucht zzgl. der Visa, hat alles super funktioniert. Allerdings war ich mit Rucksack und nicht mit Rad unterwegs.

P.s. die grossen Einfallstrassen nach St. Pete solltest du meiden. Das ist schon mit dem Auto ein Eiertanz. Ausserdem gibt es in der Stadt so gut wie keine Wegweiser. Ohne Navi hätte ich aus St. Pete damals nicht rausgefunden- da war ich mit eig. Auto von Nürnberg aus unterwegs.

Bye.
Fuchter

Ich bin 2008 einen Monat lang von Swinemünde nch St.Petersburg gefahren, fast immer der Küste entlang oder über Inseln. Bilder sowie di Routenübrsicht könnt ihr auf https://picasaweb.google.com/100936285236581376857/Baltikum2008# nachschauen. Es war ALLES sehr lohnend un interessant. Leider gibt es aber wohl im Moment die Fähre von Ventspils aus nach Saaremaa (Estland) nicht mehr.
Ich kann die ganze Region nur bestens empfehlen!
Gruss
Paarios

Vielen Dank, Deine Bildergalerie macht Lust auf mehr. Vor allem Deine Pics über KM-Angaben fanden wir sehr interessant.

Gruß, Sven

wo finde ich die km Angabe? Mich würde es interessieren wie lang die gesamte Strecke ist.

Gruß Renata

Hej, wir sind deutlich weiter in unseren Reiseplanungen:

- Der Rückflug bringt uns mit kleinem Schlenker über Berlin recht flott nach Nürnberg.
- Die Reisepässe sind vom Reisebüro aus auf den Weg zur Botschaft geschickt worden.
- Kartenmaterial haben wir nun: Vom World Mapping project die Kartenblätter für Polen Nord, Litauen, Lettland und Estland; sowie für die Strecke ab Elblag haben wir die Büchlein von Detlef Kaden.

Einzig die Anreise nach Ahlbeck macht uns noch Sorgen. Die Bahn und ihre Vollhonks können mir nix buchen, auch wenn der Sparpreis im Internet noch verfügbar ist. Es sieht wohl aus, als ob wir da auf ne 14 Std. Bummelfahrt durch die Republik starten müssen mit sechs Umstiegen auf Regionalzüge.

Kommen wir mal konkret zum ersten Abschnitt der Reise, also Polens Ostseeküste. In Gdansk wollen wir auf jeden Fall einen Pausentag machen, wird wohl der erste der Reise sein. Dort hin gehts wahrscheinlich über die Halbinsel Hel. Zwischen Swinemünde und Hel werden wir so weit als möglich an der Küste lang fahren. Weiter haben wir noch nicht so die zündende Idee.

Habt ihr Tips, Vorschläge, Anregungen, schöne Pensionen, Pennplätze beim Bauern, empfehlenswertes regionales Bier oder ähnliches im Kopf? Dann bitte postet uns das.

Ab Gdansk gehts weiter die Küste lang, bis wir dann bei Gronowo - Mamonovo die Grenze ins Kaliningrader Gebiet überqueren. Gibt es eigentlich eine Möglichkeit, auf der frischen Nehrung die Grenze zu passieren, oder muss man übers Festland, also den beschriebenen Grenzübergang einreisen?

Gruß, Sven

Hier www.r1-radweginfo.de gibt es einen Etappenkalkulator mit allen Entfernungsangaben zum R1, von Frankreich bis St. Petersburg.

Viel Spaß

Die Barnimer